Sport

AS Eupen seit 10 Jahren unter katarischer Flagge – Seit dem 6. Juni 2012 hat Aspire am Kehrweg das Sagen

Auch das war vor 12 Jahren: Der neue katarische Investor präsentiert sich im Rahmen einer Pressekonferenz im Kehrweg-Stadion am 6. Juni 2012 (v.l.n.r.): Josep Colomer, Andreas Bleicher, AS-Präsident Dieter Steffens, Bürgermeister Elmar Keutgen und Ivan Bravo. Foto: Belga

An diesem Montag vor genau 10 Jahren begann bei der AS Eupen eine neue Ära. Die Katarer von Aspire übernahmen am Kehrweg das Kommando.

Am 6. Juni 2012 wurde das ehrgeizige Projekt im Rahmen einer vielbeachteten Pressekonferenz im Kehrweg-Stadion offiziell vorgestellt.

Anwesend waren u.a. der Direktor von Aspire Football Dreams, Josep Colomer, der Berater der Aspire Zone Foundation, Andreas Bleicher, der Präsident der AS Eupen, Dieter Steffens, der Bürgermeister der Stadt Eupen, Elmar Keutgen, und der Generaldirektor der Aspire Academy, Ivan Bravo.

Für den damals finanziell angeschlagenen Zweitligisten AS Eupen war die Übernahme durch die Katarer zum damaligen Zeitpunkt wie eine 6 im Lotto.

Nach den Jahren unter dem Italiener Antonio Imborgia, mit dem die Schwarz-Weißen 2010 erstmals in die höchste Spielklasse aufgestiegen und im Jahr danach wieder abgestiegen waren, hatte der deutsche Geschäftsmann Ingo Klein den ranghöchsten ostbelgischen Fußballclub übernommen.

Andreas Bleicher, Aspire-Direktor und Mitglied des Verwaltungsrates der AS Eupen. Foto: Belga

Ende 2011 wurde Klein jedoch wegen illegaler Finanztransaktionen in großem Stil verhaftet. Damit wurde auch die Geldzufuhr nach Eupen gekappt. Nur dank einer Finanzhilfe des Geschäftsmannes Luciano D‘Onofrio erhielt die AS die Lizenz für die Saison 2012-2013.

Mit Aspire wurde Eupen ein Ausbildungsverein für Talente der Aspire Academy. Es kamen aber auch etliche namhafte Fußballgrößen nach Eupen. Es wurde vor allem viel in die Infrastruktur investiert, auch wenn der Stadionkomplex am Kehrweg bereits nach dem ersten Aufstieg in die 1. Division erstligatauglich gemacht worden war. Der Erhalt der Profilizenz für die folgende Saison war mit Aspire kein Problem mehr.

Die von den Fans erhoffte baldige Rückkehr in die Beletage des belgischen Fußballs ließ zunächst auf sich warten. 2012-2013, 2013-2014 und 2014-2015 wurde nichts aus dem Aufstieg.

Am Ende der Saison 2015-2016 klappte es dann endlich, wenngleich auch nur deshalb, weil White Star Brüssel, das noch vor der AS Eupen Meister der 2. Division geworden war, die Profilizenz für die folgende Saison verweigert wurde.

Es ist nicht gesagt, dass Eupen in den Jahren danach den Aufstieg geschafft hätte. Nach der Fußballreform wäre es ihr auf jeden Fall viel schwerer gefallen, in die Jupiler Pro League aufzusteigen, denn die Division 1B ist inzwischen viel stärker als in der Zeit vor der Reform.

Das erste Trainergespann nach der Übernahme der AS Eupen durch Aspire: Bartolomé Marquez Lopez (l) und sein damaliger Assistent Jordi Condom (r) bei einer Pressekonferenz im Februar 2013. Foto: OD

In den 10 Jahren unter katarischer Flagge konnten die Erwartungen der Fans nur zum Teil erfüllt werden. Zwar spielen die Schwarz-Weißen zum siebten Mal in Folge in der höchsten Klasse, aber mehr als der Klassenerhalt wird auch in der Saison 2022-2023 nicht möglich sein. Die fehlende Identifikation und das rückläufige Zuschauerinteresse, ganz zu schweigen von der ungewissen Zukunft, machen höhere Zielsetzungen nahezu illusorisch.

