Politik

Bürgermeister Erwin Güsting ist maßlos enttäuscht: „Menschlich und politisch unterste Schublade“

Erwin Güsting, Noch-Bürgermeister von Raeren. Foto: Screenshot BRF

Nachdem er am Donnerstag im Gemeinderat von Raeren gegen seinen früheren Koalitionspartner Ecolo Dampf abgelassen hatte, insbesondere gegen den Ersten Schöffen Ulrich Deller, hat sich Noch-Bürgermeister Erwin Güsting („Mit Uns“) in einem offenen Brief, der in alle Haushalte der Gemeinde verschickt wird, an die Bevölkerung gewandt.

„Ich wende mich ein letztes Mal an Sie in meiner Funktion als Bürgermeister dieser Gemeinde“, heißt es zu Beginn in dem Brief von Güsting, den „Ostbelgien Direkt“ als Anhang zu diesem Artikel integral veröffentlicht.

„Es war mir eine Ehre und eine Freude, die Geschicke Raerens zu lenken. Dabei hatte ich nur die Zukunftsfähigkeit des Ortes und das Wohlergehen der Menschen im Sinn. Leider habe ich das politische Taktieren nicht so gut beherrscht wie der Koalitionspartner Ecolo und die Opposition CSL.“

raeren rathaus neu

Das Raerener Gemeindehaus. Foto: OD

Er schäme sich, mit dieser Art der Politik auch nur ansatzweise in Verbindung gebracht zu werden. Er könne versichern, dass es zu keinem Zeitpunkt der Koalitionsarbeit Differenzen gegeben habe, die er als unüberbrückbar betiteln könne – auch nicht im Fall der Schule Lichtenbusch.

Was dann passierte, sei „menschlich und politisch unterste Schublade“, so Güsting. Die Art und Weise, mit der Ecolo versucht habe, ihre Forderungen durchzudrücken, erachte er als „höchst verwerflich“.

Dann heißt es in Richtung CSL: „Der zukünftige Koalitionspartner sollte sehr gut darüber nachdenken, bevor er seine Unterschrift auf einen Misstrauensantrag gegen ‚Mit Uns’ setzt und eine Koalition mit einem zu misstrauenden Partner eingeht.“

Gemeindepolitik sollte anders sein, so Güsting, der sich am Ende des Schreibens bei den Raerener Bürgern bedankt „für das entgegengebrachte Vertrauen“.

Den Brief von Erwin Güsting können Sie in voller Länge lesen unter folgendem Link (bei Smartphones das Feld „Oder weiter zur Website“ anklicken):

Bürgermeisterbrief Erwin Güsting

Ecolo Ostbelgien bedauert: „Das war ein Fehler“

Am Freitag nahmen auch die beiden Co-Präsidenten von Ecolo Ostbelgien, Ingrid Rosenstein und Pascal Collubry, zum Mehrheitswechsel in Raeren Stellung.

Die beiden Co-Präsidenten von Ecolo-Ostbelgien, Pascal Collubry und Ingrid Rosenstein. Foto: Ecolo

Man habe zwar von den Differenzen zwischen den beiden Mehrheitsfraktionen in Raeren gewusst, trotzdem sei man vom Bruch der Koalition überrascht worden. Die Raerener Fraktion habe die Entscheidung, die Koalition zu verlassen, autonom gefällt, hieß es. Die Art und Weise, wie die Koalition aufgekündigt wurde, habe man mit „Bestürzung“ zur Kenntnis genommen.

„Auch wenn es gute Gründe für die Entscheidung gab, ist es für uns nicht in Ordnung, einen Koalitionspartner zu verlassen, bevor alle Möglichkeiten einer gütlichen Einigung ausgeschöpft sind. Zuverlässigkeit, Vertrauen, Dialog und verantwortungsvolle Regierungsführung sind Werte, für die Ecolo im ganzen Land einsteht. Das Verhalten von Ecolo Raeren letztes Wochenende entspricht nicht diesen Werten, und das war ein Fehler – aus politischer -, aber auch aus menschlicher Sicht“, so Ingrid Rosenstein und Pascal Collubry. (cre)

Zum Thema siehe auch folgende Artikel auf OD:

38 Antworten auf “Bürgermeister Erwin Güsting ist maßlos enttäuscht: „Menschlich und politisch unterste Schublade“”

  1. Politische Fliegenträgern kann man scheinbar nicht trauen oder bauen nur Misthaufen (um das Wort Sch* zu umgehen) : Da ist ein Herr Deller, ein Herr Di Rupo, der Viren-Kalle aus Deutschland und sicher noch viele mehr.

