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Vor 30 Jahren gewann Ben Johnson in Seoul das „dreckigste Rennen“ der Olympia-Geschichte [VIDEO]

24.09.1988, Südkorea, Seoul: Mit neuer Weltrekordzeit gewinnt der Kanadier Ben Johnson (r) im 100-Meter-Lauf bei den Olympischen Sommerspielen in Seoul die Goldmedaille. Auf den zweiten Platz kam der US-Amerikaner Carl Lewis (M) vor dem Briten Linford Christie. Johnson wurde später wegen Dopings von den Spielen in Seoul ausgeschlossen. Seine Goldmedaille wurde ihm aberkannt. Foto: -/dpa

Vor 30 Jahren, am 24. September 1988, rannte der damals 26-jährige Kanadier Ben Johnson in der Fabel-Weltrekordzeit von 9,79 Sekunden über 100 Meter zu Gold bei den Olympischen Spielen in Seoul. 72 Stunden danach wurde ihm der Sieg wegen Dopings wieder aberkannt und seinem Erzrivalen Carl Lewis zugesprochen.

Jahre später stellte sich heraus, dass in dem als „dreckigsten Rennen“ der Olympia-Geschichte titulierten Sprint-Finale sechs der acht Läufer verbotene Substanzen genommen hatten – alle bis auf die US-Sprinter Lewis und Calvin Smith.

Ben Johnson warf Lewis danach vor, dass ihm jemand aus dessen Umfeld bei der Doping-Kontrolle etwas ins Getränk gekippt habe. Bewiesen wurde das nie. Dafür ist unbestritten, dass „Big Ben“ von seinem Trainer Charlie Francis vor dem Olympia-Auftritt in Seoul das Anabolikum Stanozolol bekam und von ihm insgesamt sechs Jahre lang mit Doping-Mitteln vollgepumpt wurde.

„Nicht der einzige, der betrogen hat“

„Es gab viele schwarze Tage. Die ganze Welt hat mich als Verlierer abgestempelt und als Betrüger, aber ich war nicht der einzige, der betrogen hat“, sagte Johnson noch Jahre später. „Alle wussten es, aber ich war der einzige, auf den gezeigt wurde. Es war hart.“

Nach seinem Comeback 1991 konnte Johnson nicht mehr an seine früheren Leistungen anknüpfen. Bei der WM 1991 in Tokio nahm er nur als Staffelläufer teil. Bei den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona schied er im 100-Meter-Halbfinale aus.

ARCHIV – 24.09.1988, Südkorea, Seoul: Mit neuer Weltrekordzeit (9,79 Sekunden) gewann der Kanadier Ben Johnson (r) am 24. September 1988 im 100-Meter-Lauf bei den Olympischen Sommerspielen in Seoul die Goldmedaille, die ihm später wegen Dopings wieder aberkannt wurde. Foto: dpa Seoul/dpa

Nach einem erneuten Doping-Befund bei einem Rennen 1993 in Montreal wurde er vom Weltverband IAAF als Wiederholungstäter lebenslang gesperrt. Geblieben sind ihm nur Olympia-Bronze von 1984.

Heute lebt der inzwischen 56-jährige Johnson immer noch in Toronto, ist mit sich im Reinen und ohne Bitterkeit. „Ich habe mir meine Schuld erlassen und versuche, die Dinge nun richtig zu machen“, sagte er. Eine Zeit lang hat Johnson sich für den Anti-Doping-Kampf engagiert, um Kindern den sauberen Weg im Sport zu weisen.

Nummernschild BEN979

Inzwischen ist es um ihn ruhiger geworden. Das Nummernschild an seinem Auto erinnert jedoch Ben Johnson auch 30 Jahre danach täglich an seine schönsten zehn Sekunden und die schlimmsten Tage seines Lebens: BEN979.

Die Homepage „ben979.com“ ist indes seit 2013 nicht mehr aktualisiert, seine Firma Ben.979 Enterprises, über die er Dienste als Personaltrainer sowie Sportkleidung und Nahrungsergänzungsmittel angeboten hatte, existiert in der Stadt Markham nördlich von Toronto nicht mehr.

„Ben Johnson geht’s gut. Egal, was geschrieben oder geredet wird“, versicherte er in der kürzlich auf „12-App“ veröffentlichten Story „Der gefallene Star“. Den Ben Johnson von damals gebe es nicht mehr. Heute sei sein Lifestyle: „Gutes Essen, netter Sex, Reisen. Ich habe keinen Wecker, der Schöpfer weckt mich.“ (dpa)

Nachfolgendes VIDEO zeigt das 100-Meter-Finale von Seoul am 24. September 1988:

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