Der Direktor des Belgischen Rundfunks, Toni Wimmer, hat gegenüber „Ostbelgien Direkt“ begründet, weshalb der BRF diesmal vor den Gemeinderatswahlen keine öffentlichen Debatten mit den Spitzenkandidaten veranstaltet. Diese Entscheidung war zuletzt u.a. in einem Leserbrief kritisiert worden.
Vor sechs Jahren hatte der BRF – gemeinsam mit dem Grenz-Echo – insgesamt zehn Debatten durchgeführt und in Hörfunk und Fernsehen ausgestrahlt (eine auf der Eupener Handelsmesse und weitere neun in allen Gemeinden der DG). Die Podiumsdiskussionen waren damals ein echtes Highlight im Wahlkampf.
Wichtig für Interesse an Kommunalpolitik
Diesmal verzichtet der BRF hauptsächlich aus Sparzwängen auf öffentliche Debatten, was u.a. Christoph Hennen von der „Freien Liste Eupen-Kettenis“ in einem Leserbrief kritisierte. „Diese Veranstaltungen sind politisches Brauchtum und wichtig für das allgemeine Interesse an der Kommunalpolitik“, so Hennen: „Wenn es eine Dorfgruppe Kettenis schafft, so eine Diskussion mit allen Spitzenkandidaten zu organisieren, dann ja wohl auch der große BRF.“
Der Hinweis auf notwendige Einsparungen ist für Hennen nicht ganz nachvollziehbar: „Das Material hat man ja, das Personal muss ja auch bei einer Fernsehdebatte gestellt werden, und die Kosten der Saalmiete könnte man mit einem kleinen Eintrittspreis in den Griff bekommen.“
Ein Leser von „Ostbelgien Direkt“ schrieb uns, die Entscheidung des BRF, die Wahldebatten nicht öffentlich durchzuführen, sei „eine Schweinerei“: „Das ist doch der einzige politische Beitrag auf Gemeindeebene, den der BRF während der sechsjährigen Legislaturperiode leisten kann.“
„Dem BRF bleibt keine andere Wahl“
Unterdessen wirbt BRF-Direktor Toni Wimmer um Verständnis für diese Entscheidung, wie aus folgendem Interview von „Ostbelgien Direkt“ hervorgeht.
OD: Herr Wimmer, der BRF verzichtet auf öffentliche Wahldebatten im Stil von 2006 aus Kostengründen. Spart der Sender da nicht an der falschen Stelle?
Wimmer: Auch ohne die öffentlichen Debatten liegen die Kosten der Wahlberichterstattung jetzt schon in gleicher Höhe wie im Jahr 2006. Eine Veranstaltungsreihe an immer neuen Orten in den neun Gemeinden würde den BRF-Haushalt von daher zusätzlich schwer belasten. Angesichts des Sparzwangs im BRF bleibt da keine andere Wahl.
Komplizierte Logistik
OD: Nun werden die Debatten alle im Triangel in St.Vith aufgezeichnet. Warum nicht die Debatten über die Gemeinden im Süden im Triangel und die über die Gemeinden des Nordens im BRF-Funkhaus in Eupen?
Wimmer: In St. Vith bestehen gute Voraussetzungen für die Durchführung der Aufzeichnungen. Ein Ortswechsel würde bedeuten, dass wir unterschiedliche Studios zweimal herrichten sowie die Dekoration und Teile der Technik transportieren müssten. Wieso sollten wir die ohnehin schon komplizierte Logistik unnötig erschweren?
OD: Weil die Eupener Wahl die meiste Spannung verspricht und auch Testcharakter hat für die gesamte DG, mehren sich Stimmen, die vorschlagen, man könne ja zumindest die Debatte über die Stadtratswahl in Eupen öffentlich machen. Wäre ja ein Event. Oder verstößt dies gegen das „Gleichheitsprinzip“, nach dem alle Kommunen gleich behandelt werden sollen?
Wimmer: Der BRF ist zu einer ausgewogenen Wahlberichterstattung verpflichtet, die keine Bevorzugung einer einzelnen Gemeinde erlaubt. Insofern haben wir auch das freundliche Angebot des Grenz-Echo dankend abgelehnt, gemeinsam eine zusätzliche Wahldebatte in Eupen durchzuführen.
Die Termine der Wahldebatten des BRF
Die Ausstrahlung der verschiedenen Diskussionen erfolgt vom 1. bis 12. Oktober im BRF-Fernsehen um 18 Uhr im Anschluss an den „Blickpunkt“ und im Radio auf BRF2 ab 19 Uhr und auf BRF1 ab 20 Uhr. Die Reihenfolge sei wie üblich per Losentscheid durch den BRF-Verwaltungsrat festgelegt worden, hieß es.
Montag, 1. Oktober: Bütgenbach – Dienstag, 2. Oktober: St.Vith – Mittwoch, 3. Oktober: Raeren – Donnerstag, 4. Oktober: Büllingen – Freitag, 5. Oktober: Eupen – Montag, 8. Oktober: Amel – Dienstag, 9. Oktober: Kelmis – Mittwoch, 10. Oktober: Burg-Reuland – Donnerstag, 11. Oktober: Lontzen – Freitag, 12. Oktober: Provinzwahlen.
Der BRF ruft interessierte Bürger auf, bis zum 21. September 2012 ihre Fragen einzureichen – per Post an BRF, Kehrweg 11, 4700 Eupen oder per Online-Formular auf www.brf.be. Diese Fragen werden – je nach Möglichkeit integral, gebündelt oder gekürzt – den Kandidaten der jeweiligen Gemeinde bei der Aufzeichnung gestellt. (cre)
Hier sollte schon unterschieden werden. Während eine öffentliche Debatte in z.B. Eupen unabdingbar ist, wäre diese in z.B. St. Vith so überflüssig wie ein Kropf.
Während es in Eupen jede Menge Themen gibt, die öffentlich erörtert werden müssten (Dilletantismus bei der Durchführung von Großprojekten, ein „anrüchiger“ Kandidat auf der Liste einer „Volkspartei“, …), würde eine solche Debatte in St. Vith, wegen des dort vorherrschenden Demokratieverständnisses, zur reinen Lachnummer verkommen.
Da die öffentliche Debatte in Eupen dem einen schadet und dem andern nützt, kann man sich die Frage stellen, warum der BRF sich zum Schutzengel einer bestimmten Liste aufschwingt.
Hier ist eindeutig das Grenz-Echo gefordert, eine öffentliche Podiumsdiskussion durchzuführen.
Herr Wimmer: Der Glücksgriff für den BRF ….. Glücksgriff ins Klo !
Der Mann macht seinem Namen alle Ehre: wimmern kann er perfekt !
Ich finde, dass er sich auch für sein entlassenes Personal zu wenig eingesetzt hat, zu wenig gekämpft hat. Jetzt hat die Politik definitiv die Hand im Getriebe und die „säubern“ nun den BRF bis er „stromlinienförmig“ und zur „Allzweckwaffe“ für die „ewige DG-Mehrheit“ geworden ist, ähnlich wie denen das schon – durch kontinuierlichen Druckaufbau – beim GE schon gelungen ist…
Die DG ist so klein, aber unser Manitou ist so groß…
Es wird langsam unheimlich in der DG, kein Mensch traut sich noch was, nicht mal seine Minister und der Parlamentspräsident trauen sich noch, ihm mal dreinzureden. Ich finde, außerhalb der Exekutive, z.B. bei der Region in Namur, im föderalen oder EU-Parlament, oder sonstwo (OECD?) könnte er auch für die DG viel tun und – vor allem – uns hier erlauben, nach all den Jahren mal durchzuatmen, sowie Fenster und Türen mal auf Durchzug stellen zu können…. ;)
Da ist er wieder, der zappelsche Verfolgungswahn. Das hat tatsächlich schon etwas von einer lächerlichen Verschwörungstheorie.
