Politik

Antoniadis im Interview: „Habe aktuell keinen Plan B“

Antonios Antoniadis bei einer Veranstaltung der ostbelgischen Sozialdemokraten und Sozialisten.. Foto: SP

Zehn Jahre war Antonios Antoniadis DG-Minister. Dabei wird es zumindest vorerst auch bleiben, denn die SP wird erstmals nach 34 Jahren nicht mehr der Mehrheitskoalition angehören.

Der 39-Jährige gab nur wenige Tage nach der Wahl bekannt, dass er sein Abgeordnetenmandat nicht antreten werde.

Über seine politische Zukunft, die neue Regierung Paasch III von ProDG, CSP und PFF und seine Entscheidung, auf seinen Sitz im Parlament der DG zu verzichten, sprach „Ostbelgien Direkt“ mit Antonios Antoniadis.

OD: Was macht Antonios Antoniadis in Zukunft, wenn er nicht mehr Minister ist? Ist die Stadtratswahl in Eupen am 13. Oktober für Sie eine Option?

Antonios Antoniadis: „Ich erlebe in diesen Tagen eine unglaubliche Welle der Solidarität.“

Antonios Antoniadis: Es war mir immer bewusst, dass die aktuelle Situation eintreffen kann. Dennoch hatte ich meine Energie nicht mit einem Rettungsschirm vergeudet, sondern mich 100% auf meine Aufgabe in der Regierung konzentriert. Deshalb habe ich aktuell keinen Plan B. Es haben mich viele Leute darauf angesprochen, in Eupen oder in Kelmis zu kandidieren. Ich schließe es aktuell aus. Ich halte nichts davon, mich ins nächste Amt zu „retten“. Das gilt sowohl fürs Parlament als auch für die Gemeinderatswahlen.

OD: Wissen Sie, weshalb Oliver Paasch die Dreierkoalition von ProDG, SP und PFF nicht fortgesetzt hat, obwohl diese nach seiner eigenen Darstellung gute Arbeit geleistet hat und nach wie vor eine Mehrheit hat?

Antoniadis: Das müssen Sie Oliver Paasch fragen. Aber die Tatsache, dass die PS im Inland freiwillig in die Opposition gegangen ist, ist schon mal der Grund dafür, dass die SP nicht Teil der DG-Regierung ist. Der „Relais“ zum Inland ist wichtiger, als man in der Öffentlichkeit gerne zugibt. Vergangene Regierungen hatten Wert auf eine gewisse Unabhängigkeit bei Koalitionsbildungen gelegt. An der Arbeit der SP in der Regierung wird es nicht gelegen haben. Denn diese hat der ProDG mindestens einen Sitz beschert.

OD: Manches spricht dafür, dass es bereits vor der Wahl eine Absprache zwischen ProDG und CSP gab. Kommen auch Ihnen das Verhalten der CSP im Wahlkampf und das Verhalten von Oliver Paasch am Wahlabend und am Tag danach verdächtig vor?

DG-Gesundheitsminister Antonios Antoniadis im Eupener Impfzentrum. Foto: OD

Antoniadis: So wie Sie es darstellen, scheint es Sinn zu ergeben. Ich möchte mich aber nicht an Spekulationen beteiligen, da ich weder das eine noch das andere ausschließen kann. Am Koalitionsabkommen lässt sich jedenfalls nicht erkennen, dass man lange im Voraus an so einem Bündnis gearbeitet hat. Darin finde ich im Wesentlichen sehr viel von der SP, aber so gut wie nichts von der CSP wieder. Nachdem die Posten verteilt und die Personalien geklärt wurden, sollte man der neuen Mehrheit die Zeit geben, ihre Ausrichtung im Herbst zu erklären. Viel wichtiger als wer mit wem erscheint mir die Frage, wie man die großen Herausforderungen unserer Zeit bewältigen wird.

