Politik

Sacha Brandt (PFF): „Die nächste Herausforderung wäre wohl, Bürgermeister von Kelmis zu werden“

Seiner Meinung nach muss die EU einfacher, verständlicher und transparenter gestaltet werden: Sacha Brandt aus Kelmis, Spitzenkandidat der PFF bei der Europawahl am 9. Juni. Foto: PFF

Mit Sacha Brandt aus Kelmis als Spitzenkandidat bewirbt sich die PFF bei der Europawahl am 9. Juni, für die das Gebiet deutscher Sprache bekanntlich einen eigenen Wahlkreis bildet. Brandt ist Verkaufsmanager beim multinationalen Unternehmen Extrusion Europa – Norsk Hydro.

Mit dem 44-jährigen Unternehmen führte „Ostbelgien Direkt“ ein Gespräch über die bevorstehende Europawahl, seine Chancen und Ambitionen sowie über das, wie seiner Meinung nach die Europäische Union künftig besser werden soll.

OD: Herr Brandt, kennen Sie den Unterschied zwischen dem Giro d’Italia und der Europawahl in Ostbelgien?

Brandt: Sie meinen die Gemeinsamkeit? Nein kenne ich nicht.

OD: Bei beiden Rennen weiß man schon vorher, wer gewinnt: Tadej Pogacar in Italien und Pascal Arimont hier bei uns in der DG.

Sacha Brandt aus Kelmis: „Etwas Unternehmerblut würde der EU sicherlich guttun.“ Foto: PFF

Brandt: Natürlich ist Herr Arimont der haushohe Favorit, doch – um in der Welt des Sports zu bleiben – hat die Fußball WM ja gezeigt, wie ehemalige Weltmeister in der Regel abschneiden. Meistens scheiden sie in der Vorrunde danach aus! Die Menschen wollen frische unabhängige Kandidaten, die sagen, was ihnen auf der Zunge brennt. Vom Lehrling im BRF zum Geschäftsführer eines multinationalen Konzerns war auch kein Spaziergang, und ich bin davon überzeugt, dass ich meine Erfahrungen zum Wohle Ostbelgiens und Europa gut einsetzen kann.

OD: In der Vergangenheit wurden von Seiten der Parteien PFF, SP, ProDG und Ecolo immer wieder Überlegungen angestellt, um eine Art Einheitsliste gegen die CSP zu bilden. Das ist diesmal überhaupt kein Thema. Warum?

Brandt: Das müssen Sie die verschiedenen Parteipräsidenten fragen. Ich persönlich befinde mich parteipolitisch viel zu sehr Mitte rechts, um überhaupt über eine solche Koalition nachzudenken. Der regelrechte Linksruck der EVP (Stichwort “Migrationsmagnet Europa”, “Green deal” und die “De-Industrialisierung”) ist ja überhaupt der Grund, weshalb ich mich als Kandidat zur Verfügung gestellt habe. Aber vielleicht kann die CSP den Vorschlag für die nächsten Wahlen gerne aufnehmen…

OD: Braucht Ostbelgien überhaupt einen Europaabgeordneten? Kann der überhaupt etwas beeinflussen? Sie wollen doch, dass die EU weniger kostet. Wie wäre es mit weniger Europaabgeordneten?

Brandt: Natürlich kann man etwas beeinflussen, sonst wäre das Mandat ja vollkommen sinnlos. Das Problem der Politik sind die langsamen Entscheidungswege. Etwas “Unternehmerblut” würde der EU deshalb sicherlich guttun. Bezüglich der Kosten sprechen Sie mir aus der Seele! Ich werde mich mit aller Kraft dafür einsetzen, die Verwaltungskosten der EU auf ein mögliches Minimum zu reduzieren. Ich weiß, dass diese Forderung erstmal naiv klingt, aber irgendwo müssen wir uns als Bürger auch wehren!

Die Kandidaten der PFF für die Europawahl am 9. Juni ni 2024. V.l.n.r.: Nicole Enders, Verena Posch, Michael Heck, Sacha Brandt, Donovan Niessen und Daniel Dispas. Foto: PFF

Die Digitalisierung ist eine hervorragende Chance, große Schritte zu machen. Und ja ich würde auch die Anzahl Europaabgeordneten (in einem allgemeinen Kontext) und deren Entourage auf ein Minimum verringern, sollte ich die Chance dazu bekommen. Ein Projekt, die Kosten der EU innerhalb von 5 Jahren zu halbieren und die Effizienz zu verdoppeln, wäre vollkommen nach meinem Geschmack.

