Villarreal und Frankfurt haben in dieser Saison bewiesen, dass die Schaffung einer Super League für den europäischen Fußball ein herber Verlust wäre. Erstmals seit dem UEFA-Cup-Sieg der „Eurofighter“ von Schalke 04 im Jahr 1997 kann mit der Eintracht wieder ein Bundesligist den zweitwichtigsten Europapokal gewinnen.
Kevin Trapp küsste seine Lebensgefährtin Izabel Goulart, Oliver Glasner hatte seine Tochter im Arm und Peter Fischer war mittendrin, als der Rasen des Fußballstadions von Eintracht Frankfurt zu einem Wimmelbild wurde: Der europaverrückte Bundesligist hat international mit dem Finaleinzug eine weitere Sternstunde erlebt und darf nach dem 1:0-Heimerfolg gegen West Ham United auf den Titel in der Europa League hoffen.
„Kompliment und Gratulation. Ich bin riesig stolz auf uns. Wir ziehen ungeschlagen ins Finale ein, damit haben wir uns das verdient“, sagte Glasner.
Es waren verrückte Szenen, die sich mit Abpfiff in dem mit 48.000 Menschen ausverkauften Stadion abspielten. Als Referee Jesus Gil Manzano aus Spanien das Halbfinal-Rückspiel abpfiff, stürmten die komplett in weiß gekleideten Fans sofort den Rasen und wollten mit ihren Helden feiern. Kapitän Sebastian Rode war unter Fans, Clubchef Fischer gab inmitten der Fans sogar noch Interviews. „Unglaublich. Ein Traum wird endlich wahr. Das haben diese Stadt und das Umfeld verdient“, sagte der Präsident.
In den kommenden knapp zwei Wochen wird sich in Frankfurt vieles nur noch um ein Datum und einen Ort drehen: 18. Mai, 21.00 Uhr, Sevilla. Im Estadio Ramón Sánchez Pizjuán geht es dann gegen die Glasgow Rangers, die einen 0:1-Rückstand gegen RB Leipzig noch drehten und damit das dritte deutsche Finale der Europapokal-Historie verhinderten.
“Glasgow hat Dortmund und Leipzig ausgeschaltet, zwei absolute Topmannschaften. Wir wissen, was auf uns zukommt. Die Rangers sind ein absoluter Traditionsverein. Das wird für den gesamten europäischen Fußball ein wunderbarer Abend“, sagte Glasner voller Vorfreude.
Zunächst galt es, das Erlebte am Donnerstagabend zu verarbeiten. Es war nach dem 3:2-Coup im Camp Nou des FC Barcelona die nächste magische Nacht, an die sich Eintracht-Fans noch lange erinnern werden. Mehr als eine halbe Stunde waren die zahlreichen Fans auf dem Rasen geblieben, schossen Fotos mit den Profis und sangen lautstark mit, als aus den Boxen «Eviva España» erklang.
„Jeder, der dabei sein konnte, wird das sein ganzes Leben nicht vergessen“, prophezeite Glasner. Auch Borussia Dortmunds Verteidiger Mats Hummels war begeistert, wie er bei Twitter schrieb: „Wow @Eintracht, es ist so unglaublich mitreißend international.“
Rafael Borré (26. Minute) hatte den Siegtreffer für die Hessen erzielt. Das Weiterkommen war nach einer frühen Roten Karte der Gäste und dem 2:1-Vorsprung aus dem Hinspiel nie wirklich in Gefahr. Nun ist in weniger als zwei Wochen Silberware möglich – und der direkte Sprung in die Königsklasse.
„Wir haben den Pokal im Hinterkopf. Wir wollen Europa-League-Sieger werden, das ist unser Ziel. Dass die weitere Konsequenz Champions League ist, ist natürlich ein Meilenstein“, sagte Sportvorstand Markus Krösche, der wie Glasner seine erste Saison in der Mainmetropole absolviert.
Torhüter Trapp hingegen war vor drei Jahren bereits dabei, als die Frankfurter erst im Elfmeterschießen des Halbfinales am FC Chelsea scheiterten. Umso glücklicher war der Nationalspieler, dass es diesmal mit dem Finaleinzug geklappt hat.
„Bis heute war es das schönste Spiel und der schönste Tag der Karriere. Das ist schon etwas ganz Besonderes. Ich habe ja schon ein paar Spiele auf dem Buckel, aber alleine diese Freude, die man heute gemerkt hat“, sagte Trapp. Dies gelte zunächst einmal bis zum 18. Mai – dann könnte in Andalusien ein neuer schönster Karrieretag anstehen.
Wenn man sieht, dass Clubs wie Eintracht Frankfurt und die Glasgow Rangers das Endspiel der Europa League erreicht und man im ersten Finale der neuen Conference League Feyenoord Rotterdam steht (am 25. Mai in Tirana gegen den AS Rom), warum sollte nicht auch der FC Brügge oder der RSC Anderlecht dorthin gelangen können? (cre)