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Machtkampf in Venezuela: Kraftprobe auf den Straßen von Caracas – Guaidó fordert Staatschef Maduro heraus

30.04.2019, Venezuela, Caracas: Demonstranten werfen Molotowcocktails in Richtung venezolanischer Sicherheitskräfte. Der venezolanische Oppositionsführer Guaido und der inhaftierte Oppositionsführer Lopez riefen Soldaten und die Bevölkerung dazu auf, gegen die Regierung auf die Straßen zu gehen. Foto: Ruben Sevilla Brand/dpa

AKTUALISIERT – Bei einer neuen Kraftprobe zwischen dem selbst ernannten Interimspräsidenten Juan Guaidó und Staatschef Nicolás Maduro haben sich Regierungsgegner und staatliche Sicherheitskräfte in der venezolanischen Hauptstadt Caracas erneut heftige Kämpfe geliefert.

Demonstranten schleuderten am Dienstag Steine und Brandsätze auf die Beamten. Angehörige der Nationalgarde feuerten mit Tränengas und Schrotmunition in die Menge. Im Fernsehen war zu sehen, wie ein Panzerwagen in eine Menschengruppe raste.

Nach Angaben der Opposition wurden bei den Kämpfen mindestens 69 Menschen verletzt. Die meisten seien durch Schrotkugeln verwundet worden, schrieb der Bürgermeister der Oppositionshochburg Chacao, Gustavo Duque, am Dienstag auf Twitter. Nach Angaben der Nichtregierungsorganisation Foro Penal wurden im ganzen Land mindestens 83 Menschen bei Demonstrationen festgenommen.

29.04.2019, Venezuela, Caracas: Leopoldo Lopez (l), Gründer der Oppositionspartei Voluntad Popular und in Haft seit 2014, spricht mit einem Soldaten (r) bei einer Großkundgebung, auf der der selbst ernannte Interimspräsident Juan Guaido (M.) spricht. Lopez wurde auf Anweisung von Guaido von Soldaten aus dem Hausarrest befreit und nahm an Kundgebungen gegen die Regierung vom Staatschef Maduro teil. Foto: Pedro Mattey/dpa

Zuvor hatte Guaidó einige Soldaten auf seine Seite gezogen und den Rest der Streitkräfte dazu aufgerufen, Präsident Maduro die Gefolgschaft aufzukündigen und sich der Opposition anzuschließen. „Maduro hat heute nicht mehr die Unterstützung der Streitkräfte“, sagte Guaidó in einer Videobotschaft.

Abtrünnige Soldaten befreiten zudem den seit Jahren inhaftierten Oppositionsführer Leopoldo López aus dem Hausarrest. Der Gründer der Partei Voluntad Popular suchte mit seiner Frau und seiner Tochter zunächst in der chilenischen Botschaft Schutz und zog später in die diplomatische Vertretung Spaniens weiter.

Präsident Maduro erklärte den Aufstand später für gescheitert. „Ich danke der Militärführung für den Mut bei der Verteidigung des Friedens“, sagte er in einer Ansprache am Dienstagabend (Ortszeit). Nach seiner Darstellung wurden die Soldaten unter einem Vorwand zu einer Autobahn nahe dem Militärstützpunkt La Carlota gelockt worden. Als sie merkten, dass es sich um einen Coup der Opposition handelte, seien die meisten umgekehrt, sagte Maduro. Gegen den harten Kern von etwa 20 abtrünnigen Soldaten ermittele nun die Generalstaatsanwaltschaft. „Diese Verräter werden ihr Schicksal noch kennen lernen“, sagte Maduro.

Tatsächlich gelang es der Opposition trotz des spektakulären Coups offenbar zunächst nicht, größere Truppenteile auf ihre Seite zu ziehen. Verteidigungsminister Vladimir Padrino gelobte Maduro die Treue und erklärte, alle Kasernen und Stützpunkte seien unter Kontrolle.

