Cross-Weltmeister Mathieu van der Poel hat Superstar Tadej Pogacar die Show gestohlen und 62 Jahre nach seinem berühmten Großvater Raymond Poulidor ebenfalls den Frühjahrsklassiker Mailand-Sanremo gewonnen.
Der Niederländer siegte nach 294 Kilometern bei der 114. Auflage des Rennens im Alleingang vor dem Italiener Filippo Ganna und seinem großen belgischen Rivalen Wout van Aert. Der mit neun Saisonsiegen als großer Favorit angereiste Pogacar musste sich dagegen mit dem vierten Platz begnügen und wartet weiter auf seinen ersten Erfolg bei der Classicissima.
„Es gibt kein besseres Szenario als dieses. Meine Beine waren super frisch. Das ist eines der Rennen, das ich unbedingt gewinnen wollte. Nicht nur, weil es mein Großvater gewonnen hat, sondern weil es zu den Monumenten im Radsport gehört. Das war heute das beste Level“, sagte van der Poel, der Anfang des Jahres noch den WM-Titel im Cross gewonnen hatte.
Die Vorentscheidung fiel auf der Abfahrt des Poggio, als van der Poel ähnlich wie Matej Mohoric im vergangenen Jahr aus einer vierköpfigen Spitzengruppe attackierte und sich nicht mehr einholen ließ.
Am Ende rettete der 28-Jährige 15 Sekunden ins Ziel. Für van der Poel ist es ein weiterer Klassiker-Sieg, nachdem er schon zweimal bei der Flandern-Rundfahrt (2020 und 2022) gewonnen hatte.
Seine Radsport-Gene hat van der Poel unter anderem von seinem Großvater Poulidor abbekommen. Der Franzose, der im November 2019 gestorben war, hatte 1961 das Rennen gewonnen. Berühmt war Poulidor aber vor allem durch die Tour de France geworden, wo er in der Gesamtwertung acht Mal auf dem Podium stand, aber nie gewann.
Pogacar muss in Sanremo weiter auf einen Erfolg warten. Der zweimalige Tour-de-France-Champion hatte am Poggio attackiert, konnte sich aber nicht von den Konkurrenten lösen. „Mein Traum wäre ein Solo-Sieg“, hatte Pogacar vor dem Start noch gesagt. Doch irgendwie war es nicht sein Tag. Schon in der Neutralisierungszone vor dem offiziellen Rennbeginn hatte der Slowene ein Malheur zu verarbeiten, als er zu Fall gekommen war, was ihn aber nicht groß einschränkte.
Danach bestimmte lange Zeit eine neunköpfige Ausreißergruppe das Geschehen, 27 Kilometer vor dem Ziel waren sie beim Anstieg zur Cipressa wieder eingeholt. In dieser Phase wurde es auch zunehmend hektischer im Feld. Es kam zu mehreren Stürzen, darin waren auch Sprinter Sam Bennett (Irland) vom deutschen Bora-hansgrohe-Team und Ex-Sieger Michal Kwiatkowski (Polen) verwickelt.
Die Klassiker-Saison wird in einer Woche mit Gent-Wevelgem fortgesetzt, am 2. April folgt dann die Flandern-Rundfahrt. (dpa)