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Als vor 10 Jahren Roger Bosten starb, herrschten in ganz Eupen tiefe Trauer und große Betroffenheit

Bild Links: Außenansicht des Ambassador Hotels Bosten in der Eupener Unterstadt. Bild rechts: Hotelier Roger Bosten. Fotos: OD/privat

Es war der 30. Oktober 2009, vor 10 Jahren: Am frühen Morgen deutete nichts darauf hin, dass in Eupen an diesem Freitag etwas Schlimmes passieren würde.

Auf dem Wochenmarkt auf dem Werthplatz machten Leute wie immer freitags ihre Besorgungen. Auf dem Friedhof legten Menschen letzte Hand an, um für Allerheiligen das Grab ihrer Angehörigen herzurichten. In den Eupener Schulen waren die Schüler an diesem letzten Schultag vor der Ferienwoche von Allerheiligen mit ihren Gedanken schon ganz woanders.

Am Kehrweg bereiteten sich die Spieler der AS Eupen in aller Ruhe auf das für den Abend vorgesehene Zweitligaspiel gegen den KV Ostende vor. Und im Ambassador Hotel Bosten wurden für einen bevorstehenden Totenkaffee die Tische gedeckt.

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Hubert Bosten (2.v.l.) mit seinem Bruder Roger (links) bei einem Ausflug zu einem Rockfestival 2008. Foto: privat

Im Nachmittag jedoch war es schnell mit der Ruhe vorbei. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht über die ganze Stadt: Roger Bosten ist tot. Im Alter von nur 46 Jahren war der stadtbekannte Eupener Hotelier einem Herzversagen erlegen. Er hinterließ seine Frau und zwei Söhne im Alter von fünf und zwei Jahren.

Die Stadt stand unter Schock, denn der so plötzlich verstorbene Mensch war nicht nur bekannt, sondern auch sehr beliebt. Fast jeder Eupener hatte irgendwann einmal mit ihm zu tun gehabt. Das Ambassador Hotel Bosten war inzwischen von Roger Bosten ausgebaut worden, um für die Zukunft gewappnet zu sein.

Wie sein Vater Walter „der Bürgermeister der Unterstadt“

Wie schon früher sein Vater Walter war auch Roger so etwas wie der „Bürgermeister der Unterstadt“. Das Hotel und sein Restaurant „Le Gourmet“ waren mehr als nur Lokalitäten zum Übernachten oder zum Essen. Das Haus Bosten war auch eine Stätte für Kultur und Brauchtum. Und Roger Bosten personifizierte dies alles durch seine quasi ständige Anwesenheit. Denn er war immer da, wenn er nicht gerade in Mönchengladbach ein Spiel seiner Borussia besuchte.

Dezember 2015: Die Ära Bosten geht nach 119 Jahren zu Ende. Das Foto zeigt die alten und die neuen Besitzer des Ambassador Hotels Bosten. Foto: OD

An jenem 30. Oktober 2009 brach dies alles zusammen. Eupen stand unter Schock. Im Kehrweg-Stadion hat es des Öfteren eine Schweigeminute für verstorbene Persönlichkeiten oder Vereinsmitglieder gegeben, jedoch hat man die Menschen selten so betroffen und ergriffen gesehen wie während der Schweigeminute für Roger Bosten an jenem 30. Oktober 2009 kurz vor dem Anpfiff des Meisterschaftsspiels gegen Ostende am Abend.

Auch zur Beerdigung kamen die Menschen in Scharen. Noch in der Kirche gab Bruder Hubert Bosten bekannt, dass das Ambassador Hotel Bosten trotz des schweren Rückschlags für die Familie weitergeführt werde.

Quasi über Nacht wurde aus dem Geschäftsführer der Firma NMC ein Hotelier und Gastronom. Bis Ende 2015 führte Hubert Bosten das Hotel-Restaurant zusammen mit seiner Mutter Irmgard weiter. Dann endete die Ära der Familie Bosten nach 119 Jahren. Zum 1. Januar 2016 wechselte das traditionsreiche Haus in den Besitz des Unternehmens Hua Mei aus Löwen.

