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Auch in Paris Salut-Jubel türkischer Nationalspieler

14.10.2019, Frankreich, Paris: Die türkischen Spieler salutieren, als sie ein Tor gegen Frankreich feiern. Foto: Thibault Camus/AP/dpa

AKTUALISIERT – Sowohl letzte Woche im Spiel in Istanbul gegen Albanien (1:0) als auch am Montag in Paris gegen Frankreich (1:1) salutierten türkische Nationalspieler und zeigten so ihre Sympathie für die Offensive der Türkei gegen die Kurden in Nordsyrien.

Schon nach dem Albanien-Spiel hatte der Salut-Jubel Aufsehen erregt. Am Montag im Stade de France in Paris bekundeten türkische Nationalspieler nach dem Treffer zum 1:1 erneut mit einem militärischen Gruß ihre Sympathie für den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und dessen Politik in Nordsyrien.

Die Geste, die eindeutig als politische Botschaft zu verstehen war, könnte die Türkei teuer zu stehen kommen.

11.10.2019, Türkei, Istanbul: Die Spieler von der Türkei gestikulieren nach dem 1:0 Sieg vor den Fans. Foto: Mahmut Burak Burkuk – Depo/Depo Photos via ZUMA Wire/dpa

Die Spieler Kaan Ayhan und Kenan Karaman von Bundesligist Fortuna Düsseldorf beteuerten am Sonntag in einem Gespräch mit ihrem Verein, die Gesten beim 1:0-Sieg gegen Albanien seien lediglich eine „Solidaritätsbekundung für die Soldaten und ihre Angehörigen“ gewesen. Am Montag hat sich Ayhan in Paris dem militärischen Gruß einiger Mitspieler nach seinem Ausgleichstreffer in der 81. Minute nicht angeschlossen.

Der türkische Militäreinsatz hatte am Mittwoch begonnen und richtet sich gegen die Kurdenmiliz YPG in Nordsyrien. Der Einsatz wurde international scharf kritisiert.

Die Europäische Fußball-Union (UEFA) wird nach dem Wirbel um den Torjubel türkischer Fußball-Nationalspieler ein Verfahren gegen den türkischen Verband einleiten. Nach dpa-Informationen tagt die zuständige Kontroll-, Ethik- und Disziplinarkammer der UEFA am Donnerstag (17. Oktober). Ob dann schon eine Entscheidung über mögliche Sanktionen fallen wird, ist aber fraglich. Zunächst werden Stellungnahmen von den Beteiligten eingeholt. Das UEFA-Verfahren kann sich gegen den Verband oder aber auch gegen einzelne Spieler richten.

Sahin darf nicht mehr für FC St. Pauli spielen

Die Clubs, bei denen die Spieler unter Vertrag stehen, reagierten bisher unterschiedlich auf die öffentliche Kritik. Fortuna Düsseldorf will die Geschehnisse vom Freitagabend mit seinen beiden Profis nach deren Rückkehr von der Länderspielreise noch einmal aufarbeiten. Der Club sei „davon überzeugt, dass ihnen nichts ferner lag, als ein politisches Statement abzugeben“, wurde Sportvorstand Lutz Pfannenstiel zitiert.

Der FC St. Pauli wird hingegen den türkischen Fußball-Profi Cenk Sahin nicht mehr einsetzen. „Nach erneuten Gesprächen zwischen den Verantwortlichen des Vereins und dem Spieler wird Cenk Sahin vom Trainings- und Spielbetrieb mit sofortiger Wirkung freigestellt. Zur Entscheidungsfindung trugen vor allem die wiederholte Missachtung der Werte des Vereins sowie der Schutz des Spielers bei“, teilte der Zweitligist am Montag mit.

30.09.2018, Hamburg: St. Paulis Cenk Sahin. Foto: Christian Charisius/dpa

Sahin hatte am vergangenen Freitag bei Instagram die Syrien-Offensive der Türkei begrüßt und seine Solidarität bekundet.

Der Vertrag mit dem 25 Jahre alten Mittelfeldspieler soll zunächst seine Gültigkeit behalten. Die Hamburger erteilen Sahin, der mit einer Ablösesumme in Höhe von 1,3 Millionen Euro der zweitteuerste Profi der Vereinsgeschichte ist, eine Trainings- und Gastspielerlaubnis. Damit darf er sich in seiner türkischen Heimat, wo er sich derzeit aufhält, einem anderen Verein anschließen. Ein Transfer ist jedoch erst im Winter möglich.

Sahin hatte in seinem Post geschrieben: „Wir sind an der Seite unseres heldenhaften Militärs und der Armeen. Unsere Gebete sind mit euch!“, hieß es in seinem Post. Daraufhin hatten die Fans des FC St. Pauli den Verein aufgefordert, sich sofort vom Spieler zu trennen.

