„Der Erfolg hat viele Väter, der Misserfolg jedoch ist ein Waisenkind“, besagt ein altes deutsches Sprichwort, und für Misserfolge will bekanntlich niemand verantwortlich sein. Was hat dieser Lehrsatz nun mit der aktuellen Situation im BRF zu tun? Die Verantwortlichen fühlen sich nicht verantwortlich. Aber wenn die Verantwortlichen sich nicht verantwortlich fühlen, wer sind denn dann die Verantwortlichen?
Sind es die Angestellten des BRF? Nein, sie können es nicht sein, sie erledigen die ihnen aufgetragenen Arbeiten. Kann der neue Direktor dafür verantwortlich gemacht werden? Da er erst gerade im Amt ist, kann die BRF-Schieflage nicht von ihm verursacht worden sein. Ist es der Direktionsrat? Hm, vielleicht weiß der mehr?
Ist es der Verwaltungsrat? Hat der wirklich einen richtigen Einblick? Oder ist es vielleicht die Kulturministerin? Sie wird vom Ministerpräsidenten in Schutz genommen, da heißt es im GE: “Entweder regelt die Aufsichtsbehörde alles, oder sie überlässt die Führung der Einrichtung.“ Also niemand möchte den Fleck auf seiner weißen Weste haben und vor allem nicht dazu stehen. Versuchen wir einfach mal den unsichtbaren Übeltäter zu benennen, kann es sein dass es der Größenwahn ist oder war?
Groß, größer, am größten, schön, schöner am schönsten, modern, moderner, am modernsten, teuer, teurer, am teuersten, …!
Der Größenwahn ist auch in der DG ein bekanntes Thema, man will schließlich hoch hinaus. Man ist wer? Hier kann sich angesprochen fühlen, wer will. Eins ist sicher, es gibt Verantwortliche. Und ich kann mir gut vorstellen, dass der Größenwahn noch so manche unvermeidliche Leiche aus den Kellern auftauchen lässt, und die Gesellschaft überrascht.
Dabei laufen sich alle die Hacken ab, von einer Besprechung in die nächste unter dem Motto: „Wir sind ja alle so fleißig und kompetent“. Aber das ist noch bei weitem nicht genug, es müssen weiterhin alle Bereiche optimiert werden!
„Optimieren“, ein wichtiges Wort in Bezug auf den weitverbreiteten Größenwahn. Und dieser lässt sich nicht immer und sofort ausmachen, aber wenn wir einmal richtig hinsehen finden wir ihn in fast allen Bereichen. Mit nichts ist man zufrieden, nichts ist gut genug, alles muss sich mit einer steigenden Geschwindigkeit optimieren.
Aber: Wo wollen wir eigentlich hin? Der „Größenwahn“ beinhaltet das Wort „Wahn“. Die „Wahnvorstellung“, das unsere Gesellschaft auf dem optimalen Weg sein soll, ist eine Illusion, und ein Blick in die Medien reicht aus, um dies zu belegen und um dem Wahnsinn direkt ins Auge zu sehen.
Eine wesentliche Frage stellt sich: Optimieren wir dieses „Wahn“-Verhalten? Oder bleiben wir weiterhin dem „Wahn“ treu?
4.9.2012 Ursula Wiesemes, Vivant-Ostbelgien
Dass unsere Gesellschaft auf dem optimalen Weg sein soll, ist wirklich eine Illusion. Diese Erkenntnis dürften nun wohl auch die grössten Optimisten teilen. Unsere Gesellschaft – ob privat oder Öffentliche Hand – lebt auf Pump, und die eigentlichen Verantwortlichen dieses Tuns, die Machthaber, sind in dieser Hinsicht die schlechtesten Vorbilder. Es wird an der Zeit, dass die Wähler dieses unverantwortliche Streben nach immer mehr endlich abstellen. Vor allem aus Rücksicht auf die nachfolgenden Generationen.