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Zweifel an zwei Rekorden von Bergsteiger-Legende Messner – Himalaya-Chronist: „Er war nie ganz oben“

Der Südtiroler Bergsteiger Reinhold Messner. Foto: Roland Weihrauch/dpa

Seit Jahrzehnten gilt Reinhold Messner als erster Mensch, der alle 14 Achttausender der Welt bestiegen hat. Nach neuen Berechnungen des Guinness-Buch der Rekorde werden zwei Titel in Zweifel gezogen. Die Bergsteiger-Legende aus Südtirol will sich an dem Gipfel-Streit nicht beteiligen.

In der Alpinistenwelt herrscht große Aufregung. Denn eine seit Jahrzehnten bestehende Gewissheit soll plötzlich falsch sein: Bislang galt der Südtiroler Extrembergsteiger Reinhold Messner dort als der erste Mensch, der alle 14 Achttausender der Welt bestiegen hat – und außerdem als erste Person, die dies ohne Hilfe von Sauerstoff aus der Flasche geschafft hat.

18.10.2014, Nepal, Muktinath: Ein Helikopter der nepalesischen Armee fliegt vor dem Annapurna-Gebirge im Himalaya. Foto: Jordane Schönfelder/dpa

Inzwischen ist er auf der Internetseite des Guinness-Buches lediglich als „Vermächtnis“-Rekord gelistet – heißt: Der Rekord wurde zu einer Zeit anerkannt, als die Berechnungen nicht dem heutigen Stand entsprachen.

Grundlage sind neue, umstrittene Berechnungen – unter anderem mit Geodaten, wonach etliche Bergsteiger vor Erreichen des „wahren Gipfels“ wieder umgekehrt seien. Insbesondere der deutsche Himalaya-Chronist Eberhard Jurgalski sagt schon länger, dass Messner nie ganz oben auf dem Gipfel des 8.091 Meter hohen Annapurna gestanden habe.

Seit der Aberkennung ist Bergsteigerwelt in heller Aufruhr. Jurgalskis Veröffentlichungen und die darauf folgende Guinness-Entscheidung haben einen Gipfelstreit in Gang gesetzt.

05.08.2022, Baden-Württemberg, Lörrach: Eberhard Jurgalski steht im Schatten eines Baums. Jurgalski behauptet, dass Messner nie ganz oben auf dem Gipfel des 8.091 Meter hohen Annapurna stand. Foto: Philipp von Ditfurth/dpa

Messner reagierte irritiert. „Einen Rekord, den ich nie in Anspruch genommen habe, kann man mir auch nicht nehmen,“ sagte er der dpa. Auf Jurgalskis Berechnungen angesprochen sagte Messner: „Der hat keine Ahnung. Der ist kein Experte. Der hat einfach den Berg verwechselt. Natürlich sind wir auf dem Gipfel angekommen.“

Der Streit hat sich seitdem verselbstständigt. Er werde mittlerweile von Messners Anhängern beschimpft, sagte Jurgalski im Gespräch mit der dpa. „Ich habe Messner keinen Rekord aberkannt, sondern seine Leistung lediglich einordnen wollen.“ Der Bergsteiger habe nur einen Fehler gemacht. „Messner hat viel geleistet, aber einen kleinen menschlichen Fehler gemacht – so wie andere auch“, so Jurgalski.

Der Lörracher betont zudem, seine Veröffentlichungen zu den neuen Berechnungen seien nicht persönlich gegen Messner gerichtet gewesen. Schließlich habe er herausgefunden, dass auch andere nicht die Gipfel der Achttausender Annapurna, Dhaulagiri und Manaslu erreicht hätten. Jurgalski rief Messner auf, damit aufzuhören, ihn zu beleidigen.

Gemäß den neuen, von Jurgalski angestoßenen Daten, auf die die Organisatoren des Guinness-Buches zurückgreifen, wird nun dem US-Amerikaner Ed Viesturs der Titel zugesprochen. Dieser springt seinem weltweit bekannten Bergsteiger-Kollegen nun zur Seite. „Ich bin der festen Überzeugung, dass Reinhold Messner der erste Mensch war, der alle 14 Achttausender bestiegen hat, und dass dies auch heute noch anerkannt werden sollte“, sagte Viesturs auf dpa-Anfrage.

Doch nach Berechnungen von Jurgalskis Team hat Messner niemals die Spitze des Annapurna erreicht. Grundlage seiner These sind Geodaten, wonach er und etliche andere Bergsteiger vor Erreichen des „wahren Gipfels“ wieder umgekehrt seien. „Messner war an einem Punkt 65 Meter vor und fünf Meter unter dem Gipfel“, so Jurgalski.

