Allgemein

Prozess um Terroranschläge in Brüssel 2016 begonnen

05.12.2022, Belgien, Brüssel: Anwältin Juliette Lurquin (l) spricht mit ihrem Mandanten durch einen Glaskasten während des Beginns des Prozesses zu den Brüsseler Anschlägen vom 22. März 2016. Foto: Olivier Matthys/Pool AP/dpa

AKTUALISIERT – Mit rund zwei Monaten Verspätung beginnt in Brüssel der Mammutprozess um die islamistischen Terroranschläge 2016. Auf der Anklagebank sitzen einige bekannte Gesichter. Einer beschwerte sich über „Rache“ von Seiten der Behörden.

Mehr als sechs Jahre nach den islamistischen Terroranschlägen in Brüssel hat am Montag der Prozess gegen mutmaßliche Täter und Helfer begonnen. Seit Montag stehen neun Männer vor Gericht, darunter Salah Abdeslam.

Der 33-Jährige wurde wegen der Anschlagsserie 2015 in Paris bereits zu lebenslanger Haft verurteilt. Die meisten Angeklagten sitzen aus Sicherheitsgründen in einem Glaskasten. Das Urteil wird von einer zwölfköpfigen Jury gefällt. Erwartet wird es voraussichtlich im nächsten Sommer.

05.12.2022, Belgien, Brüssel: Anwälte sprechen mit ihren Mandanten durch einen Glaskasten während des Beginns des Prozesses zu den Brüsseler Anschlägen vom 22. März 2016. Foto: Olivier Matthys/Pool AP/dpa

Bei den Angriffen am 22. März 2016 hatten drei Selbstmordattentäter der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) Bomben am Brüsseler Flughafen Zaventem sowie in einer U-Bahnstation im EU-Viertel gezündet. Dabei wurden 32 Menschen getötet und Hunderte teils schwer verletzt.

Drei Monate zuvor waren bei einer islamistischen Anschlagsserie an verschiedenen Orten in Paris 130 Menschen getötet worden. Vermutet wird, dass es enge Zusammenhänge gibt.

Insgesamt sind wegen der Anschläge in Brüssel zehn Männer angeklagt. Einer fehlt jedoch vor Gericht: Vermutlich kam er im Bürgerkriegsland Syrien ums Leben.

Acht Angeklagten wird 32-facher terroristischer Mord, versuchter terroristischer Mord an 695 Menschen sowie die Beteiligung an Aktivitäten einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen. Dem neunten legt die Staatsanwaltschaft lediglich den dritten Punkt zur Last.

Das Verfahren wurde am Vormittag von der Präsidentin des Gerichts, Laurence Massart, eröffnet. Sie fragte die neun Angeklagten nach Namen, Alter, Beruf, Geburts- und Wohnort. Abdeslam erschien im weißen Wollpulli und antwortete: „33 Jahre. Elektromechaniker.“

In einer Pause unterhielt er sich lachend mit den anderen Angeklagten. Ein anderer mutmaßlicher Islamist, Mohammed Abrini, beklagte sich über die Bedingungen beim Transport zum Gericht.

Dieses Foto einer Überwachungskamera zeigt Najim Laachraoui (links) und Ibrahim El Bakraoui (Mitte) mit Mohamed Abrini („Mann mit Hut“, rechts) auf dem Brüsseler Flughafen am 22. März 2016 vor den Explosionen. Foto: Belga

Abrini war beim Anschlag auf den Brüsseler Flughafen als „Mann mit Hut“ auf Kamerabildern aufgetaucht (siehe Foto anbei). Er sagte, er habe sich für den Transport zum Prozess ausziehen und „laute satanische Musik“ anhören müssen. „Seit sieben Jahren ertragen wir Ihre Rache“, sagte Abribi. Er werde keine Fragen beantworten, wenn das so weitergehe. Auch einige Anwälte beschwerten sich über die Bedingungen für den Transport.