Nach zahlreichen Gesprächen „mit Fans, Mitgliedern und Freund*innen, deren Wurzeln in der Türkei liegen“ sei der Vereinsführung bewusst geworden, „dass wir differenzierte Wahrnehmungen und Haltungen aus anderen Kulturkreisen nicht bis ins Detail beurteilen können und sollten“, heißt es in der Mitteilung. „Ohne jegliche Diskussion und ohne jeglichen Zweifel lehnen wir dagegen kriegerische Handlungen ab. Diese und deren Solidarisierung widersprechen grundsätzlich den Werten des Vereins.“

Deutsch-Türken Gündogan und Can verteidigen sich

Unterdessen haben sich die deutschen Nationalspieler Ilkay Gündogan und Emre Can für ihre Reaktion auf ein umstrittenes Foto salutierender türkischer Fußballer verteidigt. „Glauben Sie mir: nach dem letzten Jahr ist das Letzte, was ich wollte, ein politisches Statement zu setzen“, ließ der 28 Jahre alte Gündogan kurz vor seinem Startelf-Einsatz beim 3:0-Sieg im EM-Qualifikationsspiel in Estland am Sonntagabend mitteilen, zu dem er zwei Tore beisteuerte. „Das war ein klares Statement von Ilkay für Deutschland“, sagte Bundestrainer Joachim Löw zum Doppelpack des Mittelfeldspielers.

Zuvor hatten sowohl Gündogan wie auch Can bei Instagram ein Foto mit einem sogenannten Like versehen, das türkische Fußballer zeigt, die nach Cenk Tosuns 1:0-Siegtor gegen Albanien mit der Hand an der Stirn salutieren.

13.10.2019, Estland, Tallinn: Ilkay Gündogan aus Deutschland jubelt über sein Tor zum 0:1. Foto: Federico Gambarini/dpa

Gündogan und Can nahmen ihre Likes bei Instagram später wieder zurück. Er habe gehandelt, „ohne jegliche Intention und auf den Inhalt zu achten“, sagte Can der „Bild“-Zeitung und fügte hinzu: „Ich bin ein absoluter Pazifist und gegen jede Art von Krieg.“

Gündogan betonte, er habe sein Like für das umstrittene Bild „bewusst zurückgenommen“, als er gesehen habe, dass seine Reaktion politisch gewertet wurde. „Wahr ist, dass ich mich für meinen ehemaligen Teamkollegen aus der DFB U21 gefreut habe, dass er das Siegtor gemacht hat.“

Im vergangenen Jahr war der Profi von Manchester City vor der WM wegen eines gemeinsamen Foto mit dem türkischen Staatspräsidenten Erdogan in die Kritik geraten.

Dass aus seiner Unterstützung für seinen „sehr guten Freund“ Tosun eine solche Geschichte werde, sei „ein bisschen schade“, sagte Gündogan am Sonntagabend in Tallinn. „Da war natürlich absolut keine politische Absicht dahinter, Emre und ich sind beide konsequent gegen jeglichen Terror und gegen jeglichen Krieg“, erklärte Gündogan. (dpa)

Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf OD:

58 Antworten auf “Auch in Paris Salut-Jubel türkischer Nationalspieler”

  1. Wenn dem so ist, die Mannschaft lebenslang sperren sowohl bei der UEFA wie FIFA. Solange es Urlauber gibt, die in die Türkei fahren und dem Staat das Geld bringen, womit er solche Einsätze finanziert, solange macht die Türkei mit uns den Molli. Wir reden viel, machen konkret überhaupt nichts. Schmusekurs verschiedener Politiker. Ich werde niemals in dieses Land fahren, wo Demokratie aus dem Wortschatz verband ist.

  2. Jockel F.

    Fußballer sind nun nicht unbedingt dafür bekannt, die hellsten Kerzen auf dem Kuchen zu sein. Hinzu kommt, dass diese doch sehr jungen Herren in ihrem Leben wohl nie einen anderen Führer als ihren neo-osmanischen Erdogan gekannt haben. Sie sind indoktriniert bis ins Mark. Aber mal ehrlich, auch hierzulande bzw. im Westen gibt es Politiker, deren feuchtes Träumchen eine derartige Huldigung ist.

    • Hop Sing

      Leute à la Jockel verniedlichen, verharmlosen und relativieren wieder. Beide -Gündogan, der bereits die gelbe Karte hatte und Can- sollten lebenslang gesperrt werden. Das Natoland Türkei begeht einen Völkermord und dieses Verbrechen soll verherrlicht werden. Merkel, Maas und Consorten, die üblicherweise das deutsche Bevormundungsgehabe dirigieren, das vielen anderen Völkern hochpeinlich ist, sprechen von einer „Reduzierung“ der Waffenexporte in die Türkei……Schamloser und hinterlistiger kann man die Kurden, die massgeblich am Sieg über den IS-Staat geblutet haben -auch zu unserem Schutz-, nicht auf Erdogans Altar opfern.

  3. Schöne Geste, wenn man fürs Vaterland spielt hält man auch mit den Soldaten die fürs Vaterland kämpfen. Die Soldaten sind Bürger wie sie Fußballspieler und können nicht dafür in N- Syrien zukämpfen, die werden geschickt durch die Politiker.

