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Vor 50 Jahren stand Eupen kopf: Triumphaler Empfang für Brüll, Pirard, Franssen & Co. auf dem Rathausplatz

Der Autobus von Theves mit der AS-Mannschaft (Bild links, vorne Werner Pirard und Manager Paul Brossel) bei seiner Ankunft in Eupen, wo sie auf dem Rathausplatz von einer großen Menschenmenge bejubelt wurde (Bild rechts). Fotos: Jubiläumsbuch „50 Jahre AS Eupen“

Obwohl die AS Eupen schon seit vier Jahren erstklassig ist, was sie auch in der Saison 2010-2011 schon einmal war, haben die älteren Fans den triumphalen Empfang für Spieler, Trainer und Betreuer der Schwarz-Weißen vor 50 Jahren vor dem Eupener Rathaus noch in bester Erinnerung behalten.

Nicht einmal beim erstmaligen Aufstieg der AS in die 1. Division vor 10 Jahren hatten sich in der Eupener Innenstadt so viele Leute versammelt wie am Abend des 10. Mai 1970, als eine große Menschenmenge vor dem Eupener Rathaus wartete, um den Spielern auch nur für kurze Zeit zuzujubeln.

Empfang im Eupener Rathaus (v.l.n.r.): Werner Pirard, Günter Brüll und Karl Franssen. Foto: Jubiläumsbuch „50 Jahre AS Eupen“

Im Nachmittag dieses denkwürdigen Sonntags hatte die erst zum Saisonbeginn in die 3. Division aufgestiegene AS-Mannschaft durch einen 2:0-Sieg im Antwerpener Vorort Brasschaat den zweiten Aufstieg in Folge und damit den Durchmarsch von der Promotion in die 2. Division geschafft. Das war damals eine Sensation!

Der Sieg in Brasschaat war letztlich eine Formalität. Trotzdem waren viele Fans der Schwarz-Weißen mit einigem Unbehagen nach Antwerpen gefahren, nachdem die Mannschaft von Trainer Hubert Vandormael eine Woche zuvor im letzten Heimspiel der Saison gegen Willenroek nur ein 0:0 erreicht hatte, sodass sie dieses letzte Spiel beim Tabellenletzten unbedingt gewinnen musste. Und weil man wusste, dass solche Spiele selbst gegen einen eindeutig schwächeren Gegner oft eine Zitterpartie werden, waren sich die Eupener Fans vor Spielbeginn nicht mehr ganz so sicher.

Am Tag danach, dem 11. Mai 1970, widmete das Grenz-Echo dem „Doublé“ der AS Eupen eine Doppelseite. (Zum Vergrößern Bild anklicken). Foto: Screenshot GE

Es klappte dann doch problemlos. Durch Treffer von Günter Brüll (38.) und Horst Heider (59.) siegten die Schützlinge von Trainer Hubert Vandormael 2:0.

Nach dem Schlusspfiff stürmten mehrere hundert Supporter der AS den Platz in Brasschaat. Die meisten Eupener Fußballfreunde hatten sich zu Hause die Liveübertragung im BHF, wie der heutige BRF damals noch hieß, angehört. BHF-Reporter war übrigens der spätere Schöffe und Ratspräsident Kurt Ortmann.

Bei der Rückkehr der Meister in Eupen am Abend bereitete die Bevölkerung der Mannschaft einen unglaublichen Empfang. „Hu-Hu-Hubert!“ (zu Ehren von Trainer Vandormael) und „Eupen Mexiko!“ (wenige Wochen vor dem Beginn der Fußball-WM in Mexiko) skandierte die Menge. Und als Günter Brüll, Werner Pirard, Karl Fanssen & Co. auf dem Balkon des Rathauses erschienen, erreichte der Jubel seinen Höhepunkt. Das war der 10. Mai 1970, das war vor 50 Jahren, das waren Zeiten! (cre)

Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf OD:

18 Antworten auf “Vor 50 Jahren stand Eupen kopf: Triumphaler Empfang für Brüll, Pirard, Franssen & Co. auf dem Rathausplatz”

  1. Nostalgie

    Der Verfasser des Artikels muss wohl ein unverbesserlicher Nostalgiker sein, denn immer wieder kocht er diese „alten Geschichten“ auf. Allerdings war die kleine Fußballwelt in Eupen damals noch in Ordnung, und Spieler wie Werner Pirard, Karl Franssen oder Günter Brüll avancierten zu „Stadthelden“.

    • Arnold Heck

      „….Spieler wie Werner Pirard, Karl Franssen oder Günter Brüll avancierten zu „Stadthelden“….“
      Ja, immer dieselbe Leier : Pirard, Franssen, Brüll…
      Wer denkt da noch an Harald Toussaint? Den hat´s wohl nie gegeben oder was?

