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Biden warnt vor Oligarchie in den USA, „die unsere Demokratie bedroht“ – Musk, Zuckerberg, Bezos…

15.01.2025, USA, Washington: US-Präsident Joe Biden hält seine Abschiedsrede aus dem Oval Office des Weißen Hauses. Foto: Mandel Ngan/Pool AFP/AP/dpa

Wer in der Abschiedsrede von Joe Biden allein Emotionen und Eigenlob erwartet hatte, hat sich geirrt. Der 82-Jährige gibt seinen Landsleuten ein paar eindringliche Mahnungen mit auf den Weg.

US-Präsident Joe Biden hat die Amerikaner zum Abschied aus dem Amt vor dem Aufkommen einer bedrohlichen Oligarchie im Land gewarnt. Biden sagte in einer eindringlichen Ansprache an die Nation aus seinem Amtszimmer im Weißen Haus, Sorgen bereiteten ihm „die gefährliche Machtkonzentration in den Händen einiger weniger extrem reicher Menschen – und die gefährlichen Folgen, wenn ihr Machtmissbrauch unkontrolliert bleibt“.

Der Demokrat spielte damit auf den wachsenden Einfluss mehrerer Milliardäre an, die sich um seinen Nachfolger Donald Trump scharen. Trump wird am Montag vereidigt.

19.11.2024, USA, Brownsville: Der designierte US-Präsident Donald Trump (r) begrüßt Elon Musk vor dem Start des sechsten Testflugs der SpaceX Starship-Rakete. Foto: Brandon Bell/Pool Getty Images North America/AP/dpa

– Warnungen vor Lügen und Profitgier: Biden nutzte seine Rede, die live im Fernsehen übertragen wurde, um seinen Landsleuten ins Gewissen zu reden. „Heute bildet sich in Amerika eine Oligarchie mit extremem Reichtum, Macht und Einfluss heraus, die buchstäblich unsere gesamte Demokratie bedroht, unsere Grundrechte, die Freiheiten und die faire Chance für jeden voranzukommen“, mahnte er.

„Die Amerikaner werden mit Fehlinformationen und Desinformationen überschüttet, was den Missbrauch von Macht ermöglicht“, sagte der 82-Jährige. „Die freie Presse bröckelt, Redakteure verschwinden, in den sozialen Medien werden Faktenchecks aufgegeben. Die Wahrheit wird von Lügen unterdrückt, die aus Macht- und Profitgründen verbreitet werden.“ Biden forderte, soziale Plattformen müssten zur Rechenschaft gezogen werden, um Kinder, Familien und die Demokratie selbst vor Machtmissbrauch zu schützen.

– Die Trump-nahen Milliardäre: Biden spielte wohl unter anderem auf die schwerreichen US-Unternehmer Elon Musk, Mark Zuckerberg und Jeff Bezos an, ohne die Milliardäre namentlich zu nennen. Sie sind nicht nur die reichsten Männer Amerikas, sondern der Welt – und suchen auffallend Trumps Nähe.

15.01.2025, USA, Washington: US-Präsident Joe Biden begrüßt die Vizepräsidentin Kamala Harris nach seiner Abschiedsrede im Oval Office des Weißen Hauses. Foto: Mandel Ngan/Pool AFP/AP/dpa

Tesla- und SpaceX-Chef Musk hat einen besonders engen Draht zu dem Republikaner. Musk, dem auch die Plattform X gehört, weicht Trump kaum mehr von der Seite, soll dessen Regierung bei der Kürzung von Ausgaben beraten und meldet sich trotz fehlenden Mandats bei allerlei Politikthemen zu Wort.

Zuckerberg, Chef des Facebook-Konzerns Meta, leitete zuletzt mit der Abkehr vom bisherigen Moderationsmodell auf seinen sozialen Plattformen einen Kurswechsel und damit auch eine klare Annäherung an Trump und dessen Partei ein. Er folgte damit der Linie Musks, der nach der Übernahme von Twitter Einschränkungen für Äußerungen auf der Plattform weitgehend aufheben ließ. Forscher und viele User werfen der umbenannten Nachfolgeplattform X vor, seither ungezügelte Hassrede zuzulassen. X weist das zurück.

