Politik

St.Vith: Krings kam mit Schöffin, und Berens blieb bis zum Schluss

Das Stadtzentrum von St. Vith: Die Innenstadt soll nach dem Willen der neuen Mehrheit auch in Zukunft attraktiv bleiben. Foto: OD

In der Serie der BRF-Wahldebatten war am Dienstag St.Vith an der Reihe. Entgegen so mancher Befürchtung ging die Debatte gesittet und sachlich über die Bühne. Und Karlheinz Berens verließ auch nicht vorzeitig das Studio.

Eine Überraschung gab es trotzdem. Obwohl es am 14. Oktober nur zwei Listen geben wird, saßen neben BRF-Moderatorin Michaela Brück drei Kandidaten im Studio. Die Freie Bürgerliste (FBL) von Christian Krings war nicht nur durch den amtierenden und aller Voraussicht nach auch künftigen St.Vither Bürgermeister vertreten, sondern zudem durch Schöffin Christine Baumann. Erstaunlich.

Erstickt das „System Krings“ jegliche Opposition?

Erstes Thema war die Demokratie in der Großgemeinde St.Vith, wobei Berens natürlich das „System Krings“ an den Panger stellte. In diesem System habe die Opposition kaum Luft zum Atmen, meinte Berens sinngemäß. Der Galhausener kritisierte unter anderem das, was unlängst gegenüber „Ostbelgien Direkt“ auch schon Leo Kreins bemängelt hatte: dass nämlich in St.Vith die Kommissionssitzungen erst kurz vor der Stadtratsitzung stattfinden und die Opposition vor vollendete Tatsachen gestellt werde.

Hingegen meinte der amtierende Bürgermeister, die FBL könne man nicht dafür verantwortlich machen, dass es am 14. Oktober keinen anderen Mitbewerber gebe als Karlheinz Berens. Und was die Kommissionssitzungen betrifft, so machte Krings einen Vorschlag: Künftig soll vor jeder Stadtratssitzung nur noch eine Kommissionssitzung abgehalten werden, bei der alle Tagesordnungspunkte des bevorstehenden Stadtrates diskutiert werden könnten.

Zu viel für die Stadt, zu wenig fürs Land?

vith debatte

Wahldebatte zur Stadtgemeinde St.Vith (v.l.n.r.): Christian Krings, Christine Baumann, Karlheinz Berens und Moderatorin Michaela Brück.

Zweites Thema war die Solidarität zwischen der Stadt St.Vith und den 27 umliegenden Ortschaften. Die Frage lautete, ob zu viel für die Stadt und zu wenig für die Altgemeinden gemacht werde. Bürgermeister Krings meinte, eine Bevorteilung der Stadt St.Vith im Vergleich zum Hinterland werde zwar subjektiv so empfunden, doch entspreche dies nicht der Wirklichkeit. So seien in der letzten Legislaturperiode die Investitionen in Höhe von 2,2 Millionen Euro in die Wasserversorgung ausschließlich den umliegenden Ortschaften zugute gekommen. Ähnlich verhalte es sich für den größten Teil der Investitionen ins Wegenetz.

Schöffin Baumann unterstrich ihrerseits auch die Anstrengungen, die beispielsweise für die Dorfschulen unternommen worden seien.

Triangel: Belebung ja, aber noch nicht genug

Nächstes Thema: das Kultur-, Konferenz- und Messezentrum Triangel. Krings und Baumann unterstrichen, dass das Triangel für eine enorme Belebung des Kulturlebens in St.Vith und Umgebung gesorgt habe – und dies keineswegs zu Lasten des Kulturlebens in den umliegenden Ortschaften, das laut Schöffin Baumann immer noch sehr intensiv sei.

Hingegen meinte Karlheinz Berens, die Aktivität des Triangel sei nicht ausreichend und die finanzielle Lage des Zentrums „auf des Messers Schneide“. Berens nahm vor allem daran Anstoß, dass in unmittelbarer Nachbarschaft zum Triangel ein Wohnkomplex entstanden sei. Besser wäre es gewesen, diesen Raum für weitere Optionen frei zu halten, beispielsweise für Parkplätze, da die Parkmöglichkeiten für die Besucher des Triangel nicht zahlreich genug seien, was Bürgermeister Krings jedoch dementierte.