Wegen eines Streits über die Sicherheitsvorkehrungen musste der ursprünglich für Mitte Oktober geplante Beginn des Prozesses verschoben werden. Die Angeklagten sollten zunächst in Einzelkabinen sitzen. Dagegen hatte sich die Verteidigung gewehrt. Nun sitzen sie zusammen, vor vermummten Sicherheitsbeamten, und können durch Lücken im Kasten mit ihren Anwälten sprechen. Zwei Angeklagte, gegen die die Vorwürfe weniger schwer sind, sitzen nicht in dem Glaskasten.

Im Saal waren am Montag auch einige der 900 Nebenklägerinnen und -kläger. Wegen der Größe des Prozesses findet der Prozess in umgebauten Räumen des früheren Nato-Hauptquartiers statt. Sechs bis neun Monate soll das Verfahren dauern. Für viele Opfer und Angehörige ist der Prozess nicht einfach. „Wir werden sehen“, sagt Gaetan Meuleman der Deutschen Presse-Agentur. Er ist Sprecher der Organisation Life4Brussels (Leben für Brüssel), die die Opfer der Anschläge vertritt.

Sechs Angeklagte – auch Abdeslam – wurden bereits im Prozess um die Pariser Attentate am 13. November 2015 verurteilt. Die Anschläge in der französischen und in der belgischen Hauptstadt gehen wahrscheinlich auf dieselbe Terrorzelle zurück. (dpa)

22 Antworten auf “Prozess um Terroranschläge in Brüssel 2016 begonnen”

  1. GUIDO SCHOLZEN

    Zitat aus dem Text:
    Meuleman erhofft sich davon vor allem Antworten. „Ich will versuchen, das Unverständliche zu verstehen … Verstehen, was junge Menschen heute dazu bringt, solche Attentate zu verüben.“

    Letzte Woche (23.11.2022) kam auf ServusTV eine Dokumentation, die verschiedene Frage diesbezüglich beantworten kann. Vieles war überraschend. Es wird auch die islamische Terror-Zelle in Brüssel behandelt.

    WARUM WIRD MAN TERRORIST ? – Morgan Freeman: Mysterien des Weltalls
    https://www.dailymotion.com/video/k3QhYB9yfKKI4ByyQor

        • @Guido Scholzen

          Warum werden junge Menschen zu Terroristen? Aus Rache! Das hat nur sekundär mit Religion zu tun. Sie rächen sich gegen den Westen, für die verübten Kriegsverbrechen in ihren Ländern. Es entschuldigt auf keinster Weise diese Taten, aber wir, die westliche Gesellschaft, sollten sich endlich mal hinterfragen, bevor wir mit den Fingern auf andere zeigen. Das Hinterfragen können aber nur wir Bürger. Von der Politik nähmlich haben wir in der Hinsicht nichts zu erwarten. Deren Motto lautet: Immer weiter so!
          Das diese Kriegsverbrechen tatsächlich stattfinden, belegt schon alleine die Tatsache weshalb Journalist Julian Assange in Haft ist, und wahrscheinlich dort bis Lebenende herumvegetieren muss.
          Zum Thema Afghanistan hab ich vor einiger Zeit mal ein Gespräch geführt, mit einem Soldaten der dort eingesetzt wurde. Da schlackern Sie nur noch mit den Ohren. Er hat sein Job aufgegeben….seine Begründung:“ Ich bin belgischer Soldat mit Laib und Seele, aber ich werde nicht für amerikanische Interessen mein Leben riskieren…“

          • Söldner

            Seltsam dann, daß viele Djihadisten aus gutem Hause kommen (ich habe dazu einen interessanten Artikel vor kurzem gelesen) und im Westen studierten, dort gut lebten.
            Es ist eine Mischung aus religiösem Fanatismus und persönlichen Gefühlen (u.a., für den einen oder anderen, Rache), die zum Terror führt. Oder, wenn sie sih nicht in die Luft sprengen, Geldgier und „Action“ Laune, wie bei den Söldnern in der UK-reine…

  2. Interessant fand ich die Information, dass der Drahtzieher der Anschläge von Paris und Brüssel, ein Belgier, bereits vor Jahren im Irak in (amerikanischen) Gefängnissen als Terrorist gefangen sass und aufgrund zahlreicher Petitionen und Demonstrationen (in Belgien) von den Amerikanern an Belgien ausgeliefert wurde.
    Nur hat Belgien die Auflagen nicht erfüllt, dieser „Belgier“ konnte weiterhin den radikalen Islam predigen, Kämpfer rekrutieren, nach Syrien in den Krieg ziehen und dort für IS die Anschläge vorbereiten.
    Nur darüber möchte natürlich keiner reden und die die damals für seine Freilassung geeifert haben sind wohl auch verstummt.

