Politik

Biden patzt wieder: Er verwechselt Selenskyj mit „Präsident Putin“ und sein Vize Harris mit Trump

11.07.2024, USA, Washington: US-Präsident Joe Biden spricht auf einer Pressekonferenz am letzten Tag des NATO-Gipfels in Washington. Foto: Jacquelyn Martin/AP/dpa

AKTUALISIERT – Jede Silbe, jede Regung des US-Präsidenten wird derzeit seziert. Und genau bei einer wichtigen Bewährungsprobe auf internationaler Bühne macht Biden wieder peinliche Fehler.

Joe Biden passiert der schlimmstmögliche Versprecher. Es ist der letzte große Programmpunkt des US-Präsidenten mit seinen ausländischen Kollegen beim Nato-Gipfel in Washington: ein gemeinsamer Auftritt mit ihnen und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Mithilfe eines Teleprompters hat Biden gerade eine kurze Ansprache erfolgreich über die Bühne gebracht und will nur noch Selenskyj das Pult überlassen, da sagt der 81-Jährige diesen Satz: „Nun übergebe ich das Wort an den Präsidenten der Ukraine, der ebenso viel Mut wie Entschlossenheit besitzt. Meine Damen und Herren: Präsident Putin.“ Ausgerechnet.

12.07.2024, USA, Washington: US-Präsident Joe Biden (l) und Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, nehmen am letzten Tag des Nato-Gipfels an einer Veranstaltung zum Start des Ukraine Compact teil, der die Sicherheitsbedürfnisse des Landes unterstützen soll. Foto: -/kyodo/dpa

Schräg hinter Biden stehen aufgereiht Staats- und Regierungschefs anderer Nato-Staaten. Der deutsche Kanzler Olaf Scholz schaut perplex, EU-Ratspräsident Charles Michel schielt ungläubig zur Seite. Andere klatschen verkrampft. Noch während sich der US-Präsident vom Rednerpult wegdreht, bemerkt er den Fehler, korrigiert sich und versucht es mit dem Scherz, er sei einfach so sehr darauf konzentriert, Putin zu besiegen. Dazu lächelt er schief.

Selenskyj, der neben ihm auf der Bühne steht, kontert gnädig und in Anspielung auf Putin: „Ich bin besser.“ Die peinliche Verwechslung ist allerdings nur der Vorgeschmack auf eine Pressekonferenz Bidens, die kurz darauf folgt und nachhallen dürfte.

– Nervöse Kabinettsmitglieder im Publikum: Es ist die erste Solo-Pressekonferenz des mächtigsten Mannes der Welt seit langem. Und der Demokrat, der seit seinem Wahlkampfdesaster im TV-Duell gegen Donald Trump verzweifelt darum kämpft, seine Präsidentschaftskandidatur zu retten, soll sich hier beweisen. In der ersten Reihe sitzen nebeneinander Außenminister Antony Blinken, Verteidigungsminister Lloyd Austin und Bidens Nationaler Sicherheitsberater, Jake Sullivan. Die Anspannung ist ihnen anzusehen.

Sein Auftaktstatement liest Biden wie bei den allermeisten seiner Auftritte, von Telepromptern ab, mal links, mal rechts, weitgehend unfallfrei. Er räuspert sich viel – auch das ist bei ihm nicht ungewöhnlich – und stolpert nur ab und zu über ein paar Buchstaben. Doch gleich bei der ersten Frage passiert ihm ein Patzer, der in der Rangliste der Versprecher direkt hinter Selenskyj-Putin kommt: Er verwechselt den Namen seiner Stellvertreterin Kamala Harris mit dem seines republikanischen Herausforderers und Erzrivalen Donald Trump. Ausgerechnet.

Ein Journalist fragt Biden, was er über die Chancen von Harris denkt, Trump bei der Präsidentenwahl zu schlagen, falls er selbst ausfallen sollte und sie für die Demokraten ins Rennen ginge. Biden antwortet: „Sehen Sie, ich hätte Vizepräsident Trump nicht als Vizepräsidentin gewählt, wenn ich nicht denken würde, dass sie für das Amt des Präsidenten qualifiziert ist.“

11.07.2024, USA, Washington: US-Präsident Joe Biden verlässt das Podium am letzten Tag des Nato-Gipfels. Foto: Jacquelyn Martin/AP

In der ersten Reihe zuckt Blinken in diesem Moment fast unmerklich zusammen und senkt um wenige Millimeter den Blick. Nachdem er vor Monaten eine Aufreger-Äußerung seines Chefs bei einer Pressekonferenz in Reihe eins mit einem schmerzverzerrten Gesicht und krampfartigen Bewegungen verfolgt hatte, ringt der Chefdiplomat diesmal besonders intensiv um Fassung. Zwei Plätze links von ihm hebt Sullivan nach dem Biden-Satz eine Hand vors Gesicht und reibt sich das Kinn. Zwischen den beiden hört Austin ohne Regung zu.