      • Zu Arnold Heck: Sie haben Recht, denn neben Pirard, Franssen und Brüll gab es damals noch Toussaint, Meessen und Keutgen. Nur stand der brave Harald Toussaint im Schatten des damaligen Regisseurs Günter Brüll. Der biedere Gerd Meessen konnte die Fans nicht so mitreißen wie der antrittsschnelle Sturmtank Mario Pezetti. Und der solide Elmar Keutgen erreichte lange nicht den Glanz des späteren Torwarts Gerd Prokop aus Aachen.
        Trotz allem: Die Euphorie, die die AS Eupen vor fünfzig Jahren in der kleinen Weserstadt auslöste, wäre heute weder denkbar noch möglich. Dafür sind die Ansprüche des heutigen Fußballanhängers viel zu hoch. Heute fahren oft viele nach Dortmund, Gladbach, Gelsenkirchen oder sogar nach München und erleben dort bisweilen Weltklassefußball. Machen wir uns nichts vor: Die AS Eupen war, ist und bleibt Provinz.

        • Ekel Alfred

          @ Provinz, die drei Neuen von Ihnen Genannten ergeben aber noch immer keine ELF….sagt Ihnen LEFFENGE HEIN (Heinz) denn gar nichts mehr?….der hat doch wohl bei der AS für Furore gesagt….bei einem Spiel….wo er dem Schiedsrichter voll in den A.sch trat….und dann dafür eine Zeitlang gesperrt wurde….das war noch eine schöne Zeit….

  2. Ulrich Kallius

    Hallo liebe Fans der AS Eupen.

    Mit Werner Pirard und Günter Brüll durfte ich während meiner Zeit in Eupen zusammenspielen. Zwei Teamkollegen, die in unserem Team überragende Spieler waren. Zwei Spieler, die in die Geschichte von der AS Eupen eingehen werden. Sehr gerne denke ich an diese Zeit zurück.
    Ich wünsche dem Verein und allen Fans in der Region in dieser für alle schlimmen Zeit mit dem Virus die beste Gesundheit.
    Ole Kallius

  3. Eupen könnte mit hiesigen (ostbelgischen sowie aus dem Bereich Verviers-Herve stammenden) Spielern eine gute Truppe für die 3. Klasse stellen.
    Vielleicht verstärkt durch den einen oder anderen ehemaligen Bundesligaspieler.
    Am Kehrweg wäre wieder etwas los.
    Es ist gut gemeint, Fussballer einzukaufen die aus Topligen kommen, aber die guten Spieler bleiben nicht und die schlechten sind geschenkt zu teuer.
    Wir brauchen Identifikationsfiguren.
    Mata war so einer, Saglik war auch fast ein Hiesiger.
    Was nutzt 1. Division wenn keiner hingeht ?
    Und nochwas: anstelle von schlechten Profis mal den einen oder anderen aus der Jugendmannschaft bingen, zumindest wenn der Klassenerhalt gesichert ist.

  4. Atomicblue

    Pierre, eine „gute Truppe in der dritten Klasse“ interessiert NIEMANDEN… und selbst WENN wir gute Spieler hätten, würden diese ohnehin nicht in EUPEN bleiben wollen… und so wie SAGLIK damals ihren Transfer via Rechtsbeistand erzwingen. Das ist die Realität von heute.

    Wenn Ihnen die erste Division nicht zusagt und sie dem Stadion fern bleiben, so ist das Ihr gutes Recht. Ich persönlich habe trotz Abstiegskampf in den letzten Jahren hochinteressante Spiele auf hervorragendem Rasen gesehen. An die Spielzeiten unter schummrigem Flutlicht auf morastigem Untergrund und mit einem Zehntel der jetzigen Zuschaueranzahl kann ich mich noch gut erinnern.

    Im Ernst, ist es das, was Sie wieder haben wollen ? Oder sind Sie damals nicht dabei gewesen ? Vielleicht erfreuen Sie sich auch daran, wenn Sie weniger Gehalt bekommen oder wenn Ihnen die Rente gekürzt wird ?

    • Ich war damals dabei. Und die Stimmung bei den Spielen in der 3 und 2 Division war etwas ganz anderes als jetzt in der 1.
      Und zuschauermässig war es zumindest nicht schlechter.
      @Atomicblue: ich verstehe die Frage nach meinem Gehalt und dem Fussball nicht.

  5. Lieber Pierre,
    Was für eine tollkühne Idee. Lieber 3. Liga? Mehr Zuschauer? Ich kann sowas leider nicht ernst nehmen. Der Sinn liegt doch darin, aufzusteigen. Oder meinen Sie, Michael Schumacher z. Bsp. hätte mehr Fans gehabt, wenn er weiterhin Go-Cart mit heimischem Opel-Motor mit Hinterantrieb u Mechanikerlehrling aus der Nachbarschaft gefahren hätte? Ausserdem können wir stolz auf die AS sein. Genauso würde es mich auch für andere hiesage Mannschaften freuen, in einer höheren Klasse zu spielen. Welche Identifikation haben Ostbelgier denn z Bsp mit Bayern, Köln Dortmund, Liverpool Barcelona o Schalke. Da spielt doch auch keiner ‚von hier‘ (laut ihrer Aussage – Identifikation), mit.

