Gesellschaft

Verleihung von Leopoldsorden verschoben – Debatte über Abschaffung oder zumindest Umbenennung

Verleihung des Leopoldordens. Foto: OD

In Belgien ist eine Diskussion über eine Abschaffung oder Umbenennung des nach König Leopold II. benannten Ordens entbrannt. Die für den 30. Juni vorgesehene Verleihung der Auszeichnung an ehemalige Minister und Parlamentarier wird verschoben.

Einer der Gründe für die Verschiebung ist die Kontroverse um den Namen dieser Auszeichnungen. Die Debatte über die Dekorationen dauert schon seit einiger Zeit an.

Mehrere Parteien sind der Ansicht, dass das Konzept überholt ist. Auch der Name ist heikel: Der Orden Leopold II wurde von dem umstrittenen Monarchen zur Zeit des Kongo-Freistaats Ende des 19. Jahrhunderts gestiftet, wo unter seiner Herrschaft extreme Gräueltaten begangen wurden.

09.06.2020, Belgien, Tervuren: Eine Büste von König Leopold II. von Belgien wurde mit roter Farbe beschmiert. Foto: Virginia Mayo/AP/dpa

Der ehemalige CD&V-Abgeordnete Eric Van Rompuy erklärte letzte Woche, dass er „nicht der Mann sein möchte, der im Orden eines der größten Mörder der Geschichte geehrt wird“, auch wenn er die Auszeichnung nicht unbedingt ablehnen wolle. Van Rompuy schlug vor, dass der Orden künftig den Namen von König Baudouin tragen soll.

Die Verleihung der Orden, die ursprünglich am 30. Juni stattfinden sollte, werde nun auf einen späteren Zeitpunkt verschoben, sagte Wouter De Vriendt, Vorsitzender der Groen-Fraktion in der Kammer. Diese Entscheidung wurde auf der Konferenz der Fraktionschefs getroffen. Gleichzeitig werde die Debatte über die Zukunft der Ehrenmedaillen im parlamentarischen Sonderausschuss über die koloniale Vergangenheit Belgiens weitergeführt. Groen ist in jedem Fall für die vollständige Abschaffung der Orden.

Im Sog der Rassismus-Debatte nach dem Tod von George Floyd in den USA waren in Belgien Denkmäler von Leopold II. zerstört oder entfernt worden. König Philippe hatte in einem historischen Schritt öffentlich die belgische Schuld eingestanden.

Unter der Herrschaft Leopolds II. wurde der Kongo systematisch ausgeplündert. Millionen Menschen kamen unter der Terrorherrschaft ums Leben. Um die Jahrhundertwende kamen die Gräuel nach und nach ans Licht. Das zentralafrikanische Land gehörte noch bis 1960 zum belgischen Kolonialreich. (cre)

22 Antworten auf “Verleihung von Leopoldsorden verschoben – Debatte über Abschaffung oder zumindest Umbenennung”

  1. Marcel Scholzen eimerscheid

    Orden und Auszeichnungen sollte es nur noch für außergewöhnliche Leistungen geben und nicht aus Gewohnheit, weil jemand eine bestimmte Zeit in Amt und Würden war. Viele gewöhnliche Bürger empfinden dies als Zeichen der Arroganz. Jemand, der ein fürstliche Gehalt und Pension bekommt, hat schon mehr als der Durchschnittsbürger und braucht keine Orden.

    Hanseaten haben Orden und Auszeichnungen traditionell abgelehnt.

  2. DER EINARMIGE BANDIT

    In Hülle und Fülle kreutzen diese Ordenhelden durch unsere Gegend.
    Es ist nur ulkig zu beobachten , wie diese nun ausser dem Trend geratene nobele Sorte sich angeblich den Gürtel mehr als ein Loch enger schnallen müssen .

  3. Neneewaa

    Was wäre Belgien ohne seinen Leopold II ? Belgien würde noch nicht Mal existieren ohne ihn, den bösen Monarchen. Unser Staat sollte folgendes als Erbschuld für einen symbolischen Euro an Kongo verkaufen : Schloss Laeken, Gileppetalsperre, Jubelpark, Avenue Louise, Hafen Zeebrugge und alles Elfenbein, Diamanten, Coltan undsoweiter. Können wir machen oder? In Spanien, England, Frankreich, USA wird auch über koloniale Verfehlungen sinniert?

  4. Greffier, und noch viel mehr mal endlich Offenheitsarbeit der Medien in bezug: Politiker Renten!
    Da ist mal für Aufklärung zu sorgen. Ob der Höhe, Beitragszahlungen etc etc.
    Das Volk möchte endlich mal mehr Klarheit darüber.

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