Wahrscheinlich war schon Lambertz dafür verantwortlich, dass unser Verschwörungstheoretiker im Jahre 1988 als aufstrebender Neupolitiker der SI auf bloß 77 Vorzugsstimmen kam.
Natürlich wird der gute Zappel jetzt schreiben, dass ich und andere Duckmäuser sind, und er so ziemlich der einzige ist, der sich was traut, und dass… gähn.
gähn, gähn, Sie outen sich ja selber…
Das ist absolut richtig, die Alleinherrschaft eines Politikers, selbst die Opposition hat keine wirkliche Alternative zu diesem Mann, bringt die DG in Verruf. Die Saubermänner sind auf einmal gar nicht mehr so sauber, im Vergleich, kommt ja sogar das verrufene Chaleroi, wesentlich besser weg. Wenn das was in der DG zurzeit abgeht, in Charleroi oder einer anderen Stadt der Wallonie passieren würde, wäre das ein landesweiter Skandal. Nur weil sich niemand für diese DG in Belgien interessiert, kann das so weitergehen. Man muss die Probleme endlich mal in die landesweite Presse bringen und nicht nur immer eine Nabelschau abhalten.
ein nachvollziehbarer Schritt unseres 08/15-Mainstream-Beamtenradiosenders
Ich finde man sollte den „BRF“ gleich in „DRF“ umbenennen. Das „Belgische“ verschwindet doch schon seit Jahren immer mehr aus der Programmgestaltung.
Den Sparmaßnahmen werden leider eigene Beiträge und Berichterstattungen – so wie die Wahlkampfdebatten – immer mehr zum Opfer fallen.
Dann sind die verbliebenen Mitarbeiter nur mehr dafür gut, eingekaufte Beiträge aus der Konserve abzuspielen, Interviews mit Autoren diverser deutscher Kochbücher zu führen und die Namen der umliegenden wallonischen Ortschaften falsch auszusprechen.
Für mich sind regionale Beiträge, Übersetzungen der Inland-Nachrichten und eben die Organisation solcher Wahlkampfdebatten der Auftrag und die Daseinsberechtigung des BRF.
Ohne diese interessanten Programme kann man doch gleich 100’5, SWR3 oder 1Live hören. Auch dort berichtet Britta Düysen live aus London und Kinoexperte Ronny Thorau sortiert die Filmstarts der Woche.
Hinzuzufügen wäre noch, dass der BRF, wie auch schon an anderer Stelle vermerkt, seiner öffentlichen Informationspflicht nur unzureichend nachkommt und folglich für mich nur noch eine zweifelhafte Daseinsberechtigung hat.
Bezüglich der zahlreichen deutschen Beiträge sollte man aber auch das Grenz-Echo nicht vergessen. Auch hier liest sich beispielsweise der Bericht über ein Formel 1-Rennen so, als würde diese internationale Rennserie nur deutsche Fahrer aufweisen.
Insgesamt ist es schon sehr bedauerlich, dass wir in der DG was Radio, Fernsehen und Tageszeitung anbetrifft, mehr schlecht als recht informiert werden.
Da haben Sie recht. Jedoch sollte man nicht vergessen, dass das Grenz-Echo ein Privatunternehmen ist und somit wohl eher den Gesetzen der Marktwirtschaft, als irgendeinem Bildungsauftrag verpflichtet ist.
Sollte die Berichterstattung des GE einem nicht gefallen, kann man es einfach abbestellen und liest die Artikel von sid, Reuters oder Dpa irgendwo anders.
Man könnte „Ostbelgien Direkt“ zum Beispiel auch vorwerfen, dass sie mehr über den Norden als über den Süden der DG berichten. Das ist aber eine Entscheidung die in den Händen von Herrn Cremer liegt und nicht durch Steuerzahler mitgetragen werden muss.