22.05.1978, München: Die beiden Bergsteiger Reinhold Messner (r) und Peter Habeler, die als erste Menschen den höchsten Berg der Welt, den 8.848 Meter hohen Mount Everest, ohne Sauerstoffgeräte bestiegen hatten, werden bei ihrer Ankunft aus Nepal auf dem Flughafen München-Riem von ihren Frauen, Regine Habeler (l) und Uschi Messner, begrüßt. Foto: Hamberger/dpa

Bergsteiger-Experten zufolge war es in der Vergangenheit bei vielen Gipfeln nicht immer eindeutig klar, wo genau der höchste Punkt war und ob man ihn erreicht hatte. Dabei spielte vor allem die Unübersichtlichkeit eine Rolle. Sturm, Schnee und vor allem fehlendes GPS beeinträchtigten damals den Orientierungssinn.

„Ob wir nun fünf Meter höher standen oder nicht – das kann niemand wissen auf der Welt. Weil der Sturm zu stark war und ein White Out herrschte: dichter Nebel, alles weiß um uns herum, Schnee, Eis“, sagte Messner der FAZ. Nicht nur der Gipfel sei damals sein Ziel gewesen, sondern auch der Weg dorthin.

Als Messner 1985 den Annapurna erklomm, gab es keine Geodaten und GPS. „Ich glaube, dass Messner und die anderen ihr Möglichstes getan haben, um auf diesen Bergen die wahren Gipfel zu besteigen, und zwar nach bestem Wissen und unter den Bedingungen, die sie vor Ort vorfanden,“ sagt auch der neue Rekordmann Viesturs.

Messner will sich in dem Gipfelstreit nun zurückhalten. Auf seinem Instagram-Profil Messner setzte er am Montag nach eigenen Worten einen letzten Post zu dem Thema ab. Ihm gehe nicht in erster Linie um das Erklimmen des Gipfels für einen Rekord. Im Alpinismus gebe es keine Rekorde – so etwas werde es im traditionellen Alpinismus nie geben. „Ich habe in meinem Leben so viel gewonnen, dass ich heute voller Stolz sagen kann, dass ich ein glücklicher Mann bin!“ (dpa)

36 Antworten auf “Zweifel an zwei Rekorden von Bergsteiger-Legende Messner – Himalaya-Chronist: „Er war nie ganz oben“”

  1. Was ist der eigentlich Fehler von Messner? Dieser Satz
    „Messner behauptete: „Man kann das Klima nicht schützen. Es ist seit Millionen Jahren immer im Wandel. Es geht aufwärts und wieder abwärts.“
    Damit ist er zur Zielscheibe der Klimasekte geworden und man beginnt jetzt ihn systematisch zu demontieren.
    Er war gar nicht auf allen 8-tausendern. Messner ist ein Lügner. Wer einmal lügt dem glaubt (die Klimakirche) nicht…
    Wetten dass es nicht mehr lange dauert und in ARD sowie ZDF kommen die ersten „Faktenchecker“ zu Wort die wissen dass Messner sowie nie auf einen Berg geklettert ist und man Leuten wie ihm keine Bühne mehr bieten sollte.
    Messner hat das neue religiöse Tabu verletzt, jetzt wird er demontiert, aus der „öffentlich-rechtlichen“ Wahrnehmung entfernt….

      • 9102Anoroc

        @ – Dax 10:27

        Ihre Vermutung halte ich für durchaus möglich.

        Möchte aber auch noch erwähnen ;
        das Messner zu mir gesagt hatte :
        Sie brauchen mich nur bis hier zu tragen , die restlichen 65 Meter schaffe ich alleine.-)

    • Damien François

      Diese Debatte, die seit 2 Jahren im „Milieu“ herrscht, ist absurd, aber ein Zeichen der Zeit…
      Es geht vor allem um den MANASLU Gipfel, der bis 2022 als bestiegen galt, wenn man am sog. „Foresummit“ Halt machte, also auf ca. 8.158 m, lediglich 5 Höhenmeter vom höchsten Punkt. Zum höchsten Punkt zu gelangen ist sehr gefährlich und macht, ehrlich gesagt, keinen großen Unterschied. Am Kangchenjunga, dem dritthöchsten Berg der Erde (die schwierigste Besteigung überhaupt, mit dem K2), bleibt man eh 10, 15 m vom höchsten Punkt fern, aus Respekt vor der Gottheit, die oben residiert.
      Hier, auf der Website eines Freudnes, sieht man gut, was gemeint ist:
      https://www.markhorrell.com/blog/2021/amazing-drone-photos-of-the-summit-of-manaslu-help-to-set-the-record-straight/
      Als die Dronenaufnahme gemacht wurde (am 27.9.21, ca. 10:00) stand ich etwas unterhalb des „foresummits“
      https://www.himalayandatabase.com/2021%20Season%20Lists/2021%20Autumn%20A10.html
      und wir (Jamling Bhote und ich) warteten, daß diese Bergsteiger runter kommen, um selbst zum Gifpel zu gehen. Man riet uns ab zum höchsten Punkt zu gehen, weil keine Seile angebracht waren und die Flanke unstabil war. Einige wenige gingen trotzdem.
      Ich kann gern mein Gifpelfoto schicken…
      Und freue mich bereits schon auf die dämlichen Kommentare :-))))

      • Boah nee...