OD: Was würden Sie denn anders und besser machen als Herr Arimont?

Brandt: Zuerst mal möchte ich sagen, dass ich Herrn Arimont und seine Arbeit schätze! Im Gegensatz zu meinen Mitwettbewerbern möchte ich wieder Geschwindigkeit und Fokus auf die wichtigen Themen für die EU-Politik, mit einem nicht “politik-üblichen Ansatz” (klare Worte!), d.h. erstmals anerkennen, dass die aktuelle EU-Politik uns deindustrialisiert, und damit uns und zukünftigen Generationen die Lebensgrundlage nimmt. Wenn ich von der Wichtigkeit der Wirtschaftspolitik spreche, meine ich damit die soziale Basis und den Wert der “Arbeit”, der uns in Ostbelgien so stark und besonders macht. Konkret setze ich mich für realistische Wettbewerbsfähigkeit unserer Betriebe ein: Minimalstaatlichkeit, schlanke Steuermodelle, De-Regularisierung, erhöhte Militärausgaben, vernünftige (und nicht ideologische) Energiepolitik und Innovation statt Verbote in der Klimapolitik. Das ist die Grundlage für selbstbestimmte Menschen und soziale Gerechtigkeit.

OD: Ein großes Thema in Europa ist die Migration. Andererseits klagen alle über Fachkräftemangel. Brauchen wir also die Migration, wenn wir „japanische Verhältnisse“ verhindern wollen, wo mangels Migration die Bevölkerung vergreist?

Brandt: Ich bin ein großer Befürworter des kanadischen Migrationsmodell. Kurz gesagt ist es eine Win-Win-Migration. Es ist ein Punktesystem, das aufzeigt, wie gut die Person sich in die Gesellschaft eingliedert (Sprache, Arbeit, Fähigkeiten, etc ..). Sollte es nach einem bestimmten Zeitpunkt kein Zugewinn für die Gesellschaft sein, muss auch konsequent abgeschoben werden dürfen. Das Ganze kombiniert mit einem stärkeren Schutz der EU-Außengrenzen.

14.03.2023, Frankreich, Straßburg: Der Plenarsaal des Europäischen Parlaments in Straßburg. Foto: Jean-Francois Badias/AP/dpa

OD: Kritiker fragen sich, was Europa überhaupt soll, wenn die EU nicht einmal in der Lage ist, die lästige Zeitumstellung zweimal im Jahr abzuschaffen. Was sagen Sie dazu?

Brandt: Ich stimme zu. Meines Erachtens hat sich die Europäische Union in zu viele “Nebenkriegsschauplätze” verzettelt. Natürlich kann man sich mit der Norm der Krümmung von Bananen beschäftigen oder dass man in Ostbelgien Netflix auf Deutsch schauen kann… Aber Europa muss sich um die wichtigen Dinge kümmern, sonst geraten wir weiter zwischen die Mühlen der Großmächte, und das wäre schade um unser wunderschönes und innovatives Europa. Wir müssen alles daran setzen, Europa wieder auf die geopolitische Landkarte zu bekommen. Kurzum: Ich bin für ein selbstbewusstes, starkes und selbstbestimmtes Europa!

OD: Wenn Sie ins Straßburger Parlament gewählt würden, müssten Sie Ihren jetzigen Beruf aufgeben. Das EU-Mandat ist ein Vollzeitjob. Wäre das für Sie kein Problem?

Brandt: Alles, was ich im Leben gemacht habe, mache ich mit 100-prozentiger Leidenschaft und Herzblut. Natürlich werde ich den Willen der Wähler berücksichtigen. Sollte ein “Außenseiter” den Giro d’Italia gewinnnen, wäre die nächste Herausforderung wohl, Bürgermeister in Kelmis zu werden. Immerhin hat die Kombination aus EU-Abgeordnetem und Bürgermeister eine lange Tradition in Kelmis… (cre)

16 Antworten auf “Sacha Brandt (PFF): „Die nächste Herausforderung wäre wohl, Bürgermeister von Kelmis zu werden“”

  1. Guido Scholzen

    „Brandt: Zuerst mal möchte ich sagen, dass ich Herrn Arimont und seine Arbeit schätze!“

    Ok, bis Anfang 2020 verständlich, aber dann kam Corona.
    und seitdem kann ein Blinder sehen, wie selbstgefällig und korrupt diese EU-Verwaltung sein kann.
    Wer europäische Politik glaubwürdig machen will, der muss zuerst ordentlich mit der Corona-Vergangenheit aufräumen. Von nutzlosen illegalen Grenzschliessungen beginnend bis zur nutzlosen gefâhrlichen Impfung zum Schluss muss alles auf den Tisch. Sonst wird irgendwann morgen und übermorgen die nächste Sau durchs europäische Dorf getrieben; und der europäische Gedanke wird immer mehr ausgehölt.