Amazon-Gründer Bezos wiederum, der mit seinem Raumfahrtunternehmen Blue Origin zum Konkurrenten von Musks SpaceX werden will und dem seit einigen Jahren die „Washington Post“ gehört, handelte sich vor der US-Wahl den Vorwurf ein, aus unternehmerischem Kalkül auf eine Wahlempfehlung der Redaktion für die Demokratin Kamala Harris verzichtet zu haben.

15.01.2025, USA, Washington: Durch ein Fenster von der Kolonnade außerhalb des Oval Office aus gesehen, sehen Doug Emhoff, US-Vizepräsidentin Kamala Harris, First Lady Jill Biden, Hunter Biden und Melissa Cohen Biden zu, wie US-Präsident Biden während seiner Abschiedsrede im Weißen Haus spricht. Foto: Mark Schiefelbein/AP/dpa

Allen drei Unternehmern wird nachgesagt, sich von der Nähe zu Trump Vorteile für ihre Firmen zu erhoffen. Musk, Zuckerberg und Bezos werden auch bei Trumps Amtseinführung am Montag in Washington erwartet.

– Sorge um die Macht des Präsidenten: Biden äußerte sich auch mit Blick auf den designierten Präsidenten mahnend. Er forderte eine Klarstellung in der Verfassung dazu, dass kein Präsident immun sei vor Strafverfolgung wegen Verbrechen während der Amtszeit. „Die Macht des Präsidenten ist nicht unbegrenzt. Sie ist nicht absolut“, sagte Biden.

Er bezog sich damit auf einen umstrittenen Beschluss des obersten US-Gerichtshofes. Der Supreme Court hatte im Juli mit seiner rechtskonservativen Mehrheit entschieden, dass Trump für gewisse Handlungen aus seiner ersten Amtszeit Immunität genießt.

Die historische Entscheidung kam als Folge einer Anklage gegen Trump wegen Wahlbetrugs zustande. Der künftige Präsident hat damit zwar keinen kompletten Blankoscheck für jegliches Fehlverhalten bekommen, aber gefährlichen Spielraum für seine zweite Amtszeit.

Biden wiederum beschwor in seiner Rede Demokratie und Grundrechte und rief zu deren Verteidigung auf. Er habe dem Land 50 Jahre lang gedient, sagte Biden – und schob an seine Landsleute gerichtet nach: „Jetzt seid ihr an der Reihe, Wache zu halten.“ (dpa)

8 Antworten auf “Biden warnt vor Oligarchie in den USA, „die unsere Demokratie bedroht“ – Musk, Zuckerberg, Bezos…”

  1. Biden ist der Erde entrückt. Die Effektivität Trumps hat im Übrigen auch den Konflikt Hamas-Israel beendet. Trump hatte der Hamas mit der Hölle gedroht, sofern der Konflikt nicht vor seinem Amtsantritt beendet wäre. Baerbock, VDL und andere Weichspüler werden doch von diesen Terroristen ausgelacht.

    Diplomatie ist nicht grün-wokes Gesülze, sondern knallharte Strategie.

  2. Bäderkönig Eduard

    Die Reichen regieren schon immer in den USA, im Senat sitzen fast nur Multi Millionäre und Milliardäre. Und auch an den Kabinettstischen ist es, egal welches politische Lager regiert an der Tagesordnung das hier in Mehrheit Millionäre sitzen. Und Botschafterposten werden an politische Gönner mit großer Brieftasche vergeben, sozusagen als Ehrengeschenk. Eine diplomatische Ausbildung ist hier nicht von Nöten.

  3. Eastwind

    Über das Großmaul Trump wird man bei uns – und nicht nur bei uns – spätestens in einigen Jahren sagen: „Wie konnten die Amerikaner nur einem Idioten wie dem so viel Macht zugestehen!“ Wenn erst mal alle Reichen und Bekloppten in den USA die ganze Macht haben, wenn Trump selbst der Justiz vorschreiben kann, wann er belangt werden kann und wofür er Immunität genießt, dann ist es um das freiheitlich-demokratische Amerika wohl geschehen. Mal gespannt, was die Trump-Verehrer dann sagen werden!

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