Dieser Fehler Bidens erinnert an einen Patzer des Präsidenten vor wenigen Tagen, als er in einem Radiointerview sagte: „Ich bin stolz darauf (…), die erste Vizepräsidentin zu sein, die erste schwarze Frau, die mit einem schwarzen Präsidenten zusammenarbeitet.“ Auch das ließ viele ratlos zurück.

– „Die am besten qualifizierte Person für den Job“: Die nächsten Fragen bei Bidens Presseauftritt fallen ähnlich brutal aus: Ein Journalist will von Biden wissen, ob seine ständigen Fauxpas, auch auf der Weltbühne wie beim Nato-Gipfel, nicht allmählich dem Ansehen der Vereinigten Staaten schaden. Mehrere Regierungschefs wurden dort vor Kameras auf den Zustand ihres US-Kollegen angesprochen und mussten für ihn in die Bresche springen (Scholz: „Versprecher passieren“).

Eine andere Reporterin fragt den US-Präsidenten, ob er nicht Angst um sein politisches Vermächtnis habe, wenn er unbeirrt von der Debatte um seine geistige Fitness weitermache. Doch Biden gibt sich trotzig. Es gehe ihm nicht um sein Vermächtnis. „Ich möchte die Arbeit, die ich begonnen habe, zu Ende bringen“, sagt er. Und: „Ich glaube, ich bin die am besten qualifizierte Person für den Job.“

Biden rattert politische Errungenschaften seiner Amtszeit herunter und schiebt nach, es gebe noch so viel zu tun. „Ich muss diesen Job zu Ende bringen, denn es steht so viel auf dem Spiel.“ Er warnt vor Trump und macht immer wieder deutlich, dass er nicht vorhat beiseite zu treten. Nur wenn er langsamer würde und seine Arbeit nicht erledigen könne, dann wäre dies ein Zeichen dafür, dass er aufhören sollte, argumentiert er. „Aber dafür gibt es bisher keine Anzeichen – keine.“

10.07.2024, USA, Washington: Die Staats- und Regierungschefs stehen beim Nato-Gipfel für das Familienfoto zusammen. Foto: Kay Nietfeld/dpa

– Flüsterton und Faust: Mehrere Male lehnt er sich etwas ungelenk nach vorn über das Pult und flüstert mit aufgerissenen Augen Sätze ins Mikro – wohl um sie wirkungsvoller zu machen. Zwischendurch ballt Biden mehrfach die Faust, um Stärke zu demonstrieren – wie öfter auch in den vergangenen Tagen beim Nato-Gipfel, als er immer wieder auf die Rückzugsforderungen seiner Parteikollegen angesprochen wurde und die Faust als Antwort lieferte.

Doch ein ums andere Mal patzt Biden bei der Pressekonferenz, gerät ins Stocken, bringt Sätze nicht zu Ende, verwechselt mal Zahlen oder Länder (Nordkorea und Südkorea). Und immer, wenn er nicht er weiter weiß, sagt er „wie dem auch sei“. Die Wendung ist oft zu hören in dieser knapp einstündigen Pressekonferenz.

Kompetent – aber nicht genug: Die Erwartungen an Bidens Performance waren sehr niedrig. Diese dürfte der Demokrat übertroffen haben. Die „New York Times“ bewertet Bidens Auftritt als „kompetent“. Die „Washington Post“ titelt: „Biden zeigt außenpolitischen Tiefgang in Pressekonferenz mit ein paar Stolperern.“

Bidens Unterstützer verloren keine Zeit, den Auftritt des 81-Jährigen öffentlich zu loben. „Beeindruckend“ sei dieser gewesen, sagte zum Beispiel Senator Chris Coons. Das „Wall Street Journal“ schreibt allerdings, dass Biden mit der Pressekonferenz die „Flut der Abtrünnigen“ nicht stoppen werde.

Gut möglich, dass sich Biden mit der Pressekonferenz etwas Zeit gekauft hat. Aber ein einigermaßen solider Auftritt dürfte die Bedenken in der Partei nicht ausräumen. Das zeigt auch, dass unmittelbar nach der Pressekonferenz ein weiterer Demokrat aus dem Kongress den Präsidenten aufforderte, sich aus dem Wahlkampf zurückzuziehen.