    Wer traut einem Arimont diese Aufarbeitung zu? Wenn der das wirklich wöllte, dann hâtte er es längst getan.
    Als Liberaler hat Sacha Brandt natürlich meine Stimme, auch weil er marktwirtschaftlicher denkt als die anderen Kandidaten.

  2. besserwisser

    Sacha Brandt, ein ein träumer wie viele andere, was will er alleine verändern, nichts, denn in Kelmis ist er Unbekannt , un so einer will Bürgermeister werden.
    Zerst mal etwas tun damit ist die AFK (alles fü Kelmis) vielleicht eine rechts gruppe?

  3. Krisenmanagement

    Ich weiss es nicht. markige Sprüche kann jeder loslassen. Sorry aber der jetzige EU Abgeordnete Ostbelgiens macht absolut keine hervorragende Arbeit. Mit der PFF wird es leider keine Veränderung geben. Wer bei EU eine wirkliche Aufarbeitung der Fehler erwartet der träumt.

  4. Ich denke Herr Brandt wird Kelmis wieder ins rechte Sonnenlicht setzen können!
    Wie einst der junge Sänger Heinz Simon!
    Kelmis wird wieder ganz groß, weiter so
    Er ist ein Macher und genau der Richtige Mann um Großes auf die Beine zu stellen

  5. Peter Müller

    Wenn man die ganzen Wahlplakate sieht,mit den grinsenden Gesichtern, und dann noch so Sprûche wie: Wir führen euch in eine bessere Zukunft, Wir sind für euch da. Nur Grün macht glücklich. Wir schaffen vertrauen, da könnte ich kot……

  6. …..
    d.h. erstmals anerkennen, dass die aktuelle EU-Politik uns deindustrialisiert, und damit uns und zukünftigen Generationen die Lebensgrundlage nimmt. Wenn ich von der Wichtigkeit der Wirtschaftspolitik spreche, meine ich damit die soziale Basis und den Wert der “Arbeit”, der uns in Ostbelgien so stark und besonders macht. Konkret setze ich mich für realistische Wettbewerbsfähigkeit unserer Betriebe ein: Minimalstaatlichkeit, schlanke Steuermodelle, De-Regularisierung, erhöhte Militärausgaben, vernünftige (und nicht ideologische) Energiepolitik und Innovation statt Verbote in der Klimapolitik. Das ist die Grundlage für selbstbestimmte Menschen und soziale Gerechtigkeit.
    ……
    /////
    Das hört sich ja richtig gut an. 👍👍 Meine Stimme für die Wahl zum EU-Parlament hat der Mann. Hoffentlich schafft er es diese liberale Grundeinstellung auch wieder zur politischen Richtschnur in der PFF zu machen. Die waren ja in den letzten Jahren genau so nach links/grün abgebogen wie (fast) alle anderen Parteien auch. Es gibt also noch Hoffnung….

  7. S. Brandt ist ja in einer Führungsposition in einem Unternehmen, passend dazu:
    https://www.cicero.de/wirtschaft/karl-ludwig-kley-daniel-graeber-podcast-atomausstieg-habeck
    Cicero Podcast Wirtschaft: „Wirtschaftsführer folgen oft der Macht und äußern sich nicht deutlich“

    Der Topmanager und Autor Karl-Ludwig Kley über die deutsche Energiewende.
    //////
    Gut wenn er versucht das Kartell des Schweigens in der Wirtschaft, auch in Ostbelgien, zu brechen. Ich weiss aus eigener Anschauung wie sehr sich viele Verantwortliche in den Ost-Belgischen Betrieben die Haare raufen angesichts der Forderungen die auf ihren Betrieb in den nächsten Jahren wegen dem unsäglichen „green deal“ der EU zukommen. Aber sie schweigen! Warum eigentlich?

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