Gesellschaft

Vor 90 Jahren versetzte der tragische Unfalltod von Königin Astrid ganz Belgien in einen Schockzustand

König Leopold III. von Belgien und Königin Astrid 1935 bei einem Staatsbesuch in Schweden, dem Heimatland der Monarchin. Foto: picture alliance /dpa

Es war der 29. August 1935. Das belgische Königspaar verbrachte seinen letzten Ferientag am Vierwaldstättersee in der Schweiz. Niemand konnte ahnen, dass dieser Tag tragisch enden würde.

König Leopold III. und Königin Astrid unternahmen am frühen Morgen in ihrem Cabrio, Packard 120 Coupé, eine Tour um den Vierwaldstättersee. Astrid befand sich auf dem Beifahrersitz, Chauffeur Pierre Devuyst nahm ausnahmsweise hinten Platz, König Leopold saß am Steuer.

Laut Polizeibericht fuhr der Wagen auf der Kantonsstraße zwischen Luzern und Küssnacht mit ca. 50 km/h mit den rechten Rädern über eine niedrige Randmauer, rutschte die Böschung hinab und prallte seitlich gegen einen Baum. Astrid wurde aus dem offenen Cabrio geschleudert und erlitt tödliche Kopfverletzungen.

Leopold wurde leicht bis mittelschwer verletzt, der Chauffeur leicht. Bremsen und Lenkung des praktisch neuen Autos waren einwandfrei, die Straße und das Wetter galten nicht als unfallursächlich.

Am 29. August 1935 kam Königin Astrid von Belgien bei einem Verkehrsunfall in Küssnacht am Vierwaldstättersee in der Schweiz ums Leben. Am Unfallort wurde später die Astrid-Kapelle errichtet. Foto: picture alliance / dpa

Möglicherweise war König Leopold abgelenkt, weil er während der Fahrt einen Blick auf eine Straßenkarte werfen wollte, die Astrid auf ihrem Schoß hatte.

Der Küssnachter Fotograf Willy Rogg hielt Unfallort, Wagen und Einbettung des Leichnams in exklusiven Fotos fest; über die Luftfahrtpionier-Netzwerke (u. a. Walter Mittelholzer/Swissair) verbreiteten sich Bilder und Nachricht innerhalb eines Tages weltweit.

Der stark beschädigte Packard wurde noch am Abend in die Seebucht geschleppt; wenige Tage später ließ der König den Wagen im Vierwaldstättersee versenken. Astrids Leichnam wurde am selben Tag per Bahn nach Belgien überführt. Die beliebte Königin der Belgier war gerade mal 30 Jahre alt.

An der Unfallstelle entstand 1936 die Astrid-Kapelle; wegen des Verkehrs wurde sie 1960 an die Seeseite verlegt. Bis heute findet jährlich am 29. August eine Gedenkfeier statt.

Als sich die Nachricht vom Tod der beliebten Königin ausbreitete, befand sich Belgien unter Schock. Erst im Jahr zuvor war das Land vom Tod von König Albert I. erschüttert worden, der am 17. Februar 1934 bei einer Klettertour in Marche-les-Dames in den Ardennen tödlich verunglückt war. In der Folge wurde Leopold III. König und seine Frau, Prinzessin Astrid, Königin.

Geboren wurde Astrid von Schweden 1905 in Stockholm. 1926 heiratete sie Leopold. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor: Josephine-Charlotte (1927), Baudouin (1930) und Albert (1934).

Astrid wurde schnell zum Liebling der Belgier. Heute wird sie von der Presse regelmäßig als „belgische Lady Di“ bezeichnet in Anlehnung an Lady Diana, die 1997 in Paris tödlich verunglückte und ebenfalls eine Welle der Anteilnahme auslöste. (cre)

41 Antworten auf “Vor 90 Jahren versetzte der tragische Unfalltod von Königin Astrid ganz Belgien in einen Schockzustand”

  1. Vor 90 Jahren versetzte der tragische Unfalltod von Königin Astrid ganz Belgien in einen Schockzustand
    /////
    Ganz Belgien? Nein, 9 kleine Dörfer ganz im Osten interessierten sich 1934 viel mehr für den Führer und der Frage wann er sie wieder „Heim ins Reich“ holt. Das Belgische Königshaus interessierte die wenigsten…

    • Der Alte

      Nun ja, es waren wohl mehr als 9 Dörfer, die damals die heutigen 9 Gemeinden bildeten.
      Kelmis (Altenberg) wollte auch nicht heim ins Reich, da das ungefähr dreieckige Territorium vorher nicht zum Reich gehört hatte.

