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Die 6. Jahreszeit: Sommerkarneval liegt im Trend – Nur Kommerz?

"Jeck im Sunnesching" Anfang September in Köln ist ein Renner. Foto: Shutterstock

Karneval im Sommer liegt im Trend. Veranstalter greifen auf ein bewährtes Prinzip zurück und verlegen den Beginn der Karnevalssession in den Sommer. Endet die 5. Jahreszeit somit nicht mehr am Aschermittwoch? Pfiffige Produktmanager und Eventplaner haben die Lücke entdeckt.

Nun geht es mit „Humba Tätärä“ schon unter der Sonne los. Es beginnt sozusagen die 6. Jahreszeit.

Was für die Einen reiner Kommerz bedeutet, ist für die Traditionalisten des Brauchtums Karneval ein Dorn im Auge.

Dieses Plakat wirbt für einen Karnevalsabend im Rahmen der Eynattener Kirmes Anfang September. Foto: Edgar Hungs

In unseren Gegenden wird Karneval je nach Region zu einem anderen Zeitpunkt gefeiert. Doch dies ist Tradition und seit Jahrzehnten fest verankert. Feiert das deutschsprachige Ostbelgien während der eigentlichen Karnevalssession, gibt es bei den frankophonen Nachbarn eine andere zeitliche Taktung. Doch enden auch hier traditionsgemäß die Aktivitäten um Mittfasten (Laetare).

Veranstalter und Gaststättenbetreiber haben teilweise mit rückläufigen Verkaufs- und Besucherzahlen zu kämpfen. Der Umsatz stimmt nicht mehr, zu viele Preiserhöhungen und Auflagen machen ihnen das Leben schwer.

Da besinnt man sich schnell und versucht, mit neuen Veranstaltungen zu trumpfen. Und dann stört es auch nicht, auf Altbewährtes zurückzugreifen und neu aufzulegen. Geht das denn, Karneval im Sommer? Oder regiert hier der Kommerz und nicht der Prinz Karneval?

„Jeck im Sunnesching“ ein Großspektakel

„Jeck im Sunnesching“ am 2. und 3. September 2017 ist wieder der Renner der Sommersaison in Köln und Bonn. 38 Einzelkünstler und Bands aus der Karnevalsszene sind in diesem Jahr dabei. Eine Kölner Brauerei hatte vor wenigen Jahren die zündende Idee. Nun wird diese zu einem Großspektakel.

Eine Teilnehmerin des Umzugs zum Sommerkarneval in Rotterdam Ende Juli. Foto: Shutterstock

Rund 75.000 kostümierte Zuschauer werden an den beiden Tagen erwartet. Gefeiert wird anschließend in fast 100 Kneipen. Selbst ein renommierter Kostümhersteller gibt zu diesem Event eine spezielle Kollektion heraus. Kommerz statt Tradition? In der Musikbranche sind die Karnevalsschlager nicht mehr saisongebunden. Hier gibt es schon den Tabubruch.

Im Veranstaltungskalender des Festkomitees Kölner Karneval sucht man vergeblich nach dem Event. Selbst das sonst offene Gremium zeigt sich kritisch. Für das Festkomitee gilt nach wie vor die Regel: „Die Session startet am 11.11., und die aktive Zeit liegt zwischen Neujahr und Aschermittwoch. Daran hat sich nichts geändert.“ so Pressesprecherin Sigrid Krebs gegenüber „Ostbelgien Direkt“.

Zur Eynattener Kirmes findet auch in diesem Jahr wieder ein Karnevalsabend statt. Wahrscheinlich gibt der Erfolg der Vergangenheit dem Veranstalter Recht. Genauso wie an anderen Orten wird hier die Balance zwischen Gewinn- und Verlustrechnung wohl den Ausschlag geben. EDGAR HUNGS

Nachfolgend zwei VIDEOs zu „Jeck im Sunnesching“:

11 Antworten auf “Die 6. Jahreszeit: Sommerkarneval liegt im Trend – Nur Kommerz?”

  1. Alemannia4ever

    Das ist doch einfach nur einfallslos und dekadent. Pfiffig ja, aber diese Spaß/ und Feiergesellschaaft geht mir auf den Zeiger: Silvester, Karneval, Après/Ski, Frühjahrspartys, Kirmes, Zeltpartys, Schützenfest, Zirkus, Ernte-Dank, Oktoberfest, Halloween, Weihnachten … und zwischendurch Diskotheken, Geburtstagspartys. Und nun Karnevalspartys im Sommer.

  2. Weihnachtsgebäck gibt es schon ab Anfang September.Für mich stimmen die Umsätze nicht mehr alles wird rückläufig .Auf RTL gibt es Karneval während 365 Tagen Mario Barth, Atze Schröder ,Guido Cantz der Hausmann Statmann und Beckers auf WDR. Das ersetzt die Kappenitzung immer weniger Karnevalisten ,denn der Slogan lautet im Februar zur 5.Jahreszeit „Ab in den Urlaub“.

  3. Einerseits, wieso manche Leute wegen kleinerer Veränderungen diverser Traditionen angepisst werden, weil andere Leute diese der Zeit anpassen wollen, siehe Bushofparty, versteh ich nicht.

    Andererseits, wieso manche Leute Traditionen in Grund und Boden reiten, versteh ich auch nicht.

    Beim Karneval geht es sich darum, die Wintergeister zu vertreiben (oder so ähnlich). Im Sommer irgendwie fehl am Platze. Aber, wenn man sich das aktuelle Wetter anguckt…

  4. der Prinz

    Veranstaltungen dieser Art meiden.
    Die Traditionen werden kaputt gemacht, alles was noch zählt ist der kurzfristige Umsatz bzw. Gewinn.
    Aber eigentlich kann man nichts Anderes erwarten, da Politikclowns usw. es durch Handeln und Vorgehensweise vormachen, obwohl immer das Gegenteil versprochen wird

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