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Royal Antwerp FC erstmals seit 1957 Landesmeister – Der „Great Old“ ist die neue Kraft im belgischen Fußball

04.06.2023, Belgien, Antwerpen: Die Spieler von Royal Antwerp FC feiern ausgelassen ihren ersten Meistertitel seit 1957 und ihr Double. Foto: Dirk Waem/Belga/dpa

AKTUALISIERT – Bei der ersten Fußball-Meisterschaft seit 66 Jahren für den Royal Antwerp FC kamen bei Mark van Bommel ungeahnte Sprint-Qualitäten zum Vorschein.

Nach dem unglaublichen Meisterschaftsdrama und dem Titel entscheidenden Treffer zum 2:2 durch Belgiens Ex-Nationalspieler Toby Alderweireld in der vierten Minute der Nachspielzeit beim KRC Genk setzte der frühere Bayern-Star zum Jubellauf übers halbe Feld an.

„Dann weiß man wirklich nicht mehr, was man tut. Du rennst und sie springen dir um den Hals. Erst da wurde mir klar, dass ich aufs Feld gerannt war“, berichtete der 46-jährige Niederländer, der Antwerp damit sogar zum Double führte: „Das ist mein schönster Moment auf belgischem Boden. In Belgien gelang es nur sieben Mal, das Double zu holen. Das ist außergewöhnlich.“

04.06.2023, Belgien, Genk: Mark van Bommel, Cheftrainer von Royal Antwerp FC, jubelt nach dem Titelgewinn. Foto: Tom Goyvaerts/Belga/dpa

Nachdem Antwerp in der Vorwoche die Chance auf die vorzeitige Meisterschaft im eigenen Stadion verpasst hatte, ging es am Sonntag mit der punktgleichen Union St. Gilloise (46) und dem KRC Genk (45) in einen Dreier-Showdown.

Kurz vor Spielschluss sah St. Gilloise wie der Meister aus. Doch das Team aus Brüssel kassierte gegen Titelverteidiger FC Brügge in der 90. Minute erst den 1:1-Ausgleich und unterlag am Ende sogar 1:3. In der virtuellen Tabelle war nun der KRC Genk dank einer 2:1-Führung im Duell mit Antwerp vorn.

Aber dann kam die 94. Minute und der große Auftritt von Antwerp-Kapitän Alderweireld: Mit einem Traumtor ins linke obere Eck (siehe VIDEO unten) erzielte der 34 Jahre alte Verteidiger den umjubelten Treffer zum 2:2. Der „Great Old“, wie man den ältesten Fußballclub des Landes nennt, holte die erste Meisterschaft seit 1957 (!) mit je einem Punkt Vorsprung auf Genk und St. Gilloise.

Als Antwerp vor 66 Jahren zum letzten Mal den Meistertitel gewann, spielten in der 1. Division der Saison 1956-1956 noch Clubs wie CS Verviers, Berchem Sport, Racing Mechelen und Beringen, die heute entweder nicht mehr existieren oder nur in den  Niederungen des belgischen Fußballs vertreten sind.

Toby Alderweireld (3.v.r.) jubelt nach seinem Siegtreffer für Royal Antwerp FC. Foto: Belga

Toby Alderweireld hat 127 Länderspiele für Belgien bestrittenund in seiner Karriere für Topclubs wie Ajax Amsterdam, Atlético Madrid und Tottenham Hotspurs gespielt, bevor er 2022 zum ersten Mal als Profi bei einem Verein seines Heimatlandes unterschrieb. Am Sonntag aber erlebte der stets ruhig und besonnen agierende Abwehrspieler nach eigenen Worten den „schönsten Moment meiner Karriere“. Schon fordern einige Fußballfans, der 34-Jährige solle seinen Abschied von den Roten Teufeln wieder rückgängig machen. Immerhin hat Alderweireld mit seinem unglaublichen Sprint nach seinem Meistertor bewiesen, dass er viel schneller ist, als bisher immer behauptet wurde.

„Dafür haben wir trainiert, aber so endet es, nein“, sagte van Bommel kopfschüttelnd: „Wir spielen auswärts um den Titel und unser eigenes Stadion ist ausverkauft. Das ist nur in Antwerpen möglich.“ Im Pokalfinale hatte sich Antwerpen Ende April mit 2:0 gegen den KV Mechelen durchgesetzt.

Auch van Bommel hat in seiner Laufbahn viele Highlights gekannt: 79 Länderspiele für Holland sowie bei Topclubs wie AC Mailand, Bayern München und FC Barcelona unter Vertrag. Aber eine Apotheose wie die von Sonntag im Stadion von Genk mit Royal Antwerp hat er so noch nicht erlebt.

