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Dusel-Dortmunder rühmen Witsel – Belgier mit tollem Einstand – Reus: „So einen haben wir gebraucht“

10.08.2018, Dortmund: Spieler Axel Witsel hält ein Handy in der Hand und spricht. Foto: Ina Fassbender/dpa

AKTUALISIERT – Glück, Reus, Bürki – und Witsel: Der Dortmunder Last-Minute-Sieg im Pokal hat mehrere entscheidende Faktoren. In höchster Not übernimmt ein Neuzugang auf dem Platz gleich die Chefrolle. Bei aller Freude über das Happy-End: Für große Ziele fehlt noch ein echter Torjäger.

Frisch geduscht stand BVB-Retter Marco Reus nach Mitternacht im Kabinentrakt des Fürther Stadions und referierte locker über den „dreckigen Sieg“ im Pokalkrimi. „Wir nehmen das Glück der späten Tore mit – und jetzt geht die Saison richtig los“, sagte der Fußball-Nationalspieler.

Trotz des Dortmunder Duselsieges in bester FC-Bayern-Art rückte Reus bewusst das Positive des langen Abends in den Vordergrund. „Bayern, Leipzig – viele haben sich in der ersten Runde schwer getan. Da müssen wir uns nicht schlecht machen“, sagte der BVB-Kapitän nach dem mit letzter Kraft erzwungenen 2:1 (1:1, 0:0) nach Verlängerung beim Zweitligisten Greuther Fürth.

Belgier war auf Anhieb der Chef

Auch Trainer Lucien Favre stellte nach seinem Pflichtspieldebüt das Weiterkommen in den Vordergrund. „Wir sind durch, das zählt“, sagte der Schweizer. Er wusste, dass ein Pokal-K.o. kurz vor dem Ligastart am Sonntag gegen RB Leipzig dem BVB nicht nur die größte Titelchance geraubt hätte, sondern den Druck auf ihn zusätzlich erhöht und die Debatte über die Notwendigkeit eines echten Torjägers befeuert hätte. Favre bat um Zeit: „Viele Details, viele Sachen sind zu verbessern.“

Gleich drei Matchwinner hatte der BVB in Fürth: Kapitän Reus nutzte nach etlichen Fehlversuchen seine finale Torchance in der 120. Minute eiskalt. Der oft kritisierte Torwart Roman Bürki hielt den Favoriten in der Verlängerung mit zwei Glanzparaden im Spiel.

Und dann war da noch Axel Witsel: Der eingewechselte belgische WM-Teilnehmer erzielte nicht nur in letzter Sekunde der Nachspielzeit (90+5) das 1:1. Der 29 Jahre alte Stratege war auf Anhieb der Chef auf dem Platz.

Reus rühmte den neuen Kollegen: „Als Fußballer sagt man, er hat Charakter ins Spiel gebracht. So einen haben wir echt gebraucht.“ Favre lobte: „Er hat der Mannschaft viel gebracht. Er spielt ruhig und einfach. Und er kann wichtige Tore erzielen.“

Sportdirektor Zorc durfte sich selbst zu dem komplizierten Transfer beglückwünschen: „Top! Er hat das Spiel sofort an sich gerissen. Er war die Anspielstation. Dass er Tore macht, dafür haben wir ihn eigentlich nicht geholt. Hat aber heute auch geholfen.“

20 Millionen Euro gut angelegtes Geld

Die 20 Millionen Euro Ablöse, die der BVB für Witsel nach China an Tianjin Quanjian überweisen musste, scheinen bestens angelegt. Als Transfer-Schnäppchen hat der Mittelfeldstratege mit dem Wuschelkopf das Zeug, zum Dortmunder Königstransfer zu werden.

Jedoch zeigte sich in Fürth, dass im BVB-Kader ein richtiger Torjäger fehlt. Reus und auch Maximilan Philipp sind Notlösungen, aber keine Ideallösungen.

20.08.2018, Fürth: Der Dortmunder Axel Witsel (M) jubelt über seinen Treffer zum 1:1. Foto: Daniel Karmann/dpa

„Ganz vorne drin ist auch für mich eine neue Rolle. Da klappt noch nicht alles, wie man es sich vorstellt“, sagte Reus, auch wenn er das Siegtor im Strafraum in bester Torjägermanier erzielte. Favre vermied es, mit öffentlichen Forderungen Druck auf die BVB-Bosse aufzubauen. Reus und Philipp könnten durchaus als «Neuneinhalb» agieren, sagte der Coach: „Wichtig ist, dass wir Torchancen kreiert haben.“

Zorc reagierte auf die Frage nach der Notwendigkeit eines „bulligen Angreifers“ vor dem nächtlichen Rückflug nach Dortmund gelassen. „Mir ist lieber, wenn man die Dinger reinmacht, ob man bullig ist oder nicht“, sagte er zur mangelhalften Chancenverwertung. Der Belgier Divock Origi (23) vom FC Liverpool und Paco Alcácer (24) vom FC Barcelona werden aktuell als Kandidaten gehandelt. Zorc fügte hinzu: „Wir halten die Augen offen, wir haben noch zehn Tage Zeit.“ Der Duselsieg im Pokal hat den Handlungsdruck nicht reduziert.

