Die Unterstadt verschönern, sie wiederbeleben, den sozialen Zusammenhalt stärken und aus dem Temsepark einen Ort der Begegnung machen: Dies hatte sich die Stadt Eupen vorgenommen, als sie am grenzüberschreitenden SUN-Projekt teilnahm und den Versuch wagte, die Unterstadt mit Beteiligung der Bürger aufzuwerten.
So wurde das SUN-Projektteam beauftragt und startete im Januar 2010 mit einem Stadtteilbüro in der Unterstadt. Eines der wichtigsten Projekte war die Gründung der gemeinnützigen V.o.G. „Die Unterstadt, ein starkes Viertel“.
Das ehrgeizige Projekt wurde in der Laufzeit von 2009-2012 erfolgreich gestartet. An diesem Verein zur Verbesserung des sozialen Zusammenhalts haben sich viele engagierte Bewohner beteiligt.
„Wir haben uns damals ins kalte Wasser gestürzt“, berichtet Yvonne Küchenberg, die Präsidentin der V.o.G. „Glücklicherweise haben wir einige ehrenamtliche Mitglieder, die sich mit Organisationen, der Gesetzgebung etc. auskennen. Das war eine große Hilfe. Und alle Mitglieder sind bereit, auch mal mit anzupacken. Deswegen sind wir sehr zufrieden mit dem Verlauf des Projektes.“
„Unsere bisher größte Veranstaltung war das Lichterfest 2011 und 2012, bei dem die Unterstädter sich und ihre Talente erstmalig und eigenständig präsentierten und ihren Stadtteil feierten. Dies haben wir mit der Unterstützung der Interreg-Förderung umgesetzt. Es war ein voller Erfolg. Aber da das Interreg-Projekt und die Finanzierung auslaufen, müssen wir nun auf eigenen Beinen stehen und dafür sind wir gut gerüstet.“
Große Hilfe von Ehrenamtlichen
Das Lichterfest war nicht die einzige Veranstaltung im Rahmen des grenzüberschreitenden SUN-Projektes. Die Stadt Eupen wurde dabei von einem Büro für Wirtschafts- und Sozialförderung und lokale und regionale Entwicklung unterstützt. Johannes Burggraef, der Projektbeauftragte von PROJEKTPLAN, berichtet, dass in der Eupener Unterstadt ungefähr 15 Teilprojekte durchgeführt worden sind.
„Unter anderem wurde der Park begrünt, der Weserpavillon und einige Hausfassaden renoviert. Der Spielplatz wurde, dank der Hilfe von lokalen Unternehmern, mit neuen Geräten ausgestattet, und derzeit wird noch ein Bolzplatz in der Weserstraße eingerichtet.“ Dieser soll dann den Jugendlichen aus der Unterstadt zur Verfügung stehen.
Burggraef hebt hervor, dass „alle Projekte und Veranstaltungen mit der Hilfe von Ehrenamtlichen realisiert worden sind. Auch die Stadt Eupen hat ihren Teil beigetragen, zum Beispiel indem sie die Wege durch den Park neu angelegt und den Pavillon umgebaut hat“.
Zudem berichtet Burggraef, dass auch die lokale Ökonomie gestärkt wurde: Alle Händler aus der Unterstadt wurden auf einer eigens eingerichteten Internetseite vorgestellt. Außerdem wurde durch eine kleine lokale Studie bei den Unterstädter Bürgern festgestellt, dass vor allem ein Metzger und ein Supermarkt im Viertel fehlen. Nun sollen entsprechende neue Geschäftsaktivitäten von Händlern durch die Stadt angeworben werden.
Was beinhaltet das SUN-Projekt?
Die Idee zum SUN-Projekt (Sustainable Urban Neighbourhoods – auf Deutsch: nachhaltige Entwicklung in urbanen Stadtvierteln) wurde von verschiedenen Hochschulen aus der Euregio-Maas-Rhein formuliert. Durch das Projekt soll die lokale Entwicklung in ehemaligen Industrievierteln gefördert werden.
Sieben Städte aus der Euregio-Maas-Rhein beteiligten sich an dem Projekt. In der DG ist die Eupener Unterstadt ein Projektpartner. Vier große Ziele hat SUN: die soziale Integration, die Förderung der lokalen Ökonomie, Begrünung der ehemaligen Industrieviertel und eine energetische Sanierung des Baubestandes.
