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Uniprofessor fordert Lockdown für Antwerpen

11.05.2020, Belgien, Antwerpen: Passanten mit Mundschutz gehen auf der Shopping-Meile Meir an einem Geschäft vorbei, auf dessen Schaufenster „Welcome Back“ (Willkommen zurück) zu lesen ist. Foto: Dirk Waem/BELGA/dpa

AKTUALISIERT – Dirk Devroey, Professor für Allgemein-Medizin und Vizedekan der Medizinischen und Pharmazeutischen Fakultät der Freien Universität Brüssel (VUB), plädiert für eine vollständige Abriegelung Antwerpens. Seiner Ansicht nach ist ein kompletter Lockdown die einzige Lösung, um eine zweite Welle des Coronavirus zu verhindern.

„In anderen Ländern wäre dies schon vor langer Zeit geschehen“, so Devroey, der darauf verweist, dass inzwischen im Bezirk Antwerpen 77 Infektionen pro Woche pro 100.000 Einwohner gemeldet werden.

„Wenn in Deutschland die Marke von 50 Infektionen pro 100.000 Einwohner überschritten wird, muss ein Distrikt abgeriegelt werden.“ Demnach müsste der Bezirk Antwerpen gesperrt werden, so der Uniprofessor.

Die Stadt Antwerpen ist momentan Belgiens Infektionsherd Nr. 1. Foto: Shutterstock

Devroey ist der Ansicht, dass diese Entscheidung noch früher hätte getroffen werden müssen. „Irgendwann wird ganz Flandern oder vielleicht sogar ganz Belgien abgeriegelt werden müssen.“ Gegenwärtig werden für Flandern 22 Infektionen pro Woche pro 100.000 Einwohner gemeldet, in Brüssel und Wallonien sind es 13 bzw. 11.

Devroey: „In absoluten Zahlen zeigten die neuesten Tageszahlen 421 Infektionen in Flandern. Davon stammten 285 aus dem Bezirk Antwerpen. Brüssel und Wallonien folgen mit 46 bzw. 43 Infektionen. Aber wenn die politischen Entscheidungsträger nicht eingreifen, steuern wir auf das Szenario einer erweiterten Abriegelung zu.“

Devroey bedauert zwar, dass ein lokaler Lockdown schlecht für die Wirtschaft sei, jedoch hält er dagegen: „Man bewertet ein Menschenleben nicht in Euro.“

Die Entscheidung der Krisenzelle der Provinz Antwerpen, die Kontaktblase für vier Wochen auf 10 Personen zu beschränken, statt der anderswo in Belgien erlaubten 15, ist laut Devroey ein positiver Schritt. „Aber es sollte für das ganze Land gelten“, sagt er. „Antwerpen sollte vollständig eingeschlossen werden.“

11.05.2020, Belgien, Antwerpen: Kunden warten unter Einhaltung eines Sicherheitsabstands vor einem Geschäft auf der Shopping-Meile Meir, während im Hintergrund zwei Polizeibeamte auf Fahrrädern zuschauen. Foto: Dirk Waem/BELGA/dpa

Zuvor hatte bereits der Virologe Marc Van Ranst die belgische Bevölkerung aufgefordert, nicht die Stadt Antwerpen zu besuchen, solange die „Alarmschwelle“ für Neuinfektionen weit überschritten sei.

„Antwerpen ist eine fantastische und dynamische Stadt, die einen Besuch wert ist. Aber nicht jetzt“, warnte Marc Van Ranst auf Twitter. „Antwerpen kämpft derzeit mit einer beträchtlichen Anzahl neuer Fälle von Covid-19. Wenn Sie nach Antwerpen fahren wollen, fahren Sie dorthin, wenn der Ausbruch wieder unter Kontrolle ist.“

Angesichts der zunehmenden Epidemie in seiner Stadt hatte Antwerpens Bürgermeister Bart De Wever (N-VA) vor wenigen Tagen eine Reihe zusätzlicher Maßnahmen angekündigt:

1. Die Kontrolle über die Gastronomiebetriebe wird verstärkt. „Bei offensichtlichen Verstößen werden die Horeca-Betriebe ausnahmslos geschlossen, auch wenn es sich um den ersten Verstoß handelt“, heißt es im Tweet des Bürgermeisters (siehe unten).

