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Fund von U-Boot aus dem 1. Weltkrieg bei Ostende: Suche nach Angehörigen

Der belgische Unterwasser-Archäologe Tomas Termote, der Gouverneur von Westflandern, Carl Decaluwe, und der deutsche Botschafter in Belgien, Rüdiger Lüdeking, am 14.11.2017 in Brügge bei einer Pressekonferenz zum Fund eines deutschen U-Boots an der belgischen Küste. Foto: Kurt Desplenter/BELGA/dpa

An der belgischen Küste wird ein deutsches U-Boot aus dem Ersten Weltkrieg gefunden. Das Boot war seit mehr als 100 Jahren verschollen. Jetzt könnte ein kleines Teil davon Großes bewirken. Nach der Identifikation des Bootes sollen nun aber auch die Identität der Opfer geklärt und deren Nachfahren informiert werden.

Ein kleines Messingschild, weniger als zehn Zentimeter groß, könnte einigen deutschen Familien Gewissheit über den Tod ihrer Vorfahren im 1. Weltkrieg bringen. „UB-29, vorn“ steht darauf.

Der belgische Unterwasserarchäologe Tomas Termote. Foto: Kurt Desplenter/BELGA/dpa

Anhand dieses Schildes haben Unterwasser-Archäologen ein mehr als 100 Jahre altes deutsches U-Boot identifiziert, das im Sommer an der belgischen Nordseeküste nahe Ostende gefunden wurde. „Das ist ein sehr seltener Fund, vor allem so nah an der Küste“, sagte Rüdiger Lüdeking, der deutsche Botschafter in Belgien, am Dienstag in Brügge.

Die UB-29 galt seit dem 27. November 1916 als verschollen – seit fast genau 101 Jahren liegt das Wrack in 30 Metern Tiefe, inzwischen komplett eingewachsen und mit Sand vollgelaufen. Es soll auf dem Meeresgrund bleiben und dort zum Seemannsgrab werden – nicht nur, weil ein Anheben technisch schwierig wäre.

Das Handout zeigt ein Detail des Periskops des deutschen U-Bootes aus dem Ersten Weltkrieg, das auf dem Grund der Nordsee vor Ostende gefunden wurde. Foto: Tomas Termote/-/dpa

“Es ist auch eine gute Tradition, dass Seeleute in diesen Fällen dort verbleiben, wo sie sind“, sagte Lüdeking. Damit die Totenruhe nicht gestört wird, soll um den Ort eine geschützte Zone errichtet werden.

Alte Besatzungslisten aus dem Marine-Archiv in Cuxhaven dokumentieren, dass sich bei der letzten Fahrt der UB-29 damals 22 und nicht wie zunächst vermutet 23 Besatzungsmitglieder an Bord befanden, wie Carl Decaluwé, der Gouverneur von Westflandern, erklärte.

Aus welchen Teilen Deutschlands die Besatzung stammte, ist unklar. Nach der Identifikation des Bootes sollen nun aber auch die Identität der Opfer geklärt und deren Nachfahren informiert werden. „Ich hoffe, dass wir alle Familien finden werden“, sagte Lüdeking.

Mit beeindruckenden Unterwasseraufnahmen dokumentierten die Archäologen um Tomas Termote bei insgesamt sechs Tauchgängen ihre Beobachtungen. Anhand der Maße – 36 Meter lang, vier Meter breit – wurde schnell klar, dass es sich um ein Modell der U-Boot-Klasse UB II handelte. Diese wurden hauptsächlich in der Nähe der Küsten eingesetzt.

Ein Messingschild des deutschen U-Boots aus dem 1. Weltkrieg mit dem Namen UB-29. Foto: Virginia Mayo/AP/dpa

„Ich bin absolut begeistert über das Ergebnis, das wir haben“, sagte Termote. Gerade gegen Ende der Tauchgänge sei es nicht mehr nötig gewesen, all zu nah an das Relikt aus dem 1. Weltkrieg heranzutauchen. In das vollgelaufene und verschlossene Wrack konnte das Forschungsteam ohnehin nicht blicken.

Ostende war zwischen 1914 und 1918 umkämpfter Kriegsschauplatz. Die Flotte des deutschen Kaiserreichs führte von Flandern aus ihren U-Boot-Krieg unter anderem gegen britische Schiffe. Die Kriegsgegner der Deutschen legten ihrerseits Minen vor die belgische Küste.

Eine dieser Bomben mit bis zu 1.000 Kilogramm Sprengstoff wurde dem identifizierten U-Boot mutmaßlich zum Verhängnis, wie Gouverneur Decaluwé erklärte. Das Wrack wurde im Juni entdeckt. Im September machten die Behörden dies öffentlich und ließen das Boot untersuchen. (dpa)

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