Politik

US-Sender unterbrachen die Rede von Trump wegen Verbreitung von Fake News – zu Recht oder zu Unrecht?

05.11.2020, USA, Washington: US-Präsident Donald Trump verlässt das Podium nach seiner Rede im Weißen Haus am Donnerstag, dem 5. November 2020. Foto: Evan Vucci/AP/dpa

Gleich mehrere US-Fernsehsender haben in der Nacht zum Freitag (MEZ) die Übertragung einer Rede von Präsident Donald Trump abgebrochen, nachdem er von Wahlbetrug gesprochen und sich weiter als Wahlsieger bezeichnet hatte. War diese Form von „Präsidenten-Zensur“ gerechtfertigt oder fehl am Platze?

Der Sender MSNBC reagierte bei der Rede am schnellsten – bereits nach rund 40 Sekunden.

„Hier sind wir wieder in der ungewöhnlichen Situation, den Präsident der Vereinigten Staaten nicht nur zu unterbrechen, sondern den Präsidenten der Vereinigten Staaten auch zu korrigieren“, sagte Moderator Brian Williams. Es gebe weder illegale Stimmen, von denen man wisse, noch einen Trump-Sieg.

05.11.2020, USA, Washington: Donald Trump, Präsident der USA, spricht auf einer Pressekonferenz im Weißen Haus. Foto: Evan Vucci/AP/dpa

Trump hatte zuvor davon gesprochen, die Wahl könne gestohlen werden, würde man „die illegalen Stimmen“ zählen.

Beim Sender CNBC wurde Trumps Rede ebenfalls abgebrochen und mit einem Live-Faktencheck versehen. „Wir werden nicht erlauben, dass das weiter geht, weil es nicht wahr ist“, sagte Moderator Shepard Smith. Er nahm sich daraufhin mehrere Aussagen des Präsidenten vor und ordnete sie ein.

Auch CBS unterbrach Trumps rund 16 Minuten lange Ausführungen nach wenigen Minuten und bemühte sich um eine Einordnung. Beim Sender ABC gab es einen umgehenden Faktencheck in der Live-Schalte.

Der Sender CNN ließ Trumps Rede zwar laufen, lieferte aber im Nachgang einen Faktencheck und bezeichnete die Ausführungen als „die unehrlichste Rede seiner Präsidentschaft“.

Twitter versieht Tweets von Trump mit Warnhinweisen

Der als Trump-freundlich geltende Sender Fox News unterbrach die Rede ebenfalls nicht. In einer ersten Einschätzung bezweifelten die Moderatoren im Anschluss jedoch, dass Trump ausreichend Beweise habe, um die Auszählungen per Gericht stoppen zu lassen.

Die spanische Zeitung „La Vanguardia“ wirft in einem Kommentar am Samstag die Frage auf, ob es richtig ist, US-Präsident Trump das Mikrofon abzudrehen, wenn er Lügen verbreitet.

06.11.2020, USA, Washington: „Twitter ist außer Kontrolle“ – so klingt der wütende US-Präsident am Freitag. Foto: –/Twitter/dpa

„Die Entscheidung ist beispiellos und stellt einen Präzedenzfall dar, der zum Nachdenken über die Rolle der Medien einlädt. Eine Sache ist es, die Meinung eines Politikers einzuholen und dann darzulegen, dass das, was er gesagt hat, nicht korrekt oder gar falsch ist (das haben CNN und Fox News getan), eine andere Sache ist es, einem Politiker direkt das Wort abzuschneiden. (…) Vielleicht aber lässt sich der Trumpismus eher mit Transparenz und ohne Zensur bekämpfen. Zeigen, wie es ist.“

Selbst Trumps Lieblingsmedium, der Kurznachrichtendienst Twitter, wo er 88 Millionen Follower hat, scheint dem Präsidenten immer weniger Freude zu bereiten. Sein Profil dort sieht seit der Wahl wie eine Sammlung von Warnhinweisen aus.

„Einige oder alle der Inhalte in diesem Tweet sind umstritten und könnten irreführend sein in Bezug auf eine Wahl oder einen gesellschaftlichen Prozess“, hieß es in Warnhinweisen, die Trumps Nachrichten vorgeschaltet waren.

Twitter schränkte damit auch die Möglichkeit der Weiterverbreitung der Tweets ein. Trumps sah darin die Zensur einer liberalen Elite. „Twitter ist außer Kontrolle“, zürnte er am Freitagmorgen in einem Tweet.

Der Konflikt dürfte sich in den nächsten Wochen noch weiter zuspitzen, falls sich Joe Bidens absehbarer Wahlsieg bestätigen sollte. Trump ist bis zum 20. Januar weiter der rechtmäßige Präsident – und er hat keinen Zweifel daran gelassen, dass er bis zur letzten Klage um einen Sieg kämpfen wird. Es scheint aber so, als würden US-Medien seine teils grundlosen Behauptungen nicht mehr reflexartig transportieren wollen. (dpa)

Zum Thema siehe auch folgende Artikel auf OD:

30 Antworten auf “US-Sender unterbrachen die Rede von Trump wegen Verbreitung von Fake News – zu Recht oder zu Unrecht?”

  1. Wenn man Beweise für das Gesagte zu haben glaubt, muss man sie auf den Tisch legen. Zu erklären, wie Herr Trump in seiner Rede, er werde demnächst Beweise für Manipulationen vorlegen, ist extrem schwach, zumal für einen Präsidenten!

  2. Rob-Otter

    „US-Sender unterbrachen die Rede von Trump wegen Verbreitung von Fake News – zu Recht oder zu Unrecht?“
    Wenn in einem Staat eine Zensur der Verfassung entspricht, dürfen Sender selbstverständlich die Rede von Trump wegen „Verbreitung von Fake News“ unterbrechen – also zu Recht.

  3. Behauptungen ohne Beweise sind doch nichts Neues und wer Wind säht wird Sturm ernten. Er hat die Presse mit Füßen getreten und mich wundert, dass sie überhaupt noch etwas von ihm übertragen.

  4. Kein Anstand

    Der Typ hat den Anstand mit dem Schaumlöffel gegessen! Abschalten ist die beste Strafe für den! Hätte man es doch nur beim ersten Wahltreffen auch getan!? Unfassbar, solche Manieren! Der lügt gleich noch, und sagt er wäre der blonde Engel Gottes! Ohne Worte, denn man kann nur staunen für was der alles noch gut ist….Tschüss Donald, zieh Leine, die Welt will dich nicht mehr sehen! Hast uns genug belogen!

  5. Ossenknecht

    Selbstverständlich dürfen Journalisten über was auch immer berichten oder nicht berichten, und sie sind auch an keine Formvorschriften wie Live-Übertragung gebunden. Die Frage ist nicht, ob das Recht oder Unrecht ist.

    Vielmehr stellt sich die Frage, was die Medien bisher daran gehindert hat, von ihrer vollen Gestaltungsfreiheit Gebrauch zu machen. Und da kommen wir sehr schnell zum schrillen Kassenschlager, dem Vorrang gegeben wird gegenüber einer echten Diskussion, die den Konsens sucht und nicht nur dazu dient, den andersdenken Mitbürger zu verunglimpfen und zum Feind zu erklären, der vernichtet gehört.

  6. DerPostbote

    Ich war noch wach und hatte zufällig bei ~ Minute 10 in den Facebook-Livestream geschaltet. Und selbst, was danach kam, hat sich mindestens 5x wiederholt. Immer wieder das selbe Lied von vermeintlichem Betrug und der Verschwörung der Demokraten und „man klaut uns den Sieg“. Und Beweise oder wenigstens Indizien: Fehlanzeige.
    Völlig richtig, das abzubrechen…

    Mittlerweile ist zum Glück klar: Biden wird ins weiße Haus einziehen. Ich bin gespannt, wann Harris das Ruder übernimmt. DAS ist nämlich das eigentliche Jahrhundertereignis, auf das ich mit Blick auf die US-Politik warte.

  7. Friedrich Meier

    Egal wer im Fernsehen oder in den sozialen Medien unrechtes oder offensichtlich Falsches tut muss unterbrochen werden.
    Wenn jemand mit einem Schwert einem andern den Kopf abschlägt, wird ein seriöser Berichterstatter diesem Banditen nicht auch noch eine Bühne bieten.
    Bei manchen sensationsgierigen Medien würde ich dafür nicht die Hand ins Feuer legen, aber Gottseidank gibt es hierzulande noch eine gewisse Schmerzgrenze.

  8. Abwarten! Wie soll man Beweise auf dem Tisch legen, wenn noch nichts fertig ist…
    Er hat es ja nur angedeutet!
    Vielleicht hat er ja mit all dem gerechnet?!
    Ja er hat die Medien mit Füßen getreten… Zurecht!

  9. Gürgen Würgen

    Die Medien haben meiner Meinung nach nicht das Recht, den Präsidenten zu zensieren. Wenn der Müll erzählt, ist das seine Sache. Man kann ja dann anschließend eine Bewertung des Gesagten anfügen.
    Das Mikro abschalten ist eine Anmaßung der Medienleute.

    • Sie sind noch unter euch keine Sorge!
      Ich stehe 100% hinter ihm!
      Egal was kommt ich finde er hat für Amerika gutes getan…
      Und noch ist nichts gelaufen!
      Ich glaube, das er einiges geahnt hat, aber warten wir es ab!

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