Karlheinz Berens benötigt acht Prozent

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Das St.Vither Rathaus. Foto: OD

Ein weiteres Thema in dieser – wie schon erwähnt – überraschend sachlichen Debatte war der Windpark Emmelser Heide. Während Berens befand, das Gemeindekollegium habe sich in dieser Angelegenheit „über den Tisch ziehen lassen“, meinte Bürgermeister Krings, die Stadt St.Vith habe das Optimale erreicht.

Das Sport- und Freizeitzentrum bzw. das Freibad Wiesenbach sowie die Schaffung von Wohnraum „Auf’m Bödemchen“ waren weitere Themen. Die Frage nach der künftigen Mehrheit schien nur Karlheinz Berens zu interessieren, der sich die Mühe machte, aus dem Gemeindegesetz vorzulesen. Demnach wird Bürgermeister, wer auf der stärksten Liste der Mehrheit die meisten Vorzugsstimmen auf sich vereint. Und da Berens davon ausgeht, dass seine Liste die stärkste sein wird, würde er somit auch Bürgermeister…

Doch Spaß beiseite: Um wie 2006 in den Stadtrat gewählt zu werden, benötigt Berens acht Prozent der Stimmen. Selbst Krings und Baumann hatten keine Zweifel, dass dies ihrem einzigen Mitbewerber gelingen werde.

Hervorzuheben ist übrigens für die beiden ersten BRF-Wahldebatten die exzellente Moderation von Stephan Pesch (Debatte Bütgenbach) und Michaela Brück (Debatte St.Vith).

25 Antworten auf “St.Vith: Krings kam mit Schöffin, und Berens blieb bis zum Schluss”

  1. H. Grabowski

    Was kann man Krings vorwerfen ?
    Dass er ein rastloses Arbeitstier ist ?
    Dass seine Parteifreunde und Begleiter seinem Tempo nicht mithalten können ?
    Dass zu viele Gemeindestraßen und -plätze geteert oder gepflastert wurden ?
    Dass im Vorfeld der Wahlen 2012 seine „Gegner“ freiwillig das Handtuch geworfen haben ?

    Bevor die politische Landschaft St.Vith’s neu belebt wird, werden wohl noch einige Jahre ins Land ziehen, denn offensichtlich sind die meisten Bürger(innen) zufrieden.

    • R. A. Punzel

      @H. Grabowski,
      nicht schlecht, Ihre Pro-Krings-Argumentation.
      Aber was nutzt es dem Bürger wenn die Stadt St. Vith tolle Straßen hat (fahren Sie mal von St.Vith nach Schönberg bzw. durch Recht). Wenn ein Schlachthof, ein Holzverarbeitungsbetrieb, … mitten in Wohngebieten angesiedelt sind. Schauen Sie sich auch einmal die toll dekorierten Schaufenster an, die leerstehende Geschäfte kaschieren (vielleicht sind die auch nur wegen Reichtum vorübergend geschlossen). Wo fließen die Abwässer in den Dörfern hin? In Sickergruben, die das Grundwasser verseuchen. Manche Orte bekommen ihr Trinkwasser aus Rodt; im Fördergebiet soll mindestens noch ein verrottender Panzer aus dem 2. Weltkrieg nicht geborgen worden sein.( Prost). In Hünningen wurde die alte Müllkippe „zugedeckt“.
      Hier wird nun wirklich keine, dem normalen Steuerzahler zumutbare Politik betrieben.
      Frei nach Obama: Ja, wir können´s; Machtwechsel muss her. Ansonsten haben wir (wenn es ihn nicht schon gibt) den berühmten Kölschen Klüngel.
      Ansonsten wähle ich Berens und die Provinzen weiß.

