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Der langsame Abschied vom Kupfergeld – Belgien wagt das Experiment: An den Kassen wird jetzt gerundet

1 Cent und 2 Cent Münzen werden in der Hand gehalten. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

Im Geldbeutel knubbeln sich die rotbraunen Münzen, doch viel kaufen kann man davon nicht. Belgien hat 1- und 2-Cent-Stücke nun weitgehend als Wechselgeld abgeschafft. Stattdessen wird an den Kassen gerundet.

Anstatt sich das Wechselgeld centgenau auszahlen zu lassen, können Kunden es runden lassen und damit einen Kleinstbetrag spenden. Belgien hat das Prozedere zum Gesetz gemacht.

Seit Anfang Dezember müssen Geschäfte das Wechselgeld auf fünf Cent auf- oder abrunden. Bezahlen können Kunden aber auch künftig mit den Mini-Münzen.

Die belgischen Einzelhändler ziehen zumindest eine positive Zwischenbilanz. Der Einzelhandelsverband spricht fast einen Monat nach der Reform von einem gelungenen Start. „Es gibt insgesamt wenig Probleme“, sagte eine Sprecherin. Nur vereinzelt hätten sich Kunden beschwert oder gefragt, ob nun auch Gewinne aus Sportwetten oder Kartenzahlungen gerundet würden.

Ohne Rotgeld hält die Brieftasche länger. Foto: Pixabay

Nach Angaben des Verbands sparen Händler durch die Reform Kosten. Denn Münzrollen mit 1- und 2-Cent-Stücken zu beschaffen kostet oft mehr, als die Münzen wert sind.

Andere EU-Staaten zögern noch, Belgien zu folgen. Für Deutschland zum Beispiel kommt eine Wechselgeld-Reform aber nicht in Frage. „Derzeit ist nicht geplant, in der Bundesrepublik Deutschland eine Rundungsregelung wie in Belgien einzuführen“, sagte ein Sprecher des Finanzministeriums. Zur Begründung verwies die Behörde auf einen Bericht der EU-Kommission aus dem Jahr 2018. Danach erfreuten sich 1- und 2-Cent-Stücke hoher Akzeptanz in der Bevölkerung.

Ganz abgeschafft werden könnten einzelne Münzen ohnehin nur in der gesamten Eurozone, so das Finanzministerium. Die Stückelung des Geldes sei festgeschrieben. „Die acht Münzen, 1 Cent bis 2 Euro, sind in allen Euro-Teilnehmerländern gleichermaßen gesetzliches Zahlungsmittel.“ Gegen Rundungsregelungen im nationalen Bargeldverkehr hat das europäische Recht indes nichts: Neben Belgien gibt es eine solche Regelung unter anderem in den Niederlanden.

Auch in Deutschland wird mitunter auf Mini-Münzen verzichtet. Die Nordseeinsel Wangerooge bekommt seit November keine 1- bis 5-Cent-Stücke mehr von der Volksbank Jever geliefert. Zu hoch seien die Transportkosten, sagte ein Sprecher. Meist seien die Münzen per Flugzeug gebracht worden, da der Fährverkehr von Ebbe und Flut abhängt.

Die Liebe zum Cash bröckelt, der elektronische Zahlungsverkehr nimmt weiter zu. Foto: Shutterstock

Der Kleingeldverzicht habe bisher keine negativen Folgen, sagte der Wangerooger Bürgermeister Marcel Fangohr der Deutschen Presse-Agentur. Die Einzelhändler müssten sich nur selbst um Nachschub kümmern. „Wir müssen mal gucken, wie es Weihnachten und Neujahr läuft, wenn die Insel voll ist“, sagte Fangohr. Andere deutsche Inseln hatten sich dem Modell nicht angeschlossen.

Für Deutsche hat das Barzahlen einen hohen Stellenwert. Doch die Liebe zum Cash bröckelt. Drei von vier Einkäufen bezahlten die Deutschen an der Ladenkasse nach wie in bar (74 Prozent), wie die aktuellste Umfrage der Bundesbank dazu von 2017 zeigt. Drei Jahre zuvor waren es noch fast 80 Prozent. „Dennoch gilt unverändert, dass Bargeld (…) das am häufigsten genutzte Zahlungsmittel (…) in Deutschland ist“, heißt es in dem Bericht zur Umfrage.

Der belgische Einzelhandelsverband würde hingegen am liebsten noch einen Schritt weiter gehen. Es müsse gelingen, einen Großteil der Kleinstmünzen aus dem Verkehr zu ziehen, sagte die Sprecherin. Selbst wenn ein Betrag an der Kasse auf 9,05 Euro gerundet wird, könne der Kunde derzeit 9,06 Euro mit drei 2-Cent-Stücken bezahlen. Für das Wechselgeld müssen belgische Händler also noch immer einen Vorrat an 1-Cent-Münzen vorhalten. (dpa/cre)

24 Antworten auf “Der langsame Abschied vom Kupfergeld – Belgien wagt das Experiment: An den Kassen wird jetzt gerundet”

  1. Abrunden ist okay

    Wenn ein Artikel 9,99 Euro kostet, dann kostet er in Wahrheit 10 Euro. Das Ganze ist eine pure Augenwäscheri für Leute, die nicht gut rechnen können. Besser wäre also den gleichen Artikel für 9,95 Euro zu verkaufen. Abrunden wäre m.E. in jedem Fall fair und okay.

