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Weihnachtsfußball seit jeher in England („Boxing Day“) und seit 2009 auch in Belgien – AS Eupen heute in Brügge

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Anders als in der deutschen Bundesliga gibt es seit jeher in England und seit 11 Jahren auch in Belgien an Weihnachten Fußball zu sehen. Am 2. Weihnachtstag wird in der Premier League und auch in den unteren Spielklassen Fußball gespielt, ebenso in der belgischen Jupiler Pro League.

Der „Boxing Day“ hat mittlerweile eine lange Tradition. Der Name hat übrigens mit Boxen nichts zu tun. Boxing ist das englische Wort für Einpacken.

Der Begriff „Boxing Day“ entstand im 19. Jahrhundert zu Zeiten von Königin Victoria. Damals war es üblich, dass die reichere Bevölkerung Weihnachtspakete schnürte, um sie ärmeren Menschen und Angestellten zu geben. Bedienstete hatten am 26. Dezember frei und bekamen an diesem Tag von ihren Herren ihr Weihnachtspaket, das sie dann mit nach Hause zu ihren Familien nahmen.

22.12.2018, Großbritannien, Cardiff: Ein Fan auf der Tribüne mit weihnachtlichem Rentier als Hut. Foto: Nick Potts/PA Wire/dpa

Bereits Ende des 19. Jahrhunderts rollte auf der Insel der Ball an Weihnachten. Bis in die 1950er Jahre wurde am Christmas Day, also am ersten Weihnachtstag, ein kompletter Spieltag ausgetragen. Der heutige Zweitligist FC Brentford soll damals mit dem sexistischen Motto geworben haben: „Männer gehen zum Spiel, während die Frauen in der Küche kochen.“ Denn nach dem Stadionbesuch gab es das Festmahl.

Aus logistischen Gründen wurde das jedoch abgeschafft. Denn weil Mitarbeiter im öffentlichen Nahverkehr am 25. Dezember freibekamen, fuhren Busse und Bahnen nicht mehr. Also wich man auf den zweiten Feiertag aus, an dem seit 1966 regelmäßig gespielt wird.

Die Trainer mahnen und kritisieren zwar wegen der hohen Belastung für ihre Spieler, ansonsten aber wird meist über den Weihnachtsfeier-Spieltag geschwärmt. „Es ist einfach etwas Besonderes, von der Stimmung her und für die Leute“, sagte TV-Experte Dietmar Hamann, der mit Liverpool, Manchester City und Newcastle United die Boxing-Day-Spiele vor meist ausverkaufter Kulisse erleben durfte. Markus Babbel, ebenfalls unter anderem einst beim FC Liverpool, betonte im „Kicker“: „Diese Tradition ist den Engländern heilig.“ Die gesamte Zeit rund um Weihnachten und Neujahr sei für die Spieler eine extrem hohe Belastung. „Wenn du die zehn Tage hinter dich gebracht hast, bist du erst mal chemisch gereinigt.“

Zuschauer wird es 2020 wegen der Corona-Pandemie in den meisten Stadien nicht geben, die Infektionszahlen sind auch in England wieder angestiegen. Leidtragende sind auch die Pubs, die sich sonst am 2.  Weihnachtstag über zahlreiche Kundschaft während der über den Tag verteilten Spiele erfreuen konnten.

In Belgien „Kerstvoetbal“ seit der Einführung der Play-offs

Ein echtes Spitzenspiel ist am diesjährigen „Boxing Day“ in der englischen Premier League die Begegnung zwischen Leicester City (mit den belgischen Nationalspielern Youri Tielemans, Timothy Castagne und Dennis Praet) und Manchester United. Die Spiele der Premier League sind in Belgien auf „VOOsport world“ zu sehen.

In Belgien wird am 2. Weihnachtstag Fußball gespielt, seitdem es in der höchsten Fußballklasse die Play-offs gibt, also seit der Saison 2009-2010. „Kerstvoetbal“ nennen die Flamen das, was in England und Schottland der „Boxing Day“ ist.

Dass inzwischen auch in Belgien am 2. Weihnachtstag Profifußball stattfindet, hat natürlich mit Geld zu tun. Es ist ein Zugeständnis an die Fernsehanstalten, die sich um die Übertragungsrechte bemühen.

22.12.2018, Großbritannien, Huddersfield: Fans mit Weihnachtsmützen singen auf der Tribünen. Zuschauer wird es 2020 wegen der Corona-Pandemie in den meisten Stadien nicht geben. Foto: Richard Sellers/PA Wire/dpa

Die meisten Menschen sind am 26. Dezember zu Hause und wissen nach all den Festessen mit der Familie längst nicht mehr, was sie mit der Freizeit anfangen sollen. Fußball ist da eine willkommene Abwechslung. Das wiederum bringt den TV-Sendern gute Einschaltquoten.

Die AS Eupen bestreitet zum fünften Mal ein Spiel am 2. Weihnachtstag. Eigentlich hätten die Schwarz-Weißen schon in ihrer ersten Saison in der 1. Division 2010-2011 am 2. Weihnachtstag ein Meisterschaftsspiel bestreiten müssen. Gegner sollte am 26. Dezember 2010 die Mannschaft von Zulte Waregem sein. Weil aber Eupen an jenem Tag aufgrund eines extremen Wintereinbruchs unter einer dicken Schneedecke lag, wurde die Begegnung abgesagt und später wiederholt.

Weil damals eine Rasenheizung schon Pflicht war, hätte der Platz des Kehrweg-Stadions im Prinzip spieltauglich sein müssen, doch wäre es damals wegen der heftigen Schneefälle den Zuschauern kaum möglich gewesen, das Eupener Stadion ohne Unfall zu erreichen. Deshalb war es vernünftig, das Spiel abzusagen.

In der Saison 2016-2017 spielte Eupen am 2. Weihnachtstag in Ostende und gewann dort 3:1. In der Saison 2017-2018 bezwangen die Schwarz-Weißen am 2. Weihnachtstag im Kehrweg-Stadion die Mannschaft von Waasland-Beveren 1:0. Am 26. Dezember 2018 gewann die AS bei Cercle Brügge 1:0, und ein Jahr später verlor sie auswärts beim KRC Genk 1:2.

Die AS Eupen tritt bereits um 14 Uhr beim FC Brügge an. Es ist gewissermaßen die Eröffnungspartie am belgischen „Boxing Day“. (cre/dpa)

Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf OD:

 

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