Notizen

Vatikan-Theologe bekennt sich zur Homosexualität – und wird entlassen

Krzysztof Charamsa (links) und sein Partner Eduard bei einer Pressekonferenz in Rom nach seiner Entlassung durch den Vatikan. Foto: epa

Der Fall erregt seit Tagen in der katholischen Kirche die Gemüter: Kurz vor der Bischofssynode zu Ehe und Familie hat sich erstmals ein Theologe aus dem Vatikan zu seiner Homosexualität bekannt. Der Vatikan kündigte umgehend die Entlassung aus seinen römischen Ämtern an.

„Ich möchte, dass die Kirche und meine Gemeinschaft wissen, wer ich bin: ein homosexueller Priester, glücklich und stolz auf seine eigene Identität“, sagte der Pole Krzysztof Charamsa.

Charamsa lebt seit 17 Jahren in Rom und ist Assistenzsekretär der Internationalen Theologischen Kommission im Vatikan, die an die Glaubenskongregation der Kurie angegliedert ist. Er unterrichtet Theologie unter anderem an der Päpstlichen Universität Gregoriana.

Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) unter Berufung auf die Zeitung „Corriere della Sera“ berichtete, ist Charamsa der erste Theologe mit einer aktiven Rolle im Vatikan, der sich zu seiner Homosexualität bekennt.

Vatikan-Sprecher Federico Lombardi erklärte, Charamsa werde seine bisherigen Aufgaben bei der Glaubenskongregation und den Päpstlichen Universitäten nicht weiter ausüben können. Alle anderen Aspekte seien Angelegenheit seiner Diözese Pelplin südlich von Danzig.

Verärgerung im Vatikan

Sichtlich verärgert reagierte Lombardi auf den von Charamsa gewählten Zeitpunkt für das Outing.

„Die Entscheidung, eine solch aufsehenerregende Äußerung am Vortag der Eröffnung der Synode abzugeben, erscheint sehr schwer und unverantwortlich, denn sie zielt darauf, die Synodenversammlung einem ungebührlichen Mediendruck zu unterwerfen“, hieß es dazu in einer vom Vatikan verbreiteten Erklärung.

Der Petersdom in Rom: Im Vatikan findet momentan die Bischofssynode statt. Das Outing des homosexuellen Theologen Charamsa sorgt für Aufregung. Foto: Shutterstock

Der Petersdom in Rom: Im Vatikan findet momentan die Bischofssynode statt. Das Outing des homosexuellen Theologen Charamsa sorgt für Aufregung. Foto: Shutterstock

„Ich werde mir jetzt Arbeit suchen“, sagte Charamsa bei einer kurzfristig angesetzten Pressekonferenz mit seinem Lebensgefährten Eduardo in Rom. „Ich widme mein Coming-out den so überaus vielen homosexuellen Priestern, die nicht die Kraft haben, aus dem Kleiderschrank zu kommen“, sagte er weiter. Die von dem deutschen Kardinal Gerhard Ludwig Müller geleitete Glaubenskongregation bezeichnete der Pole als „das Herz der Homophobie in der katholischen Kirche, einer verschärften und paranoiden Homophobie“.

Im Vatikan beraten seit Sonntag 270 Bischöfe über Fragen der Ehe und Familie. Drei Wochen lang geht es unter anderem um heikle Themen wie den Umgang mit Homosexuellen und wiederverheirateten Geschiedenen sowie die Haltung zu Abtreibung oder Verhütung. (dpa)

16 Antworten auf “Vatikan-Theologe bekennt sich zur Homosexualität – und wird entlassen”

  1. Eupenmobil

    Jetzt kann Papst Franziskus mal zeigen, dass er wirklich für den Fortschritt in der Kirche ist. Ein beherztes Zeichen der Solidarität mit dem geschassten Theologen ist jetzt gefragt. Sonst ist der Papst nur einer von vielen Sprücheklopfern.