        @Damien François:

        Fakt ist, dass du eine beachtliche Leistung vollbracht hast! 👍
        Trotzdem kämst du vielleicht weniger unsympathisch rüber, wenn du nicht immer wieder und ständig auf dich selber hinweisen würdest.
        Oma sagte schon, „Selbstlob stinkt“

        • Damien François

          Ich habe diese Leistung erbracht, neben dem Everest, und prahle damit nicht, nirgends. Ich erwähne MEINE Erfahrung aus erster Hand, die sonst NIEMAND in der Euregio hat. Und in Belgien sind wir nur 22 (Everest.
          Wenn das Angeberei ist, dann „Deus est demon inversus“ – wieder mal…
          Wie viele Artikel und Beiträge gab es denn in der hiesigen „Presse“? Null. Wofür? Weil ich durch andere Kommentare POLITISCH nicht korrekt bin.
          Und weil, als ich vor 10 Jahren das erste Mal zum Manaslu ging, die 3 DG-Medien (GE, BRF und OD – sie haben Zugang zu Datenbanken, usw.) fragte, ob sie mir helfen könnten herauszufinden, ob jemand aus der Gegend schon „da oben“ gewesen war, antwortete niemand. Aber als ich das Erdbeben am 25.4.15 am Everest Base Camp erlebte (und auch das 2. am 12.5.15 in Kathmandu), erhilet ich vom GE eine Anfrage: „Könen für uns berichten?“. 2 Mittelfinger bekamen sie…
          Wenn Neuville (wo sind die Umweltschützer und Erdretter?) über sich redet gibt er also auch an?

          • Aua mein Ego

            Der, der mit rot leuchtender Outdoorjacke und -Hose bei 20° einkaufen geht erzählt, dass er nirgends prahlt und heult sich dann aus, dass ihn ja auch keiner fragt.

            Wie verzweifelt kann man eigentlich noch hinausposaunen, dass das eigene Ego ziemlich klein und verletzt ist?

            Der eine hat seine dicke Karre, der andere seinen 8000er.

            • Damien François

              Das mit der Jacke ist natürlich ein Hammer-Argument, muß ich schon zugeben… Ich bin ein Angeber weil ich mit einer Outdoor-Jacke vor die Tür gehe… Dem ist idT nichts mehr hinzu zu fügen!

          • Ich finde Fussball auch sehr viel interessanter.
            Vorallem ist da klar. Fehlen 5 Meter. Geht der Ball am Tor vorbei und es is kein Treffer.
            Braucht man nicht 60 später noch drüber zu diskutieren.

            Ok, war der Ball über der Linie oder nicht, da diskutieren Fanatiker dann auch 60 Jahre später noch.

            Apropos Fussball.
            Jemand Nations League der Frauen geguckt?
            Schottland- Belgien.
            Klarer Hand-elfer füe Belgien nicht gegeben worden und das 1-1 der Schotten in den letzten sekunden der Nachspielzeit war klar Abseits.
            Ohne VAR… beschissen worden wie Eupen in Gent.
            Das wär mal ei Thema.
            Reinhold Messner, seine junge Frau.
            Ich mein – wen juckt’s. Wenigstens ist er selbst so clever und denkt „so what!“

          • https://bergsteiger.de/ein-amateurbergsteiger-auf-everest-expedition-teil-18

            ist das von Ihnen?

            (…) weil ich bestürzt berichtete, dass wir einem sterbenden Sherpa nicht geholfen hätten, als wir am frühen Morgen des 17. Mai vom dritten ins vierte Lager aufbrachen.

            Aus welchem Anlass sagte er das nun? Weil ich bestürzt berichtete, dass wir einem sterbenden Sherpa nicht geholfen hätten, als wir am frühen Morgen des 17. Mai vom dritten ins vierte Lager aufbrachen.

            Ich forderte zwar, dass wir anhalten, und wollte dem Sterbenden Dexamethasone verabreichen, um dann eine Rettung zu organisieren – oder zumindest um herausfinden, wer er war und wer diese Rettung übernehmen/koordinieren sollte. Doch gingen alle weiter und selbst mein ansonsten perfekter »climbing Sherpa« Temba Bhote sagte mir, ich solle mich auf meine Besteigung konzentrieren. Er versuchte nur dem Sherpa, der seine Hände ohne Handschuhe, mit Erfrierungen, mit letzter Kraft hochhielt, ein paar Informationen abzugewinnen, doch ohne Erfolg – der arme Kerl brachte keinen Ton heraus und sein Gesichtsausdruck war bereits der eines Toten.