Zumindest bei der Auswahl des Trainers kommt die Vereinsführung inzwischen den Vorstellungen der Fans näher. Nach Trainern wie Bartolomé Marquez Lopez, Jordi Condom, Claude Makélélé und Beñat San José, die in Eupen wie Fremdkörper fungierten, wurde mit Stefan Krämer endlich ein Coach geholt, der zu Eupen und Ostbelgien auch passte. Mit Michael Valkanis schien man sich wieder auf alten Pfaden zu bewegen, doch mit der Verpflichtung von Bernd Storck wurde erneut ein Coach geholt, mit dem sich der Anhang der Schwarz-Weißen auch identifizieren kann.

Jetzt muss allerdings auch ein Kader zusammengestellt werden, mit dem Storck das Ziel Klassenerhalt schaffen kann. Leichter gesagt als getan…

Wie es nach der WM 2022 in Katar mit der AS weitergeht, muss man abwarten. Sollte Aspire das Projekt in Eupen beenden, besteht kein Grund zur Annahme, dass am Kehrweg alles den Bach runtergeht wie beispielsweise bei Excel Mouscron. Im Übrigen sind Abhängigkeiten von einem Land wie Katar eh problematisch, auch wenn man den Scheichs seit Beginn des Ukraine-Kriegs mehr Vertrauen schenkt als dem russischen Diktator Wladimir Putin, wie der Kanossagang des deutschen Wirtschaftsministers Robert Habeck nach Katar gezeigt hat.

Wenn Union St. Gilloise mit Brighton & Hove Albion, Cercle Brügge mit AS Monaco und der RFC Seraing mit dem FC Metz eine Partnerschaft eingehen können, dann müsste dies auch Eupen gelingen. Die Saison 2022-2023 wird jedenfalls für die AS sehr spannend – nicht nur auf dem Platz. (cre)

22 Antworten auf “AS Eupen seit 10 Jahren unter katarischer Flagge – Seit dem 6. Juni 2012 hat Aspire am Kehrweg das Sagen”

  1. Eben deshalb, ist ja eine Verteufelung Katars oder Russland so heuchlerisch. Welche Weltprodukte sind nicht moralisch bedenklich? Wie viel von dem, was in der Welt kursiert kommt von us-amerikanischen Mördern? Das wurde und wird weiter besten Gewissens angenommen. Vereinzelte Boykottaktionen dienen nur denen, die im Glashaus sitzen und mit Steinen um sich werfen. Mal nebenbei, das Geld Katars stammt aus der westlichen Welt im Tausch gegen Ressourcen. Es ist also unser eigenes, welches zu uns zurück fließt.

  2. Das rückläufige Zuschauerinteresse liegt wohl eher daran,das die ASE sich in jeder Session neu erfinden muss,da man gute Spieler immer wieder verkauft und so,es für dem Zuschauer schwierig ist eine Bindung zur ASE aufzubauen.Zur Zeit weiss man ja noch nicht mal wer in der D1 spielen wird,bis auf dem Trainer

    • Wenn immerhin zirka 3.000 Leute durchschnittlich ein Spiel besuchen, besteht durchaus eine Bindung mit der AS. Immerhin ist Eupen eine Kleinstadt. Sie brauchen keine Bindung zur AS aufzubauen, wenn Sie nicht möchten. Es ist freiwillig. Daher verstehe ich nicht, wieso Sie etwas kommentieren, wenn kein Interesse besteht. Das interessiert dann kaum jemanden.

  3. Rundes Leder

    Herr Cremer, ich glaube dass selbst Ihr letzter Satz nicht zöge!? Zum ersten, all die paar genannten sind in grösseren Städten beheimatet wie die KASE. Welcher Spieler kommt schon gerne in eine Stadt wie Eupen, wo im Stadion gerade mal der gut 1000-2000 er Schnitt erreicht wird, und das in einer Ersten Liga, in der BRD ist das usus in der 5 Liga!? Etwas anderes fällt mir auch noch auf, trotz der vielen Jugendmannschaften in ihren Top Klassen, kommt da wenig durch an Nachwuchs aus deren Arbeit!? Liegt es etwa an den Trainer Qualitäten? Der Katar Einstieg hat letzlich nur den Abstieg vermieden, Begeisterung und grossen Mehrwert erbrachte der nicht, selbst grosse Namen alleine reichen nicht! Der Führungsspitze scheint das egal zu sein, da denke einer was will…!?

  4. Peter Müller

    Zumindest bei der Auswahl des Trainers kommt die Vereinsführung inzwischen den Vorstellungen der Fans näher. Das gibt es auch nur in Eupen ,dass die Fans den Trainer aussuchen. Kenne ich nur aus der vierten Provinsklasse. Und was hat es gebracht,?, der Trainer durfte auch nach einer Saison gehen.

Antworten

Impressum Datenschutzerklärung
Desktop Version anfordern