      • Der Alte, das dreieckige Territorium hat Deutschland im Ersten Weltkrieg annektiert. Im 19. Jahrhundert hatte der Bürgermeister ein Referendum organisisiert, in dem sich eine gute Mehrheit für den Anschluss an Belgien aussprach, denn die Zinkmienen waren fast leer und die beiden Länder würden wohl aus der wechselnden Hoheit aussteigen wollen.

      • Es waren mehr als die heutigen 9 Gemeinden, ich mache mir aber nicht die Mühe zu recherchieren wie viele Gemeinden es tatsächlich vor der Fusion von 1976 in den „Ostkantonen“ gab. Ist auch für das Thema egal, die Angliederung als „Kriegsbeute“ an das Königreich Belgien war zu jener Zeit alles andere als akzeptiert…

        • Der Alte

          Zur Anzahl der sogenannten Altgemeinden: Es waren 27 wobei einige Gemeinden aus einer Mehrzahl von Dörfern gebildet wurden. So z.B. Thommen aus nicht weniger als 11.
          Zur allgemeinen Aussage: Es war sicherlich so, dass erst 16 Jahre nach Eingliederung ins Königreich ein nicht unerheblicher Teil der ländlich geprägten Bevölkerung noch den alten Traditionen nachhing, auch was die Loyalität zum alten Heimatland anging. In fast jedem Ort gab es ein Kriegerdenkmal, das die Namen der für den Kaiser geopferten jungen Männer auflistet. Gut zu wissen auch, dass der deutschsprachige Teil des Kreises Eupen-Malmedy, der südlich des Venns gelegen war durch die deutschlandfreundliche Sankt Vither Zeitung auf den Hause Doepgen geprägt wurde, wenn auch die Zensur durch General Baltia eine indirekte Meinungsäußerung erforderlich machte.

    • Aufschlussreicher Kommentar von @Dax:
      Bei dem Umfeld in dem er anscheinend aufgewachsen ist, braucht man sich über seine Kommentare nicht zu wundern.
      Ein Schlag in’s Gesicht der „wenigen“. 🤮

  2. Hugo Egon Bernhard von Sinnen

    Der Fahrer hatte hinten gesessen .
    Es hätte ihn aber nicht daran gehindert, selbst (mit der Karte in der Hand) das Navigationssystem zu spielen, dass es zu dieser Zeit natürlich nicht gegeben hat.
    Vielleicht wollte der König es aber auch nicht.
    Es ist zu lange her, wir werden es nie erfahren.

  3. Der Alte

    Das Schöne am guten, (noch nicht) alten OD-Forum ist, dass innerhalb kurzer Zeit ein meist lebhafter Austausch zwischen den Lesern entsteht, der wenig bis nicht zensiert wird. Aus den vorgebrachten Argumenten der Foristen kann der geneigte Leser einiges lernen.

  4. Guido Scholzen

    was DAX oben schreibt, erinnert mich an eine Expo in der St.Vither Kirche letztes Jahr, wo die Zwischenkriegzeit geschichtlich dokumentiert wurde.
    auf einer Ausstellungswand war etwas zu lesen, was mich persönlich irgendwie baff machte:

    St.Vith, 24. August 1938: Spät, aber dennoch: ein belgischer König besucht erstmals offiziell die „neubelgischen Gebiete“: König Leopold in St.Vith
    https://i.ibb.co/hRQHJ8y3/K-nig-Leopold-in-St-vith-24-AUGSUT1938.jpg

    Das belgische Staatsarchiv berichtet aber schon von einem Besuch von König Albert I. in den Ostkantonen Eupen-Malmedy 1925, womit ein Besuch in Malmedy gemeint ist, wo damals noch eine Kaserne stand. ok, die dortigen Francophonen inkl. Kaserne waren wahrscheinlich halt eben ein wenig mehr wert und verständlicher als die ‚boches‘ da draussen.