  3. Bin davon überzeugt dass solche Attentäter in China oder Russland längst die Radieschen von unten betrachten würden . Alles wäre bei Nacht und Nebel geregelt worden und keinHahn würde heute noch darüber krähen.
    Die Euros führ die Pozesskosten hätte man sofort als Entschädigungen an die Familien der Opfer zahlen sollen .

    • Das ist ein Vorschlag für ein richtungsweisendes neues Strafrecht, die Exekution durch Unbekannte im staatlichen Auftrag bei Nacht und Nebel, super, und es war natürlich zu erwarten, dass hier so ein schöner Plan geäußert wird. In Kolumbien macht man das ähnlich, durch paramilitärische Milizen, aber nicht nur bei Terroristen und anderen Attentätern, sondern auch beim sprichwörtlichen Eierdieb. Einfach abschießen und fertig, es muss der Eierdiebstahl nicht mal erwiesen sein, Verdacht genügt, was soll all die Wortklauberei. Wo würden Sie denn die Grenze ziehen? Bei welchen Straftaten gibt es nach Ihrem Geschmack staatlichen Mord ohne Prozess, gibt es überhaupt Delikte, bei denen man einen teuren Strafprozess vorsehen sollte? Und was wäre unterhalb Ihrer Grenze im Angebot? Hände und Füße abhacken, mit oder ohne Gerichtsverfahren, vielleicht durch Volkstribunale, Lynchkommandos oder durch die Allerbesten dieses alles wissenden Forums? Bedenken Sie, man könnte viel Geld sparen, wenn man statt Gericht gleich einen Henker einsetzt. Eigentlich ähnlich wie im Mittelalter, das war ja auch eine wunderbare Zeit. Ich hoffe, Sie sind nicht einer, der abgesehen von diesen Ideen nach dem Rechtsstaat ruft, wenn er sich vom Staat ungerecht behandelt fühlt.

  4. Die 5000-Seelen-Gemeinde Illerkirchberg befindet sich im Schock. Nach dem Angriff aus zwei Mädchen, die sich auf dem Schulweg befanden, steht ein 27-Jähriger unter Tatverdacht. Er soll die beiden vermutlich mit einem Messer angegriffen haben, woraufhin eines der Mädchens stirbt.

    Ein Mann soll zwei Mädchen auf dem Weg zur Schule in Illerkirchberg bei Ulm vermutlich mit einem Messer angegriffen und so schwer verletzt haben, dass eine 14-Jährige starb. Die beiden Opfer waren am Montag in ein Krankenhaus gebracht worden, wie die Polizei mitteilte. Dort erlag die Schülerin ihren Verletzungen. Das zweite Mädchen ist 13 Jahre alt. Der mutmaßliche Angreifer ist ein 27-Jähriger, wie Polizei und Staatsanwaltschaft mitteilten. Der Asylbewerber aus Eritrea sei verletzt und unter polizeilicher Bewachung in einer Klinik. Bei ihm hatten Beamte den Angaben nach ein Messer gefunden, das die Tatwaffe sein könnte.

    Der Beschuldigte habe die Mädchen gegen 7.30 Uhr auf der Straße in einem Wohngebiet angegriffen, sagte ein Polizeisprecher. „Die 14-Jährige musste nach dem Angriff noch am Tatort wiederbelebt werden, bevor sie in die Klinik gebracht wurde, wo sie trotz aller ärztlichen Bemühungen verstarb“, teilten die Ermittler mit. Eine Obduktion der Leiche soll Hinweise auf die genaue Todesursache geben. Die 13-Jährige sei schwer, aber nicht lebensgefährlich verletzt.

