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Appelle der Politik an die Banken zeigen Wirkung: Als erste Großbank erhöht Belfius Zinsen auf Sparkonten

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AKTUALISIERT – Die Appelle von Premier Alexander De Croos (Open VLD) und Vizepremier Georges Gilkinet (Ecolo) an die Adresse der Banken scheinen endlich Gehör zu finden. Als erste Großbank in Belgien erhöht Belfius ab 1. Juli die Zinssätze auf Sparkonten.

Belfius habe beschlossen, den geltenden Basiszinssatz und die Treueprämie auf seinen Sparkonten aufgrund der „Zinsentwicklung auf den Finanzmärkten“ anzupassen, gab die belgische Bank am Mittwoch in einer Pressemitteilung bekannt.

Ab dem 1. Juli wird der Zinssatz für das „klassische“ Sparkonto von derzeit 0,5 auf 0,9 Prozent (davon 0,45 Prozent Treueprämie) steigen. Das „Fidelity“-Sparkonto wird mit 1,25 Prozent verzinst (derzeit 0,80 Prozent).

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Die Föderalregierung hatte die Banken kürzlich aufgefordert, ihre Zinsen für Sparkonten zu erhöhen, da die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen angehoben habe und die Inflation die Kaufkraft der Belgier belaste.

„Wir haben ihnen in der Krise geholfen, und jetzt bleiben die Zinsen unverändert“, hatte Vizepremier Georges Gilkinet (Ecolo) die Geldwirtschaft gerügt. Gilkinet wollte den Banken einen verbindlichen Mindestzinssatz auferlegen, der nicht mehr als 2 Prozent vom Zinssatz der Europäischen Zentralbank abweichen darf.

Seit einigen Wochen übte die föderale Regierung Druck auf die Banken aus, damit diese einer Erhöhung der Zinssätze auf Sparbücher der Belgier zustimmen. Auf parlamentarischer Ebene drängten mehrere Parteien mit Gesetzesvorschlägen darauf, den Bankensektor zu zwingen, günstigere Zinssätze für ihre Kunden einzuführen.

Vizepremier Gilkinet: „Es geht um Steuergerechtigkeit. Wir haben den Banken geholfen, als sie in Schwierigkeiten waren. Heute schütten sie Dividenden und Boni aus, die manchmal sehr großzügig sind. Sie können bei der Europäischen Zentralbank Zinsen jenseits von 3 Prozent erhalten. Aber der Zinssatz auf Sparbücher bewegt sich nicht. Das ist natürlich inakzeptabel. Es ist eine Form von Arroganz des Bankensektors.“

03.03.2021, Belgien, Brüssel: Georges Gilkinet (Ecolo), Vizepremierminister. Foto: Shutterstock

Nach Ansicht des Ecolo-Ministers sollte in Belgien der Mindestzinssatz, der auf Sparkonten angeboten wird, an den Zinssatz gekoppelt werden, der den Geldinstituten von der Europäischen Zentralbank zugesichert wird, wobei 2 Prozent abgezogen werden. „Dies soll ihnen einen Spielraum lassen, mit Ausnahmen, wenn sie eine besondere Situation rechtfertigen können. Außerdem dürfen die Banken nicht dazu verleitet werden, sich in eine Schieflage zu bringen. Das haben wir im Fall Fortis-Dexia gesehen. Belgien hat ein großes Interesse daran, einen Bankensektor zu haben, der stabil ist“.

Die Europäische Zentralbank erlaubt den Banken derzeit, Einlagen zu Zinssätzen von über 3 Prozent zu tätigen. Die großen belgischen Banken gewährten jedoch zuletzt kaum Zinsen von über 0,5 Prozent. Für Ecolo sollte dieser Zinssatz auf über 1 Prozent angehoben werden, was den Banken gegenüber der EZB immer noch eine Marge von über 2 Prozent lassen würde.

Regierung und Parlament können auf gesetzlicher Ebene tätig werden. „Es gibt bereits ein Gesetz, das den Mindestsatz für die Verzinsung von Sparbüchern festlegt. Man muss nur die Zahlen ändern, die in diesem Gesetz stehen. Die Referenz, die wir vorschlagen, ist der Zins der Europäischen Zentralbank minus zwei Prozent. Das ist mathematisch.