  6. @Uri: Ich denke, die Wahrheit liegt wie so oft in der Mitte. Amateursport liefert manchmal bessere Unterhaltung als Profisport und umgekehrt. Beides hat mal mehr oder weniger Unterhaltungswert. Und das Beispiel von Michael Schumacher ist auch vage. Denn den Weg nach ganz oben schaffen nur ganz wenige, egal wie sehr sie sich anstrengen. Die Enttäuschung danach ist dann umso größer.

  7. peter Müller

    Man kann doch nicht Koeln mit Eupen vergleichen. Eupen ist und bleibt ein grösseres Dorf. Ich sage auch das die 3. Division reichte. Was sehen wir denn mehr in der 1.Division. Ein bis zwei Mannschaften, die auch International spielen. Wen interessiert denn im moment Anderlecht. Die leben doch nur noch in den Träumen von einigen. Die anderen Spiele braucht man auch nicht zu erwähnen. Man kann sich alles schön reden.Wenn ich mal ein Spiel mit „guten“ Mannschaften sehen möchte fahre ich nach Lüttich, oder über die Grenze, wo es sich lohn ein Spiel anzuschauen.

  8. Die Stimmung von damals bei der AS ist nicht zu toppen. Das wird es nie mehr geben. Da müsste die AS schon Landesmeister werden, und noch… Vielleicht Europapokal gegen Bayern München, aber das Heimspiel müsste in Lüttich stattfinden, weil das Kehrwegstadion nicht europatauglich ist. Nein, wer die Euphorie von 1970 erlebt hat, der weiß, dass es so etwas nicht mehr geben wird. Es gibt nicht mehr diese Identifikation mit der Mannschaft. Wenn ich den heutigen spanischen Trainer der AS im Fernsehen sehe oder einzelne Spieler, die morgen schon irgendwo anders sind, dann kann ich mich mit solchen Leuten nicht identifizieren. Ich freue mich, wenn die AS von heute gewinnt, aber eine Euphorie gibt es nicht mehr. Ich war damals vor dem Rathaus, das kann man nicht beschreiben, was da los war. Einmalig.

  9. Atomicblue

    Pierre, ich meinte lediglich, dass manche Leute auch mit WENIGER zufrieden sind (Manchmal ist WENIGER für viele Leute MEHR).

    Die Antworten hier sind interessant und jeder sieht die Fußballwelt mit eigenen Augen. Herr X, am Überangebot der heutigen Zeit erstickt, kann sich nur am Spitzenfußball ergötzen und würde am liebsten lediglich eine Weltliga mit den besten Mannschaften erlaubt sehen. Zum Teufel mit den kleinen Klubs, es lebe die globalisierte Welt. Eupen ist ein Dorf und hat selbst da nichts zu suchen, wo es jetzt spielt. Die belgische erste Liga gehört abgeschafft, das sportliche Niveau ist peinlich und Augenkrebs beim bloßen Zusehen vorprogrammiert…

    Ein Anderer bevorzugt tatsächlich den regionalen Aspekt und identifiziert sich mit dem Amateurfußball. Freunde, da müssen wir wieder hin ! Oh wie war das damals alles schön ! Nun ja, in z.B. in Raeren wird mit heimischen Kräften derzeit richtig guter Sport geboten, doch interessieren tut es leider …keine „Sau“.

    Jede Zeit hat ihre Helden, jeder Held hat seine Zeit. Man kann die Zeit ebenso wenig zurückdrehen wie die Emotionen vergleichen. Ich selbst war damals als Kind (keine zehn Jahre alt) beim Empfang am Rathaus mit dabei und möchte zu den wunderschönen Bildern etwas sagen: Wenn man genau hinschaut, erkennt man, dass es eine ganz andere Zeit war. Die Menschen waren alle sehr adrett angezogen (typische Sonntagsbekleidung). Es gab keine Randgruppen, keine randalierenden Störenfriede, keine Ultras, keine Knallkörper, keine Pyrotechnik, keine Fußballanhänger wie heute. Es waren ganz normale Leute, Handwerker, Arbeiter, Mittelständler, Selbständige,… EUPENER, echte EUPENER, die es ganz normal fanden, ihre „Helden“ am Rathaus in Empfang zu nehmen und zuzujubeln. Es gehörte sich einfach so und man war stolz, dass das kleine Eupen nun in aller Munde war. Jeder wollte und MUSSTE dabei sein. Jene Leute waren damals auch in den prall gefüllten Restaurants und Wirtshäusern anzutreffen und im Karneval waren sie selbstverständlich mit dabei. Sie Straßen waren belebt, die Menschen redeten miteinander… Wer diese Zeit miterlebt hat, weiß, wovon ich spreche.

    Man kann die Zeiten nicht vergleichen. Dem Verein AS EUPEN sollte man aber zu Gute halten, dass er die Entwicklung angenommen hat, auch in der heutigen Epoche des Überangebots und der Übersättigung seinen Mann zu stehen. Jeder kann für sich selbst entscheiden, ob er es emotional annimmt, oder eben nicht.

  10. alter weißer mann

    Damals war ich Stammgast am Kehrweg, um die Siege der großartigen Truppe um Brüll, Pirard, Franssen, Toussaint, Keutgen, Meesen usw. anzuschauen. Natürlich war ich auch am 10. Mai vor dem Rathaus….

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