Was früher George Best (Manchester United) für die englische Liga und Roger Claessen (Standard Lüttich, später Alemannia Aachen) für den belgischen Fußball waren, ist Kevin Großkreutz (früher Borussia Dortmund, zuletzt VfB Stuttgart) jetzt definitiv für den deutschen Fußball: eine „Skandalnudel“.
Nach einem erneuten Vorfall gab Stuttgart am Freitag die Trennung von Großkreutz bekannt, der sich unter Tränen bei einer Pressekonferenz von Mannschaft und Fans des VfB verabschiedete (siehe VIDEO anbei).
Eine Schlägerei mit Jugendlichen, in die der Weltmeister von 2014 in der Nacht von Montag auf Dienstag im Stuttgarter Rotlichtviertel geraten und bei der er krankenhausreif geschlagen worden war, brachte das Fass zum Überlaufen.
Zweitliga-Tabellenführer VfB Stuttgart bestätigte das Ende der Zusammenarbeit mit Großkreutz.
Die Vorgänge konnten „aus Sicht des VfB Stuttgart nicht folgenlos bleiben“, sagte Sportvorstand Jan Schindelmeiser am Freitag: „Gerade die Spieler der ersten Mannschaft haben eine besondere Vorbildfunktion für den Verein im Allgemeinen und unsere Jugendspieler im Besonderen.“ Großkreutz wisse, dass er „großen Mist gebaut hat“.
Großkreutz geriet nicht erst in Stuttgart in die Negativschlagzeilen. Er war zwar sowohl in Dortmund als auch beim VfB bei den Fans sehr beliebt, doch solange er sportlich seine Leistung brachte, wurden ihm seine Eskapaden verziehen.
Wegen seiner offenen Art, die er auch in den sozialen Netzwerken pflegte, war er bei vielen beliebt. Vor der Trennung hat ihn das jedoch nicht gerettet.
Dönerwurf, Pinkelaffäre…
Zu den Eskapaden von Großkreutz zählen ein angeblicher Dönerwurf 2014 in der Kölner Innenstadt und die Pinkelaffäre wenig später, als er im Anschluss an das von Borussia Dortmund gegen Bayern München verlorene DFB-Pokalfinale in der Lobby eines Berliner Hotels betrunken uriniert haben soll. Zur WM in Brasilien durfte er trotzdem – und wurde Weltmeister, allerdings ohne gespielt zu haben.
Doch der jüngste Vorfall hat seinen Ruf endgültig beschädigt. Großkreutz und der VfB Stuttgart haben sich getrennt – vor allem deshalb, weil der Abwehr- und Mittelfeldspieler seine Vorbildfunktion in den Augen der Vereinschefs gravierend verletzt hat.
Großkreutz will sich nach der Trennung vom VfB Stuttgart vorerst aus dem Profisport zurückziehen und „erstmal mit Fußball nichts mehr zu tun haben“, sagte der 28-Jährige bei einem Presseauftritt in Stuttgart. Großkreutz bat unter Tränen um Entschuldigung: „Ich habe einen Fehler gemacht, der mir sehr leid tut“, sagte er.
Er wolle „nicht einfach so abhauen“. Es sei ihm wichtig, „dass ich mich bei allen Mitarbeitern, Mannschaft und den Fans bedanke, von ganzem Herzen. Ich glaube, ich habe immer alles gegeben, habe mich mit dem Verein identifiziert“. Erneut entschuldigte er sich dafür, „Unruhe“ erzeugt zu haben, und wünschte der Mannschaft den Wiederaufstieg in die Bundesliga. (cre/dpa/spiegel.de)
Nachfolgend ein VIDEO vom tränenreichen Abschied von Kevin Großkreutz bei seiner Pressekonferenz am Freitag: