Leserbrief

Ursula Wiesemes: Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten?

Mit voller Begeisterung habe ich dieses Volkslied in der Schule gesungen, und „Freiheit“ hat mich mein Leben lang beschäftigt, jedoch musste ich des Öfteren meine Meinung dazu revidieren.

So war ich z. B. als Kind der Meinung, wenn Wahlwerbung ins Haus flatterte, dass die Liberalen mit ihrem Aufhänger „Freiheit“ mit viel blauer Farbe bestimmt nur das Beste für uns wollten. Im Laufe der Zeit wurde mein Blick kritischer, und ich musste mehr und mehr feststellen, dass nicht alle die mit Freiheit werben auch die „gleiche“ Freiheit für alle haben wollen. Im Übrigen ist dies auch so mit den Sozialisten, sie haben den Aufhänger „sozial“.

Eigentlich ein schönes Wort, nur hier konnte ich erfahren, dass es vor allem nur ums „Nehmen“ geht, und das ist nun wieder gar nicht sozial. Aber, macht nichts, die Gedanken sind ja frei…

In der DG kann man noch denken, was man will! Oder?

Seine Meinung in der Öffentlichkeit zu tragen, ist schon etwas heikler, vor allem wenn man nicht regierungstreu ist. Jeder kennt jeden – ein Aspekt, der sich zuerst ganz nett anhört und dann doch auf Dauer in einer kleinen Gemeinschaft schnell zu einer unangenehmen Enge führt. Denken wir nur kurz an die 4000 Bürger, deren Brotgeber die DG bzw. über die DG der belgische Steuerzahler ist.

Geredet wird viel, Meinungen werden auch ausgetauscht, nur eben nicht egal mit wem, nicht egal zu welchem Thema und nicht egal an welchem Ort. Wenn dann auch noch Probleme auftauchen, wie z. B., wenn es um größere Summen Geld geht; ganz nebenbei gesagt, es geht immer nur ums Geld, wird es schon ungemütlicher.

Die politischen Führungskräfte sind in der DG allgegenwärtig, irgendwie recht störend das Ganze. Wer kann sich hier noch frei nennen? Vielleicht die, die nichts zu verlieren haben? Aber was haben wir denn zu verlieren?

Man sollte nie vergessen: Angst macht unfrei, und sie gibt den Machthabenden noch mehr Raum, um sich weiter aufzublähen.

Wäre es nicht sinnvoller, sich seinen Ängsten zu stellen und mutige Gedanken zuzulassen? Ist es nicht gerade dieser Mut, der zum Wandel führen kann? Es bleibe dabei, die Gedanken sind frei…

17.9.2012 Ursula Wiesemes, Eupen

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