  4. Ostbelgien Direkt

    AKTUALISIERT – Nach Salut-Jubel: UEFA wird Verfahren zum Türkei-Spiel einleiten

    Nyon (dpa) – Die Europäische Fußball-Union wird nach dem Wirbel um den Torjubel türkischer Fußball-Nationalspieler ein Verfahren gegen den türkischen Verband einleiten. Nach dpa-Informationen tagt die zuständige Kontroll-, Ethik- und Disziplinarkammer der UEFA am Donnerstag (17. Oktober). Ob dann schon eine Entscheidung über mögliche Sanktionen fallen wird, ist aber fraglich. Zunächst werden Stellungnahmen von den Beteiligten eingeholt. Das UEFA-Verfahren kann sich gegen den Verband oder aber auch gegen einzelne Spieler richten.

  5. Ostbelgien Direkt

    AKTUALISIERT – Sahin darf wegen Instagram-Post nicht mehr für FC St. Pauli spielen

    Hamburg (dpa) – Der FC St. Pauli wird den türkischen Fußball-Profi Cenk Sahin nicht mehr einsetzen. «Nach erneuten Gesprächen zwischen den Verantwortlichen des Vereins und dem Spieler wird Cenk Sahin vom Trainings- und Spielbetrieb mit sofortiger Wirkung freigestellt. Zur Entscheidungsfindung trugen vor allem die wiederholte Missachtung der Werte des Vereins sowie der Schutz des Spielers bei», teilte der Zweitligist am Montag mit. Sahin hatte am vergangenen Freitag bei Instagram die Syrien-Offensive der Türkei begrüßt und seine Solidarität bekundet.

    Der Vertrag mit dem 25 Jahre alten Mittelfeldspieler soll zunächst seine Gültigkeit behalten. Die Hamburger erteilen Sahin, der mit einer Ablösesumme in Höhe von 1,3 Millionen Euro der zweitteuerste Profi der Vereinsgeschichte ist, eine Trainings- und Gastspielerlaubnis. Damit darf er sich in seiner türkischen Heimat, wo er sich derzeit aufhält, einem anderen Verein anschließen. Ein Transfer ist jedoch erst im Winter möglich.

    Sahin hatte in seinem Post geschrieben: «Wir sind an der Seite unseres heldenhaften Militärs und der Armeen. Unsere Gebete sind mit euch!», hieß es in seinem Post. Daraufhin hatten die Fans des FC St. Pauli den Verein aufgefordert, sich sofort vom Spieler zu trennen.

    Nach zahlreichen Gesprächen «mit Fans, Mitgliedern und Freund*innen, deren Wurzeln in der Türkei liegen» sei der Vereinsführung bewusst geworden, «dass wir differenzierte Wahrnehmungen und Haltungen aus anderen Kulturkreisen nicht bis ins Detail beurteilen können und sollten», heißt es in der Mitteilung. «Ohne jegliche Diskussion und ohne jeglichen Zweifel lehnen wir dagegen kriegerische Handlungen ab. Diese und deren Solidarisierung widersprechen grundsätzlich den Werten des Vereins.»

  6. statt nichtgerechtfertigt massig Geld zu scheffeln, sollten diese „Fussballer“ ihre ach so geliebte Armee tatkräftig unterstützen und ab zur Front reisen ! echt zum ko****!
    Und warum unternimmt niemand was ? weil Erdi dann alle Flüchtlinge „frei“ lässt ?

  7. Sofort Türkei von der EM ausschließen! Sonst machen die auch noch während der EM Propaganda für Erdogan. Das erinnert an das Verhalten der deutschen Sportler bei den Olympischen Spielen von 1936 in Berlin.

    • 1936 nahmen deutsche, in Deutschland wohnhafte, bescheiden honorierte, Sportler an den Spielen teil.
      2019 outen sich türkische (teils Doppelstaatler) im Ausland wohnhafte und eher komfortabel alimentierte Spieler in Erdogans Sinne. Informationsmangel ist heute weniger das Problem.

  8. Hass auf Türken, warum?

    Weshalb wohl sind die Türken seit jeher überall, sogar innerhalb der islamischen Welt, verhasst? Weil sie die schlimmsten Nationalisten sind. Ein gesunder Nationalismus muß sein, nur bei den Türken überschattet der alles – trop is teveel.

  9. Hans Eichelberg

    Eine völlige Überbewertung, dieses angebliche „Salutieren“.
    Wenn man sich dieses Foto ansieht, dann zeigt es eher Mitglieder eines Karneval-Vereins,
    die sich in einem Fußballstadion verlaufen haben und jetzt gucken wie sie am Schnellsten wieder verschwinden können.
    So wird nicht salutiert. Salutiert wird in Uniform – US-Präsidenten sind die Ausnahme – und dann exakt, sonst wird am Wochenende geübt, bis es klappt.

  10. Antierdo

    ….man sollte siich all diese Leute die hinter Erdogan stehen gut merken, wenn dieser mal die Türken zum morden in der Europa aufruft stehen sie sicher alle hinter ihren Führer. Weiter sollte man die Türken die in Europa leben so behandelen wie die Türken es mit den Minderheiten in ihren Land tun…

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