Und vielleicht ist dies ja erst der Anfang einer neuen Ära. Der „Great Old“ ist die neue, junge Kraft im belgischen Fußball. Die „Roten“ aus der Schelde-Metropole haben nicht weniger Potenzial als der FC Brügge, der die letzten Jahre den belgischen Fußball dominiert hat.

04.06.2023, Belgien, Antwerpen: Fans von Royal Antwerp FC warten im Bosuilstadion auf die Rückkehr des neuen Landesmeisters aus Genk. Foto: Tom Goyvaerts/Belga/dpa

Der Präsident des „Great Old“, Paul Gheysens, und dessen Unternehmen Ghelamco haben die Mannschaft und die Infrastruktur von Royal Antwerp stets verbessert. Das Bosuilstadion wird künftig das modernste Stadion Belgiens sein, wenn die letzte Bauphase beendet sein wird (die alte Stehtribüne muss noch abgerissen und neu gebaut werden).

Zudem kann Antwerp mit einem namhaften Trainer wie Mark van Bommel und einem namhaften Sportdirektor wie Marc Overmars, der Ajax Amsterdam wieder groß machte, bevor er als Sportdirektor wegen einer Sexismus-Affäre entlassen wurde und später nach Antwerpen kam, erstklassige Spieler anziehen, die ohne solche Größen nie nach Antwerpen in die belgische Jupiler Pro League kommen würden.

Getrübt wird die Freude der Antwerpener eigentlich nur dadurch, dass Belgien ausnahmsweise in der neuen Saison nicht Anrecht auf einen festen Startplatz in der Gruppenphase der Champions League hat. Ab der Saison 2024/2025 wird dies aber dank der guten Ergebnisse der belgischen Clubs in diesem Jahr im Europapokal wieder der Fall sein.

Antwerp wird deshalb in der Qualifikation für die Champions League die Playoffs bestreiten müssen. Mögliche Gegner sind die Landesmeister von Türkei (Galatasaray Istanbul), Schweiz (Young Boys Bern), Dänemark (Kopenhagen) oder Kroatien (Dinamo Zagreb).  Sollten Alderweireld & Co. scheitern, könnten sie trotzdem in der Gruppenphase der Europa League weitermachen. (cre/dpa)

Nachfolgend im VIDEO des Treffers von Toby Alderweireld für Royal Antwerp in der 94. Minute sowie von der ersten Maisterfeier im Bosuilstadion am späten Sonntagabend:

10 Antworten auf “Royal Antwerp FC erstmals seit 1957 Landesmeister – Der „Great Old“ ist die neue Kraft im belgischen Fußball”

  1. An Spannung nicht zu übertreffen. In der 88. Minute war St.Gilloise Meister, in der 90. Genk und in der 94. Antwerp. Wenn jemand vor dem Spiel solch ein Drehbuch geschrieben hätte, wäre er für verrückt erklärt worden.

  2. Osteuropa

    Was für ein Betrug – bei einer Ecke wird ein Genker Spieler im Antwerpener Strafraum umgerissen – der Schiedsrichter stand 3 m entfernt und hat es als einziger nicht gesehen – wohl alle Zuschauer im Stadion und am Fernsehen…. bei 3-1 wäre Antwerpen wohl nicht mehr zurückgekommen…..wer weiß was da hinter den Kulissen wieder abgelaufen ist……

    • Betrug? Was für ein Quatsch! Wie soll das gehen, wenn abwechselnd – je nach dem wer ein Tor schoss – jeweils ein anderer virtueller Meister war? Diese Wechselei endete erst mit dem Schlusspfiff und dem Tor von Alderwereld. In so einem Finale kann man nicht tricksen. Alle drei Clubs wollten Meister werden, und alle drei hätten es verdient gehabt, und der Würfel entschied sich letztendlich für den FC Antwerp.

  3. Great Old

    Mit Antwerp hat der belgische Fußball eine neue Kraft. Traditionsvereine wie Anderlecht und Standard werden mit Antwerp und Brügge in den nächsten Jahren nicht mehr mithalten können. Allenfalls Genk und Union haben noch ein Wort mitzureden. Gent, Anderlecht und Standard werden nur noch eine untergeordnete Rolle spielen.

  4. Clownerien

    Unglaubliches System in Belgien!? Zum sich Tot lachen, oder einfach zum Ko….! Diese Play offs, Einmalig in der Welt, erfunden von dem URBSFA, ein Sesself…..Verein! Da werden sogar bis zum Schluss noch un a 1/2 Punkte abgezogen?? EIne Meisterschaft ist eine Meisterschaft: PUNKT! Nicht danach noch den ganzen Firlefanz veranstalten? Bekloppte Welt! Sowas gibts nur bei uns hier!

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