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72% der Belgier für Präsenz der Armee in den Straßen

Soldaten bestimmen seit November 2015 das Alltagsbild in Brüssel. Foto: Belga

In der ersten repräsentativen Meinungsumfrage nach dem Attentat auf „Charlie Hebdo“ in Paris und der spektakulären Polizeiaktion gegen Dschihadisten in Verviers haben 72% der Belgier die Präsenz der Armee in den Straßen ausdrücklich befürwortet.

Die Umfrage wurde durch das Meinungsforschungsinstitut Ipsos im Auftrag von RTL-TVI, Le Soir, VTM und Het Laatste Nieuws durchgeführt.

Zustimmung für den von der Föderalregierung von Charles Michel beschlossenen Armeeeinsatz gab es vor allem in Flandern (74% dafür gegenüber 68% im frankofonen Landesteil) und bei den über 55-Jährigen (76%). Etwas skeptischer (62% Befürworter) äußerten sich die jungen Belgier (Altersgruppe 18-34 Jahre).

80% befürchten weitere Anschläge

Eine überaus große Mehrheit sprach sich für Sondergesetze gegen die terroristische Gefahr aus. 80% der Belgier räumten ein, dass sie weitere Anschläge befürchten. Trotzdem erklärten die allermeisten Befragten, dass sie heute nicht mehr Angst vor Mulimen hätten als vor den Anschlägen in Paris. Auch würden sie öffentliche Orte deswegen nicht unbedingt meiden.

Bewaffnete und zum Teil vermummte Polizisten in der Rue de la Colline in Verviers am Donnerstagabend. Foto: epa

Bewaffnete und zum Teil vermummte Polizisten in der Rue de la Colline in Verviers am Donnerstagabend. Foto: epa

89% sprachen sich zudem dafür aus, dass den Dschihadisten, die nach Syrien gehen, um später wieder nach Belgien zurückzukehren, die belgische Staatsbürgerschaft entzogen werden soll.

Eher geteilter Meinung waren laut Umfrage die Belgier, als sie gefragt wurden, ob nach dem Attentat auf „Charlie Hebdo“ die Integrationspolitik gescheitert sei. 55% der Befragten meinten ja, 45% nein. Befragt wurden insgesamt 1162 Personen.

Auch Kritik am Einsatz der Armee

Um mögliche Attentäter abzuschrecken, hatte sich die Föderalgierung in Brüssel entschlossen, wieder Soldaten in Großstädten einzusetzen. So schützen seit dem Wochenende schwer bewaffnete Militärs besonders sensible Punkte in Brüssel und Antwerpen: jüdische Einrichtungen, Botschaften, Regierungsgebäude.

Am Einsatz der Armee wurde am Wochenende indes auch Kritik laut. Die Vorsitzende der Open VLD, Gwendolyn Rutten, meinte, Belgien sei nicht Kabul, die Hauptstadt von Afghanistan. Auch die Bürgermeister von Mechelen und Gent, Bart Somers (Open VLD) und Daniël Termont (SP.A), sprachen sich gegen die Präsenz von Soldaten in ihren Städten aus. (cre)

Siehe auch Artikel „Ab jetzt auch in Belgien Soldaten zur Wahrung der öffentlichen Sicherheit im Einsatz“

11 Antworten auf “72% der Belgier für Präsenz der Armee in den Straßen”

  1. Auch ich, als ex-Militair befürworte die Präsenz der Armee auf unsere Strassen.

    Ich bin allerdings neugierig zu wissen welche Vergütungen die eingesetzte Armeeangehörigen bekommen für dieser Einsatz.

    Bekommen die das gleiche/dieselbe Wochen-end Vergütungen wie die Polizei, oder sind es die „Üblige Vergütungen“ die in der Armee ausgezahlt werden??

    Einen Adjudanten(Ledig/Kein Kinder zu Lasten) bekommt sage und schreibe „37 € NETTO“ für einem Samstagsdienst, für den Sonntag bekommt er „NOCHMALS“ das gleiche.(Zuzüglich Überstunden)

    Wieviel bekommen die Polizisten für die gleiche art Arbeit??

  2. Jauny BaldWeg

    Die Hetze und Angstmacherei funktioniert und das offenkundig bestens. Die einen verteufeln den Islam, die anderen dessen Gegner. Einig ist man sich darin, dass eine gewisse Gruppe Menschen vom Angesicht der Erde zu verschwinden habe. Und darin, dass es einen „starken Staat“ braucht, um dieses Schandwerk zu erledigen. Gewöhnen wir uns also an Uniform und Waffe auf den Straßen. Möglicherweise auch an nichtbelgische. Denn während Europa sich spalten lässt, hat das US-Repräsentantenhaus Russland indirekt den Krieg erklärt. Und das EU-Parlament hat sich dem angeschlossen. Googlen Sie mal!

  3. RaymondW

    Meinungsumfragen sind immer mit Vorsicht zu genießen. Ob die Militärpräsens eine abschreckende Wirkung hat, sei dahingestellt. Eher fühlen sich einige Bürger unwohl dabei. Ich sehe es eher so, dass die Jungs als lebende Zielscheiben dort herumstehen. Diejenigen die das abschrecken soll, wird das wohl nicht sonderlich stören.

  4. Ich sage nur eins:
    Destabilsierung von Europa.
    Und das Schauspiel beginnt, Schritt eins Hetze der verschiedenen Kulturen gegeneinander. Auge um Auge Zahn um Zahn und die ganze Welt wird blind sein.

  5. Zaungast

    Da lief heute Mittag ein interessanter Beitrag in den Nachrichten der RTBF.

    Kleine Polizeikommisariate würden mehr und mehr ihre Türen verschließen. Gezeigt wurde ein Anschlag (kein terroristischer, sondern ein DIN-A4-Batt) mit dem Hinweis, in dringenden Fällen die Nummer 101 zu wählen. Auch solle man sich an seinen „agent de quartier“ wenden, dessen Telefonnummer angegeben war.

    Anscheinend verbarrikadieren die Polizisten sich in ihren Gebäuden, obwohl sie doch für die Sicherheit der Bürger sorgen sollen.

    Fehlte noch, dass die Polizeiwachen von der Armee bewacht würden…

  6. Ansichtsache

    Die abscheulichen Geschehen der letzten Wochen schockieren! Keine Frage. Aber ist die Darstellung nicht ausschlaggebend? Wie viele Tote gab es in Belgien im letzten Jahr durch Terrorismus? 0! Wie viele Verkehrstote gab es im Jahre 2013 in Belgien? 720! Was für eine Zahl! 720! Wenn jetzt die Presse dementsprechend spektakulär über diese Unfälle berichten würde, die Menschen würden kein Auto mehr anfassen wollen. Würden für Tempo 50 landesweit sein. Was ich damit sagen möchte ist ganz einfach. Ja, es gibt eine Terrorgefahr, aber man sollte der Bevölkerung nicht unnötig Angst machen. Das Leben ist eben lebensgefährlich.

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