Ich bin nur froh, dass ich der französischen und niederländischen Sprache mächtig bin und somit nicht auf die Medien der DG angewiesen bin, um mich über mein Heimatland zu informieren. Den BRF muss ich leider trotzdem weiter bezahlen, auch wenn ich ihn nicht (mehr) nutze.
Ich kann den Kommentaren nur zustimmen. Da berichtet der BRF schon nur tröpfchenweise aus den Gemeinden, jetzt werden auch noch die Debatten fallen gelassen. Warum brauchen wir den BRF dann überhaupt noch. Zudem finde ich auch dass sich der neue Direktor viel zu wenig gegen die Entlassungen eingesetzt hat. Warum wurde nicht auf eine externe Prüfung der Finanzen gewartet? Nein, lieber kündigt man fristlos hiesige beliebte junge Journalisten und Moderatoren auf die Strasse (schuldlos..). Ich bin nicht deutschfeindlich, aber wieso wurden gerade Dederichs (Eifel) und Knops (Kelmis) rausgesetzt? Die vielen, erst viel später als die beiden eingestellten Deutschen (..bei denen es nicht nur an der franz. Aussprache oder Interesse an unserer Region mangelt) fliegen weiterhin tagtäglich über die A4 nach Eupen. Dementsprechend auch das jetzige Programm.. Mit einem „Belgischen“ Rundfunk, der aus „unserer“ Region berichten sollte hat das rein gar nichts mehr zu tun! Rudern Sie zurück, solange es noch geht, Herr Wimmer!
Marie Dutronc
Gestern wurde auf dem BRF ein Lied einer isländischen Indie-Rockband vorgestellt. Die Moderatorin gab dann die wertvolle Information mit auf den Weg, dass diese Band nun auch endlich nach Deutschland kommt (Dortmund und Berlin).
Das die Band aber 3 Tage vorher in Brüssel in der Ancienne Belgique auftritt, scheint nicht erwähnenswert.
Das ist jetzt ein ganz simples Beispiel und isoliert betrachtet wirklich kein Ding. Jedoch passiert so etwas tagtäglich auf dem großen BRF.
Regionale Orts- und Familiennamen werden falsch ausgesprochen, es melden sich „Korrespondenten“ aus Berlin um über Brüsseler Themen zu berichten. Deutsche Politiker werden kaum oder nur als „der Unionspolitiker sowieso“ oder der „SPD-Mann XY“. vorgestellt, jeder muss sie ja kennen. Eine Wahl in Brandenburg hat scheinbar eine höhere Wichtigkeit als die Wahlen um den Élysée-Palast.
Um uns richtig zu verstehen: Ich möchte hier keine Anti-Deutsche Stimmung schüren. Die Deutschen können ja nun wirklich nichts dafür, dass der BRF aus Bequemlichkeit ihre Nachrichten 1zu1 übernimmt.
… oder die einfache Feststellung, dass im BRF mehr deutsche als belgische Musik läuft.
Das trifft natürlich auch auf das Grenz-Echo zu. In Belgien können die interessantesten Ausstellungen und andere kulturellen Veranstaltungen stattfinden, im Grenz-Echo kommen sie nicht vor. Dafür werden die Leser praktisch täglich über das Wohl und Wehe irgendwelcher deutscher Volksmusikmoderatoren informiert. Das ist immer wieder enttäuschend für Menschen im Inland (zu denen ich gehöre), die die einzige deutsche Tageszeitung in Belgien abonniert haben, um in ihrer Muttersprache über das Land informiert zu werden. Man stellt sich wirklich die Frage, warum die DG-Medien so auf Deutschland ausgerichtet sind! Liegt das nur an den teuren Abos deutscher Agenturen, die sich ja irgendwie amortisieren müssen? Oder nimmt man in der DG Flandern, Brüssel und die Wallonie wirklich nur am Rande wahr?
Da das GrenzEcho ja jetzt eine Veranstaltung macht, könnte ja ein anderer freier Radiosender (Contact, 100,5, Fantasy,…) die Direktübertragung machen oder?