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Urteil zum „Spiel der Schande“: Keine Punkte und zwei „Geisterspiele“ für Standard Lüttich

Dieses Foto von einem kleinen Standard-Fan, der sich vor lauter Angst vor Feuerwerkskörpern und Böllern weinend die Ohren zuhält, ging nach dem Spiel vom 4. Dezember 2016 um die Welt. Foto: Belga

Das „Spiel der Schande“ zwischen dem SC Charleroi und Standard Lüttich am 4. Dezember, das wegen des undisziplinierten Verhaltens von Fans beider Clubs erst unterbrochen und dann abgebrochen wurde, hat vor allem für die Lütticher zu einer harten Bestrafung geführt.

Die zuständige Kommission des Fußball-Verbandes urteilte nach Anhörung aller Streitparteien, dass für diese Begegnung keine Punkte vergeben werden. Das ist insbesondere für Standard von Nachteil, weil Lüttich zum Zeitpunkt des Abbruchs mit 3:1 führte.

Wäre die Partei zu Ende gespielt worden und es beim Spielstand von 1:3 geblieben, hätten die „Rouches“ drei wichtige Punkte im Kampf um einen Platz in den Play-offs 1 gewonnen. Charleroi hätte sowieso keinen Punkt bekommen. Und das „Geisterspiel“, zu dem Charleroi wegen der Ereignisse am 4. Dezember verurteilt wurde, ist eine Bewährungsstrafe, wird also erst im Fall eines weiteren Vergehens wirksam.

Anders wirken sich die Sanktionen für Standard aus, denn zum einen waren die „Rouches“ schon vorher zu einem „Geisterspiel“ auf Bewährung verurteilt worden, sodass diese Strafe jetzt effektiv wird. Außerdem muss Lüttich ein weiteres Spiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit bestreiten.

Standard-Trainer Aleksandar Jankovic wandte sich während der Unterbrechung mit einem Megafon, das er von einem Supporter bekommen hatte, an den Lütticher Anhang. Foto: Belga

Standard-Trainer Aleksandar Jankovic wandte sich während der Unterbrechung mit einem Megafon, das er von einem Supporter bekommen hatte, an den Lütticher Anhang. Foto: Belga

Für beide Vereine gibt es zudem weitere Geldstrafen, die sich aber in Grenzen halten. Eine erste Geldstrafe von jeweils 25.000 Euro war bereits automatisch wegen einer internen Vereinbarung aller Vereine der Pro League verhängt worden.

Standard Lüttich hat bereits angekündigt, gegen das Urteil in Sachen „Spiel der Schande“ vor dem Schiedsgericbtshof für den Sport Einspruch zu erheben.

Zur Erinnerung: Am Sonntag, dem 4. Dezember, war das wallonische Derby zwischen Charleroi und Standard Lüttich in der zweiten Halbzeit beim Stand von 1:3 abgebrochen worden. Die erste Halbzeit verlief ohne Zwischenfälle. Charleroi ging in der 12. Minute mit 1:0 in Führung. In der 23. Minute glichen die „Rouches“ aus. 1:1 war auch der Pausenstand.

In der zweiten Halbzeit jedoch überschlugen sich im ausverkauften Stadion von Charleroi die Ereignisse. In der 51. Minute gelang Standard das 1:2 und nur 6 Minuten später sogar das 1:3.

Bei diesem Ergebnis mussten die Standard-Fans eigentlich zufrieden sein, doch warfen einige von ihnen Knallkörper auf den Torwart von Charleroi, weshalb Schiedsrichter Serge Gumienny die Partie unterbrach und beide Mannschaften in die Kabinen schickte.

„Hört auf! Ich flehe euch an!“

Spieler und Vereinsbosse von Standard konnten es nicht fassen: Da lag ihre Mannschaft in Führung, und einige ihrer angeblichen Supporter hatten nichts Besseres zu tun, als den sich abzeichnenden Auswärtssieg, der ganz wichtig ist für das Erreichen der Play-offs 1, durch ihr unverantwortliches Verhalten infrage zu stellen.

Berühmt-berüchtigt: Nicht zum ersten Mal fügen Fans von Standard Lüttich (hier bei einem Spiel in Anderlecht) ihrem eigenen Verein schweren Schaden zu. Foto: Shutterstock

Berühmt-berüchtigt: Nicht zum ersten Mal fügen Fans von Standard Lüttich (hier bei einem Spiel in Anderlecht) ihrem eigenen Verein schweren Schaden zu. Foto: Shutterstock

Während der Unterbrechung begab sich Standard-Trainer Aleksandar Jankovic zu den Lütticher Fans, nahm sich das Megafon eines Fans und rief den Standard-Anhängern zu: „Hört auf! Ich flehe euch an!“ Auch der Lütticher Kapitän Adrien Trebel wandte sich an die Supporter mit der Bitte, keine Gegenstände mehr auf den Platz zu werfen.

Kurz nach Wiederanpfiff flogen Gegenstände und ein Feuerwerkskörper aus dem Fan-Block von Charleroi. Daraufhin brach Schiedsrichter Gumienny die Begegnung definitiv ab.

Bei Standard Lüttich argumentiert man, das nach der ersten Unterbrechung, die eindeutig von Lütticher Zuschauern verursacht wurde, Trainer Jankovic und Kapitän Trebel zum Block der Standard-Fans gegangen seien, um die Supporter aufzufordern, ruhig zu bleiben. Dies sei dann auch gelungen.

Der Abbruch wurde jedoch von Zuschauern aus Charleroi verursacht, möglicherweise sogar mit Absicht, weil sie wussten, dass die Partie bei einem weiteren Zwischenfall angebrochen würde, was sie möglicherweise sogar wollten, da Charleroi gegen Standard mit 1:3 im Rückstand. Während Lüttich drei Punkte verliere, habe sich für Gastgeber Charleroi gar nichts geändert. Womöglich hofften sie darauf, dass die Begegnung im Fall eines Spielabbruchs wiederholt würde, so die Argumentationslinie der Lütticher. (cre)

2 Antworten auf “Urteil zum „Spiel der Schande“: Keine Punkte und zwei „Geisterspiele“ für Standard Lüttich”

  1. schlechtmensch

    So ist es richtig. Immer Punkte abziehen. Dann werden die wirklichen Fans des jeweiligen Vereins das selber regeln. Nur so geht es. Wenn man mit Hilfe der Kameraaufzeichnungen die Idioten identifizieren kann bitte noch Haftstrafen und Geldstrafen damit die irgendwann davon die Schauze voll haben.

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