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Aachen scheitert mit Klage: Tihange 2 darf weiter laufen

23.04.2019, Belgien, Tihange: Das Atomkraftwerk Tihange am Ufer der Maas. Foto: Eric Lalmand/BELGA/dpa

Die Städteregion Aachen ist mit einer Klage auf Stilllegung des als marode kritisierten Atommeilers Tihange 2 gescheitert.

Ein Gericht erster Instanz in Brüssel wies den Antrag am Donnerstag ab. Dahinter standen neben der Städteregion Aachen auch das niederländische Maastricht, die luxemburgische Stadt Wiltz und weitere Kläger. Sie hatten Gefahren für Leib und Leben durch das Kraftwerk geltend gemacht. Dem folgte das Gericht nicht.

Im Betonschutz des belgischen Reaktors, der rund 60 Kilometer von Aachen entfernt liegt, waren 2012 feinste Risse entdeckt worden. Er stand danach zeitweise still, wurde aber 2015 wieder angefahren.

Die Menschenkette vor den Kühltürmen des AKW Tihange am 25. Juni 2017. Foto: OD

Die Klage richtete sich gegen diese Entscheidung der Aufsichtsbehörde FANC. Deren Generaldirektor Frank Hardeman zeigte sich nach dem Urteil zufrieden. „Wir haben 2015 unsere Arbeit gut gemacht und sind glücklich, dass das Gericht dies jetzt bestätigt hat.“

Für die Kläger äußerte sich Städteregionsrat Tim Grüttemeier enttäuscht. „Ich bin immer noch der festen Überzeugung, dass wir sehr gute Argumente vorgebracht haben, damit das gefährliche Spiel der Betreiber mit der Sicherheit von Millionen Menschen endlich ein Ende hat“, erklärte Grüttemeier zum Urteil.

Die Auseinandersetzung um den „Bröckelreaktor“ habe dennoch etwas Gutes. „Mittlerweile ist klar geworden, dass es zumindest für diesen gefährlichsten belgischen Meiler Tihange 2 keine Laufzeitverlängerung geben wird und er 2023 vom Netz gehen wird“, fügte er hinzu. Die „unerträgliche Situation der ständigen Angst vor einem Unfall“ werde in absehbarer Zeit ein Ende haben. (dpa)

33 Antworten auf “Aachen scheitert mit Klage: Tihange 2 darf weiter laufen”

  1. 1) Die „Risse“ (richtig ist, es sind Wasserstoffeinschlüsse im Stahl) befinden sich im Reaktordruckbehälter und nicht im „Betonschutz“
    2) Die Sache mit dem „Betonschutz“ betrifft den Bunker in dem sich der Notleitstand befindet. Hier ist es zu Korrosion am Stahl im Beton gekommen worauf hin dieser saniert wurde. Der Reaktorbetrieb war davon gar nicht betroffen.
    3) Woher kommt die Aussage dass nach diesem Urteil klar sei dass der Reaktor 2023 abgeschaltet werde? Das ist eine politische Entscheidung und dieses Datum war meines Wissens nicht Gegenstand des Verfahrens.

    Die Presse schafft es in Sachen Kernkraft mal wieder nicht die fundamentalsten Zusammenhänge richtig auf die Reihe zu bekommen.

    • Walter Keutgen

      Dax, stimmt alles.

      Zu 1): Wenn es im Beton wäre, wäre das ja leicht zu reparieren. Ob die länglichen Wasserstoffeinschlüsse die Stabilität der Hülle beeinträchtigen, hat die belgische Behörde von US-amerikanischen Experten untersuchen lassen, die sich ein Jahr Zeit dafür genommen haben. Antwort: keine Bedenken. Es handelt sich um eine Zweiwerkstofflagenkonstruktion, was in den 70er Jahren Mode geworden ist. Die Bläschen befinden sich genau zwischen den zwei Lagen. Vor ein paar Jahren habe ich darüber im Internet einen Artikel einer saarländischen Zeitung gelesen. Dann waren noch 24 solcher Reaktordruckbehälter in Betrieb: 1 in Deutschland, 1 in Tihange, 1 in Doel und 1 im letzten niederländischen Kernkraftwerk, an der Schelde gegenüber Doel. Die Anzahl Wasserstoffbläschen wird bei jedem Unterhalt mittels Röntgenaufnahmen geschätzt, um zu sehen, ob sie zunimmt.

