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Sonnenblumenöl bleibt Mangelware – Gastronomie und Lebensmittelindustrie vor großen Herausforderungen

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Mehr als die Hälfte der weltweiten Exporte von Sonnenblumenöl kommt aus der Ukraine – und wird nun auf absehbare Zeit knapp bleiben. Die Gastronomie und Lebensmittelindustrie stehen vor Herausforderungen, Verbraucher müssen für Lebensmittel tiefer in die Tasche greifen.

Für Verbraucher, Gastronomie und Lebensmittelhersteller wird Sonnenblumenöl wegen des Ukraine-Kriegs auf absehbare Zeit Mangelware bleiben. Da die Ukraine der größte Lieferant ist, erwarten Fachleute vorerst keine Verbesserung der Situation. Große Unternehmen haben deswegen bereits ihre Speiseölmischung für die Zubereitung von Pommes frites geändert.

„Bei Sonnenblumenöl ist die Ukraine der wichtigste Lieferant weltweit“, sagt ein Sprecher des Verbands der ölsaatenverarbeitenden Industrien (Ovid). Über die Hälfte der weltweiten Exporte von Sonnenblumenöl komme aus dem osteuropäischen Land.

Ein Sonnenblumenfeld in der Ukraine. Mehr als die Hälfte der weltweiten Exporte von Sonnenblumenöl kommt aus der Ukraine. Foto: Shutterstock

In der Ukraine wurde bislang demnach aus den Sonnenblumenkernen sogenanntes Rohöl hergestellt und über das Schwarze Meer verschifft, die Exporte sind wegen des Kriegs zum Erliegen gekommen. „Das wird sich auf absehbare Zeit nicht verbessern.“

In den Supermärkten ist Sonnenblumenöl schon seit Wochen weitgehend ausverkauft. Längst trifft der Mangel aber auch große Unternehmen. „Wir nutzen zum Frittieren unserer Pommes frites eine Pflanzenölmischung – unter anderem aus Sonnenblumen- und Rapsöl – wobei Sonnenblumenöl nur einen kleineren Teil ausmacht“, sagt eine Sprecherin von McDonald’s Deutschland in München. „Aufgrund der aktuell eingeschränkten Verfügbarkeiten werden wir diesen geringeren Anteil von Sonnenblumenöl vorübergehend weiter reduzieren.“ Die Gäste können demnach nach wie vor Pommes frites „in gewohnter Qualität bei uns bekommen“.

Der Mangel an Sonnenblumenöl bedeutet also nicht, dass die Bürger auf Pommes frites, Bratwurst, Berliner und andere frittierte Speisen verzichten müssten. Rapsöl ist ein geeigneter Ersatz, und anders als bei Sonnenblumenöl droht auch kein Mangel.

Eine Frau schüttet Sonnenblumenöl in eine Pfanne. Mehr als die Hälfte der weltweiten Exporte von Sonnenblumenöl kommt aus der Ukraine – und wird nun auf absehbare Zeit knapp bleiben.(zu dpa „Sonnenblumenöl wird Mangelware bleiben. Foto: Annette Riedl/dpa

„Beim Raps gibt es kein Problem“, sagt der Ovid-Sprecher. Dass auch Rapsöl derzeit in vielen Supermärkten nicht oder nur schwer zu bekommen ist, liegt laut Verband sowohl an Hamsterkäufen als auch an Logistikproblemen. So fehlen Lkw-Fahrer aus der Ukraine, von denen viele bislang für polnische Speditionen arbeiteten.

Gastronomie und Lebensmittelindustrie spüren ebenso wie die Verbraucher, dass die Kosten für Speiseöl in die Höhe schießen. „Wir sehen auf jeden Fall, dass die Preise für Speiseöle drastisch angestiegen sind“, sagt Thomas Geppert, der Landesgeschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga in München. „Es ist durchaus vorstellbar, dass der ein oder andere Gastronom seine Rezeptur anpasst.“

Bei vielen Lebensmitteln und in der Gastronomie sind zudem in den kommenden Monaten weitere Preiserhöhungen absehbar, so auch an Imbissbuden. Speisen oder Getränke zum Mitnehmen, der Verzehr in Fastfood-Restaurants – das war nach Daten des Statistischen Bundesamts im März rund sechs Prozent teurer als vor einem Jahr. Die Kosten laufen den Betrieben dennoch davon, heißt es etwa in der Dönerbranche.

„Ein Döner müsste eigentlich 7,30 Euro kosten“, sagte Gürsel Ülber, der Vorstandsvorsitzende des Vereins türkischer Dönerhersteller in Europa, der Deutschen Presse-Agentur. Für die Teigtasche mit Soße, Salat und Fleisch waren in Berlin für lange Zeit Preise um 3,50 Euro üblich. Nun seien es zwischen fünf und sechs Euro.

