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Deutschland: Schulz muss beim Duell mit Merkel unbedingt punkten

Die Bildkombo zeigt Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und den SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz jeweils während einer Pressekonferenz in Berlin. Foto: dpa

Vier deutsche TV-Sender übertragen am heutigen Sonntag (20.15 Uhr) das TV-Duell zwischen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und dem SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz live im Fernsehen: ARD, ZDF, RTL und Sat.1. Schon während und kurz nach dem Ende des einzigen TV-Duells im Wahlkampf werden die Demoskopen versuchen, die entscheidende Frage zu beantworten: Wer geht am Sonntagabend als Sieger aus dem Studio in Berlin-Adlershof?

15 bis 20 Millionen Fernsehzuschauer werden wohl zugucken, wie Schulz versucht, die Kanzlerin aus der Reserve zu locken. Auf ihm liegt der größte Druck: Viele halten den direkten Schlagabtausch mit Merkel für seine vielleicht letzte Chance, den Umfragetrend bis zum 24. September zu drehen.

V.l.n.r.: Die Moderatoren Claus Strunz (SAT.1), Sandra Maischberger (ARD), Maybrit Illner (ZDF) und Peter Kloeppel (RTL) in Berlin im Fernsehstudio Adlershof. In dem Studio treffen sich am Sonntag Kanzlerin Merkel (CDU) und Kanzlerkandidat Schulz (SPD) zum einzigen TV-Duell vor der Bundestagswahl 2017. Foto: dpa

Seit Wochen liegt die SPD wie festgenagelt rund 15 Punkte hinter der Union. Viele Wähler sind nach einem schlappen Wahlkampf unentschlossen. Die früheren TV-Duelle zeigten jedoch: Die Show beeinflusst die Wählergunst kaum.

Zwei Moderatoren-Paare von ZDF, RTL, ARD und Sat.1 befragen Merkel und Schulz, wie bei früheren Spitzen-Duellen. Schon um die Modalitäten gab es Streit. Merkel drohte, gar nicht erst anzutreten, falls die Sender wie geplant das Format verändern, um mehr Drive in den 90-Minuten-Schlagabtausch zu bringen. Am Ende setzte sie sich durch.

Schulz sieht sich benachteiligt – und wird von Ex-ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender bestätigt, der den Merkel-Leuten Erpressung vorwarf: „Das Kanzleramt verlangt ein Korsett für die Kanzlerin, in dem sie sich nicht bewegen muss. Und zugleich eines für Schulz, in dem er sich nicht bewegen darf.“

Antworten maximal 60-90 Sekunden

Fest steht, die Antworten sollen jeweils nicht länger als 60 bis 90 Sekunden sein – unter dem Strich werden beide gleich lang reden. Studiopublikum gibt es nicht. Weder Merkel noch Schulz dürfen etwas in die Kameras halten. Highlight des Duells 2013 war aber Merkel schwarz-rot-goldene „Schlandkette“.

Martin Schulz mit Bundeskanzlerin Angela Merkel bei einem EU-Gipfel in Brüssel, als Schulz noch Präsident des EU-Parlaments war. Foto: epa

Die Auslosung hat Merkel gewonnen – sie wählte die Schlussfrage. Wohl in der Hoffnung, dass dieses Statement bei den Zuschauern am besten im Gedächtnis haften bleibt.

Auf der Agenda des Abends dürfte wenig Überraschendes zu finden sein: Abgas-Affäre, Terror, Türkei, Trump, Putin, Nordkorea, Aufrüstung, Flüchtlinge.

Von Schulz wird erwartet, dass er einen Schwerpunkt beim Sozialen, den Renten, der Bildung setzt. Für Merkel dürften die Gerechtigkeitsthemen die schwierigsten sein, sie weiß: Hier kann sie gegen den Sozialdemokraten kaum gewinnen. Anders könnte es bei den internationalen Themen sein: Da setzt die Kanzlerin auf ihre Erfahrung mit den schwierigen Männern der Welt.

Vielleicht noch wichtiger als die Inhalte sind beim Duell Gestik, Mimik und Tonfall. Verheddert sich ein Kandidat in Details, schwitzt, stottert? Knöpft sich der Herausforderer die Kanzlerin richtig vor?

Am vergangenen Wochenende war Schulz in den Attacke-Modus gewechselt, warf Merkel ziemlich aggressiv Abgehobenheit vor.

Für Merkel das vierte TV-Duell

Solche persönlichen Angriffe sind oft ein schmaler Grat: Übertriebene Härte kann abstoßend wirken. So sagt Schulz nun vor dem Duell im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur: „Ich habe nicht die Absicht, Frau Merkel persönlich zu attackieren. Ich respektiere Frau Merkel sehr, ich kenne sie gut.“ Die CDU-Chefin fliege in ihrer „Air Force One“ über den Wolken, kriege gar nicht mit, was die Bürger bewege: „Aber für das Duell muss die „Air Force One“ ja landen, muss die Frau Merkel auch aussteigen“, sagt Schulz.

Seit einiger Zeit steht ihm der frühere Schröder-Vertraute und Ex-„Bild“-Vize Bela Anda zur Seite. Die Kanzlerin – es ist ihr viertes Duell – dürfte wieder auf ihre Medienberaterin Eva Christiansen und auf ihren Sprecher Steffen Seibert setzen, der früher beim ZDF moderierte.