    • Was wollen sie uns denn nun schon wieder sagen, sie Robinhood der Atomindustrie?
      Das Lufteinschlüsse im Reaktordruckbehälter unproblematisch sind?
      Das man es nicht schafft, den Nichtnuklearenbereich in Ordnung zu halten?
      Das man die Gewinne einstreicht, aber bei einer Nichtversorgungssicherheit den teuren Stromeinkauf aus dem Nachbarland einfach an den Steuerzahler/Kunden weiterreicht?
      Was denn, sie werden doch auch sonst so deutlich. Wo ist die Kernaussage (kleines Wortspiel)?

      • Walter Keutgen

        Ach DAX, es sind keine Lufteinschlüsse sondern Wasserstoffeinschlüsse. US-amerikanische Experten sagen nach einjähriger Überlegung, dass sie kein Problem sind. Hat man den deutschen Reaktor auch untersucht oder abgeschaltet? Dax hat geschrieben, dass man den Beton des Notleitstands saniert hat, nicht das Gegenteil. Deswegen ist der Meiler sogar abgeschaltet worden, was seinerzeit Dax kritisiert hat.

    • Die deutscen Grünen haben ja auch nichts gegen milliardenschwere Waffenexporte. Das Nachbarland muß, wie ein guter, DEUTSCHER Freund und Arbeitskollege bereits vor 15 Jahren meinte, „wieder unter Aufsicht gestellt werden“. Putin diesmal, bitte.

      • Karli Dall

        Die deutschen Grünen sind für Waffenexporte, die Waffen müssen aber im Empfängerland anschließend vernichtet werden.
        Die UN oder Internationale Organisationen sollen nach Möglichkeit, die Zerstörung der Waffen kontrollieren. Finanziell abgesichert wird der Gesamtvorgang von der KfW, es geht schließlich um Sicherung der Arbeitsplätze in D und um die in der EU.

  2. volkshochschule

    Es gab bisher in der Welt schon verheerende Störungen im atomaren Bereich solcher Anlagen und es wird sie auch wieder geben. Sollte es im kleinen Belgien dazu kommen wird es eng auf den Autobahnen Richtung Osten. Kluge belgische Politiker haben sicher schon eine Tasche mit Fluchtgeld angelegt, denn dann ist ja auch ihre Karriere schlagartig zu Ende.

    • Es wäre aber äusserst dumm in Richtung Osten zu fliehen.
      Erstens zieht die böse, böse, böse, böse, belgische alles vernichtende Wolke nach Deutschland.
      War doch in den super wasserdichten und einzig wahren Expertisen deutlich beschlossen.
      Und zweitens wer will schon freiwillig weiter östlich als Ostbelgien.

      Wir können Ihre Behauptungen also getrotz auch ins Reich der Fantasie verbannen und im Sondermüll entsorgen.
      Zusammen mit den nutzlosen gelben Kunststoffaufklebern die irgendwann abfallen (im Meer landen), den zahlreichen sinnlosen Flyern (für die unnötig Ressourcen verbraucht wurden), den Wimpeln für’s Fahrrad, den sinnlosen Seiten von Unterschriften, den Protestomaten, Menschenketten,Fahrraddemos, Strahlenanzügen, Jodtabletten,…
      Was für eine Fars, Zeit- und Energieverschwendung.
      Und was für eine vernichtende Niederlage auf ganzer Linie.
      Zig Jahre Aufstand für gar nichts. Nichts Komma nichts erreicht.
      Na ja, blamiert bis auf die Knochen. Ist ja auch was
      Dafür schliesse ich heute die Richter gerne in mein Nachtgebet ein.

  3. Ach Herr Keutgen

    Sie mischen sich schon wieder ein. Ich benötige keinen Dolmetscher, schon gar keinen der meint die Inhalte interpretieren zu können, oder leiden sie auch unter dem quer- und Vordenkersyndrom. Und bitte, sie brauchen hierauf nicht zu antworten.

  4. Friedrich Meyer

    Die Städteregion Aachen, Maastricht und die Stadt Wiltz sollen sich um Ihre eigenen Dinge kümmern.
    Niemand mischt sich in deren Politik ein dann brauchen die sich auch nicht in Belgien so auf zu spielen.