Flaschen mit Öl stehen in einem Regal in einem Supermarkt. Unternehmen der Lebensmittelbranche bekommen den Mangel an Speiseöl derzeit stark zu spüren. Foto: Sven Hoppe/dpa

„Energiekosten wie bei Strom und Erdgas sind ein großer Preistreiber, bei anderen Rohstoffen wie zum Beispiel Rindfleisch fiel der Preisanstieg um 50 Prozent teilweise sogar noch stärker aus“, heißt es beim Bundesverband der Systemgastronomie, der Ketten wie Burger King und Nordsee vertritt. Getreide, Mehl, Gemüse – für alles müssen die Unternehmen mehr bezahlen.

Dönerproduzent Ülber sagt: „Es ist wegen der Konkurrenz schwer, die Preise vollständig weiterzugeben.“ Er zahle bei den Schlachthöfen und Zerlegebetrieben deutlich mehr. Wenn er seine Spieße entsprechend teurer an die Imbisse verkaufe, versorgten diese sich aber möglicherweise lieber bei anderen Anbietern. Ülber hält es für möglich, dass schon in zwei bis drei Monaten die ersten Döner-Imbisse aufgeben müssen. Für die übrigen stiegen dann spätestens im Herbst die Kosten weiter – wegen der Mindestlohnerhöhung auf zwölf Euro pro Stunde.

Auch die Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG) sieht Betriebe der Ernährungsindustrie durch die Kostenexplosionen in ihrer Existenz bedroht. Für die Lebensmittelindustrie sei es wichtig, die Preissteigerungen an den Handel und die Verbraucher weiterzugeben. „Dies wird den großen Konzernen gelingen. Doch viele Mittelständler in der Lebensmittelproduktion werden dies nicht schaffen“, sagte der NGG-Vorsitzende Guido Zeitler den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Die erhöhten Produktionskosten sind für sie existenzgefährdend, manche werden ihren Betrieb schließen müssen.“ (dpa)

15 Antworten auf “Sonnenblumenöl bleibt Mangelware – Gastronomie und Lebensmittelindustrie vor großen Herausforderungen”

  1. Wer braucht so viel Sonnenblumenöl
    man kann es ja nicht lange aufbewahren es wird Ranzig danach
    also dann Guten Appetit dabei
    Im gegensatz zu Olivenöl das lässt sich locker mehrere Jahre aufheben ohne ranzig zu werden

  2. Früher war ein Restaurantbesuch ein Fest und das 1 bis 2 Mal im Jahr. Zur Schule nahmen wir Butterbrote mit.
    Heute sieht man selbst an Wochentagen viele Menschen in Restaurants und selbst morgens Frühstücken in den Bäckereien.
    Vielleicht sollte man sich mal wieder auf den Wert von Nahrungsmitteln besinnen. Ich finde die Preisentwicklung der Nahrungsmittel als überfällig.
    Ein Mittagessen kann man locker für 3 bis 5 Euro pro Person machen.Aber man muss es halt selbst machen.

    • Pierre
      Früher gab es auch Familien mit mehreren Personen da macht es Sinn alles selbst zu machen
      aber wenn du zb alleine bist lohnt es sich nicht was selbst zu machen
      wobei man sagen muss wenn man es selbst macht weiß man was drinn ist

      • Peter Müller

        Keine Lust ,um nicht zu faul zu sagen ,um sich etwas selber zu essen zu machen. Dazu noch die Unkenntnis, unserer Nachkommen, wie man das macht. Nebenbei schmeckt so ein fetter Dôner mit Fritten besser als ein Blumenkohl mit Kartoffeln. Dann noch das umständliche einkaufen von Brot ,Butter, Aufschnitt. Dazu die Arbeit ein Butterbrot zu schmieren, und danach noch die Utensilien zu spülen. Dann doch lieber jeden Tag ein belegtes Brötchen oder Baguette für 3.50 Euro kaufen.

  3. Peer van Daalen

    Außerdem gibt es schon seit geraumer Zeit Pfannen und Töpfe, die man ohne bzw. mit seeeehr wenig Öl zum kochen und braten nutzen kann. Rapsöl ist zudem das gesündeste Öl für die Küche.

    Die Belgier und Deutschen seid eh oft genug alle zu fett und schwabbelig …

    • Kevin Giebels

      Die gab es auch früher schon. In einer Gusseisenpfanne mit anständiger Patina bleibt essen nur ungerne kleben. Leider sollte man saure Lebensmittel z.b. Tomatensauce vermeiden da die die Patina zerstören und man sie dann neu aufbauen muss.

