Der ehemalige DFB-Sportdirektor Matthias Sammer macht sich Sorgen um den deutschen Fußball, erst recht nach dem Vorrunden-Aus der DFB-Auswahl bei der WM in Russland. Europas Fußballer des Jahres 1996 forderte von der deutschen Nationalelf, den Bundesliga-Vereinen und den Nachwuchsteams wieder höhere Ansprüche an sich selbst.
“Ich habe selbst im Verband gearbeitet, es war immer das Thema, die höchsten Maßstäbe zu benennen, um sich dann an den Details zu orientieren. Wir müssen Weltspitze wieder als Maßstab definieren“, sagte Sammer in einem Interview mit dem TV-Sender Eurosport.
Das DFB-Team war bei der Fußball-WM in Russland erstmals in der Vorrunde gescheitert, und auch auf Clubebene konnten die deutschen Vereine in der vergangenen Jahren keine großen Erfolge erzielen.
Ein Ansatzpunkt für den externen BVB-Berater und Fußballexperten Sammer ist die eigene Erwartungshaltung. „Alles beginnt mit dem Anspruch“, sagte der 50-Jährige. Er sehe vor allem die Bundesliga schon in den letzten Jahren „etwas kritischer, jetzt hat es auch die Nationalmannschaft getroffen“, befand Sammer.
Die Bundesliga läuft Gefahr, im Vergleich zu den anderen Topligen in Europa, insbesondere gegenüber der englischen Premier League, aber auch in Konkurrenz zur Serie A (Italien) und Ligue 1 (Frankreich) an Boden zu verlieren.
Frankreich wird derzeit durch Spieler wie Neymar und Kylian Mbappé aufgewertet, die italienische Serie A durch das Phänomen Cristiano Ronaldo, der von Real Madrid zu Juventus Turin gewechselt ist.
Auch die besten Trainer der Welt sind inzwischen hauptsächlich in England tätig (Pep Guardiola, Jürgen Klopp, José Mourinho…).
Das seit Jahren schwache Abschneiden der Bundesliga in den europäischen Wettbewerben, mit Ausnahme des FC Bayern München, wurde zuletzt in Deutschland immer damit „entschuldigt“, dass man auf der anderen Seite 2014 Fußball-Weltmeister geworden sei, während zum Beispiel England seit 1966 auf einen weiteren WM-Titel warte und keine schlagfertige Nationalmannschaft habe. Dieses Argument kann nach dem Desaster der deutschen Nationalelf in Russland nicht mehr angeführt werden. (dpa/cre)