Es gibt vielleicht fünf oder sechs große Erfolge von internationalem Rang, die Belgiens Fußball-Nationalelf für sich verbuchen kann. Einer dieser größten Erfolge fand vor 40 Jahren statt, als die Roten Teufel das Eröffnungsspiel der WM in Spanien gegen Titelverteidiger Argentinien mit dem zum Weltstar aufstrebenden Diego Armando Maradona 1:0 gewannen.
Zwei Jahre zuvor war die „goldene Generation“ der 1980er Jahre mit Jan Ceulemans, Eric Gerets & Co. in Italien Vize-Europameister geworden. Im Endspiel in Rom unterlagen die von Guy Thys trainierten Roten Teufel der deutschen Elf durch einen Last-Minute-Treffer von Horst Hrubesch mit 1:2.
1982 konnten sich die Belgier zum ersten Mal seit 1970 wieder für eine WM-Endrunde qualifizieren. Sowohl 1974 als auch 1978 waren sie am späteren Vize-Weltmeister Holland von Johan Cruyff und Rob Rensenbrink gescheitert.
Der Sieg gegen die Argentinier am 13. Juni 1982 im WM-Eröffnungsspiel im Camp Nou von Barcelona vor 95.000 Zuschauern war international mindestens genauso hoch einzustufen wie der zweite Platz bei der EM 1980.
Argentinien mit dem noch jungen Superstar Maradona war beim Anpfiff klarer Favorit. Die Belgier traten jedoch selbstbewusst auf. Maradona wurde jedesmal, wenn er in Ballbesitz kam, direkt von zwei Roten Teufeln in die Zange genommen. Bis auf einen Freistoß, den Argentiniens Nummer 10 an die Latte setzte, hatten die Thys-Schützlinge alles im Griff.
In der 62. Minute erzielte Belgiens Mittelstürmer Erwin Vandenbergh nach einem weiten Querpass von Franky Vercauteren das 1:0. Argentinien war geschockt. Die Belgier konnten die Führung auch bis zum Schlusspfiff verteidigen. Die WM hatte ihre erste Sensation.
Die belgische Elf: Pfaff – Gerets, De Schrijver, L. Millecamps, Baecke – Vandersmissen, Coeck, Vercauteren, Ceulemans – Czerniatynski, Vandenbergh.
Der weitere Verlauf war für Belgien indes nicht so positiv. Nach einem mühsamen 1:0 gegen El Salvador mussten die Helden des Eröffnungsspiels in der dritten Begegnung gegen Ungarn sogar noch zittern, um mit einem 1:1 die Zwischenrunde zu erreichen, in der die Roten Teufel beide Spiele gegen Polen (0:3) und die Sowjetunion (0:1) verloren und ausschieden.
Dennoch war es für Belgien der Beginn einer neuen Ära, denn 1984 nahmen Ceulemans & Co. an der EM 1984 in Frankreich teil, bevor sie zwei Jahre später bei der WM 1986 in Mexiko das Halbfinale erreichten und Vierter wurden.
Dies war bis zum dritten Platz der „goldenen Generation“ von Eden Hazard, Kevin De Bruyne & Co. bei der WM 2018 in Russland der größte Erfolg einer belgischen Fußball-Nationalmannschaft, weil der Olympiasieg von 1920 im Vergleich zu den späteren EM- und WM-Erfolgen (siehe Liste unten) nicht den gleichen Stellenwert hat. (cre)
Die größten Erfolge der Roten Teufel (in chronologischer Reihenfolge):
- 02.09.1920: Olympiasieger nach 2:0-Sieg gegen die Tschechoslowakei in Antwerpen.
- 17.06.1972: EM-Dritter nach 2:1-Sieg gegen Ungarn in Lüttich.
- 22.06.1980: EM-Zweiter nach 1:2-Niederlage gegen Deutschland in Rom.
- 13.06.1982: Sieg im WM-Eröffnungsspiel in Spanien gegen Titelverteidiger Argentinien.
- 28.06.1986: WM-Vierter in Mexiko nach 2:4-Niederlage n.V. gegen Frankreich.
- 14.07.2018: WM-Dritter in Russland nach 2:0-Sieg gegen England.
Nachfolgend zwei Tweets zum Siegtreffer von Erwin Vandenbergh für Belgien im WM-Eröffnungsspiel gegen Argentinien am 13. Juni 1982 in Barcelona:
https://twitter.com/RedArmy76/status/1536292746280980482?t=8Fhsud97P9FYCbzPBA0-eg&s=19
https://twitter.com/OldFootball11/status/957667756501069824?t=I3wkdCF_aqxY9LmVBpQxDg&s=19
Diese Mannschaft um Pfaff, Van Moer, Coeck, Vandersmissen, Gerets und Co, war in meinen Augen die stärkste die wir je in Belgien hatten. Seinerzeit hatten wir auch noch eine erste Division die international auf höchstem Niveau mitspielte und dies obwohl max. drei Ausländer auf dem Platz stehen durften.
Ich erinnere mich gerne! Zwischenseitlich waren wir ja lange an der FIFA Weltspitze, darauf können wir noch lange stolz sein! Eine grosse Blamage ist noch immer, wir haben kein schönes und konformes National Stadion in Brüssel! Andere Länder und Städte machen uns vor wie man vorgeht!
Sehr traurig und der Fehler, sowie besonders das Unvermögen vieler Entscheider beim Verband und der Politik!
@Bauer: Nicht „obwohl“, sondern gerade ‚weil‘ nur max. 3 Ausländer damals in den Vereinen spielen durften!! Ironie der Geschichte: Mit dem Bosman-Urteil endet Belgiens Anwesenheit im erweiterten Spitzenkreis des europäischen Vereinsfußballs, inzwischen ist das Überleben der Gruppenphase in der ConferenceLeague schon das Höchste der Gefühle, die D1 mit ihrem aberwitzigen Spielmodus, permanenten Gerichtsurteilen und Vereinspleiten ein (schlechter) Witz.
Zu den historischen Siegen würde ich noch das Quali-Rückspiel 85 gegen Holland (trotz Niederlage!) und den Sieg gegen Brasilien bei der WM 2018 nehmen. Schade, dass in den letzten acht Jahren nicht mehr historische Erfolge hinzugekommen sind. Die Spieler dafür waren da. In der nächsten Zeit werden vermutlich wieder kleinere Brötchen gebacken, aber so etwas wie die Dürrezeit 2002-2012, als reihenweise Qualis vergeigt wurden, sollte sich erstmal nicht wiederholen.
Der Sieg über Brasilien kann problemlos in die Reihe historischer Siege einreihen
@Pierre: Der Sieg gegen Brasilien ist Teil des Erfolgs „WM-Dritter 2018 in Russland“. Gruß