2. Horeca-Einrichtungen werden verpflichtet sein, Kundendaten aufzubewahren.

26.05.2019, Belgien, Antwerpen: Bart De Wever, Vorsitzender der N-VA und Bürgermeister von Antwerpen. Foto: Dirk Waem/BELGA/dpa

3. Das Tragen der Maske wird auf allen Märkten und Messen obligatorisch sein. Diese Maßnahme gilt auch in allen der Öffentlichkeit zugänglichen Bereichen, mit Ausnahme des Konsums oder bei statischen Aktivitäten, bei denen die Entfernungen ausreichend garantiert sind. „Jeder, der in einem Café auf die Toilette oder durch einen Fitnessraum geht, muss eine Maske tragen“.

4. Risikoreiches Trinkverhalten wie das Teilen von alkoholischen Getränken und Wasserleitungen wird verboten.

5. Es wird verboten sein, zwischen Mitternacht und 7 Uhr morgens Alkohol zum Mitnehmen zu kaufen, um Mobilität nach der Sperrstunde im Gaststättengewerbe (um ein Uhr) zu vermeiden.

6. Die Regeln für die Veranstaltungen bleiben die gleichen, aber das Zusammentreffen von mehr als 10 Personen wird verboten, wenn es außerhalb von Familienzusammenkünften stattfindet oder wenn die Regeln nicht eingehalten werden. (cre)

71 Antworten auf “Uniprofessor fordert Lockdown für Antwerpen”

  1. Kontroletti

    Auch im Eupener Horeca-Sektor werden die Abstandsregeln oft nicht eingehalten.
    Tische die innen wie außen viel zu nahe stehen, Masken, Hygiene,…
    Alles nur Glückssache.
    Warum wird dies nicht kontrolliert?

    • Arbeitstiere

      Sicher weil die Polizei auf Anweisung der Bürgermeisterin handelt und beide Augen zudrückt. Wäre ja auch sonst eine schlechte Reklame für die Weltmetropole Eupen mit NEUER Fussgängerzone. Dann protokolliert man doch lieber die Autofahrer welche sich in der neuen Fussgängerone verirrt.

      • Arbeitsmensch

        @Arbeitstiere Sie behaupten, dass die Bürgermeisterin der Polizei „sicher“ die Anweisung gegeben hat, beide Augen zuzudrücken. Da Sie sich sicher sind, nehme ich an, das sie Ihnen dies im Vertrauen mitgeteilt hat. Sie sind wahrscheinlich eine wichtige Eupener Persönlichkeit, deren hohe gesellschaftliche Sellung es erfordert, ständig von der Bürgermeisterin informiert zu werden.

  2. 5. Es wird verboten sein, zwischen Mitternacht und 7 Uhr morgens Alkohol zum Mitnehmen zu kaufen, um eine Ausbreitung des Virus zu verhindern.
    ////
    Das verstehe ich jetzt nicht. Aber sicher kann mir einer der Corona-Masken-Spezialisten die Zusammenhänge erklären…..

    • Ostbelgien Direkt

      @Dax: Mit dem Verbot von Alkohol zum Mitnehmen zwischen Mitternacht und 7 Uhr will De Wever bewirken, dass in der Stadt nach der Sperrstunde von 1 Uhr im Gaststättengewerbe möglichst niemand mehr im öffentlichen Raum unterwegs ist. „Een verbod op de alcoholverkoop voor take-away tussen middernacht en zeven uur ’s ochtends om het verplaatsingsgedrag na het sluitingsuur van de horeca (om 1 uur) tegen te gaan.“ Gruß

      • Gute Antwort Herr Cremer!
        Dies wurde auch in deutschen Städten schon so gehandhabt und der Grund ist ja auch naheliegend.
        Aber es gibt immer noch Menschen, die wollen einfach nicht verstehen… weil nicht sein kann, was nicht sein darf.

        • Die Lösung ist, für alle die wollen, alkoholische Getränke tagsüber kaufen, und sie Nachts einfach mitnehmen, wenn man vor hat sich zu treffen!
          Problem gelöst!
          Es wäre noch schöner, wenn einer einem noch das trinken von alkoholischen Getränken verbieten würde!
          Nur der Bartje will sich auch nicht disqualifizieren!