  2. Bei Bargeldzahlung ist es ja vllt noch in Ordnung einem den einen oder andren Cent aus der Tasche zu luchsen, nur 2 – 3 Cent können für viele auch schon wieder sehr viel Geld sein. Ein nogo finde ich wenn diese Praxis des aufrundens auch bei Kartenzahlung praktiziert wird, der Kunde wird da mächtig abgezockt und ausgenommen wie ’ne Weihnachtsgans.

    • Hallo
      Bei bezahlen mit Karte bleibt alles beim alten, bei barzahlung wird gerundet. So mein Steuerberater
      Also Bsp.
      Sie kaufen einmal 9.99€+15.66€+17.89€=43.54€
      Sie bezahlen bei barzahlung 43.55€
      Sie bezahlen mit Bankkontakt43.54€
      weiteres BSp
      Sie kaufen einmal 9.79€+14.36€+39.71€=63.87€
      Sie bezahlen bei barzahlung 63.85€
      Sie bezahlen mit Bankkontakt63.87€

      • danke für die Beispiele, in denen ich die 1 bzw. 2 cent Aufabrundung – rundung entdecke.
        Das war vorher auch schon klar !
        meine Bitte war aber nach einem 3 cent Beispiel, wie im Beitrag von
        Auweia – nur 2 – 3 Cent !! können für viele usw. – . . . . befürchtet . ??????
        Deshalb meine Nachfrage nach einem 3 DREI CENT Beispiel ! (was es mit Sicherheit nicht gibt.)

  3. Einzelhändler

    Also:
    1- und 2-Cent Münzen hat es in Finnland in der Tat zumindest in den „Starterpacks“ zur Euro-Einführung gegeben.
    Die Preise diverser Waren (z.B. Kleidung, Bücher, …) sind von den Herstellern vorgegeben und dürfen von den Händlern gar nicht verändert werden. Ein direktes Aufrunden am Regal ist in diesen Fällen überhaupt nicht erlaubt. 9.99 oder 19.99 dürfen daher nicht auf 10 oder 20 Euro angepasst werden.
    Aufgerundet wird an der Kasse eh nur die Totalsumme, folglich insgesamt um höchstens 2 Cent.
    Kartenzahlungen werden nicht gerundet.

  4. Frittewelsch

    Gerundet wird nur auf dem Endbetrag an der Kasse. Wenn sich jemand wegen 2-3 Cent auf einer Einkaufsrechnung von 50€ aufwärts in die Hose macht, der hat sowieso einen Schaden. Macht ihr dann auch einen Freudensprung, wenn die letzte Ziffer ein Abrunden bedeutet und ihr somit ein Mega-Ersparnis macht?

  5. Seltsam die meisten süffisanten Anmerkungen, wie hoch der Lebensstandard in der DG doch ist! Stand kürzlich an einer Kasse in Lüttich hinter einem alten Mann, der seine Cents zusammenkratzte. Immerhin, wenn ich jährlich alle gesammelten Cents, aus Hosen- und Jackentaschen zur Bank bringe, habe ich um die 180€ mehr suf dem Konto. Wat sässte noe…

  6. Friedrich Meier

    Wenn die Supermärkte mit 0,99 Beträgen werben sollen Sie 0,99 Beträge bekommen.
    Neulich Kaufte ich ein Gemüse für 2.99 €. Die Dame an der Kasse wollte 3 € von mir haben.
    Darauf hin sagte ich dass ich nur das zahle, was auf dem Preischild steht.
    Ich hielt noch viele rote münzen und auch 1 Euromünzen in der Hand und die Kassiererin bestand auf den 1 einen Cent mehr.
    Ich sagte, dass der Bettler draußen vor der Kaufhaustür alles Kleingeld von mir bekäme aber in die Supermaktkasse käme von mir der Betrag, der dem Geschäft zustände.
    Weil die Umstehenden die ganze Prozedur mitbekamen, konnte ich mein Gemüse für 2.99 € mit nachhause nehmen.

    Wenn jeden Tag 20 Kunden sich die Mûhe machten, zu den besten Stoßzeiten über einen Cent dikutieren würden, würde das Problem von den Kassiererinnen an den Chef weitergeleitet und die Ware in den Regalen mit runden Preisen ausgezeichnet.
    Einer muß den Anfang machen und so könnte der Blödsinn mit 0.99 € bekämpft werden.

  7. Leider wird im Lidl in Eupen, sowie im Match bei Kartenzahlung und Zahlungen mit Ticket Restaurant-Karte ebenfalls auf- und abgerundet. Das ist eine Unverschämtheit und ansolut nicht in Ordnung. Abzocke im großen bzw. kleinen Stil.
    Bei anderen Läden habe ich die Erfahrung noch nicht gemacht und kann deswegen dazu nichts schreiben.

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