Was befürchtet wurde, hat sich bewahrheitet: Bei der Chocolaterie Jacques in Eupen wird umstrukturiert. 7 Arbeitsplätze werden abgebaut, und künftig wird es nur noch eine Produktionslinie geben (statt bisher zwei).
Dies meldete der BRF am Mittwoch auf seiner Internetseite. Darüber hinaus müssen die Beschäftigten, die ihren Arbeitsplatz behalten, auf außertarifliche Vorteile, die ihnen bisher gewährt wurden, verzichten und zudem „bereit sein, finanzielle Opfer zu bringen“, heißt es in der BRF-Meldung.
Die Direktion des Schokoladenherstellers hat am Mittwoch die Belegschaft des Betriebs über den Umstrukturierungsplan informiert.
Wie die Gewerkschaften CSC und FGTB erklärten, habe die Direktion als Gründe angegeben, die Eupener Niederlassung koste das Unternehmen mehr als die Niederlassungen in Veurne und Brügge.
“Sweet Products Chocolate”, wie die Chocolaterie seit der Übernahme durch den belgischen Süßwarenhersteller Sweet Products/Baronnie heißt, beschäftigt in Eupen nach BRF-Angaben 32 Angestellte und 93 Arbeiter.
Der belgische Arbeitsmarkt wird abgeschafft und Belgien wohl langsam auch, wo soll das noch hinführen.
Jacques – eine kleine Produktionsstätte ohne Ostbelgien-flair.
Jacques – später Stollwerk und heute Barry Callebaut AG haben es nicht verstanden diese kleine übersichtige Produktionslinie durch „savoir-faire“ Produkte zu vermarkten. Als man diese Firma übernommen hat wusste man vom hiesigen Lohnniveau. Nur Exquisit Produkte – eine Art Mercedescreation in Schokolade hätte helfen können. Das wirklich Neue kann nicht mit „Schokoladecreation“ bezeichnet werden. Es scheint, das man sich in den letzten Jahren auf eine für Discounter ausgerichtete Produktion eingelassen hat und ist so im Exportgeschäft an eine „Geiz ist Geil“ Kundschaft geraten, deren Einkaufsabteilungen gnadenlos jedes Jahr größere Rabattaktionen vorschreiben. Im Inlandsmarkt war man wohl nie besonders stark. Zu viel und zu guter Wettbewerb.
Diese geschmacksneutralen Schokoladenangebote haben mit neuzeitlichen „ Gourmetverständnis“ überhaupt nichts mehr zu tun, folglich gibt es kein Image mehr für diese Marke. Der qualitätsbewusste Kunde greift zu anderen Marken. Selbst das eigenverschuldete krampfhafte Festhalten an eine moderne zweckorientierte nicht ansprechbare Verpackung verleiht dem Produkt schon aus der Ferne das Prädikat „billig“.
Auch dieser Markt ist ein Heißumkämpfter. Andere machen vor wie eine Selbstdarstellung vor dem Endkunden aussehen sollte – wurde hier etwas verschlafen? Welche Gestaltungsmöglichkeiten hatte/hat das Marketing vor Ort?
Welche Firmenphilosophie steckt hinter der Weisheit dass eine 50% Stilllegung bei nur 7 Entlassungen den Fortbestand einer Firma gewährleisten kann? Wie sieht der Masterplan der Gewerkschaften in diesem Zusammenhang eigentlich aus? Welche fachliche Hilfestellung bezogen auf eine Neuorientierung kann hier eigentlich die DG einbringen. Können wir uns weiter erlauben Arbeitsplätze zu verlieren? Ich denke – NEIN.
Sie haben völlig Recht! Toller Beitrag. Leider läuft das heute das heute so, und die Krise ist hausgemacht. In fast allen Bereichen und weltweit.
Schade für die Arbeitnehmer/-innen, dass sie nicht beim BRF arbeiten. Dort gingen vier Mitarbeiter, bei Jacques nun fast doppelt so viele – wo aber ist der Aufschrei? Wo die Empörung wie im Falle des BRF? Es liegt mir fern das Leid von entlassenen Arbeitnehmern verschiedener Branchen gegenüber zu stellen – ich stelle allerdings die öffentliche und öffentlich zur Schau gestellte Reaktion gegenüber. Wo sind all die Leserbrief- udn Kommentarschreiber die sich wortgewaltig mit den Entlassungen bemim BRF auseinandergestzt haben? Alle im Ski-Urlaub? Das ist der Beweis, dass es all jenen Schreiberlingen nicht um die armen Entlassenen des BRf ging, sondern nur um Polemik in Richtung der Politik. Bei Jacques hat eventuell das Management Fehler gemacht, die nun die Arbeitnehmer mit dem Jobverlust ausbaden müssen – wo ist hier der Aufschrei? Man sagt immer, der Staat solle nicht Manager „spielen“. Den Politikern werden Vorwürfe gemacht – und den „wahren“ Managern? Schweigen im Walde…
@Flitzpiepe: Da gebe ich ihnen 100% Recht. Vielleicht sind hier sogar „echte“ Sozialfälle bei, aber wen interessiert das schon.
Laut eines interessanten Artikels des ehemaligen DG-Monopolisten der Printmedien, der heute erschienen ist, sollen „(…) die Kosten zur Herstellung von einem Kilogramm Schokolade liegen in Eupen um zehn Euro höher als zum Beispiel in Brügge“ (…).
Im Supermarkt nebenan gibt es schon Schokolade für satte 4 EUR/kg. Kein Wunder, dass man hier der Laden nicht läuft …