Fast zwei Dutzend haben sich schon öffentlich vorgewagt. Jeden Tag kommen neue hinzu. Und weit mehr Demokraten haben öffentlich große Sorgen über ihren Spitzenmann kundgetan: Sie werden mehr, sie werden lauter – und sie werden ungeduldiger. (dpa)

33 Antworten auf “Biden patzt wieder: Er verwechselt Selenskyj mit „Präsident Putin“ und sein Vize Harris mit Trump”

  1. Typisches Beispiel für den Politikberuf. Wenn man den Hals nicht voll genug kriegt, dann passiert sowas. Es gibt ja schliesslich auch noch andere, jüngere und Fähigere, man muss es nur einsehen (wollen!).

  2. Der Abstieg der Medien und des Journalismus geht weiter. Man passt sich dem „Bild der Frau“, „Brigitte“, „Gala“ oder ähnlichen Blättern an. Niveau ist wirklich eine Hautcreme geworden.

  3. Wann wird über die neuesten Enthüllungen (sogar offenbar mit Video) in den Epstein Files berichtet, statt sich ständig am Alter von Biden aufzuhängen? Trump soll Spaß mit (mindestens?) einer 13 jährigen gehabt haben.

  4. Mann im Ohr

    Bei dem Duell mit Trump, hätte man ihn mit „einem Mann im Ohr“ ausstatten müssen. Wenn dann noch der richtige gut vorbereitete Mann (z.B. Lanz) ihm den Text ins Ohr geflüstert hätte, hätte Trump weinend die Bühne verlassen.

  5. @ Mann im Ohr
    Trump hat es nicht nötig zu weinen, außer vor Freude, denn seine Umfragewerte schiessen z Zt durch die Decke, leider.
    Und trotz all dem, hält ein altersdebiler Mann krampfhaft an der Macht fest! Sagt in einem Interview, dass Amerika die Welt regiert! Das mag mal so gewesen sein, aber trifft schon lange nicht mehr zu! All das, und im nächsten Augenblick vertauscht er Namen und Personen. So z Bsp ist Trump plötzlich Vizepräsident.
    Trauriges Amerika ! JFK dreht sich im Grab um

  6. Werner Radermacher

    Joe Biden stellt Selenskyj irrtümlich als Putin vor – Kamala Harris nennt er Trump. Zum Totlachen, wenn es nicht so traurig und gefährlich wäre. Das Schicksal der USA und der Welt hängt scheinbar von zwei alte Männer ab, die möglicherweise nicht mehr Herr ihrer Sinne sind.

  7. https://www.tichyseinblick.de/feuilleton/medien/weisses-haus-laesst-neue-aussetzer-von-joe-biden-loeschen/
    …..
    Soeben hat der US-Radiosender „Civic Media“ bekanntgegeben, aus einem Anfang des Monats ausgestrahlten Interview mit Biden zwei Passagen gelöscht zu haben – auf Drängen des Weißen Hauses. Am 3. Juli hatte der bekannt linksliberale Sender im Bundesstaat Wisconsin ein Telefon-Interview mit dem Präsidenten aufgezeichnet. Direkt danach forderte das Biden-Team von den Radioleuten zwei Kürzungen. „Civic Media“ tat wie befohlen, und das geschnittene Interview wurde am 4. Juli ausgestrahlt.

    Doch inzwischen meldete sich bei den Senderchefs offenbar so etwas wie ein schlechtes Gewissen. Jedenfalls machten sie nun den ganzen Vorgang öffentlich – und dokumentierten auch das Biden-Gespräch in voller Länge. Das hat es in sich. Denn in den zwei zunächst herausgeschnittenen Passagen offenbart der Präsident (erneut), dass er womöglich nicht mehr ganz Herr seiner Sinne ist. Ganz sicher ist er nicht mehr Herr seiner Sprache.
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    • schlechtmensch

      Das ist nicht richtig. Der Präsident der USA hat die alleinige Autorität die Nuklearwaffen zu starten. Er benötigt weder Rücksprache mit dem Vizepräsidenten, dem Verteidigungsminister oder dem Kongress. Bitte erkundigen Sie sich bevor sie so etwas verkünden. Das ist kein Witz. Des weiteren gilt für die USA „Launch on warning“. Das heißt es wird nicht bis zum Einschlag gewartet sondern innerhalb von 6 Minuten nach der Bestätigung der Gegenschlag ausgeführt. Ich empfehle ihnen das gut recherchierte Buch von Annie Jacobsen. https://www.amazon.de/-/en/Annie-Jacobsen/dp/0593476093
      Da werden sie aber ins Staunen geraten. Sie recherchierte dazu Jahrzehnte. Ihre Quellen sind beeindruckend und absolut glaubwürdig.

