Gesellschaft

Tageszeitung „Le Soir“ verlor in 5 Jahren mehr als ein Viertel ihrer Käufer

Blick in einen der Redaktionsräume von "Le Soir" in Brüssel anlässlich des 125. Jubiläums im Dezember 2012. Foto: Belga

Früher war die Tageszeitung „Le Soir“ ein Aushängeschild der frankophonen Presse in Belgien. Diese Zeiten sind aber längst vorbei. Auch wenn sich „Le Soir“ selbst immer noch als „Referenzzeitung“ preist, laufen dem Blatt schon seit Jahren die Leser in Scharen davon.

Alle 3 Monate veröffentlicht das CIM, das Centre d’Information sur les Médias, die neuesten Zahlen über Auflage und Verkauf der verschiedenen Presseerzeugnisse in Belgien. Für „Le Soir“ kann man egal welches Quartal nehmen, es ging immer weiter bergab. Nicht einmal ein Zwischenhoch, stetig auf Talfahrt.

Die jüngsten Zahlen des CIM (2. Quartal 2015) sind diesbezüglich wieder einmal eloquent: In den vergangenen 12 Monaten sanken die Verkaufszahlen von „Le Soir“ im Printbereich von 65.724 auf 61.388 Exemplare. Macht ein Minus von 4.336 (-6,6%).

Ende 2012 feierte die Zeitung ihren 125. Geburtstag

Und so geht das schon seit Jahren: In den letzten 5 Jahren reduzierte sich bei der Zeitung „Le Soir“, die Ende 2012 ihr 125-jähriges Bestehen feierte, die Zahl der verkauften Zeitungen von 82.009 auf 61.388. Das sind sage und schreibe 20.621 Zeitungen weniger, die da an den Mann bzw. an die Frau gebracht wurden. Ein Minus von 25,1%. Mehr als ein Viertel also.

Eine Titelseite der Zeitung "Le Soir".

Eine Titelseite der Zeitung „Le Soir“.

Neuerdings berücksichtigt CIM auch die Zahl der verkauften Onlineexemplare. Eine Zeit lang gelang es „Le Soir“ in der Tat, seinen Absatz im Onlinebereich deutlich zu steigern, ohne dass dadurch die Verluste im Printbereich vollständig kompensiert werden konnten. Dies funktioniert inzwischen aber auch nicht mehr so, wie man sich dies womöglich erhofft hatte.

Berücksichtigt man sowohl die verkauften Printexemplare als auch die Onlineexemplare, verlor „Le Soir“ in den vergangenen 12 Monaten trotzdem 5,63%. Die Zunahme im Onlinebereich betrug lediglich 249 Exemplare (+3,62%) – viel zu wenig, um die Dauerverluste im Printbereich auffangen zu können.

Macher und Redakteure weiter auf Wolke 7

Unterdessen leben Macher und Redakteure der Zeitung „Le Soir“ weiter auf Wolke 7, so scheint es zumindest.

Im März 2015 wurde voller Stolz bekanntgegeben, dass sich „Le Soir“ an einer europäischen Allianz der führenden Zeitungen beteiligen werde (Titel: „Le Soir participe à l’Alliance européenne des journaux leaders“).

Mit dabei sind außerdem „Die Welt“(Deutschland), „La Repubblica“ (Italien), El Pais (Spanien), „Le Figaro“ (Frankreich) sowie „Tages-Anzeiger“ und „La Tribune de Genève“ (beide Schweiz). So hatte man endlich noch einmal etwas zu feiern – wenn es schon sonst nichts mehr zu feiern gibt… (cre)

19 Antworten auf “Tageszeitung „Le Soir“ verlor in 5 Jahren mehr als ein Viertel ihrer Käufer”

  1. Pressekonfekt

    Alle Zeitungen hatten,haben und werden noch mehr Probleme haben bzw kriegen!
    Das ist nun mal Fakt.
    Die elektronischen Medien haben das grösste Vorteil der Schnelligkeit.
    Wenn die Blätter nicht von der Politik gesponsert und bezuschusst würden,wären jetzt schon sehr viele nicht mehr da!
    Sie haben noch das Glück viele ältere Leser und Abonennten zu haben.Da diese mehr und mehr ableben ist dieser Werdegang logisch.
    So war Journalist mal ein schöner Beruf!Betonung liegt auf „war“.
    Wenn das Grenz Echo nicht auch das Glück mit dem Zuschuss hätte,wären die auch schon lange weg vom Fenster!

  2. ist doch so!

    Kann mir schlecht vorstellen, dass die im Text genannten Weltzeitungen an einer Allianz mit „Le Soir“ interessiert sind. Wir leben in einer immer schnelllebigeren Welt, und da ist sich jeder „SELBST DER NÄCHSTE“….

  3. Zeitunglesen hat etwas entspannendes, was PC-Lesen nicht hat. Der Vorteil der Zeitung: Sie wird von einem geschulten Personal zusammengestellt. Im Internet wird hingegen wild herumgeklickt. Die jungen Leute halten aber nicht mehr viel vom Lesen, weshalb die Zeitung wohl eines Tages sterben wird.

