Gesellschaft

18 Mitglieder von Studentenverbindung wegen ihres brutalen Aufnahmerituals mit Todesfolge vor Gericht

22.04.2022, Belgien, Hasselt: Seydou Dia (r), Sanda Dias Bruder, seine Freundin Marie Van Steenkiste (M) und die Lebensgefährtin von Dias Vater kommen zum Beginn des Prozesstages gegen die 18 Mitglieder des Studentenclubs „Reuzegom“ vor dem Justizpalast von Hasselt an. Foto: Eric Lalmand/BELGA/dpa

Vor dem Strafgericht von Hasselt läuft der Prozess gegen 18 Mitglieder der Studenten-Vereinigung „Reuzegom“. Die Angeklagten werden mit dem Tod eines 20-Jährigen in Verbindung gebracht. Sanda Dia starb nach dem Ritual einer Studententaufe an Organversagen.

Das Opfer hatte das grausame Aufnahmeritual im Dezember 2018 über sich ergehen lassen. Der 20-Jährige musste Medienberichten zufolge Unmengen an Alkohol und Fischöl trinken und Fische herunter schlucken. Außerdem mussten er und zwei Mitstreiter bei Außentemperaturen von sechs Grad halbnackt in einer mit Wasser gefüllten Grube verharren. Die Verbindungsmitglieder sollen zudem auf ihn uriniert haben. Am Abend des zweiten Tages wurde der Mann bewusstlos und unterkühlt ins Krankenhaus gebracht, wo er starb.

22.04.2022, Belgien, Hasselt: Rechtsanwalt Sven Mary (l) und Ousmane Dia, Vater von Sanda Dia, vor Beginn des Prozesses gegen die 18 Mitglieder des Studentenclubs „Reuzegom“ vor dem Strafgericht von Hasselt. Foto: Eric Lalmand/BELGA/dpa

In dem Prozess brachte ein Angeklagter sein Bedauern zum Ausdruck. „Wir hätten nie gedacht, dass es solche desaströsen Konsequenzen haben könnte“, sagte der ehemalige Präsident der Studentenverbindung vor dem Gericht in Hasselt am Freitag. „Wir hätten die Sache rationaler einschätzen müssen, aber die Taufe war heilig für uns.“ Das Ritual habe seit Jahren so stattgefunden und niemand habe das Vorgehen in Frage gestellt, erläuterte der 25-Jährige. Man habe keine Vorsichtsmaßnahmen getroffen.

In dem Prozess müssen sich die 18 Mitglieder der Verbindung „Reuzegom“ aus der Universitätsstadt Löwen unter anderem wegen fahrlässiger Tötung und dem Verabreichen schädlicher Substanzen mit Todesfolge verantworten. Ihnen drohen Freiheitsstrafen von bis zu 15 Jahren.

An der Anhörung am Freitag nahm auch die Familie des Opfers Teil. Der Prozess hatte im September begonnen, ein Urteil wird für Ende Mai erwartet.

Neben der Diskussion um die Brutalität des Rituals hat der Fall in Belgien auch eine Debatte über Rassismus ausgelöst, weil das Opfer schwarz war und in einer elitären „weißen“ Verbindung mitmachen wollte. Die Verbindung hat sich mittlerweile aufgelöst. (dpa)

27 Antworten auf “18 Mitglieder von Studentenverbindung wegen ihres brutalen Aufnahmerituals mit Todesfolge vor Gericht”

  1. Diese Rituale stammen bestimmt aus dem Mittelalter, als man Menschen aus Spaß erniedrigte. Diese Praktiken gehören schon seit Jahren verboten. Wie können heutzutage halbwegs vernünftige Menschen so etwas veranstalten.

    • Falsch! Es wird von Jahr zu Jahr schlimmer. Zu meinen Studienzeiten gab es da auch schon das ein oder andere Ritual, das recht bedenklich war. Aber auf so einen Scheiß kann auch nur diese dekadente, von der Realität komplett abgekoppelte Jugend kommen. Der gebe ich übrigens nicht einmal die Schuld daran, dass sie moralisch rettungslos verkommen ist. Das können sich eine perverse Jugend- und Schulpolitik ans Revers heften.

  2. Studentenhasser

    Generation Z halt. Dumm wie Brot, das ganze Leben ist ein Computerspiel und von der Kindergärtnerin bis zum Sozialkundelehrer hat immer irgendwer gesagt, dass man ja trotz dutzender Allergien, LRS, Konzentrationsstörung, ADHS und sonstiger von Mutti wegen ihres auf Faulheit beruhenden Versagens bei der Erziehung erfundener Entschuldigungs-Krankheiten etwas ganz Besonderes mit ganz vielen Talenten sei. Wären diese sich jetzt auch noch selbst bemitleidenden Hohlbirnen mit 15 dorthin geschickt worden, wo sie hingehören, auf den Bau, anstatt nutzlosen Quatsch wie Ergotherapie oder Geschwätzwissenschaften zu „studieren“, dann würde der Junge noch leben. Kann meinetwegen auch besoffen in einer nassen Grube verrecken, das Pack.