    • Ja Petz, aber das war nach den Wahlen und Herr Laschet mit seiner Partei als Wahlsieger hatten das recht sich einen Koalitionspartner auszusuchen, war nicht schön das man sich für Ecolo entschied, jedoch was jetzt passiert ist Verrat vom Koalitionspartner mitten in der Legaslitionsperiode, nicht vergleichbar, ich hoffe die Wähler zahlen es Ecolo heim

  2. Josef Oelkofer

    Das ist ein schäbiges Vorgehen von Ecolo! Wie verkommen muss man sein, auf solche Weise zwecks Machterhalt die Seiten zu wechseln?! Und Franssen und CSL machen mit. Das ist kein Deut besser. Sie werden bei der nächsten Wahl die Rechnung präsentiert bekommen.

    Die schäbige Seite der Politik wurde sichtbar.

  3. Ich habe noch immer nicht verstanden worum es sich bei diesem „Schulstreit“ überhaupt geht. Vielleicht sollten die Parteien das dem Bürger einmal erklären, zumal der Riss sich nicht nur zwischen den Parteien sondern auch innerhalb aufzutun scheint….

    • Einstein

      Es wird tatsächlich von keinem erläutert, wo die Differenzen genau lagen. Güsting sagte mehrfach, dass er sicher war, dass man sich noch hätte einigen können. Also gab es wohl Differenzen. Er muss sich also auch selbst die Frage stellen, ob und warum er diese Differenzen nicht rechtzeitig aus dem Weg geräumt hat. Evtl. war der Koalitionsbruch also gar nicht so unvorhersehbar.

      • Luria Sures

        Güsting wollte den Neubau der Schule schlicht nicht. Inzwischen gibt er das ja auch zu (siehe Grenzecho-Artikel). Er hat der Öffentlichkeit immer gesagt, es läge am fehlenden Grundstück und sich immer darauf berufen, dass es keines gäbe. Allerdings gab es sehr wohl Grundstücksangebote, die Güsting nicht annahm, und als Ecolo davon Wind bekommen hat, haben sie logisch reagiert. Güsting ist nicht über den Weg zu trauen. Ein Putsch ist übrigens etwas ganz anderes als das, was hier passiert ist.

      • Lao Tseu

        Wenn du wenigstens etwas, aber auch nur ein klitze kleine Etwas in der Birne hättest, würdest du bemerken, daß es nicht Konfuzius war, sonder Lao Tseu, der den Spruch brachte. Aber da in deiner Birne nichts zu finden ist – außer Strukturen, die zum Abnicken der Doxa (schlag nach…) bemühe ich mich nicht um die Anspielung zu erläutern – wäre vergebens, würdest du nicht kapieren, du Troll, wie übrigens auch die vielen „Ach“s hier.
        Tu dir was Gutes und lass die SCholzens in Ruhe, du blamierst dich jedesmal…

  4. Auch ich wohne ziemlich weit weg von Raeren und möchte die Situation nicht verurteilen. Was bei mir aber immer wieder Fragen aufwirft ist wie eine Koalition mit Parteien die sich politisch gesehen ziemlich rechts und ziemlich links bewegen überhaupt funktionieren können. Die politischen Leitbilder sind doch quasi entgegengesetzt, da sind Kollisionen vorprogramiert.

  5. Wirklich?

    Was soll das?

    „Wie sagte Konfuzius noch? Hier steht es geschrieben, am Anfang dieses köstlichen kleinen Videos: „Wer den Wind säht…“

    Das hat Lao Tseu gesagt und das steht auch am Anfang vom Film.

    Wie kann man das verwechseln und sich auch noch „Konfuzius“ als Nickname aussuschen?
    Und Konfuzius soll was gegen Grüne haben. Was ist das denn für ein Blödsin?

    Es sei denn Sie schwimmen (immer noch) auf der Welle „Konfuzius meint …“.

    Ab und zu lustig aber Sie sind es nicht.

  6. Was Hadila und August Boffenrath, pure PFF Mitglieder, in 2012 mit der CSL getrieben haben, eine Koalition mit Ecolo einzugehen, obwohl sie versprochen hatten, vorab mit der CSL zu sprechen,
    ist beschämender und unmenschlicher als eine Koalition aufzukündigen.