      • karlh1berens

        H. Grabowski sagt : „schwache Vorstellung Herr Berens, kein Programm, keine Vision, keine Alternative zum amtierenden Bürgermeister“

        Was soll ich denn mit einem Programm ? Ich bin doch kein Computer !

        Ich habe Krings beim Gespräch mit dem Grenzecho gefragt, ob er im Falle einer absoluten Mehrheit der Stimmen für meine Liste, eine große Koalition eingehen würde, und mit mir als Bürgermeister einverstanden wäre. Er hat glatt nein gesagt.

        Ich sehe mich natürlich (wie könnte ich mich, als Einzelkandidat, anders sehen ?) als Projektionsfläche für die Krings-Nein-Danke-Sager. Das geilste, was mir mit meiner Kandidatur passieren könnte, wäre, das Kringsche Gerede von Demokratie als hohle Phrase zu entlarven.

        Vielleicht stehen zum Katharinenmarkt 3000 Bürger vor dem Rathaus und ich öffne ihnen die Tür…

        Dann, und erst dann, merkt Krings, was Demokratie ist.

    • Peteralin

      Was man den Krings vorwerfen kann ist, auf jeden Fall schonmal, dass er Schiss hatte. Oder warum musste er ne Frau mitbringen???
      Zudem noch, dass Herr Berens vollkommen recht hatte mit seiner Bemerkung, dass es nicht genug Parkplätze, neben dem Triangel gibt. Ganz abgesehen davon, dass der Wohnblock richtig Scheiße aussieht!!! Ich befürchte, dass wird das zweite Ghetto in Sankt Vith!
      Die Frau (habe ihren Namen vergessen) meinte, dass das Dorfleben nicht zu kurz kommt. Vllt sind es 3 von 27, denen es noch gut geht!?
      Wie auch immer, Herr Berens hat sich gut geschlagen sowie Mut und Kurage bewiesen, die GRABoWski auf alle fälle NICHT besitzt!

        • Peteralin

          @ H. Grabowski, entweder kennst du sankt vith nicht oder du bist K.K.Himself! hast du noch nie was von der „NEUSTADT“ gehört??
          Weshalb sollte ich meinen NAMEN abgeben???? ANPASSUNG ist doch alles in unserer Gesellschaft.
          kann es sein, dass du zur zeit ein weißes auto fährst????? ;)

  2. karlh1berens

    Hier mal ein Auszug aus einer Mail, die ich soeben erhalten habe (keine Wählerin) :
    „Und weiterhin Mut zur Lücke!!! Wer Patentlösungen, – Antworten erwartet, der hat nix anders verdient, als die bestehende Politik – und das, was sie uns vorgaukelt. Wer Kritik am Bestehenden äußert, hat seine Arbeit getan, dabei muss/kann man nicht wissen, wie es defacto besser geht.
    fuck the fuckin system“

    • R. A. Punzel

      @fuck the fuckin system
      Dem kann ich nur zustimmen: „A good fuck in the morning time, is better than a cup of Haferschleim“.
      Aber, wie kann sich das Unausgegorene gegen das eventuell beherrschende Vitamin K, durchsetzen?

  3. Meyer F.

    Ich frage mich wo H. Grabowski zu viele Gemeindestraßen und -plätze geteert oder gepflastert gesehen hat. In Wirklichkeit sind etliche dieser Wege in einem weitaus schlechteren Zustand wie noch vor 6 Jahren, aber im Gegenzug wurden die schönsten Pflastersteine für den neuen Platz „am Viehmark“ verwendet. Auch Feld- und Waldwege sind außehalb der Stadtgrenzen fahrläßig schlecht unterhalten worden und selbst nach Vesprechen ders Bürgermeisters ( als Verantwortlicher für den Wegeunterhalt ) nur notdürftig gefickt worden.

    • Peteralin

      In dem alter, brauch man wohl mehrere „zahnprotesen-test-bahnen“!??
      Prümerberg (st.vith) ist z.bsp. auch total blöd organisiert worden…. ich könnte wetten, das keiner in der straße, den krings wählt!!

