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Wie einst bei Elvis oder bei Lady Diana: 800.000 in Paris bei Trauerzug für Rockstar Johnny Hallyday

Der Leichenwagen mit dem Sarg des verstorbenen französischen Musikers Johnny Hallyday fährt bei dessen Trauerfeier am 09.12.2017 vor der Kirche La Madeleine in Paris vor. Foto: Ludovic Marin/AFP Pool/AP/dpa

AKTUALISIERUNG – Sie sangen, applaudierten und weinten: In Paris haben Fans von Johnny Hallyday ihrem Idol das letzte Geleit gegeben. Es war fast so wie einst bei der Trauer um Elvis Presley in Memphis 1977 oder Lady Diana in London 1997.

„Johnny unser Gott“, „Johnny wir lieben dich“: Hunderttausende von Menschen haben mit Porträts von Johnny Hallyday und Abschiedsbannern ihrem Musik-Idol die letzte Ehre erwiesen. Bereits Stunden vor Beginn des Trauerzugs am Samstag mitten durch Paris warteten Fans aus ganz Frankreich bei eisiger Kälte am Straßenrand.

Der ehemalige französische Präsident Nicolas Sarkozy und seine Frau Carla Bruni Sarkozy kommen zur Trauerfeier des verstorbenen französischen Musikers Johnny Hallyday am 09.12.2017 in der La Madeleine Kirche in Paris. Foto: Ludovic Marin/AFP Pool/AP/dpa

Der Konvoi führte auf dem Weg zur Madeleine-Kirche vom Triumphbogen über die Champs-Élysées. Dabei wurde er von mehreren Hundert Motorradfahrern begleitet, denn Hallyday hatte eine Leidenschaft für schnelle Zweiräder.

Zwischen 800.000 und einer Million Menschen sollen nach Angaben der Polizei den Trauerzug begleitet haben. Eine solche Anteilnahme hat Frankreich nur selten erlebt. Bereits der Tod des Rocksängers in der Nacht zum Mittwoch im Alter von 74 Jahren hatte eine einzigartige Welle an Würdigungen und Trauerbekundungen hervorgerufen.

Hallyday hat in den 60er Jahren den Rock ’n‘ Roll nach Frankreich gebracht. Er galt als Frankreichs „Elvis“. Seine Lieder („Que je t’aime“, „Mon plus beau Noel“) verkauften sich millionenfach und seine Konzerte waren legendär. Nach Meinung einiger Kommentatoren hatte zuletzt der Tod der Chanson-Sängerin Édith Piaf im Jahr 1963 eine solche Massentrauer ausgelöst.

Der Leichenwagen mit dem Sarg des verstorbenen französischen Musikers Johnny Hallyday fährt bei dessen Trauerfeier am 09.12.2017 vor der La Madeleine Kirche in Paris vor. Foto: Kamil Zihnioglu/AP/dpa

Hallyday sei ein Teil von uns gewesen, ein Teil Frankreichs, sagte Präsident Emmanuel Macron in einer Trauerrede vor der Kirche. Er sei für viele seiner Fans ein Vater, ein Bruder gewesen, erklärte Macron. In seiner Stimme und seinem Gesicht habe sich die Menschheit widergespiegelt.

Macron wurde von den Tausenden von Menschen mit Applaus und Pfiffen empfangen, bevor er viele mit seiner Rede zum Weinen brachte. Während der Trauerzug durch Paris mit den erfolgreichsten Liedern Hallydays begleitet wurde, herrschte bei den letzten Metern des Konvois kurz vor der Kirche nahe der Oper Garnier ergreifendes Schweigen.

An der anschließenden Trauerzeremonie nahmen zahlreiche Politiker und Stars aus Musik und Film teil, darunter Marion Cotillard, Jean Reno und Claude Lelouch. Neben Präsident Macron und seiner Frau Brigitte zählten zu den Trauergästen auch die ehemaligen Präsidenten Nicolas Sarkozy mit Gattin Carla Bruni und François Hollande.

Rund 1.500 Polizisten wurden für den Schutz der Gedenkzeremonie in Paris bereitgestellt. Beerdigt wird der Sänger, der auch in zahlreichen Filmen auftrat, auf der französischen Karibik-Insel Saint-Barthélemy, wo er eine Villa besaß. (dpa)

7 Antworten auf “Wie einst bei Elvis oder bei Lady Diana: 800.000 in Paris bei Trauerzug für Rockstar Johnny Hallyday”

  1. Ich halte den Hype um Johnny Hallyday in Frankreich und in der Wallonie völlig übertrieben, genauso wie ich die „Volkstrauer“ nach dem Tod von Prinzessin Diana für überzogen hielt. Jeden Tag sterben unzählig viele Kinder und unschuldige Menschen, denen niemand nachtrauert. Wir leben in einer kranken Gesellschaft.

  2. Ach, hätte Belgien doch nur ein wenig der französischen Grandeur im Begehen von „nationalen“ Freudenfesten oder Trauerfeiern… Aber dafür braucht ein Land natürlich eine gehörige Portion Stolz auf sich selber…

  3. Vlaams Verbond Westhoek

    Der Mann der den französischen ‚Roque e‘ Roule‘ kreierte … eine eigentümliche lokale Variante der Popularmusik, die so nur auf dem Boden Frankreichs gedeihen konnte, charakterisiert durch enorme Textlastigkeit, garniert mit dem berüchtigten frankophonem Pathos in der Stimme, die bei den Aufnahmen extrem in den Vordergrund gemischt wird, und trotzdem mit einem durchaus amerikanischem Groove der Rhythmik.

    Eine Kuriosität der Geschichte ist, dass Jean-Philippe “ Johnny Hallyday “ Smet väterlicherseits ein flämischer Belgier aus Brüssel-Schaarbeek mit mütterlicherseits angeheirateten amerikanischen Verwandten war. Ohne seinen Geburtsort Paris und seine französische Mutter wäre er vermutlich von den von ihrer eigenen Kultur besessenen Franzosen abgelehnt worden.

    Nur durch diesen Umstand ergab sich das Hintertürchen, durch das man eine eigene homologisierte Version der Musik der verhassten Angelsachsen kreieren und als französische Erfindung darstellen konnte.
    Auf dem Boden Amerikas gedieh dagegen eine andere Musik aus den sehr ähnlichen Wurzeln, Cajun und Zydeco der Acadiens in Louisiana, deutlich amerikanisch von Gefühl und Temperament und dicht am originalen Rock ’n Roll, obwohl auf Französisch gesungen wurde.

    Respekt für Hallyday’s Beitrag zur französischen Popularmusik.

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