Doch schon unter Hubert Bosten war in dem Hotel- und Restaurantbetrieb nichts mehr so wie früher. Zu groß war die Lücke, die der Tod von Roger Bosten vom 30. Oktober 2009 an aufgerissen hatte.

Initiatoren der Aktion des „Fonds Roger Bosten“.

„Roger fehlt jeden Tag“, bekannte Hubert Bosten drei Jahre nach dem Tod seines Bruders in einem längeren Interview mit „Ostbelgien Direkt“: „Roger war ein einzigartiger Typ, privat immer zu Scherzen aufgelegt und unglaublich unterhaltsam. Bei Kindern kam er immer gut an, und dies zeigt in meinen Augen, was für ein warmherziger Mensch er war. Für seinen Betrieb hat er sich eingesetzt und aufgerieben. Er war immer vor Ort und hat sich immer eine Freude daraus gemacht, seine Gäste persönlich zu begrüßen und zu verabschieden, egal um welche Uhrzeit. Durch seine hohe Fachkompetenz hat er das Hotel und das Restaurant zu einer Referenz in der ganzen Gegend gemacht und so die Tradition unserer Eltern fortgesetzt. Genau wie unser Vater war er auch immer gut informiert, hatte ein offenes Ohr für alle und fragte auch gerne mal selber nach, was es denn so an Neuigkeiten gäbe. Leider kann ihn keiner in seiner unvergesslichen Art ersetzen. Ich vermisse ihn sehr.“

Nach dem Tod von Roger Bosten gründeten Freunde des Verstorbenen den „Fonds Roger Bosten“. Der Fonds unterstützt originelle Projekte rund um die Themen „Prävention und Bekämpfung von Drogen- und Alkoholmissbrauch bei Jugendlichen“, „Kampf dem Mobbing unter Jugendlichen insbesondere in Schulen, Jugendgruppen und sozialen Netzwerken“ sowie „Integration von Kindern und Jugendlichen“. (cre)

6 Antworten auf “Als vor 10 Jahren Roger Bosten starb, herrschten in ganz Eupen tiefe Trauer und große Betroffenheit”

  1. Kritiker

    Seit dem plötzlichen Tod des umsichtigen Roger Bosten geht es mit dem Hotelbetrieb stetig bergab.
    Das Hotel florierte seinerzeit unter Vater Hubert und Sohn Roger Bosten.
    Der frühe Tod von Roger Bosten war ein großer Verlust.

    • Peer van Daalen

      @Kritiker: “ … geht es mit dem Hotelbetrieb stetig bergab.“

      Ja, leider! Besonders betroffen hat mich/uns die Schließung des Hotel B&B Julévi am Heidberg (dicht am Werthplatz) gemacht. Warum Frau Birgit das Haus geschlossen hat, weiß keiner so genau … Gibt so einiges Gemunkel …

      Da haben wir mitunter unsere Besucher untergebracht. Selten so ein genial gemütliches und freundliches Haus gesehen.

      Das heutige Bosten ist nicht schlecht aber auch nicht mehr das Bosten, wo wir uns wohl gefühlt haben.

  2. Intipuca

    hiess der Vater nun Hubert oder Walter Bosten ?
    Ich meine Walter Bosten. Walter Bosten war wie auch Pip in St-Vith ein Hotelier alter Schule.
    Immer war man gut aufgehoben und durch seine Nähe zum Kunden kam man sich immer wie ein Privatkunde vor, der persönlich bedient wurde. Dieses Charisma hatte Roger nicht. Walter Bosten war sauer, daß die Sportvereine in Eupen meistens ihre eigene Kantine hatten und dann nicht in seine Wirtschaft gingen. Er brauchte diesen Umsatz um ein solches Unternehen halten zu können. Heute ist Hotel Bosten nur noch Geschichte.

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