  4. Mischutka

    @ Logisch :
    Hallo …ich kann mich dem Kommentar nur zu 100 % anschliessen. Eben -und besonders- darum, weil man eben alles auch im Internet lesen kann, immer und überall, ohne sich mit dem (Zeitungs-) Papier draußen oder in Bahn/Bus herumärgern zu müssen…
    Sehr lustig fand ich den Satz „im Internet wird hingegen wild herumgeklickt“… Ja ! Sehr wild ! Jetzt wissen wir auch, weshalb in der USA dieses neue „Viagra“ für Frauen freigegeben wurde : um noch wilder zu werden….☺ .
    Aber im Ernst : auch im Internet ist die „Zeitung“ von geschultem Personal, also von echten Fachleuten, zusammengestellt. (siehe OBdirekt).
    Dieser Meinung bin nicht nur ich, sondern auch viele Bekannte (auch älteren Jahrgangs), die sich nur mehr im Internet informieren. Sie sagen : das ist bequemer….
    MfG.

  5. Ich wünsche der gesamten links/grünen Lügenpresse den Bankrott! Das Klimaschauermärchen von der „Erderwärmung durch CO2“ wird von ALLEN Zeitungen von Klimakonferenz zu Klimakonferenz weiter gebetet und von keiner kritisch hinterfragt. Von daher freue ich mich über jeden weiteren Bankrott dieses mainstream Journalismus.

    • @ Dax

      Natürlich ist es völlig widersinnig das irgendwer anderer Meinung ist als der heilige Dax der dem Papst in Puncto „Unfehlbarkeit“ in nichts nachsteht. Ergo geschieht es denen Recht wenn sie pleite gehen. Wenn es nach dem Dax ginge hätten wir schon längst die „Einheitspresse“, wenn die dann zur „Einheizpresse“ mutiert kann ja der Dax nichts dafür schliesslich hat er schon immer Recht gehabt.

  6. Gehts ein bisschen tiefer?

    Zum Zweck des Nachdenkens wäre es interessant wenn OD ein bisschen tiefer guckt.Mein Eindruck ist, dass hier schnell ein Artikel hingeknallt wurde (Klick klick klick…). Vor drei Jahren feierte der Soir noch eine Steigerung seiner audience (Leserschaft) um 28%, http://www.rossel.be/story/l-audience-du-soir-en-progression-de-28. OD schreibt dass seit Jahren die Leser davon laufen. Wie bringe ich das eine mit dem anderen in Einklang?

    • Ostbelgien Direkt

      @Gehts ein bisschen tiefer? Die einzigen wirklich verlässlichen Daten im Mediensektor sind die Verkaufszahlen des CIM. Darauf stützen sich alle, die in dem Gewerbe tätig sind. Auch OD hat sich bisher immer auf diese Angaben berufen, wenn es zu diesem Thema etwas geschrieben hat. Ihr Link bezieht sich nicht auf Verkaufszahlen („diffusion payante“), sondern auf eine Studie über die „audience“, was man mit „Leserresonanz“ übersetzen könnte. Die Studie stützt sich auf Umfragen. Das ist vielleicht interessant, aber maßgebend sind die Verkaufszahlen. Und die nehmen nun mal seit Jahren ab. Gruß

  7. Zaungast

    Wenn ich so meine Kinder betrachte, die um die 30 bis 35 sind, dann muss ich feststellen:

    Keines ist an einer Tageszeitung abonniert.

    Keines geht zur Kirche, außer zu Hochzeiten (sehr selten, da viele Paare nur standesamtlich heiraten bzw. ohne Trauschein auskommen) und Begräbnissen (noch seltener).

    Beiden Institutionen droht in den kommenden Jahren das Aus, aus rein demografischen Gründen.

    Wie steht es eigentlich um die Verkaufszahlen des GE? Hat OD da Informationen?

    • Ostbelgien Direkt

      @Zaungast: Laut CIM hat das Grenz-Echo in den letzten 12 Monaten 4,21% Tageskäufer (Abonnement oder Einzelverkauf) verloren (von 9.181 auf 8.794). Wenn man Print und Online zusammen berücksichtigt, belief sich der Verlust auf 3,95% (von 9.294 auf 8.927). Wenn man die Entwicklung der letzten 5 Jahre nimmt, wie in dem Artikel über „Le Soir“, verlor das Grenz-Echo von 2010 bis 2015 bei der Printausgabe 10,7% (von 9.851 auf 8.794). D.h.: Die Verluste sind also prozentual deutlich geringer als beim „Soir“ (25,1%). Gruß

  8. Pressekonfekt

    Kein Wunder,Herr Cremer!
    Wenn man das Grenz Echo von heute liest,leider sehr mager. Bei all den Redakteuren müsste da viel mehr raus kommen. Einige ganze Seiten Rätsel,sehr viel Wochenspiegel Texte und Reklamen und vor allem das gros an Importartikel.
    Ohne Subventionen kann sowas unmöglich überleben.
    Fast ein vergleich wert mit unserer Regierung.Auch viel zu gross für unsere kleine Gegend

  9. ich hab da noch was!

    @ Zaungast, ich bin in der gleichen Situation, gebe Ihnen 100% Recht! Die Gesellschaft baut sich ab, überall…. Ist es das, was die Politik der letzten dreissig Jahre uns vermitteln möchte. Arme Welt und arme Kinder!

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