          • Friedrich Meier

            Jaaa! Nach dem gemütlichen Bierchen im Cafe nach 1h00 nochmals richtig Billig-Wodka reinkippen und dann ein paar Schaufenster einschlagen.
            Dann kommen die Bullen und kriegen mal schnell ein paar Pflastersteine nachgeworfen.
            Es lebe die Freiheit !
            …und Schland ist die Jeanne d’Arc der geknechteten Maskenträger.

        • Wein, Weib und Gesang

          Richtig, Herr Elian. Genau so wie Nikotin gut sein soll, da es angeblich die Andockstellen an den Zellen einnimmt, die sonst vom Virus benutzt würden.
          Fazit: Rauchen und Saufen ist okay, nur Weib und Gesang sollten vermieden werden.

  3. Akneverkäufer

    Es ist doch normal, dass in Städten wo viele Ausländer rumlaufen, die Infektionszahlen nach oben schießen. Die Moslems pfeifen nämlich auf die Maskenpflicht und andere auferlegte Regeln. Die tun so, als wäre alles normal.

    • Sie müssen keine rassistischen Töne anschlagen.
      Hier tummeln such genügend Nicht-Moslems und sogar ein Arzt, der auf alles pfeift und behauptet, es hätte keine 1. Welle gegeben und möglich erweise wären auch 100% der Infizierten nicht erkrankt.
      Auch diese Zeitgenossen tun so, als sei alles normal.
      Dies entschuldigt jedoch Fehlverhalten von Muslimen keineswegs.

        • Schiedsgericht für Presse und Medien

          Sehen Sie, @Populist und @Herbert G., solche Kommentare wie „Endlich nochmal etwas Hetze“ sind eben nur hier „auf“ OD möglich. Undenkbar, dass das beim Grenz-Echo oder beim BRF durchgegangen wäre.

          Im allgemeinen Trend liegt ja die Behauptung, OD sei rechts, rassistisch, voller Hetzer und was weiß ich. Dies alleine wäre schon ein Grund gewesen, dieses Sätzchen auf keinen Fall zu veröffentlichen. Aber die Macher von OD erkennen auch die (Selbst-)Ironie hinter solchen Aussagen und sind sich nicht zu Schade diese zu veröffentlichen.
          Oben erwähnte „Kritiker“ gehören übrigens erfahrungsgemäß zum treuesten Leserkreis …trotz aller gegenteiligen Behauptungen!

          Herzlichen Glückwunsch zum Anderssein, zum Humor, zum Sich-nicht-selber-so-ernst -nehmen.
          Danke OD
          Ihr SPM

  4. besserwisser

    Schade das wir solche Weicheier in der Regierung haben, wo bleibt denn unser Antoniadis, der allwissende Gesundheitsminister??? In Urlaub???
    Hat es ihm die Spucke verschlagen , das er sich nicht mehr meldet??
    Stellungnahme und Anweisungen sind gefragt.

    • karlh1berens

      Zitat @besserwisser 22/07/2020 20:38

      „Stellungnahme und Anweisungen sind gefragt.“

      Bitte folgen Sie den Anweisungen Ihrer bevorzugten öffentlich rechtlichen Sendeanstalt – sofern Sie Ihr Empfangsgerät nicht schon längst (so wie ich) außer Betrieb gesetzt haben.

  5. Guido Scholzen

    Zitat: „…vom 12. Juli zum 18. Juli auf 328 Neuinfektionen…“

    und wieviel von diesen Infizierten sind inzwischen erkrankt?
    Oder haben wir es hier mit 328 Erkrankten zu tun, die propaganda-mäßig als Infizierte bezeichnet werden?

    Sogar auf den „offiziellen“ Seiten kann ich keine Angaben darüber finden. Was soll das?
    Medizinische Info sieht anders aus.