    Der Angreifer soll den Angaben zufolge aus einer benachbarten Asylbewerberunterkunft gekommen und nach der Tat wieder dorthin geflüchtet sein. Als die Polizei diese mit Spezialkräften durchsuchte, traf sie auf drei Bewohner. Während der verletzte 27-Jährige ins Krankenhaus gebracht worden sei, hätten die Beamten die beiden anderen Männer mit zur Dienststelle genommen. Staatsanwaltschaft und Polizei wollen nun ermitteln, was hinter dem Angriff auf die beiden Mädchen stecken könnte und ob der Tatverdächtige und die Jugendlichen sich vorher kannten.

    Vermutlich landet der auch mal wieder in der Psychiatrie…

  5. 9102Anoroc

    32 Menschenleben auf dem Gewissen und das wichtigste ist natürlich das für einem Angeklagten die Musik zu laut gewesen ist und diese sich wie satanistische Musik anhörte.
    Ob denen bewusst ist das aufgrund ihrer Tätigkeiten 32 Menschen nie mehr Musik hören können?
    Beim nächsten Transport bitte eine bequeme Luxuslimousine zu Verfügung stellen , mit einem Discjockey , der den Gefangenen Wunschlieder spielt.

    Das kann weg.
    Alle lebenslänglich , aber wirklich lebenslänglich !
    Prozess beendet, fertig!

    • Vorallen werden jetzt auch noch die Leben der 12 Geschworenen und 22 Ersatzgeschworenen zerstört.
      Die dürfen sich jetzt 9 Monate lang 4 Tage die Woche alle grausigen Details der taten anhören und nicht mal mit Familie/Freunden darüber reden.
      Glaube nach nem Tag im Gericht gibt das nicht mehr viel mit zärtlichkeiten usw Zuhause.

      • Osteuropa

        Wer zahlt die Anwalts / Prozesskosten für diese gewaltfreien/unschuldigen ausländischen Mitbürger – der IS / CPAS / EU wohl der hiesige Steuerzahler….. ??? d.h. bestimmt wir alle mit den aktuellen horrenden Steuersätze / Steuergelder …… warum überhaupt dieser Prozess – sind die Angeklagten unschuldig oder deren Schuld nicht eindeutig bewiesen ??? am Ende werden die Opfer zur Kasse gebeten, obschon diese allem Anschein nach bis heute nicht zu 100% entschädigt wurden – bei jeder Gedenkfeier stehen ALLE Politiker in der erster Reihe , geben geben einige Standardsätze von sich ab und lassen nachher alle Opfer im Regen stehen ….. vor mehr als 15 Jahren gab es in Oostende eine Katastrophe ( Flugshow ), glaube bis heute wurden nicht alle Opfer entschädigt…….. Fazit ; liebe deinen Nächsten / Mitbürger egal woher er herkommt wie dich selbst -zahle was der belgische Staat von dir verlangt – in einigen Jahren werden wir die Ergebnisse am eigenen Leib erfahren——dann sind unsere heutigen Politiker im ( wohlverdienten/gutbezahlten ) Ruhestand………………

  6. Im Oktober 2002 kommen 202 Menschen bei einem islamistischen Terroranschlag auf Bali ums Leben. Nun wird einer der Beteiligten am Bombenbau, Umar Patek, vorzeitig entlassen. Die Entrüstung ist groß.

    Die vorzeitige Freilassung eines der Beteiligten an den islamistischen Terroranschlägen auf der Ferieninsel Bali vor 20 Jahren hat in Australien Empörung ausgelöst. Innenministerin Clare O’Neil sprach im Sender ABC von einem „schrecklichen Tag für die Opfer“. Die Tat sei „unentschuldbar und absolut abscheulich“ gewesen. Bei den Anschlägen auf der indonesischen Insel im Oktober 2002 wurden 202 Menschen getötet. Allein aus Australien kamen 88 Todesopfer, die meisten davon Touristen.

    Wegen des Baus der Bomben war der Indonesier Umar Patek 2012 zu 20 Jahren Haft verurteilt worden. Nun kam er nach Verbüßung von etwas mehr als der Hälfte seiner Strafe auf Bewährung frei.

    Aber wehe er hätte Sex außerhalb der Ehe gehabt, dafür hätte es dann nach 6 Monaten keine bewährung gegeben…

Antworten

Impressum Datenschutzerklärung
Desktop Version anfordern