        • Damien François

          Und ich mache den Mund auf zu diesem Thema, weil ICH es kenne, das Himalaja-Bergsteigen, wie NIEMAND anders hier – ist das Angebrei oder nur Fakten?

          An dieser Stelle kann ich auch erklären weshalb ich es 5x am Everest versuchte, bevor ich es schaffte – was mir vorgeworfen wurde, hier…
          2014: ich hatte von freunden das erste Everest Sponsoring erhalten. Aber leider gab es am 18.4.14 einen Unfall im Khumbu Eisfall, sodaß die Sherpas danach streikten – wir hatten keinen Fuß oberhalb des BCs gesetzt:
          https://archive.nepalitimes.com/article/Nepali-Times-Buzz/profiting-from-tragedy-in-Everest,2590
          Ich höre noch das Abbrechen des Seracs, gegen 6.45 morgens, als ich noch in meinem Zelt lag…
          2015: Am 25.4.15, ein mega Erdbeben (zwischen 7,9 und 8,2 auf der Richterskala, je nach Einschätzung). Daraufhin wider alles annulliert.
          2017: Schlechtes Wetter im Lager 3 auf 7.200 m. Wir warteten, aber es wurden nicht besser und ssahen wie die, die ein paar Stunden früher an der Lhotse-Flanke hochgeklettert waren mit Erfrierungen wieder runter kamen. Wir stiegen im Sturm ab zurück ins Lager 2, aber auch am nächsten Tag war das Wetter schlecht und wir gingen nach Hause.
          2018: Zwischen Lager 3 und 4, auf ca. 7.800 m, unterhalb des „Gelben Bandes“, war es so… heiß, vielleicht gefühlte 35-40° (60-70%), durch die Höhe, die Steilheit der Flanke und der Reflektion der Sonne auf dem Eis-Schnee, daß ich Atmungsprobleme hatte und beschloß, abzusteigen. Da oben ist es ein Gradwanderung, am Leben zu bleiben. Ich bin eher vorsichtig und entschied mich schweren Herzens für den Abstieg. Bald die 25. Expedition im Himalja und ich habe alle Finger und Zehen behalten – und kenne mindestens 15 Alpinisten, die tot sind.
          2019: Es klappte alles gut und ich konnte endlich ganz oben stehen! bzw. sitzen, eine Pobacke in Tibet, eine in Nepal…
          https://nepalitimes.com/banner/overkill-on-everest
          https://www.nepalitimes.com/here-now/because-we-are-there/

        • Damien François

          1953, der erste 8.000er, der bestiegen wurde, von Franzosen.
          Die Annapurna bleibt immer noch der gefährlichste 8.000er: ca. 1/4 sterben – vor vielleicht 5 jahren noch 1/3!
          Obwohl der KANGJENJUNGA (3.höchster) mein „Traumberg“ ist würde ich ihn nie angehen, und die Annapurna und den K2 auch nicht: ich bin nicht stark genug für diese Monster…
          Shiva ist ein geiler Bock, der besteigt nicht nur die Anna, sondern auch viele andere, jeden Tag! ;-))

  2. Ach nee, kaum hat der Messner den Klimaquatsch wiederlegt und kritisiert schon beginnt die übliche Hetzkampagne. Vielleicht sollte man nochmal den alten Schulranzen durchsuchen…..;-) . Nicht das ich jetzt Mitleid für den Reinhold empfinde……Hatte er doch während der Impfkampagne selber gegen Ungeimpfte gehetzt. Charma is a bitch!

  3. Anonymos

    Sagwn wir es Mal so, ich bin 3 Mal den Nil rauf und runter geschwommen, ganz alleine, keiner hat dass gesehen, abe ich versichere Euch, dass es der Wahrheit entspricht.

    An einem Streit über den Wahrheitsgehalt mei ner Aussage werde ich mich nicht beteiligen.

  4. Die Achttausender, wahrscheinlich der letzte Spielplatz der echten Abenteuer!
    Scheint ja viel Begang zu sein, … was kostet solch eine Besteigung ?
    Tolle Leistung ist es sicherlich, vom den Sherpas dessen Arbeit es ist den Weg der Bergsteiger zu sichern und den Aufstieg zu ermöglichen.
    Ohne Sherpa, keine Gipfel ?

  5. Gastleser

    Ehrlich gesagt ist Andler zu Fuß echt ein netter Spaß, mit dem Moped schon ziemlich bekloppt – aber Lustig!
    PS : Den Rest des Jahres finden sie dort trotzdem ihre Greifvögel, lohnt sich auch.

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