30.04.2019, Venezuela, Valencia: Ein Soldat steht im Rauch bei einem Protest gegen die venezolanische Regierung in Carabobo. Foto: Juan Carlos Hernandez/ZUMA Wire/dpa

Auch die regierungstreuen Banden – sogenannte Colectivos – versprachen Maduro ihre Unterstützung. „Es ist der Moment gekommen, in dem wir die Revolution mit Waffen verteidigen“, sagte der Chef der Gruppe La Piedrita, Valentín Santana, in einem am Dienstag veröffentlichten Video und streckte ein Schnellfeuergewehr in die Kamera. „Wir werden unseren Präsidenten Nicolás Maduro verteidigen.“

Während auf den Straßen von Caracas mit harten Bandagen um die Macht gerungen wurde, brachten sich auf dem internationalen Parkett die Verbündeten in Stellung. Aus den USA, Europa und vielen lateinamerikanischen Staaten erhielt Guaidó Unterstützung. Russland, die Türkei, Kuba und Bolivien hingegen stellten sich hinter Maduro.

Oppositionsführer Guaidó will die Gunst der Stunde nutzen und den Druck auf Maduro weiter erhöhen. „Wir führen die ‚Operation Freiheit’ fort. Wir bleiben auf den Straße, bis wir das Ende der unrechtmäßigen Machtübernahme erreicht haben“, sagte er am Abend. „Morgen geht ganz Venezuela auf die Straße.“ (dpa)

3 Antworten auf “Machtkampf in Venezuela: Kraftprobe auf den Straßen von Caracas – Guaidó fordert Staatschef Maduro heraus”

    • karlh1berens

      Zitat aus dem Artikel : “ Lopez wurde auf Anweisung von Guaido von Soldaten aus dem Hausarrest befreit und nahm an Kundgebungen gegen die Regierung vom Staatschef Maduro teil.“

      Diese „Miltärputsch“ war eine vom venezolanischen Geheimdienst SEBIN organinisierte Verarsche der CIA !

      Valentin Vasilescu :

      “ Um das Vertrauen der CIA-Agenten zu gewinnen, haben die SEBIN Mitglieder sogar Verschwörungstreffen mit den venezolanischen Generälen organisiert, unter einer vollständigen Informations-Kontrolle des SEBIN und der militärischen Spionageabwehr. Die „Fahnenflucht“ von General Manuel Figuera, Leiter des SEBLN, die Befreiung von Leopoldo López [2] aus seinem Hausarrest und die Bereitstellung für Juan Guaidó, eines Zuges von Soldaten, die dem SEBIN angehörten, um die Garnison Carlota in Caracas einzunehmen. Mehr als 1000 Soldaten nahmen an dieser Täuschungsoperation der CIA-Agenten teil. Um Washington von dem Erfolg des Staatsstreichs zu überzeugen.

      Schließlich gab das Weiße Haus sein grünes Licht für die Aktion am 30. April, die der größte Misserfolg der CIA in den letzten Jahrzehnten wurde. Venezuela hat bewiesen, dass der Kampf mit Patriotismus und Professionalität, selbst eines südamerikanischen Landes unter Embargo, die CIA-Pläne durchkreuzen kann.“

      https://www.voltairenet.org/article206470.html

      https://www.voltairenet.org/article206453.html

      • karlh1berens

        Erratum : Da anscheinend teilweise fehlerhafte Informationen in den 2 verlinkten Berichten verbreitet wurden, sind sie nicht mehr abrufbar.

        Bei :
        https://www.voltairenet.org/article206491.html

        heißt es dazu :

        „Im Gegensatz zu dem, was wir darin berichtet haben, üben die russischen Geheimdienste, die derzeit ihre lokalen Amtskollegen ausbilden, keine Befehlsfunktion in Venezuela aus. Laut unseren Informationen werden alle Beschlüsse von Präsident Maduro persönlich getroffen, obwohl er keine spezialisierte Ausbildung auf diesem Gebiet besitzt.“

        Der Rest scheint also der Wahrheit zu entsprechen.

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