      • Peer van Daalen

        @Kevin Giebels: Da haben Sie natürlich recht, Herr Giebels, – nur wer hat denn heute noch so eine Gusseisenpfanne, die auf einem Ceranfeld ohnehin eher Schaden als kulinarischen Nutzen bringt?

        Wer mit Gas kocht, hätte da einen Vorteil.

        Die Dinger sind ja zudem auch noch so schwer, daß die gewaschlappte Smombie-Generation mit dem ´elektronischen Ersatzgehirn´ in der linken Hand diese Pfannen mit der rechten Hand garnicht mehr gestemmt bekommt.

  4. Selbst Fürze werden teurer! Allgemein profitieren nur die Produzenten und der Handel, denn alles, wirklich alles wird an der Ukraine und Covid festgemacht! Der Konsument ist der Gelackmeierte dabei, er kann blechen und denen hiervor die Taschen füllen!

  5. Erate humanes Geäst

    Ja, verzichten wir in Zukunft auf Sonnenblumenöl und schnallen uns den Gürtel überhaupt zur Wespentaille, so lässt es sich auch fröhlicher frieren. Ganz bestimmt! Askese ist toll, gepaart mit Unmündigkeit nahezu perfekt. Warum sollten wir auch frei entscheiden dürfen, was auf den Tisch kommt?
    Bald wird uns sicher auch eingebläut, dass das Atmen den Weltfrieden stört – Ach, am 20. April kommen die ersten Weltraumtouristen von der ISS (komisch, dass hier die Kooperation mit Russland lustig weitergeht) zurück und ich hoffe nahezu fromm, dass sie nicht zu enttäuscht sein werden, dass wir es noch wagen, ihren Sauerstoff wegzuatmen.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Axiom_Mission_1

    • Nicht nur auf der ISS geht die Kooperation weiter. Der Rubel hat sich wieder vollständig erholt und den russischen Energiekonzernen Lucoil und Gazprom geht es Dank toller Geschäfte mit den USA und ja, auch der Ukraine, bestens. Aber die angeblich sowieso unbedeutende russische Wirtschaft sollte ja crashen, so unsere Medien noch vor wenigen Wochen. Nichts dergleichen ist passiert, was auch von vornherein klar war. Unsere Politik hat ihr Stalingrad längst erlebt, nur frieren ihr dabei (leider) weder Zehen noch Nase ab, weshalb ihr die Niederlage egal ist. Bluten dürfen andere, die ukrainische Zivilbevölkerung zum Beispiel, der man den Frieden bringen will, indem man mehr und mehr Waffen liefert, was selbstredend total uneigennützig ist. Nein, nein, daran verdient niemand. Auch frieren sollen andere oder am Hunger krepieren, denn weder in Brüssel, noch in Straßburg oder Berlin wird derzeit auch nur eine Flasche Krim-Sekt weniger geöffnet, so viel ist sicher. Sämtliche Aktionen der NATO, vom Embargo bis zu den Waffenlieferungen schaden nur den kleinen Leuten dieser Welt. Sie führen zu Hunger und Elend und damit zu Flüchtlingsströmen und damit zu Destabilisierung der afrikanischen und europäischen Gesellschaften und Volkswirtschaften. Russland hingegen kann das alles nichts anhaben und ich habe den Verdacht, dass man das in Brüssel und Washington sehr genau weiß.
      Putin hat 17 Jahre lang sehr deutlich gesagt, wo seine rote Linie ist, nämlich in der Ostukraine. Die NATO hat diese Linie mit voller Absicht und auch durch massive Geheimdiensttätigkeit mehr als nur einmal überschritten und somit blieb Putin die Wahl zwischen Pest und Cholera: Entweder die Vorherrschaft der NATO in Osteuropa und im Nahen Osten akzeptieren oder aber der Krieg. Das ist die Wahrheit und alles andere ist Propagandaquatsch. Nur, den russischen Bären bezwingt man nicht. Wenn von der Leyen und Baerbock jetzt in die Fußstapfen von Napoleon und Hitler treten, was sie tun, dann werden sie exakt dasselbe Schicksal erleiden. Mein Mitgefühl wird sich in Grenzen halten.

      • karlh1berens

        Früher hörten manche BBC (Feindsender !) unter Lebensgefahr aber die wussten dafür was wirklich lief – eben weil sie Alternativen hatten.
        Diese Möglichkeiten hat man auch heute.
        In „normalen“ Zeiten steuerte ich zuerst OD an. Das hat sich geändert.

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