Die belgischen Fußballfans haben jedenfalls jetzt wieder gute Gründe, sich im Fernsehen die Spiele von Borussia Dortmund anzuschauen: Nach Michy Batshuayi in der zweiten Hälfte der letzten Saison ist jetzt mit Axel Witsel ein anderer Roter Teufel beim BVB in aller Munde. (dpa/cre)

17 Antworten auf “Dusel-Dortmunder rühmen Witsel – Belgier mit tollem Einstand – Reus: „So einen haben wir gebraucht“”

        • Gerd Liebertz

          Hätte der 4. Schiedsrichter 2 Minuten angezeigt und es wären am Ende 5 draus geworden, hätte man diskutieren können. Aber wieso sollte der Schiedsrichter nach 2 Minuten abpfeifen, wenn er 5 Minuten angezeigt bekommt. Natürlich braucht er sich nicht dran zu halten.

          • @ Gerd Liebertz

            Sie schreiben richtigerweise der 4. Schiedsrichter zeigt an. Er bekommt vom Hauptschiedsrichter angesagt wie lange nachgespielt wird. Die Anzeigetafel soll das nur dem Publikum dokumentieren. Wenn der Schiedsrichter der Meinung ist der eine oder andere „sterbende Schwan“ habe sich zu lange am Boden gewälzt liegt es in seinem Ermessen die Zeit nachspielen zu lassen.
            Seit dieser Saison haben die Schiedsrichter die Anweisung nicht nur Auswechselungen und Zeitspiel nachspielen zu lassen sondern auch zeitverzögernde Einwürfe und Eckbälle.

    • Mischutka

      @ Wolfgang :
      Hallo Wolfgang : Ich habe auch das ganze Spiel gesehen. Und fand solche Pokalspiele spannend, weil da auch mal ein „kleinerer“ Verein einen großen Erfolg haben kann. Ende der 89. Minute bin ich auch fast aus meiner Hose gerutscht, als der Kommentator sagte, es würden 5 Minuten nachgespielt. Da habe ich nur noch gedacht „Aha, der Herr Graefe flötet ja das Spiel – der Mann der die großen Vereine immer wieder bevorzugt“. Er wusste genau, dass die Greuther fix und fertig waren. 2 Minuten wären glatt normal gewesen. Habe nur gedacht „Was erlauben Graefe schon wieder ?“. Ich bin fast sicher, hätte der Axel nicht dieses Tor erzielt, wäre dieser „Flasche leer“ (mit Flöte) noch etwas anderes eingefallen. Ich habe fertig. (Aber v.l.G. an dich).

      • Mischutka

        @ Alu : Gut gesehen. Es gab überhaupt kein Zeitspiel…. Diese Nachspielzeit im Halbfinale war ja auch nur nötig, weil die Franzosen während dem Spiel zu viele Zigarettenpausen machten, andere tranken schnell mal ein Bierchen oder zwei, andere hatten Probleme mit dem Öffnen der Weinflaschen weil sie den falschen Korkenzieher dabei hatten – oder ihr Baguette war mit dem falschen Käse belegt und sie mussten sich dauernd beim Trainer und beim Koch beschweren …. Und dann immer diese SMS welche die Spieler während der regulären Spielzeit an ihre Freunde und Familien geschrieben haben …. Da muss man etwas nachspielen lassen (weil die ja noch auf Antwort warteten)………. Tschüss und bis bald.

  1. 5 Minuten waren vollkommen okay wenn man alles betrachtet. Bei Sky wurde über eine neue Regel informiert, indem jetzt alles was passiert penibel genau nachgespielt wird.
    1 Tor und 4-5 Auswechselungen werden in England schon lange mit 30’Sekunden aufgeschlagen.
    Sehe ich auch als Korrekt an, ist englische Woche in der 2. Liga liegt keiner in der 85. Minute mit Krämpfen am Boden, dies gehört natürlich alles zur Folklore des Pokal dazu, und macht den Fußball ja auch zu dem was er ist.
    Nichts desto trotz finde ich es richtig so nachspielen zu lassen.
    Besser als Witsel was die Verplichtung des Neuen Herr Dusel denn wir elegant von den Bayern verpflichten konnten. Der Postillon berichtete ja schon.
    Witsel spielte gut, und ist nicht mal bei 100% aber es kommen auch andere Gegner.
    Jetzt noch Origi und alles ist gut.

  2. Also Ihr habt ein anderes Spiel gesehen als ich.
    Witsel war doch bis auf das Tor unsichtbar. Nur Pässe über 4, 5 Meter, kein Lauf, zwar immer anspielbar aber ohne Spielwitz.
    Da habe ich Besseres gesehen von ihm.
    naja, er muss sich ja noch eingliedern in die Mannschaft und für 20 Mio bekommt man keinen Hazard.

    • Ostbelgien Direkt

      @Pierre: Axel Witsel wurde gekauft, weil die Dortmunder festgestellt hatten, dass ihnen in der letzten Saison im defensiven Mittelfeld viel zu viele Bälle verloren gingen. Witsel ist enorm ballsicher, verliert selten einen Ball. Er hat auch das, was Dortmund sucht: Er spielt einfach. Und er gibt der gesamten Defensive Ruhe. Das war auch im DFB-Pokal am Montag der Fall, wo Witsel sich immer wieder anbot und die Fäden zog. Witsel kann man auch nicht mit Hazard vergleichen. Hazard sucht das Dribbling, den Zweikampf 1:1. Gruß

  3. @OBD: wenn man sich die Hype auf den BVB Foren ansieht meint man, er wäre der Messias. Witsel ist, wie Sie schreiben, ballsicher, aber ich glaube da werden einige EZrwartungen etwas enttäuscht werden.
    Nicht dass man mich falsch versteht, ich mag Witsel, aber das Spektakel um ihn ist sicherlich nicht für seine Integration förderlich.

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