  6. Devroey bedauert, dass ein lokaler Lockdown schlecht für die Wirtschaft sein wird. „Aber man bewertet ein Menschenleben nicht in Euro.“
    ////
    Erste Maßnahme, kein Belgischer Arzt darf ab Montag ein Honorar über dem Kassensatz in Rechnung stellen. Mal sehen wie die Ärzteschaft darauf reagiert, besonders die Spezialisten die in den grossen Kliniken 500% bis 700% Zuschlag bei Einzelbetten verlangen. Etwas fordern und selbst betroffen sein, sind oft zwei Paar Schuhe…..

    • @Dax: Wenn man Äpfel mit Birnen verwechselt, bleibt am Ende nur Prutsch …

      Der Arzt wäre doch Derjenige, der am meisten an mehr Kranken verdienen würde !
      Der Mediziner gibt seine Meinung nach medizinischer Sicht ab, die Politik trifft die Entscheidung.

  7. Propaganda

    Niemand urteilt schärfer als der Ungebildete. Er kennt weder Gründe noch Gegengründe und glaubt sich immer im Recht. Dieses Zitat trifft für 80% der geposteten Beiträge in diesen Forum zu.

  8. besserwisser

    Keine Maskenpflicht auf den strassen und Plätzen der DG???
    Terassen sind immun, schliesslich sitzen die Leute ja alle Korrekt und denen kann nichts passieren?
    Sogar Corona Bier wird serviert, Klasse vielen Dank Herr Gesundheitsminister

    • Randolf Müller

      Eine Maskenpflicht unter freiem Himmel macht nur dann einen Sinn, wenn sehr viele Leute zusammenkommen.
      Wenn, dann müsste man das an den Tischen selbst anordnnen, was natürlich nicht möglich ist (die Menschen wollen ja Getränke und Speisen zu sich nehmen).

  9. Das Wochenende war produktiv: endlich haben wir einen Begriff für die OD-Champions:
    Die „Verharmleugner“ ! Echt gut und reimt sich mit Armleuchter.
    Nutzt die Gunst der Stunden, vielleicht sitzen wir im lauf der Woche wieder zu hause und ärgern uns, dass der Nachbar keine Maske wollte.

    • Wenn ich in Nieuwpoort am Digue ,wo laut Nieuwsblad und het laatste nieuws Infektionskarte Null ,sprich nicht eine einzige Infektion bekannt ist ,auf dem Fahrrrad am Digue eine Maske aufsetzten muss ,und in Antwerpen,wo die K… am Dampfen ist ,ich ab dem alter von 12 Jahren ,nur eine Maske mit dabei haben muss,dann kann man sich doch nicht wundern ,das die Leute das nicht mehr ernst nehmen??!! ,oder sehen Sie da auch nur einen Ansatz von Logik??
      (natürlich sollte man in der Politik nicht zu sehr ,nach der Logig suchen ,aber in dem Masse die Leute für dumm verkaufen.

  10. Dagobertus

    Sicherheitsrat tagt , hoffentlich kommt man zu dem Entschluss das die Grenzen geschlossen gehören, gut ein Virus macht an der Grenze sicher keinen halt ( so da ist Euch Euer Todschlagargument schonmal genommen. Man braucht ja nur auf der Karte der Neuinfektionen zu gucken Wo es am schlimmsten in Vlaandern und der Wallonie ist
    Die Grenze zu den Niederlanden! Also Grenzen dicht , kommen vielleicht auch noch paar normale Kommentare hier an wenn die Drogensüchtigen OB Direkt User sich mal ein paar Wochen nicht mit Hasch und Marihuana versorgen können

    • @Dagobertus: Wenn die Politiker zu ihnen sagen, Dago, springen sie sofort von einer Brücke!
      Dagobertus tut es ohne Widerrede!! Oder etwa doch nicht?
      Ja, anscheinend sind sie „ganz dicht“ von was will ich nicht wissen, oder aber total undicht!

  11. @schland
    Er und andere Forenteilnehmer werden sich noch wundern, wenn die bevorstehenden Enteignungen durchgeführt werden, um den wirtschaftlichen Schaden auszugleichen.
    Ich bin gerade in Den Haag. Keine lästigen Masken und Panikmache, nur social distance und Desinfektion, aber sonst darf man individueller Mensch bleiben. Holland ist die geilste Stadt der Welt. :()))

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