Ein Toxikologe der Universität Lüttich beklagt, dass in Belgien in den öffentlichen Schwimmbädern viel zu viel Chlor eingegeben wird, ja eingegeben werden muss. Schuld daran sind in erster Linie Badegäste, die nicht einmal die elementarsten Vorschriften in Sachen Hygiene beachten.
Zu viel Urin, zu viel Schweiß, zu viel Kosmetik und zu viele Haare: Es ist von allem, was sich in öffentlichen Schwimmbädern ansammelt. Um dem entgegenzuwirken, wird Chlor ins Wasser eingegeben. „Einige scheinen das öffentliche Schwimmbad als Waschanlage zu benutzen“, urteilten die Zeitungen der Verlagsgruppe Sudpresse: „Mancher Badegast sieht offenbar nicht ein, dass er mit einer sauberen Badehose ins Schwimmbad gehen soll.“
Laut Sudpresse sollen sogar Badegäste gesichtet worden sein, die mangels einer Badehose in ihrer …bereits benutzten Unterhose ins Schwimmbad gestiegen sind. Was dies zur Folge hat, kann man sich leicht vorstellen.
Vorschriften sind in Belgien nicht streng genug
„In Belgien ist man in Sachen Hygiene in Badeanstalten nicht streng genug“, urteilte der Lütticher Toxikologe Alfred Bernard: „Wenn Sie beim Betreten eines Schwimmbades einen starken Chlorgeruch wahrnehmen, dann bedeutet dies, dass das Wasser sehr wahrscheinlich stark verschmutzt ist durch Urin oder Schweiß.“
Bei einem Sportler, der sich zwei Stunden im Schwimmbad aufhält, können etwa ein Liter Schweiß und 80 ml Urin ausgeschieden werden. Da kommt an einem Tag, an dem das Bad sehr stark frequentiert wird, einiges an Schmutz zusammen.
Wissenschaftler sind der Meinung, das Chlor im Badewasser bilde mit den Schweiß-, Speichel- und Urinpartikeln sämtlicher Badegäste chemische Verbindungen, welche die Lungen angreifen und schwächen können.
Laut Sudpresse sind in Belgien höhere Mengen von Chlor erlaubt als in anderen Ländern. In Deutschland werde viel mehr darauf geachtet, dass der Badegast unter die Dusche gegangen ist und sich ordentlich gewaschen hat, bevor er sich ins Bad begibt, so Prof. Bernard.
Deutschland gilt übrigens als „Niedrig-Chlor-Land“. In Belgien gelten fünfmal so hohe Richtwerte für die Chlorkonzentration im Wasser wie in Deutschland. Dort liegt der Richtwert für gebundenes Chlor bei 0,2 Milligramm pro Liter Badewasser, in Belgien dagegen bei 1,0 Milligramm.
Wissenschaftliche Studie bei Kindergartenkindern
Kleinkinder, die öfter in gechlorten Schwimmbädern planschen, sind – im Vergleich zu anderen eher wasserscheuen Kindern – einem höheren Risiko ausgesetzt, an Lungeninfektionen zu erkranken oder lebenslanges Asthma und allergische Erkrankungen der Atemwege zu entwickeln. Dies ergab eine Studie, die von Forschern der Katholischen Universität Löwen durchgeführt und 2010 im Fachblatt „European Respiratory Journal“ veröffentlicht wurde.
Es deute alles darauf hin, dass die Benutzung von gechlorten Schwimmbädern eine Gefahr für die Gesundheit darstelle, so die Erkenntnis: „Es besteht das Risiko für Asthma und Allergien der Atemwege, weil die Atemwege durch das Chlor sehr sensibilisiert werden, so dass sie nicht nur auf Allergene, sondern auch auf krankheitsauslösende Keime viel empfindlicher als gewöhnlich reagieren.“
Die Gesundheit von 430 belgischen Kindergartenkindern wurde überprüft. Die Wissenschaftler ließen die Eltern Fragebögen über die Krankengeschichte und das Schwimmverhalten ihrer Kinder ausfüllen.
Die Studie ergab, dass 36% der Kinder, die sich vor dem Erreichen des 3. Lebensjahres in gechlorten Schwimmbädern aufhielten, bereits an Lungeninfektionen wie beispielsweise an akuter Bronchiolitis erkrankt waren. Von denjenigen Kindern, die keinen Kontakt mit gechlorten Schwimmbädern hatten, lag der Anteil solcher Erkrankungen bei lediglich 24%. (cre)
Dass Badegäste beim Schwimmen urinieren, passiert sehr oft. Und viele duschen nicht richtig oder gar nicht, bevor sie ins Bad steigen. Ich habe allerdings noch keinen Gast in einer benutzten Unterhose gesehen. Kann es vielleicht sein, dass die Journalisten von La Meuse wieder fantasiert haben?
Gut, dass der Sommer bald vorbei ist! Jetzt muss man schon 3 Jahre alte Studien ausgraben um etwas berichten zu können!
Natürlich ist Chlor schädlich, wieso sollte man es sonst zur Desinfektion benutzen! Ein Glück gibt es aber auch Schwimmbäder, die seit 30 Jahren ohne Chlor auskommen, zB. in Sankt-Vith (siehe http://www.st.vith.be/sfz/schwimmbad/)! Ausserdem ist Schwimmen eine der gesündesten Sportarten. Schade, dass kein Platz mehr da war um auch darüber zu berichten.
Aber die Schlagzeile war mal wieder gut und der Artikel liefert natürlich wieder einen Grund die Kinder nicht zum Schwimmunterricht gehen zu lassen.
Hab schon immer Seen den Schwimmbädern vorgezogen. In manchen Schwimmbädern kann man die Kolibakterien mit blossem Auge erkennen. Igitt!
Tja, da wurde im Eupener Hallenbad in der Vergangenheit wohl viel „geschwitzt“!
Ozondesinfektion in Schwimmbecken
Ozon (O3) ist ein sehr wirkungsvolles Desinfektionmittel und kann in Schwimmbädern anstelle von Chlor und Brom verwendet werden. Im Vergleich mit anderen Desinfektionsmitteln, hat Ozon den Vorteil, das sich die Qualität des Schwimmwassers drastisch erhöht.
Ozon erzeugt ein frischeres und reineres Badewasser.
Der Gebrauch von Ozon hat für Schwimmbadbesitzer den Vorteil, das das Wasser nicht so häufig erneuert werden muss, was sich wiederum positiv auf die Heizkosten auswirkt.
Als das nach wie vor hochwirksame, einfachste und billigste Desinfektionsmittel ist das Chlor anzusehen.
@Tobias: Der See von Robertville war letztes Wochenende wegen Fäkalien aus der Landwirtschaft nicht „beschwimmbar“. Daher für mich lieber in etwas Chlor als in Kuhk…e schwimmen ;-)