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Werner Mießen und die hohe Kunst des Bibliografierens

Werner Mießen. Foto: Gerd Comouth

In diesen Tagen erschien im Verlag des Generalstaatsarchivs in Brüssel der neueste Band der bibliografischen Verzeichnisse zur Deutschsprachigen Gemeinschaft. Verfasser ist der Eupener Philologe Werner Mießen.

Die neue Bibliografie ist bereits die vierte nach denen von 1986, 2003 und 2009.

Eine absolute Vollständigkeit könne selbst beim besten bibliografischen Willen nie erreicht werden, so Autor Werner Mießen. Man versuche lediglich, möglichst viele Publikationen zu erfassen. Insgesamt sind es bisher 7250 bibliographische Eintragungen aus der DG und über die DG.

Hauptsächlich zur Geschichte der DG

Das Publikum bei der Präsentation der Bibliografie von Werner Mießen in der Residenz des Ministerpräsidenten in Eupen. Foto: Gerd Comouth

Das Publikum bei der Präsentation der Bibliografie von Werner Mießen in der Residenz des Ministerpräsidenten in Eupen. Foto: Gerd Comouth

Die Publikationen zur Geschichte des Gebiets deutscher Sprache machen den Löwenanteil aus. Groß ist auch das wissenschaftliche Interesse für die Sprache in Ostbelgien.

Zudem hat Ostbelgien seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs 270 belletristische Werke hervorgebracht, anfangs fast ausschließlich Lyrik und Kurzprosa, später auch andere Genres wie Krimis, Theaterstücke und Romane.

An oberster Stelle der ostbelgischen Belletristen findet man den Autor Freddy Derwahl mit bisher 30 Titeln.

Die jüngste Bibliografie von Werner Mießen weist auch einige Besonderheiten auf. Der längste Titel lautet: „Zur nationalen Integration fremdnationaler ethnischer Minderheiten und ihren soziopolitischen Konsequenzen, dargestellt am Beispiel der deutschsprachigen gesellschaftlichen Gruppen Eupen-Malmedys zwischen den beiden Weltkriegen – eine soziologische Untersuchung“ (von dem Eupener Raphael Timmermann, erschienen in Frankfurt a.M 1989).

Kurioses und auch Lustiges

Der Historiker Dr. Christoph Brüll (hier mit der Regionalabgeordneten Jenny Möres). Foto: Gerd Comouth

Der Historiker Dr. Christoph Brüll (hier mit der Regionalabgeordneten Jenny Möres). Foto: Gerd Comouth

Die Studienarbeit mit dem kuriosesten Titel: „Onomasiologische teil-semasiologische Studie einiger neuerer Artefakte in den Mundarten der Kantone Eupen und St. Vith sowie auch der an der Grenze liegenden deutschen Ortschaft Konzen“ (Vincent Gans, 1983, Lizenzarbeit bei Prof. Jongen in Löwen).

Das vielleicht lustigste Buch über unsere Gegend ist laut Werner Mießen „Das große Ostbelgien-Wimmelbuch“.

Die Publikation mit der – von Eupen aus gesehen – weitesten Herkunft: „Higashi Beruji no Doitsugo“ (Japanisch für: „Die deutsche Sprache im Osten Belgiens“).

Und weil zurzeit die Fußball-WM stattfindet: Die Bibliographie von Werner Mießen enthält auch eine wissenschaftliche Studie von Dr. Klaus Pabst zum Verhalten der Ostbelgier bei der Weltmeisterschaft 1954 („Das Wunder von Bern“).

Bibliografieren spannend und anstrengend

Autor Werner Mießen beim Interview mit Radio Contact. Foro: Gerd Comouth

Autor Werner Mießen beim Interview mit Radio Contact. Foro: Gerd Comouth

Kurzum, „Bibliografieren kann auch spannend sein“, so Autor Werner Mießen.

Bibliografieren kann auch anstrengend sein, ist man geneigt hinzuzufügen. Mießen scheute keine Mühe, um auf immer neue Publikationen über die Deutschsprachige Gemeinschaft zu stoßen. Sogar in der weltberühmten Lenin-Bibliothek in Moskau, obendrein im exklusiven Lesesaal für die Mitglieder der Russischen Akademie der Wissenschaften, hat er nachgeforscht. (cre)

Werner Mießen: Die Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens – Bibliografie 2009-2013 – Mit Nachträgen 1945-2008 – Brüssel: Generalstaatsarchiv, 2014, 372 S. (Quellen und Forschungen zur Geschichte der deutschsprachigen Belgier, Bd. 7). – ISBN 978-90-5746-683-0

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