    • Deuxtrois

      Stimmt. Die Strafe mit Lineal und Prügelattacken vom Priester (bzw. „Lehrer“) wären da angebrachter. Was vermisse ich die Zeit, als noch jedes Wochenende jemand mit über 2 Promille im Vorgarten in einem Golf 1 hier gelandet ist und sich halb tot gefahren hat.

      Wer die Ironie findet darf sie gerne behalten.

    • Lasterfahrer

      Studentenhasser, aber die ganzen Sachen, welche unsere Akademiker erfinden und uns das Leben erleichtern, die nimmst du bestimmt gerne in Anspruch. Ich gebe gerne einen Teil meiner Steuern ab, damit die, denen es gegeben ist, studieren können. Dann setze ich mich in mein Auto und freue mich. Alles richtig gemacht. Bleib du auf deinem Bau.

  3. Was bitte hat denn das mit Tradition zu tun? Glaubst du ernsthaft, dass man seit hunderten von Jahren irgendwelche Bleus besoffen in Teiche wirft und verrecken lässt? Sind hier eigentlich nur noch Impfschäden unterwegs?

    • Damit nicht genug. Sie schlagen sich sogar mit Säbeln ins Gesicht, und zwar durchaus seit Jahrhunderten. Abgesehen davon, wie alt muss denn Ihrer Meinung nach eine Übung sein, um Tradition genannt zu werden, und in welchem Traditions-Fristenbuch oder wo sonst ist das Ihrer Meinung nach festgelegt.

  4. Dearaugenblick

    Die „Elite“ die uns Regiert, in Aufsichtsräte sitzen , schalten und walten, kennen sich alle „International“ eben durch solche Verbingungen. In Amerika gang und gäbe, die puschen sich so gegenseitig in die Führungspositionen , ob die dazu fähig sind sei mal so dahingestellt, aber siehe unsere Politiker heute “ allesamt“

    • Gemessen an der Gesamtzahl von Hochschulabsolventinnen und – absolventen handelt es sich heute eher um eine relativ kleine Gruppe rückwärtsgewandter Herren, aber sie versprühen das Klima der Vergangenheit, und es reicht, wie man sieht, leider auch für Todesopfer der seltsamen Riten.

  5. Peter Müller

    Und ich dachte immer, das das Leute sind , die mehr in der Birne haben als wir. Aber das ist genau der Grund, die sind so beschrenkt in ihrem Lehrfach, dass die sonst nicht anderes im Leben kapieren.

  6. Marcel Scholzen eimerscheid

    Studententaufen gehören abgeschafft und verboten. Mit Amusement und Geselligkeit hat das nichts mehr zu tun. Es ist einfach nur ein menschenverachtendendes Ritual. Um Kontakte zu pflegen und neue zu knüpfen, ist es nicht notwendig. Das kann man auch in einer Kneipe, Restaurant, oder einem Fest.

    • Dann darf ich als ehemaliger Student Herrn MS aus E mal zur Seite springen.
      Bei den studentischen Verbindungen handelt es sich um um den denkbar rückständigsten Bodensatz des akademischen Nachwuchses, oft um sozial so hilflose Wesen, dass sie die Anbindung an eine seltsame Männergemeinschaft brauchen. Es geht dabei keineswegs nur um die Welt von infantilen Jünglingen, denn dahinter steht die Abstützung durch das Geld und die Gemeinschaft der „alten Herren“, mit deren Hilfe dann auch Nichtskönner in berufliche Positionen geschleust werden. Es sind „Lebensbünde“, deren Riten einschließlich wilder Zechgelage unter Absingen reaktionären, oft menschenverachtenden Liedguts nicht mal eben spontan von übermütigen Besoffenen erfunden werden, sondern lange Tradition haben.

        • Das juckt mich nicht, ob jemand möglicherweise ein Ego-Problem hat oder wie er sonst so drauf ist, wenn es jedenfalls im jeweiligen Einzelfall stimmt, was er schreibt. Oder spielen hier irgendwelche Mannschaften ihre gegenseitigen Animositäten aus? Allerdings frage ich mich, warum jemand ein Problem allein mit der Zahl von Wortmeldungen anderer Leute hat. Es sollte um die Sache gehen.

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