    • Kerstges Angela

      Nehme nun absichtlich nicht Stellung zum Thema: Homosexualität, allerdings sehr wohl zum Thema Vatikan usw. D.h. die Fügung wollte halt, dass ich die seit einigen Jahren MSK ehrenamtliche Tätigkeit vor wenigen Tagen aufkündigte. MSK=Marianischer Segenskreis. Falls zusätzliche Informationen erwünscht, möge man sich bei Pfarrer Reinhold Maria Lambert Neuental bei Fulda informieren. Ich telefonierte gestern mit dessen Segenskreis-Sekretärin, sie war nicht informiert und reagierte entsprechend. Grund meiner Kündigung, Pfr. Lambert verurteilte ein Handlung eines Geistlichen, der NICHT gegen die „Zehn Gebote“ verstoßen hat, schützte dagegen einen seiner Priesterkollegen, von dem öffentlich Gegenteiliges nachzulesen ist und der sich seit Jahren im Vatikan aufhält, und es sich- so darf man annehmen – wohlergehen lässt. Also -so meine Meinung – Pfarrer Lambert misst mit zweierlei Maß, was ich nicht gutheißen kann.
      Weiter erfuhr ich beim gestrigen Telefonat, wie gut es dem „Verschwender-Priester „Tebartz“ Van Els geht, alles mit Vatikan-Erlaubnis.
      Und da wundert sich unsere Geistlichkeit, dass die Kirchen immer leerer werden, ich allerdings nicht. Überwiegend schwindet die Glaubwürdigkeit der katholischen Kirche, leicht senile Menschen mögen der Kirche noch die Treue halten, jemand, der jedoch etwas mehr nachzudenken in der Lage ist, dessen Fragezeichen dürften grösser und grösser werden

  2. Reiner Mattar

    Es gibt sicher viele gute Beispiele dafür, dass die katholische Kirche der Homosexualität feindlich gesinnt ist.
    Diesen Vorfall als Zeichen dafür zu nehmen ist meiner Meinung nach allerdings falsch: die Kirche hat so reagiert, wie sie es immer tut, wenn ein Priester eine Beziehung outet – egal ob heterosexuell oder homosexuell.
    Damit ich richtig verstanden werde: Ich bin gegen das Zölibat!

  3. Öppe Alaaf

    Tricky:

    a) Onanie ist Sünde (steht in der Bibel),
    b) Priester darf nicht Frauen heiraten (Steht nicht in der Bibel),

    …das läuft auf komplette sexuelle Enthaltsamkeit hinaus.

    Irgendwie bin ich der Meinung, dass schwule Priester nicht in den Kontext passen. Ist das noch a) oder schon b) ?

    Franzi hat keine Wahl :))))

    • Es reicht!

      Onanie ist eine Sünde! Können Sie mir sagen wo ich dies in der Bibel finde? Würde das mal gerne nachlesen?
      Zu Punkt 2. Priester dürfen nicht heiraten? Ich bin auch nicht verheiratet und liebe trotzdem meine Freundin. Somit darf der Priester sehr wohl eine Freundin haben oder ist das auch verboten werter Öppe Alaaf?

      • Öppe Alaaf

        DER Klassiker, mein Lieber. Erstes Buch Mose Kapitel 38:

        „8 Da sprach Juda zu Onan: Gehe zu deines Bruders Weib und nimm sie zur Ehe, daß du deinem Bruder Samen erweckest. (5. Mose 25.5) 9 Aber da Onan wußte, daß der Same nicht sein eigen sein sollte, wenn er einging zu seines Bruders Weib, ließ er’s auf die Erde fallen und verderbte es, auf daß er seinem Bruder nicht Samen gäbe. 10 Da gefiel dem HERRN übel, was er tat, und er tötete ihn auch. “

        Daher auch der Name Onanie. Der Theologe leitet daraus ab, dass ein Samenerguss der nicht mit dem Ziel der Befruchtung erfolgt, von Gott bestraft wird. Ziehen Sie selbst Ihre Schlüsse. Ihr zweiter Punkt hat mit der Sache nichts zu tun, denn das Ziel des Zölbats ist die Vermeidung von Nachwuchs in der Priesterschaft.

        …wobei wir wieder beim katholischen Noppenkondom sind (Monty Python.)

        Wenn Sie jetzt mit dem Kopf schütteln und denken: So ein Scheiß! ….stimmt! …aber vor lauter Korankritik wollte ich auch mal zeigen, wie idiotisch die Bibel daherkommt.

  4. DasVerhalten der katholischen Kirhtist an Scheinheiligkeit wieder mal nicht zu überbieten. Endlich hat mal einer den Mut sich zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu outen! Wo bleiben die vielen anderen? Schn…. halten und den Kollegen rausschmeißen. Einfach feige und hinterhältig!

  5. gerhards

    Es wird langsam wirklich Zeit das der Boss von Franziskus mal selber nach seinen Angestellten schaut. Komisch, Gelegenheiten gabs genug damit der Chef vom ganzen einmal persönlich nach Rom kommt. Es würde auch vollkommen ausreichen wenn sein Sohn vorbei kommt, ist ja jetzt auch schon gut 2000 Jahre her. Wenn man darüber nachdenkt ist das schon richtig nachlässig vom den Führungskräften.

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