OD: Viele der 2.727 Wähler, die Ihnen ihre Vorzugsstimme gegeben haben, sind gar nicht zufrieden darüber, dass Sie nach der Wahl angekündigt haben, Ihr Abgeordnetenmandat nicht anzutreten. Was sagen Sie diesen jetzt unzufriedenen Wählern?

Antoniadis: Ich erlebe in diesen Tagen eine unglaubliche Welle der Solidarität. Das geht mir sehr nah. Meine Wähler sind enttäuscht und teilweise sogar wütend darüber, dass die Koalition nicht fortgesetzt wird, obwohl sie bestätigt wurde. Es war ein klares Votum für meine Arbeit in der Regierung und nicht in der Opposition. Es gibt sogar Menschen, die nach der Wahl auf mich zugekommen sind mit der Aussage, dass die den Regierungschef gewählt haben, damit die Arbeit dieser Regierung fortgesetzt wird. Die meisten meiner Wähler, die mir eine Rückmeldung gegeben haben, haben meine Entscheidung als geradlinig bezeichnet. Natürlich wird auch Kritik geäußert, aber man muss sich anschauen, wer diese äußert. Viele, die jetzt kritisieren, ich würde das Mandat in der Opposition nicht annehmen, hätten mich sonst dafür kritisiert, dass ich weiterhin Bezüge erhalte, die öffentlich finanziert werden. (cre)

Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf OD:

31 Antworten auf “Antoniadis im Interview: „Habe aktuell keinen Plan B“”

  1. Vereidiger

    Ist doch alles Spekulation, wer warum wessen Stimme erhalten hat oder auch nicht. Dass jetzt ein paar Leute meinen, sie hätten sich „verwählt“ („super Arbeit, also wähle ich den MP“ – „oh, Mist, jetzt hat die SP einen Sitz verloren“), dann ist das gewiss kein Trost für Antoniadis.
    Es ist wie beim Fußball: Am Ende zählen die Tore und nicht das schöne Spiel. Wenn die Präferenzen der Wählerschaft sich verschieben, dann muss man damit rechnen, dass nicht alles beim alten bleibt. Wer als kleiner Partner noch kleiner wird und auch noch ohne Pendant in der Region ist, der hat schlechte Karten im Politpoker.
    Herr Antoniadis kann noch so viele Rechtfertigungen an den Haaren herbeiziehen: Dass er trotz des von so vielen Wählern ausgesprochenen Vertrauens das Parlamentarier-Mandat nicht annimmt, um der Gefahr, seine eigene Vorarbeit kritisieren zu müssen (müsste er das denn??), aus dem Weg zu gehen, das ist schlicht Betrug an seinen Wählerinnen und Wählern!

  2. Achto Janssen

    Nur mal so, zum vergleichen: Wieviel verdiente Herr Minister Antoniadis bisher pro Monat und wieviel würde er beziehen als einfacher Mandatär in der Opposition, ebenfalls pro Monat?
    Oder spielt Geld hier keine Rolle? ;)

        • Stimmt, ist nicht ganz so viel. Während ein Abgeordneter rund 840 Euro im Monat bezieht, setzt sich das Bruttojahresgehalt eines Ministers so zusammen: 176.718,92 EUR plus 10.446,58 EUR und Urlaubsgeld und 4.826,46 EUR Jahresendprämie. Für diesen Unterschied muss eine Oma lange stricken.

          • Unlogisch

            Und deren haben wir in Belgien jede Menge zu bezahlen! Viel zu viele übrigens. Wenn deren Leistung nur auch so Hoch wäre, aber das Resultat sieht da leider sehr viel schlechter aus! Nämlich unser Schuldenstand trotz sehr Hoher Steuerlast! Desolat, leider! Ein Mittelständler würde sofort handeln, z Bspl Entlasungen, Sanieren etc, aber unsere Politiker tun das nicht, im Gegenteil! Die kassieren munter weiter, und bekommen dazu noch dicke Endprämien beim Aufhören , einige Hunderttausende Euros!? Normaler Zustand ? Eher nicht!