Der Screenshot zeigt Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Kanzlerkandidat Peer Steinbrück (SPD, beide hinten) während des TV-Duells vor der letzten Bundestagswahl 2013. Foto: dpa

Schulz habe im SPD-Umfragetief gezeigt, dass er eine Kämpfernatur ist, heißt es anerkennend in Merkels Reihen. Dort werden ihm gute Chancen gegeben, ein Unentschieden zu erreichen – das sagen Demoskopen auch. Außerdem dürfte Schulz zugute kommen, dass er sich endlich im direkten Vergleich auf Augenhöhe mit der Kanzlerin präsentieren kann. Weder im Kabinett noch im Bundestag hatte er bislang eine Bühne.

Zuletzt wirkte es fast so, als mache sich Merkel einen Spaß daraus, den Namen Schulz ab und zu in den Mund zu nehmen – weil die Medien immer behaupten, sie ignoriere ihre Herausforderer.

Merkels Taktik dürfte wieder sein, nicht über jedes Stöckchen zu springen, sich nicht in Kleinkriege um Details verstricken zu lassen. Aber reicht Einschläfern, wie bei ihrer Sommerpressekonferenz Anfang der Woche? Das könnte Schulz‘ Chance sein, sich als Mann der Zukunft zu zeigen, prinzipienfest, zupackend.

Vor vier Jahren sprach Merkel am Ende des Duells mit treuem Augenaufschlag ihren Satz „Sie kennen mich“ in die Kamera. Kommt sie wieder damit durch? Schulz grübelt wohl noch über berühmte letzte Worte. „Es ist vollbracht“, will er zumindest am Wahlabend in sein Tagebuch schreiben. (dpa)

16 Antworten auf “Deutschland: Schulz muss beim Duell mit Merkel unbedingt punkten”

    • Schulz hatte jahrelang Gelegenheit in Brüssel zu punkten. Da hat er hauptsächlich für sein eigenes Wohl gesorgt (Übrigens wie die anderen dort auch). Warum soll ausgerechnet der das nun in Berlin besser können? Welch eine Fehlentscheidung der SPD…

    • Kerstges Angela

      Stimmt ! Hat „Mutti“ gesagt! „Mutti ist halt umgekippt, würde allerdings nie und nimmer für ihren Kontrahenten die Hand ins Feuer legen, wie heutzutage für keinen Politiker mehr, egal ob m/w.

    • @ nmm

      Das kann man vorhersagen ohne ein Prophet zu sein. Schliesslich haben wir uns so an die Cholera gewöhnt…. „Der Dicke“ hat es auf 16 Jahre gebracht das will Cholera unbedingt toppen.

  1. Marsupilami

    Das aus meiner Sicht spannende hier wird sein wer hinter CDU und SPD als dritter ins Ziel kommt. Ob die CDU Mit der FDP koalieren kann und Lindner Vizekanzler wird, oder ob es wieder auf eine GroKo hinausläuft. Ob die AfD oder Die Grünen viertstärkste Kraft werden. Das wird schon spannend, und ob es Schwarz-Geld oder Schwarz-Rot gibt macht einen großen Unterschied.

  2. Ekel Alfred

    @ Marsupilami, es gibt keinen grossen Unterschied….der Bürger zahlt wie immer die Zeche….ändern tut sich NICHTS….ausser vorher Seifenblasen erzählen….der kleine rote Erbsenzähler und Gartenzwerg hat doch bis heute den Reportern von „REPORT MAINZ“ verweigert, die an ihn gerichtete Frage, wieso er 110000 Euro STEUERFREI angenommen habe…..da ja laut Aussage von Schäuble bereits im 1 Halbjahr ein Überschuss von 18 Milliarden zu verzeichnen sei, kann ja seine Chefin erneut Leute aus aller Welt WILLKOMMEN heissen und ihnen zurufen: WIR SCHAFFEN DAS….

  3. Mischutka

    Schlagabtausch im TV, gleich auf allen großen Sendern. Bei den anderen Boxkämpfen überträgt doch nur immer 1 Sender. Aber es geht ja wohl um die deutsche Meisterschaft. Sportlich unfair ist allerdings, daß eine Frau gegen einen Mann boxt. Und dann 90 Minuten lang. Und wenn einer der beiden in der 1. Runde K.O. geht ? Senden alle dann Aufzeichnungen früherer Kämpfe ? (von Henry Maske, Karl Mildenberger, Peter Müller oder so ?).
    MfG.

  4. Lieschenmüller

    Schulz kassierte doch tüchtig Anwesenheitsgelder , Sitzungsgelder ohne Ratssitzung? Ein Hampelmann im Vergleich du Merkel. Wie konnte man diese Nullnummer überhaupt jemals wählen.

  5. Duelle Schulz gegen Merkel hin oder her. Die Deutschen haben mit den Spezialdemokraten und ihren Versprechungen unter Kanzler (Gasmann) Schröder gemacht. Davon haben sie die Nase noch gestrichen voll. Merkel bleibt Kanzlerin, die Frage ist nur, mit wem sie koaliert.

    Und das ist gut so.

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