  5. Braunkohle-Aktionär

    Die Braunkohlelobby und Wirlieferneuch-lecker-CO2-Strom-Truppe von « drüben » scheitert … oh nein… hoffentlich gibt’s jetzt nicht wieder deutsche Menschenketten, solche Aufmärsche hatten wir « damals » zu genüge…

    • Walter Keutgen

      Peer van Daalen. Zu „sogenannte Städteregion“: Diese Institution heißt wirklich so. Da wurden als Experiment die (kreisfreie) Stadt Aachen und der Landkreis Aachen fusioniert, weil man dachte so zu einer effizienteren Verwaltung beider zu kommen. Das Experiment ist weder gestoppt noch anderswo nachgemacht worden. Ich denke es war die letzte CDU-FDP-Regierung vor Laschet, die das gemacht hat. Ein Nachteil hat sich gezeigt, die gewählte Versammlung (wie unser Provinzialrat) besteht der Bevölkerung entsprechend zu 60% aus Politikern der Stadt Aachen und deshalb werden die Gelder dort ausgegeben, d.h. es ist zu Ungunsten der Landgemeinden. Ebenso gab es Überlegungen die Regierungsbezirke neu zu ordnen, um nur noch drei zu haben, daraus ist nichts geworden.

      Was den Prozess angeht, da waren die Rechtsberater der Städte entweder dumm oder ganz schlau (Anwälte bekommen immer ihr Geld). Die Atomaufsichtsbehörde hatte Gutachten eingeholt und entsprechend eine weiße Weste. Dachten die Kläger vielleicht, Richter würden sich mit Fachkenntnis durch diese Gutachten lesen? Richter entscheiden immer nach Gutachten und danach, ob die Rechtsvorschriften eingehalten worden sind.

      • Wobei die „Städtregion“ sicher keinen Augenblick geglaubt hat den Prozess gewinnen zu können, es ging nur um die Publicity. Der Kampf gegen die „Atomstrahlen“ ist ein unverzichtbarer Mythos der Öko-Ideologie und eine wichtige Säule der Energiewende. Nur darum ging es bei dieser Aktion.

        • Walter Keutgen

          Dax, dann mische ich mich nochmal gerne ein und mit Ihnen denke quer stat dass ich dem Volksmund nachplappere. Ich verbiete „Ach Herr Keutgen“ nicht, zu antworten, wenn er das kann. Nun zur Sache: Ja, wenn man stur auf CO2-Ausstoßreduzierung zugeht, -50% in 2030 in Bezug auf 1990 und -100% in 2050, dann ist Atomstrom erste Option. Das hatte auch Greta Thunberg geschrieben, sie wurde aber von ihren Hinterleuten zensiert.

    • Der große Deutsche

      In der Tat sind die Menschen Verlierer, deren Dorf zerstört, Haus abgerissen und Wald abgeholzt wird für den Braunkohle Tagebau… Kernkraftwerke in Belgien, Erzminen in Afrika oder Rodungen in Brasilien anklagen, aber die eigene Landschaft im dicht besiedelten NRW « auf Links » drehen… Bravo !

    • Friedrich Meyer

      Wir Menschen sind die Verlierer, wenn wir in Weisweiler wohnen, wo soviel Staub aus den Schornsteinen der Kraftwerke kommt, dass Manche durch die Überlastung von Feinstaub ernsthaft krank werden und sogar daran sterben.
      In Tihange kommt nur Wasserdampf aus den Kühltürmen und die Strahlenbelastung ist für keinen Anwohner ein Problem.
      Wo in Aachen die gelben Plakate gegen Tihange in den Schaufenstern hingen, habe ich nicht mehr eingekauft.
      Jeder soll den Dreck vor seiner Haustür kehren !

      • Vladimirovich

        Sehr vernünftig. Aber das wird die Nachbarn nicht dazu bewegen ihre Mentalität zu ändern. Die blamieren sich halt gern, Hauptsache sie bleiben Exportmeister, auch in Oberlehrerhaltung.

  6. Friedrich Meier

    Die Städteregion Aachen, zu der auch Eschweiler gehört klagt gegen ein Belgisches Unternehmen und vergisst dabei, dass in Weisweiler in einem Jahr bis zu 235.000 kg Feinstaub produzier wird.
    Verlogener geht es nicht mehr.
    Pierre nennt das dann Deutschenhass

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