Wenige Tage nach Gilkinet machte auch Premier De Croo deutlich, dass wenn die Banken die Zinsen auf Sparbücher nicht angemessen anheben würden, die Föderalregierung intervenieren werde, weil dies ein Zeichen sei, dass im System etwas nicht richtig funktioniere. (cre)

27 Antworten auf “Appelle der Politik an die Banken zeigen Wirkung: Als erste Großbank erhöht Belfius Zinsen auf Sparkonten”

  1. Mit dem Geld Bankkunden Gewinne zu erwirtschaften ohne den Kunden daran zu beteiligen ist meiner Ansicht nach absurd. Da sollte man sein Geld, wenn man es nicht anlegen möchte lieber woanders deponieren.

  2. Blödmann

    Ganz einfach, die Regierung setzt den Banken die Pflicht, und bindet den Sparzinssatz an den LIBOR! Punkt und Fertig! Die Banken sollten eine gängige Marge behalten, aber die Geleigentümer normal und umgehend vergüten, ausser besseren Zinsen auch noch das in Kraft tretende Datum in die Länge ziehn!?
    Unmoralische Methoden sind das!? Sich auf denn Kundenrücken saftig bedienen?!

    • VDB 4ever

      Geht Ecolo jetzt bei den PTB Wählern fischen? Wer ist denn heute noch so dumm nach all den Niedrigzinsjahren sein Geld auf einem Festgeld/Tagesgeldkonten verotten zu lassen? Selbst Belgische Staatsbons bieten fast 3% Kupon.

  3. Der geplante Betrug und gewohlte Diebstahl von Steuergeldern ist schon in den ersten 3 Sätzen ohne den geringsten Zweifel erkennbar! Ein Absolut von Korruotion und Verfassungsfeindliche Forderung die schon bei der Beantragung mit u-Haft bestraft werden muss!

    • Boah nee...

      ma, bei dir muss man wirklich etliche Male alles durchlesen, um dein Geschreibsel deuten zu können!
      Scheint dir aber scheissegal zu sein, da deine nächsten Ergüsse garantiert wieder genauso sein werden!

      • Na wenn sie wollen das die Inflation l¨nger dauert und wieder Ansteigt können sie ja ein Referendum beantragen dies im Grundgestz so festzuschreiben, dann sind Inflationen wie Türkei, Venezuela nicht mehr weit! Abgesehen davo das dies nur angeregt wird um gestohlen privatvermögen die nun mit Verzugzins zur¨ckgezahlt werden müssen durch einen erneuten Diebstahl begleichen zu wollen, was eh nicht legal ist!

  4. Der kleine Belgier

    es ist wie eine Preisabsprache, alle Banken geben keine Zinsen bezw. lachhafte 0,.. Prozent.
    So wird das Volk betrogen durch Monopolisten, die den gleichen Zinssatz praktizieren.
    Georges Gilkinet sollte nicht diskutieren sondern Klage einreichen.

  5. Walter Keutgen

    Die 0,11% pro Jahr sind das gesetzliche Minimum. Die Regierung arbeitet an einem neuen Minimum, dazu wird die Nationalbank in Kürze einen begründeten Vorschlag einbringen (Quelle: Nationalbankvertreter in der Wochenschau von Canal Z). Gilkinet hat also gut gespielt, denn er kann sich jetzt die Feder an den Hut stecken.

  6. Krisenmanagement

    Seltsam die Politik stellt die Rahmenbedingungen für die Banken. Die Europolitik seitens der Europäischen Zentralbank ist alles andere als optimal. Die Belgische Nationalbank müsste eigentlich intervenieren. Banken sind Unternehmen, die sich rechnen müssen. Dieser Ecolo-Politiker sollte seine Hausaufgaben mal machen.

  7. delegierter

    Als die Banken unser Geld in den Sand gesetzt hatten, da mußte der Staat mit unserem Geld die Geldinstitute vor dem Ruin retten. Dann machten sie Milliarden mit dem Geld welches sie von der EZB für Null-Zins ( 0,0 % ) als Kredite zur Ankurbelung der Wirtschaft mit mehrer hundert % Gewinn an die Kunden und Bauherren weitergaben.
    Jetzt sahnen sie mal richtig ab, denn die Aktionäre müssen ja mal zuerst was bekommen.

  8. Kein Rechenkönig aber …

    Ach ja ?

    Wo bewegen die Banken sich denn ? Wieviel Zins bekommen wir denn bei
    – der KBC, ING oder AXA in Eupen
    – und auch der Fortis ?
    Selbst nach diesem Erhöhüngchen nur einen Bruchteil dessen, was die Bank (risikofrei, DJ von Zentralbanken etc) am Markt bekommen…

    So rund 300% Marge hätte ich auch mal gern in meinem Betrieb und dann noch Politiker die sich sorgen ob mir das auch zum „überleben“ reicht. Skandalös!

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