Neues Jahr, neue Trends: Wird der Dry January nun aufs ganze Jahr ausgeweitet? Welche Farbe ist „in“? Essen wir nun alle ganz viele Gurken? Und wohin reisen Trendsetter eigentlich?
Kein gezapftes Bier mehr in Fernzügen, USB-C-Ladeanschluss-Pflicht bei Smartphones und öfter nun auch in Supermärkten die vegane Variante von Nutella: Das sind nur einige Beispiele von Entwicklungen, die das neue Jahr mit sich bringt. Welche größeren Trends sind außerdem zu erwarten? Was könnte 2025 angesagt werden in verschiedenen Lebensbereichen? Hier kommt eine Auswahl:
– Abstinenz: Die Gesellschaft für Ernährung hat 2024 ihre Empfehlungen geändert und betont, es gebe keine risikofreie Menge für einen unbedenklichen Alkoholkonsum. Schon länger gibt es weltweit und hierzulande eine wachsende Nüchternheitsbewegung, die Alkohol als Nervengift betrachtet.
Propagiert wird im neuen Jahr auch erst mal wieder der trockene Januar („Dry January“). Derzeit gibt es darüber hinaus von Bestsellerautor Bas Kast („Der Ernährungskompass“, „Kompass für die Seele“) das neue Buch „Warum ich keinen Alkohol mehr trinke“.
Das könnte weitere Menschen dazu inspirieren, ihre Beziehung zum gesellschaftlichen Schmiermittel Alkohol zu überdenken. Gerade hierzulande wird Alk öfter mal verharmlost und es wird gern ignoriert, wie kaputt er machen kann. Und Saufen wird sogar als Kulturgut überhöht.
– Reisen und Tourismus: Neuerdings gibt es die internationale Magazinmarke „Condé Nast Traveller“. Sie hat die weltweiten „Best Places To Go 2025“ ausgerufen, darunter die Smaragdküste in Nicaragua, Ho-Chi-Minh-Stadt in Vietnam und die Färöer-Inseln.
Zu den Top-Zielen ’25 gehört demnach das im Juli 2021 weitgehend zerstörte Ahrtal in Rheinland-Pfalz. Mit dem Slogan „We AHR open“ zeigt man hier gerade, dass Gäste längst wieder herzlich willkommen sind – auch wenn das Ahrtal noch nicht vollständig aufgebaut ist.
Für den Reiseführer „Lonely Planet“ gehört dagegen Bayern zu den zehn weltweit besten Urlaubsregionen. Im Buch „Lonely Planets Best in Travel 2025“ wird das deutsche Bundesland unter den Top-Regionen neben etwa dem Wallis in der Schweiz genannt. Auch Chemnitz als eine Kulturhauptstadt Europas könnte einen kleinen Reise-Boom erleben.
Gastronomie: Zum Italiener, Japaner oder Inder gehen? Zum Syrer oder Georgier? Wieder mal Pizza oder Burger essen? Schön, aber empfinden Trendsetter als womöglich altmodisch. Angesagt ist erneut die Mexikoküche, als deren Geheimnis die Anpassungsfähigkeit gilt (etwa im Würzgrad oder in Sachen Fleischlastigkeit).
Nach einer ersten Welle des Cal-Tex- oder Tex-Mex-Foods in den frühen 1990ern mit der Gründung von Ketten wie Sausalitos warten manche gespannt auf den auf 2025 verschobenen Start der US-Kette Taco Bell.
Mexikanisches Essen passt auch zum Trend, mehr frisches Gemüse, Obst und vor allem Bohnen essen zu wollen und weniger hoch verarbeitete Lebensmittel. Auch Getreide wie Mais oder Amaranth finden viele bekömmlicher als etwa Weizen.
– Foodies: Dagegen urdeutsch ist ein Lebensmittel, das Pinterest als Trend-Food erkannt haben will – die Gewürzgurke. Die Suchanfragen danach auf der Plattform für Inspiration bei Ernährung, Einrichtung und Styling stiegen in den vergangenen Jahren derart an, dass die Analysten nun einen echten Gewürzgurken-Trend für 2025 erwarten.
