Es ist ein großer Augenblick in der Geschichte der deutschsprachigen Belgier: Vor 40 Jahren, am 26. Januar 1973, wurde der Kelmiser Bürgermeister und Abgeordnete Willy Schyns (CSP) Staatssekretär in der ersten Regierung unter dem sozialistischen Premierminister Edmond Leburton. Bis zum 23. Oktober 1973, dem Tag der feierlichen Einsetzung des RdK, blieb Schyns im Amt. Seitdem war nie mehr ein Deutschsprachiger Mitglied der Brüsseler Regierung.
Willy Schyns war damals zuständig für – wie es offiziell hieß – „die Ostkantone und den Tourismus“. Leburton, der eine Drei-Parteien-Regierung aus Christdemokraten, Sozialisten und Liberalen führte, war bis zu Elio Di Rupo (PS) der einzige wallonische Premierminister Belgiens.
Die Amtszeit von Willy Schyns als Staatssekretär war nur von kurzer Dauer, denn einige Monate später fiel der Kelmiser einer Regierungsumbildung zum Opfer. Dem Kabinett Leburton II gehörte Schyns nicht mehr an, weswegen der Abgeordnete auch bei der Abstimmung im Parlament Enthaltung übte und sich dadurch den Zorn des damaligen PSC-Präsidenten Charles-Ferdinand Nothomb zuzog.
Gleichwohl wurde Schyns die Ehre zuteil, einen Tag länger als alle anderen Minister und Staatssekretäre der Regierung Leburton I im Amt zu bleiben. Der Grund: Leburton gab Schyns damit die Möglichkeit, am 23. Oktober 1973 noch als Staatssekretär die feierliche Einsetzung des Rates der deutschen Kulturgemeinschaft (RdK) vorzunehmen.
Die Ära Willy Schyns wird heute, 40 Jahre später, in der DG sehr unterschiedlich bewertet. Ministerpräsident Karl-Heinz Lambertz (SP) sprach im Oktober 2011 im Grenz-Echo von „finsteren Zeiten“, was aber Albert Gehlen, Schyns‘ Nachfolger als CSP-Kammerabgeordneter, bestritt. Gehlen: „Als Staatssekretär war Willy Schyns immerhin derjenige, der das erste Gesetz über die Schaffung des RdK auf den Weg brachte. Und das Wichtigste in diesem Gesetz war die Direktwahl der Ratsmitglieder, die bei uns 20 Jahre vor den anderen Räten in Belgien eingeführt wurde. Das war das große Verdienst von Willy Schyns. Finster war dessen Zeit also nicht.“
Ein Mann des alten Belgiens
Der Journalist Freddy Derwahl war zu jener Zeit der Presseattaché des Staatssekretärs. „Willy Schyns war ein Mann des alten Belgiens und wehrte sich innerlich gegen die Kulturautonomie“, sagte Derwahl ebenfalls im Oktober 2011 dem Grenz-Echo und fügte dem hinzu: „Schyns wollte unbedingt Staatssekretär werden und die neuen Einrichtungen schaffen – wohl auch, um sie besser kontrollieren zu können. Schyns wollte nur ein beratendes Parlament, selbst die Direktwahl war ihm ein Gräuel. Finster war er nicht. An sich war er ein jovialer, ehrlicher Mensch, der politisch nicht fummelte. Er saß nur mit falschen Rudern im falschen Boot und auf falschem Kurs.“ (cre)
Natürlich war Schyns kein großer Befürworter der Autonomie des Gebietes deutscher Sprache. Wer für mehr Autonomie war, wurde von ihm sofort in die PDB-Ecke gestellt. Aber so dachten damals viele, übrigens auch viele Sozialisten. Die waren noch größere Gegner der Autonomie als die CSP-Anhänger. Schyns wäre am liebsten gewesen, es hätte keinen RdK, sondern nur ihn als Staatssekretär gegeben.
wenn der gute Mann wüsste was aus der Autonomie geworden ist….
Nachdem der Senat 1970 den Text von Senator Michel Louis (Direktwahl des Kulturrates) verabschiedet (abgelehnt) hatte, hinterlegte der ostbelgische Abgeordnete Schyns in der kammerkommission für Verfassungsfragen den ursprünglichen Verfassungsartikel, in dem von einer Direktwahl keine Rede war. Dieser wurde dann auch angenommen.
Damals erklärte Senator Louis: „… dass ein Kollege aus dem deutschsprachigen Gebiet versucht, das rückgängig zu machen, was mit viel Mühe und Ausddauer erreicht wurde …“
Mir scheint, der politische „Möchtegern-Enkel“ von Schyns laviert heute noch genau so …
Ein Staatssekretär mit der Aufgabe die Belange der deutschsprachigen Belgier zu vertreten reichte damals vollkommen aus und würde auch heute noch ausreichen. Die Kosten für 4 Minister und ihren ganzen Anhang sowie ein Parlament aus Hobby-Politikern für rab 70.000 Einwohner ist schlicht und einfach Geldverschwendung!
Recht haben sie, soviel Bohai für knapp 70.000 Leute gibt es nur noch in Monaco. Es gibt nur eine konsequente Lösung hierfür. Wieder direkte Anbindung an die Wallonie, Ergebnis für uns = steigende Arbeitslosigkeit, null Selbstbestimmung, absehbare Pleite, Amtssprache ungewiss. Anbindung an Deutschland oder Luxemburg, Ergebnis = Alles kann bleiben wie es ist. Nur ohne STAATSDIENER die ihre Zukunft lieber in Belgien sehen, da bestens bezahlt.
Ach wären unsere heutigen Politiker noch Staatsmänner!!!