    Die deutschsprachigen „Neubelgier“ waren damals mit Sicherheit nicht so monarchie-geil, wie manche Zeitgenossen dies heute gerne sehen möchten.
    Also erst 1938, im Jahr des ‚Anschlusses Österreiches an das Deutsche Reich‘, wurden die deutschsprachigen Gebiete in Belgien politisch so wichtig, dass es ein ‚König der Belgier‘ auch als wichtig ansah, diese ‚Neubelgier‘ (ein paar Monate nach dem Anschluss) zu inspizieren. Das Wort ‚besuchen‘ will ich in diesem Zusammenhang nicht gebrauchen.

  5. Arschkriecherei made in Ostbelgien

    Royalisten stehen die Tränen in den Augen, die Gute aus dem Hause Bernadotte wie Carl XVI Gustaf wurde mit dem goldenem Löffel auf dem Schloss groß, man muss Astrid aber im Gesamtpaket mit Leopold III sehen.

    Dabei war Leo III immerhin noch besser als der Kongo-Schlächter Leo II, er wurde 1951 vom Hof gejagt als in den cantons rédimés die Säuberung, sprich Repression und Hirnwäsche, in vollem Gange war, die Grenze zum Osten war bis 1954 gesperrt und in den Schulen lief die belgisch-wallonische Gehirnwäsche auf Hochtouren. Julien Lahaut wurde 1950 im Königreich seiner Exzellenz des Königs Opfer eines politischen Mords weil er „Vive La République“ gerufen hatte.

    Der Abfall dieser Periode findet sich bis heute in den „9 Gemeinden“, es gehört zum guten Ton, Philipp und Balduin in der französischen Schreibweise wiederzugeben, mit dieser erbärmlichen Arsch*riecherei tun sich besonders GE ound BRF negativ hervor, beide mit Zuschüssen von Paasch & Co. fürstlich bedacht.

    Der Halbwallone und historische Analphabet aus Eupen sollte sich historisches Quellmaterial anschauen, wie 1940 die Wehrmacht empfangen wurde, Empfang und Gesichtsausdrücke ähneln denen in Wien und im Sudentenland 1938. Und 1944 berichteten amerikanische GIs, wie kalt der Empfang war. Nicht, weil die Bewohner Nazis waren. Sie waren einfach nur keine Wallonen (und werden das auch nie sein) und gegen die Zwangsannektion 1920. Das übersieht der halbwallonische Stacheldraht-Holzfachmann.

    Da kann man ihm nur wieder mal zurufen: Et vive la Belgique!

  6. Belgien selbst war ja nicht glücklich mit dieser „Kriegsbeute“, die sich mehr und mehr als Trojanisches Pferd erwies. In den 30. Jahren wollte die Belgische Regierung die Annexion „des cantons rédimés“ rückgängig machen, wohl auch aus Angst vor Hitler und um ihm keinen Vorwand für einen Krieg gegen Belgien zu liefern. Diese Initiative scheiterte am Veto Frankreichs welches darin eine Blaupause für ähnliche Bestrebungen in Elsass-Lothringen befürchtete. Nach 1945 stellte sich diese Frage dann nicht mehr, der verheerende Weltkrieg und die Gräueltaten der Deutschen führten dazu dass jetzt wirklich eine Mehrheit keine Lust mehr auf den Anschluss an den grossen Verlierer hatte. Bis auf das Lehrerzimmer in St. Vith, dort wurde die PDB gegründet….😁

    • Dax, Belgien war von Anfang an auch unglücklich, weil das ein Stück Land mit wenig Einwohnern und viel Wald war. Auch hätte man mehr finanzielle Reparationen gewünscht. Im Krieg haben im Vergleich zu Frankreich wenige belgische Soldaten das Leben verloren, aber der Kanonenbeschuss der flämischen Städte hat viel Wiederaufbau gekostet. Es war die Weimarer Republik, die für die Rückkehr nach Deutschland verhandelt hat. Siehe 1925 hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Ostbelgien. Der Kollateralschaden ist der Bürgermeister Zimmermann, den Baltia eingesetzt hat, weil alle Mitglieder der ersten belgischen, gewählten Eupener Stadtrats sich weigerten, Bürgermeister zu werden, außer Leo Trouet, der scheinbar für die Rückkehr nach Deutschland agierte https://de.wikipedia.org/wiki/Leo_Trouet.

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