  8. Bäderkönig Eduard

    Biden ist ein reicher Mann er hat ein schönes Haus in seinem Heimatstaat Delaware, er hat seine Schäferhunde und eine Corvette in der Garage. Bestimmt hat er auch einen Schaukelstuhl auf seiner Veranda, bis zum Lebensende wird er auf Staatskosten bewacht und bekommt alles nachgetragen. Aber nein verbohrt wie viele Alte nun mal sind. Er kann einfach nicht loslassen, Amt und Würde sind ihm wichtiger.

  9. Jetzt attackiert auch George Clooney, der Barack Obama sehr nahe steht, Präsident Biden. Das ist doch kein Zufall – hier ist Clooney lediglich das Sprachrohr von Obama, der das selbst nicht aussprechen will/darf. Das dürfte wohl der Todesstoß für Bidens Kampagne sein…

  10. @ Ermitler
    Biden ist der Oberbefehlshaber der Streitkräfte Amerikas…. Schlimm genug in seinem geistigen Zustand, wie ich meine. Wenn er sagt, dass das Köpfchen gedrückt werden soll, dürfte das dann auch Fakt sein.
    Das er von alleine die große Bühne verlässt, ist eher unwahrscheinlich, dazu dürfte er schon zu weit abgedriftet sein. Ein Jornalist gab heute auf „ Welt“ von sich, dass Biden Leute grüßt, die schon längst verstorben wären, bzw mit Leuten redet, die gar nicht zugegen sind. Solche Dinge wurden unter den Tisch gekehrt….

  11. Guido Scholzen

    Zugegeben, vor 4 Jahren bei der TV-Wahldebatte war Biden frisch und agil und konnte Trump auch bei Zwischenrufen kontern. Er konnte sogar die „Energiewende rechtfertigen“ aufgrund von Klimawandel. (was in 2024 keine Themen waren!)
    Biden machte 2020 zum Schluss eine klare Aussage, warum man ausgerechnet ihn wählen wollte und nicht Trump.

    Die TV-Debatte 2024 war politisch nichts besonderes, Biden war nicht bei der Sache, leichtes Spiel für Trump.
    Hab‘ mal ein paar Szenen aus 2020 und 2024 zum Vergleich zusammengestellt.
    Trump wirkt energisch und egozentrisch wie eh und jeh, Biden würde besser die Kandidatur zurückziehen.

    https://media.publit.io/file/Trump-Biden-2020-2024-1.mp4

    die TV-Debatte dieses Jahr fand übrigens ohne Publikum statt.

    • Diese Wahl dürfte noch spannend werden .

      Das US-Repräsentantenhaus übermittelt Joe Biden bedenken.
      Und Donald Trump beschimpft George Clooney als Ratte.
      Sollen wir jetzt lustigerweise daraus schließen , das Joe Biden aussteigen wird und George Clooney einsteigt ?
      :-) Das wäre natürlich der Knaller .
      Dann würde Donald Trump es aber sehr schwer bekommen .
      Denn die die überwiegende Mehrheit der Amerikaner*rinnen.-)
      dürfte sich dann wohl für den besser aussehenden George Clooney entscheiden .
      Wundern würde ich mich jedenfalls bei diesem Wahlkampf , über gar nichts mehr :-) Die Show muss weitergehen ;
      The show must go on .

  12. Wortwahl eines sogenannten Journalisten

    „…schlimmstmögliche Versprecher .. Ausgerechnet…schaut perplex … schielt ungläubig zur Seite… klatschen verkrampft…lächelt er schief.…Nervöse Kabinettsmitglieder …verzweifelt darum kämpft…seine Präsidentschaftskandidatur zu retten …soll sich beweisen …Anspannung anzusehen…räuspert sich viel … bei ihm nicht ungewöhnlich … stolpert über Buchstaben …Ausgerechnet …zuckt zusammen …senkt den Blick… Aufreger-Äußerung …schmerzverzerrten Gesicht …krampfartigen Bewegungen …ringt um Fassung …ohne Regung … Patzer … ratlos zurück… fallen ähnlich brutal … ständigen Fauxpas… Ansehen schaden … in die Bresche springen … gibt sich trotzig…rattert herunter…schiebt nach,…langsamer würde …Arbeit nicht erledigen könne. … bisher keine Anzeichen … keine.… lehnt er sich etwas ungelenk … flüstert mit aufgerissenen Augen …wohl um sie wirkungsvoller … patzt … nicht weiter weiß…. aber nicht genug… Erwartungen sehr niedrig …Stolperern …Flut der Abtrünnigen nicht stoppen…Zeit gekauft … Bedenken… zurückzuziehen. … große Sorgen …mehr… lauter … ungeduldiger…“
    Ein Musterbeispiel an „meinungsfreier“(???) Berichterstattung und journalistischer Hochleistung neuerer Zeit.
    Was hat Biden eigentlich zu Ukraine, China und Russland gesagt? Uninteressant oder hat der „Journalist“ nichts begriffen?

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