Allgemein

Tihange 2 und Doel 3 tickende Zeitbomben? Zahl der Mikrorisse deutlich größer als erwartet

Das Kernkraftwerk von Tihange. Foto: Wikipedia

Die Materialschäden an den beiden Kernreaktoren Tihange 2 und Doel 3 sind größer als erwartet. Neue Messungen ergaben, dass die Zahl der Mikrorisse an den Reaktordruckbehältern deutlich höher liegt, als bisher angenommen worden war. Es wird immer unwahrscheinlicher, dass die beiden Reaktoren wie vorgesehen am 1. Juli 2015 wieder hochgefahren werden können.

Nicht 10.000 Mikrorisse wurden an den beiden Reaktoren insgesamt festgestellt, sondern mehr als 16.000. Somit hat sich die Zahl der Mikrorisse um rund 60% erhöht. Statt 8062 sind es jetzt genau 13.047 in Doel, während in Tihange die Zahl von 2011 auf 3149 zunahm.

Laut Betreiber Electrabel ist die Sicherheit der beiden Reaktoren nicht in Gefahr. Vielmehr gebe es heute präzisere Methoden, um Materialschwächen zu entdecken.

Aufsichtsbehörde FANK entscheidet

Ob die Reaktoren trotz Materialschwächen am 1. Juli 2015, danach oder gar nicht mehr ans Netz dürfen, darüber hat letztlich die Atomaufsichtsbehörde FANK zu entscheiden, deren Bericht nicht vor dem Monat Mai erwartet wird. Im Augenblick werde geprüft, ob sich die Mikrorisse in den letzten Jahren vergrößert haben und ob sie eine Gefahr darstellen könnten.

Luftaufnahme der Atomreaktoren in Doel. Foto: Wikipedia

Luftaufnahme der Atomreaktoren in Doel. Foto: Wikipedia

Nach Angaben des BRF hat die zuständige Energieministerin Marie-Christine Marghem (MR) einen möglichen längerfristigen Ausfall der beiden Reaktoren bereits in Erwägung gezogen. Beide Reaktoren können vielleicht sogar nie wieder ans Netz gehen.

Die neuesten Erkenntnisse über das Ausmaß der Materialschäden in den Reaktoren Tihange 3 und Doel 2 haben Atomkraftgegner alarmiert. „Atomkraftwerke sind tickende Zeitbomben! Nicht nur Erdbeben, wie bei Fukushima, lassen diese Bomben hochgehen. Viele AKW sind marode und haben ihre Lebensdauer von 40 Jahren längst überschritten“, hieß es in einem der vielen Protestschreiben, die im Internet zirkulieren. (cre)

10 Antworten auf “Tihange 2 und Doel 3 tickende Zeitbomben? Zahl der Mikrorisse deutlich größer als erwartet”

  1. Die „Risse“ sind Materialfehler die in einer Schicht in der Wandung des Druckbehälters beim Schmieden entstanden sind. Diese betreffen nicht die komplette Wanddicke, sondern nur einen Teil davon. Dadurch wird die Stabilität im normalen Betrieb nicht beeinträchtigt, eine potentielle Gefahr besteht jedoch durch einen thermischen Schock beim LOCA Ereignis, wenn das Spray zu kalt ist gegenüber der Wandtemperatur. Deswegen soll die LOCA Prozedur neu definiert werden, um Spannungsrisse beim LOCA Ereignis zu vermeiden. Die Materialfehler waren höchstwahrscheinlich von Beginn an vorhanden, und sind erst durch verbesserte Diagnosemethoden erkennbar geworden. In Europa gibt es 15 weitere baugleiche Druckbehälter, und die Betreiber haben sich geweigert diese neue Ultraschallmethode anzuwenden. Man ignoriert das Problem außerhalb Belgiens schlicht und einfach, und hofft dass man hier zu Lande eine Lösung findet die man dann diskret übernehmen kann…

  2. Frau Mahlzahn

    poah DAX

    Jetzt verteidigen Sie schon präventiv die Atomlobby. Alles klar. Es ist nicht gefährlicher, weil “ man jetzt genauer messen kann“.

    Als man Acrylamid im Frittenfett gefunden hat weil man neue Messmethoden entwickelt hat, da war das „nicht gefährlicher“ laut DAX, man konnte nur einen Krebsstoff nachweisen, weil “ man genauer messen konnte“.

    Als Antoni van Leeuwenhoek mit Hilfe eines selbstgebauten Mikroskops Bakterien nachweisen konnte, hat DAX argumentiert:

    Bakterien sind doch jetzt nicht gefährlicher weil man Sie „genauer sehen kann“.

    Neiiiin. Schade dass Logik kein physikalischer Prozess ist.

Antworten

Impressum Datenschutzerklärung
Desktop Version anfordern