Aber natürlich nicht einfach nur als die olle, aber immer gute Gewürzgurke: Gesucht wird etwa nach Rezepten für Gewürzgurken-Margaritas, nach Gewürzgurken-Pommes und Gewürzgurken-Kuchen.
– Liebe, Sex und Zärtlichkeit: Die Dating-App Tinder verkündet: „Situationships sind passé“. Angesagt seien Klarheit und bewusste Entscheidungen – mit neuen Trends wie „Loud Looking“ (Dating mit ganz klarer Kommunikation; „Looking for…“ schreiben und klare Ansagen machen) oder auch „Nano-Ships“. Was das schon wieder sein soll? Nun, die Antwort lautet: Selbst die kleinsten Verbindungen sollen zählen. „Singles entdecken in diesen Mikro-Momenten große Bedeutung – ‚Nano-Ships‘ beweisen, dass nicht jede Verbindung groß sein muss, um echt zu sein.“
Im Parship-Dating-Kompass für 2025 ist die Rede vom „Baywatching“: Das hat nichts mit der US-Serie aus den 1990ern zu tun, sondern einem Bewusstmachen der eigenen Bedürfnisse. Also die eigene Bucht (englisch: bay) im Blick zu behalten und zu beschützen (watching).
– Farben: Das Jahr 2025 wird – zumindest wenn es nach einer amerikanischen Farbenfirma geht – „Mokka-Mousse“-farbig. Das Braun mit einer „sinnlichen und tröstlichen Wärme sei als definierende Farbe des Jahres ausgewählt worden, teilt Pantone mit. Das Unternehmen veröffentlicht jährlich eine – ihrer Einschätzung zufolge – definierende Farbe fürs Jahr, die dann Designern beim Entwerfen von etwa Möbeln und Kleidungsstücken als Inspiration dienen soll.
Auch eine andere Firma, die Farbtöne normiert, geht da mit: In den NCS-Trends für 2025 gibt es eine Farbpalette mit erdigen Tönen, die uns das Gefühl von Behaglichkeit, Wärme und Freude geben sollen. Das Mode-Institut ruft einen Ton namens „Glamouflage aus: Eine Mischung aus schimmerndem Bronze und Olivgrün.
– Lebensgefühl: Bonbonfarben? Fröhlicher Eskapismus? Passend dazu ruft übrigens Pinterest die Puppen-Ästhetik als Trend aus. Gen X (geboren 1966-1980) und Millennials (1980-1996) würden mit stark steigender Tendenz auf der Plattform nach Make-up im Babydoll-Stil, Accessoires in kunterbunten Farben und auch nach puppenhaften Deko-Ideen fürs Zuhause suchen.
Die jüngere Gen Z (1995-2010) und zugleich auch noch die älteren Boomer (1950-64) suchen Inspirationen, Räume in bunte, verspielte Oasen zu verwandeln. Die Bewertung der Pinterest-Experten: „Erwachsensein ist überbewertet. 2025 lassen wir unser inneres Kind raus.“
– Mode: Endlich! Man darf es natürlich schon immer, aber nun können selbst alle, die denken, so kann man nicht rumlaufen, es tun: Der Look der ewig zerzausten, leicht überforderten Frau ist gar ein Mode-Trend. Was die „Frazzled English Woman“ trägt, ist angelehnt an die Looks der liebenswerten, verpeilten Protagonistinnen aus Filmen wie „Bridget Jones“ – deren lang ersehnte Fortsetzung übrigens im Februar 2025 in die Kinos kommt.
„Candy Culture“ nennt sich ein Trend unter den Brillen: Gestelle in satten Bonbonfarben oder in zarten Pastelltönen sind laut dem Kuratorium Gutes Sehen 2025 angesagt. Ein Farbtrend, der mit kindlichen Erinnerungen und nostalgischem Charme spiele. Übrigens treten diese auffälligen Umrandungen gepaart mit dem Haupt-Farbtrend des Jahres auf, den Brauntönen. (dpa)