        • Peteralin

          Diese Strasse hat jetzt (bald…) nen schönen „Zaun“ aber wurde DIREKT (wegen bauarbeiten) an die schlaglöscher Richtung Schönberg angepasst. Ich möchte diese strasse nicht gebrauchen! Weshalb hat man die kanalisationsarbeiten denn nicht gleich mit der instandsetzung der strasse angepasst? jaja, wegen dem geld… schon klar!
          3jahre hätte wohl jeder bürger dieser strasse warten können, insofern, KRINGS weiter gedacht hätte und für dieses projekt sparmaßnahmen in kauf genommen hätte… Dafür sind BürgerMEISTER doch da, oder nicht?

  4. Oliver Jacobs

    Lieber Herr Grabowski,
    ganz so inhaltlos würd ich die Diskussion nicht nennen. Das in der Gemeinde St.Vith noch einiges im Argen liegt, ist nicht von der Hand zu weisen und sicherlich hat auch der amtierende Bürgermeister dazu beigetragen. Gut und schön, dass in St. Vith mehr Parkplätze gepflastert und geteert werden, aber in den umliegenden Dörfern wäre mit dem gleichen finanziellen Aufwand mehr erreicht worden. An die „Stadt“ wird selbstverständlich zuerst gedacht und wenn fürs Hinterland dann kein Geld mehr übrig ist, kann man nur sagen: „Pech gehabt, ihr seid ja keine Stadt.“ Dieser Eindruck drängt sich mir zumindest auf.
    Allerdings muss ich zur Verteidigung von Herrn Krings anbringen, dass er nicht verantwortlich ist für den Bau des Wohnkomplexes neben dem Triangel, ebenso wenig kann er von sich aus sagen, wir machen jetzt die Strasse von St.Vith nach Schönberg. Das ist alles im Zuständigkeitsbereich der Wallonischen Region. (Der bestehende Parkplatz soll übrigens auch einem Wohnkomplex weichen.)
    Betreffend diesem Gewäsch „fuck the system“ usw. kann ich allerdings auch nur den Kopf schütteln. Solange niemand eine wirklich taugliche Alternative anzubieten hat, soll er/sie seine/ihre Kritik zwar weiterhin äussern, aber nicht das ganze System kritisieren. Mitgestalten ist in diesem Fall angesagt. Wir brauchen Menschen wie den Herrn Berens, der uns die Augen öffnet und auch mal Missstände aufzeigt. Daraus aber zu schliessen, dass das ganze System krankt, ist meines Erachtens Blödsinn. Wie dem auch sei … Ich wünsche dem Herrn Berens viel Glück für die Wahlen am 14. Oktober (Herrn Krings übrigens auch). Möge Karl-Heinz mehr Durchhaltevermögen haben als in der letzten Legislaturperiode.
    Liebe Grüsse.

    • karlh1berens

      Herr Krings ist sehr wohl verantwortlich für den Bau des Wohnkomplexes neben dem Triangel. Das ganze Gelände bis zu Meurer ist in den Besitz der Stadt St.Vith übergegangen und die Stadt hat einen Teil dieses Geländes an den jetzigen Investor verkauft. Der jetzige Parkplatz ist auch Eigentum der Stadt St.Vith.

  5. Lukas Brüll

    Lustig wieviele Beiträge es zu diesem Thema hier gibt. Dabei gibt es im beschaulichen St. Vith doch gar keine echte demokratische Auseinandersetzung.
    Ob FBL-Krings 21 Sitze bekommt oder FBL-Krings 20 Sitze und Berens (zumindest zeitweise) 1 Sitz bekommt, ist doch Jacke wie Hose. Es bleibt dabei: Demokratie in St. Vith: Fehlanzeige!
    PS: Das war doch gar nicht Berens bei der BRF-Wahldebatte, denn der trägt eine bescheuertere Brille. :-)

    • Fr. Ankenstein

      @Lukas Brüll: vielleicht gibt es eine Ausnahme, aber „Dicktatur“ kann man dem außerpolitischen Parlament in St.Vith beim besten Willen nicht vorwerfen. Im Gegensatz zur „echten“ Diktatur der DG.

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