        • Zahlen zählen Fakten

          Möchten Sie sich nun entschuldigen oder eine Stellungnahme abgeben oder einfach wie ein Kind in die Ecke sitzen und schmollen?

          Bitte beachten, dass im letzteren Falle Sie sehr sicher nicht mehr in einer Erwachsenendiskussion für voll genommen werden können.

  3. Realitätsfremd

    Koalition wurde bestätigt ?
    Die Arbeit der SP hat ProDg einen Sitz beschert ?
    Kann nicht in die Opposition um seine Arbeit nicht zu kritisieren, die scheinbar fortgesetzt wird ?

    Wenn man sich lange genug selber belügt, glaubt man am Ende seine eignen Lügen. So ein Schönredner Blödsinn !

  4. Nostradamus fragt

    Darf man mit OD weiter spekulieren? Auch wenn es etwas zwielichtige und immer noch unbeantwortete Fragen in der Bevölkerung betrifft? Doch keineswegs abwegig ,denn in der gut betuchten Politik ist alles möglich und Fragen zu stellen bekanntlich „die Höflichkeit des Denkens“. Hoffentlich erfahren wir aus dem Sitz des Gerichtes bald mehr und brauchen nicht mehr zu rätseln, während die sonst in langen Reden forsche Sprüche klopfenden Parteipolitiker weiter mit der Entschuldigung abtauchen, es läge allein an der Staatsanwältin…

    Könnte es nicht sein, dass das verlorene Ministeramt und der Rückzug aus dem Parlament für den ansonsten politisch aufstrebenden Antonios mit den Hintergründen des noch unaufgeklärten Subsidienbetrugs zu tun hat? Zunächst von Olli aus der Schusslinie einer neuen Regierung gezogen, dann der höchst verwunderliche und nicht besonders glaubwürdige Rückzug als gewählter Parlamentarier. In beiden Fällen wäre er für den MP sowie für die SP in der Opposition keine, wie auch immer geartete Belastung.

    Oft wurde nach der politischen Verantwortung für die Affäre gerufen. Deshalb die bescheidene, unverzichtbare, doch keine Beschuldigung aufwerfenden Fragen: Was steckt dahinter? Werden wir hingehalten? Der ehemalige sozialistische Minister weiss garantiert mehr. Zumindest seinen zahlreichen enttäuschten Wählern sollte er es mitteilen. Als nunmehr von Koalitions- und Parteidisziplin freiem Bürger steht seinem ehrlichen Wort nichts im Wege. Es sei denn er beabsichtigt ungestört in den Kommunalwahlkampf zu ziehen oder seine alleingelassene Fraktion zu schonen. Aber: Wenn er weiter verschweigt und seinen Abschied mit unglaubwürdigen edlen Absichten verklärt, werden die kritischen Fragen bleiben.

      • Ruhig Blut Monsieur Pierre

        Ich verleumde den von mir seit Jahren geschätzten Antonios nicht und stelle gewiss nicht seine Integrität in Frage. Doch wird er die Hintergründe und die Kosten der Betrugsaffäre detaillietkennen. Sollte er dafür eine, wie immer geartete politischen Verantwortung tragen, wäre sein überraschender und viele sogar sehr enttäuschender Rückzug verständlicher als die etwas kuriosen mitgeteilten Gründe.

        Gewiss war er nicht nur für Genossen und Genossinnen im Gemeinschaftsbetrieb der Nach-Lambertz-Zeit eine „Lichtgestalt“. Umso mehr wirft seine Demission ernsthafte Fragen auf. Wenn man die nicht stellen und darüber nicht nachdenken darf, leben wir nicht in einer vorbildlichen, auch von Sozialdemokraten mitgetragenen Autonomie, sondern als tumbe Häftlinge hinter roten Stacheldrähten. Solange es OD gibt, darf darüber in intellektueller Redlichkeit frei diskutiert werden.

          • Ruhig Blut Monsieur Pierre

            Öffentliche Vermutungen auf OD oder kritische Kommentare von Journalisten haben immer einen realen Hintergrund. Verleumdungen geraten vor Gericht. Antonios hat sich jedenfalls keinen Anwalt genommen.

            Wären Sie etwas besser informiert, würden sie bald der schweigenden Mehrheit beitreten.

  5. Wird schon werden! Zumeist haben die Leute vorgesorgt, indem lukrative Jobs im normalen Wirtschaftsleben locken!? Es sollte sowieso im Politikbereich Fortan die zwei mal gewählt, und dann Schluss gelten! Das ist eine gute Bremse gegen vieles weniger Gutes was entsteht wenn die da zulange am Ruder sind! Ist ja schon üblich in vielen Ländern!

  6. Prosper ist ein positiver Name. So wirken ja auch Ihre Worte. Dass ein Berufswechsler nicht ins Leere fällt ist nicht nur eine politische Neigung. Dennoch stimmt, die haben mehr Auswahl und bessere Startchancen; deren Lebenslauf glitzert bei den Bewerbungsprüfern etwas mehr.

    Dorthin, geachtet, umworben und begehrt sei unserem Ex-Minister gewiss alles gegonnt. Er wird nicht zu Alexis Sorbas als armer Fischer auf eine Ägäis-Insel stranden. Doch sollte er uns schon bitte aufklären, was sich in der Betrugsaffäre hinter dem Rücken seiner beeindruckend viele Wählerinnen und Wähler abgespielt hat. Als linker Grieche steht er in der Tradition des verbannten Mikis Theodorakis. Raus mit der Sprache Antonios !

  7. König der Belgier

    Dieser teuer bezahlte Minister hat die Sache mit der Raumordnung richtig verkackt. Seine Klienten wurden bedient. Behörden mussten auf Druck des Ministeriums negative Gutachten in positive Gutachten ändern.
    Als Beispiel kann eine änderung der Zweckbestimmung von Landwirtschaftlicher Fläche auf Morsheck genannt werden.
    Schlimmster Sozi-Sumpf

  8. besserwisser

    Wenn man mit dem Geld anderer Leute um sich wirft und grossmächig Subsidien austeilt, heisst es Tracasse pas,
    Wenn man seine Leute blind vertraut wird einem alles versaut.
    Wenn das wörtchen wenn ich wär hatte ich eine Affair……..
    Tschüss auf Wiedersehen lieber Freund, das Leben geht weiter immer Weiter

  9. Rechenspiel

    Sollte er als einfacher Parlamentarier antreten verliert er seinen Anspruch auf Abfindung(Pension), immerhin 1 Monat pro Ministerjahr. Bei 10 Jahren als Minister…..die Rechnung wird er schnell gemacht haben.
    Und die Isabel W nach 20 Jahren Ministerin wohl nicht anders (zumindest ist sie ja gar nicht mehr angetreten).

  10. Ich möchte mal so reinwerfen in die Runde !

    Definition laut Duden:
    Schmarotzer = Faule Person die auf Kosten anderer ohne jegliche Leistung ihr Leben finanziert.

    Jetzt dürften alle Zahnrädchen im Hirn anfangen zu Rattern.

  11. Siebenschläfer

    Wenn das Volk mal nach ERBRACHTER Leistung Wählen würde und noicht nach den paranoiden und leeren Versprechen der Politiker, hätte die DG keine Probleme, allerdings wären auch alle unser Politiker der DG arbeitslos und müssten vom ÖSHZ aufstocken lassen.

  12. In der letzten Zeit nix geändert und die Zukunft einfach nix geändert. Man bleibt da wo man vor 30 Jahren schon war…. Gospertstraße bleibt mit seinem geflicke so wie es immer war.Wer was irgendwann macht, bleibt sehr wahrscheinlich noch Jahrhunderte ein Geheimniss.Nur das Geld wird immer ans falsche ausgegeben.

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