„Von diesen vier Zielen sind vor allem die ersten drei erfolgreich in der Unterstadt umgesetzt worden. Die Gründung des selbstorganisierten Bürgervereins, die Umgestaltung des Temseparks, die Eröffnung des Pavillons sowie die Wiederbelebung der örtlichen Nahversorgung waren sehr wichtige Projekte für die Unterstadt“, berichtet Johannes Burggraef. „Für mich sind die Unterstadt und seine engagierten Bürger und der Temsepark mit Pavillon als Begegnungsstätte Leuchtturm-Projekte, die von allen Bürgern angenommen werden und als Beispiele dienen können für ähnliche Projekte. Im Übrigen hat sich das Projekt bis jetzt als nachhaltig erwiesen, da nach einem Jahr ohne INTERREG-Förderung viele Initiativen weiterlaufen und von den Bürgern selbst gestaltet werden.“
Die Idee der aktiven Bürgerbeteiligung in der Stadtteilplanung hat sich aber auch in den Köpfen von Politik und Verwaltung festgesetzt. „Man ist heute in Eupen davon überzeugt, dass Projekte unter aktiver Beteiligung der Bewohner besser geplant, besser akzeptiert und nachhaltiger sind.“
Die Zukunft von „Die Unterstadt, ein starkes Viertel“
„Wir haben aktuell ein Programm für den Sommer 2013 aufgestellt. Es finden eine Reihe von Aktivitäten statt, für alle Altersklassen ist etwas dabei – und natürlich wird der Pavillon als Begegnungsstätte weiter betrieben“, berichtet die Präsidentin Yvonne Küchenberg.
Wie es nach dem Sommer aussieht, steht noch nicht ganz genau fest. Mit dem Ende der Förderung durch das ÖSHZ Eupen verliert die Organisation nämlich zunächst auch ihren einzigen Arbeitnehmer, der in den Sommermonaten vor allem den Betrieb des Pavillons aufrecht erhalten hat und im Winter für die soziale Viertelarbeit zur Verfügung stand. „Ich bin überzeugt davon, dass wir trotzdem erfolgreich weitermachen werden. Wir sind eine kleine, bescheidene V.o.G., haben aber motivierte Mitglieder und tolle Ideen. Neulinge sind immer willkommen, vor allem, wenn sie neue Ideen einbringen und auch mal mit Hand anlegen wollen“, so Yvonne Küchenberg. (eb)
Die Internetseite der Unterstädter-Geschäfte finden sie auf http://www.eupen.be/Wirtschaft/Unterstadt.aspx. Mehr Informationen zu Interreg in der DG finden sie auf http://www.dglive.be/desktopdefault.aspx/tabid-108/373_read-32189/. Mehr Informationen zu AnikoS finden sie auf www.anikos.be.
Die Unterstadt ist meine Heimat, ich fühle mich unglaublich wohl und bin froh das sie wieder mehr lebt. Es ist viel passiert die letzte Zeit in unserem Viertel und ich bin sehr froh darüber. Der Temsepark ist eine Begegnungszone, man trifft die alt eingegesessenen, die neu zugezogenen, neue Kulturen, viele Kinder, es ist einfach nur schön. Danke für die ganze Arbeit. Ich wünsche mir von ganzem Herzen das es weiter geht, mehr Musik, mehr zusammenkunft.
Die Unterstadt wird immer mehr ein Viertel, in dem es sich gut leben lässt. Vielleicht braucht ja mal die Oberstadt ein SUN-Projekt, denn mit Ausnahme des Marktplazes ist die Oberstadt eher ein Sorgenkind.
Auch für Nichteupener ist die U-Stadt attraktiv! Gestern : Mittagspause im Temsepark an einem der grossen Tische, Eis und Getränke aus dem Pavillon; es war so friedlich, dass wir anschliessend noch berufliches hier bespochen haben, fast mediterran…
Es ist für mich echt eine Relax-Zone geworden. Dort wird Gemeinschaft gelebt, dort strahlt ruhe aus! Echt gelungenes Projekt. Danke an ‚das starke Viertel‘