  7. Dass Politik ein schmutziges Geschäft ist, dürfte wohl niemanden überraschen.
    Darüber hinaus ist die Opferrolle, die Herr Güsting sich jetzt überzustreifen versucht, reichlich heuchlerich, wenn man sich den Verrat seiner Partei an der CSL von 2012 in Erinnerung ruft.
    Und wenn Herrn Güsting wirklich nur das Interesse der Gemeinde am Herzen liegt, wie er nicht müde wird zu betonen, würde er bei dem Versuch, die CSL noch auf die Seite seiner Liste „Mit Uns“ zu ziehen (https://brf.be/regional/1470864/), auf seinen eigenen Anspruch Bürgermeister zu bleiben, verzichten, zum Preis mit seiner Partei weiterhin die Geschicke in Raeren weiter mitbestimmen zu können. Aber da ist einem das Hemd ja dann doch näher als die Jacke …

  8. Regional gesehen: In Raeren gehen die Christlich-Sozialen mit ECOLO, in Kelmis mit den Sozialisten. Die PFF ist generell im freien Fall. Wenn ich Herr Paasch wäre, ich würde langsam nervös …

  9. Intipuca

    Dorfposse
    Zumindest weiss man von Aussen nicht, wer mit wem, oder um welche Inhalte es geht. Nur Menschen, die empört sind, ein tobender (Ex oder nicht Ex) Bürgermeister, eine strenge Gewissensfigur, der es aber faustdick hinter den Ohren hat usw. Wohl auch eine Widerholung, war das nicht in Raeren mit der Relativierung des Virus?

  10. Wie lustig, der Kommentar der Co-Präsidenten der Ecolo. Diese Partei ist nicht einmal fähig einen Präsidenten zu stellen; nein, die Affenmanier der Wallonie wird hier vor Ort fortgeführt.
    Wen interessiert schon die Stellungnnahme der Präsidenten die hier gar nichts zu karamellen haben denn die Gemeindemandatare gestalten die Politik wie sie es wollen.
    Nollet teilt öffentlch mit dass er sich nicht an die Coronaregel halten will; das ist ECOLO.
    Wenn Ecolo in der Opposition ist oder den Leitfaden vor den Wahlen preisgibt ist dies annehmbar, aber wenn sie an der Macht sind scheitern sie überall.
    Die Pff konnte nichts von oben erwarten denn in diesen Reihen läuft nichts, ausser Spesen nichts gewesen und alle wissen dass 2024 dank vielen Weiberlein dort tote Hose ist.
    Prodg ist dem Mittelstand auf jeden Fall viel näher.
    Die CSL wird es richten und 2024 wird die CSP es im PDG weiterführen denn nur sehr wenige Personen (3-4) hatten eine Erleuchtung.

  11. @Josefa. Sie haben den Parteivorsitzenden der MR vergessen. Was der gestern nach dem Konzertierungsausschuss von sich gegeben hat.
    Was sind wir froh, eine Regierung in Belgien zu haben und dieser Bouchez der MR, Mitglied der Mehrheit im föderalen Parlament, verstreut nur Störfeuer. PFF und MR bald adios !

  12. Der Eynattener

    Wie beschämend unsere Politiker doch sind. Haben alle nur Machtspiele im Kopf. Ist ja klar, dass dann kein Platz mehr fürs Gehirn ist.

    Wer handelt denn im Interesse der Gemeinde, Bürger,…??

    Und der Franssen? Wer er Bürgermeister wird, verstehe ich gar nichts mehr und werde Raeren wohl definitiv verlassen, bis er gestürzt oder abgewählt ist.

    • VB statt AFB

      Eine AFB ist dringend nötig. Aber nicht deutschen Ursprungs, sondern eher flämischen – der VB!
      Die sind echt, nicht wie die deutsche Systempartei…
      Also muß so etwas wie BB her! Belgischer Belang, auch inspiriert von der frz BB, die sehr oft politisch sehr korrekt das sagt, politisch nicht korrekt, was die Franzosen denken.
      Aber, ja, umso mehr Fremde politisch in belgien aktiv sind, umso weinger bleibt es Belgien.

Antworten

Impressum Datenschutzerklärung
Desktop Version anfordern