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Leverkusen sauer auf die Mauer-Taktik von AS Rom: „Das ist kein Fußball“ – „Wünschen Sevilla alles Gute“

18.05.2023, Nordrhein-Westfalen, Leverkusen: Piero Hincapie von Bayer 04 hilft Roms Andrea Belotti nach einem Foul aufzustehen (links). Wütende Schlagzeile der „Bild“-Zeitung (Mitte). Roms Trainer Jose Mourinho und Gianluca Mancini jubeln nach dem Spiel (rechts). Fotos: Bernd Thissen/dpa - Screenshot bild.de - Federico Gambarini/dpa

AKTUALISIERT  – Die AS Rom um Trainer José Mourinho verteidigte in den Halbfinal-Spielen der Europa League gegen Bayer Leverkusen mit allen Mitteln. Zeitspiel und Schauspiel-Einlagen sorgten aber für Unmut.

„Ekelhaft“, „Frechheit“, „Schande“: Ihrem Ärger über die römischen Spielverderber von Star-Trainer José Mourinho machten Spieler und Verantwortliche von Bayer Leverkusen nach dem verpassten Endspiel-Einzug wortgewaltig Luft.

Es war dabei gar nicht mal die destruktive Spielweise der AS Rom beim 0:0 im Halbfinal-Rückspiel der Europa League, die bei Bayer alle verärgerte. Sondern die aufreizende und provokante Art, über Schauspiel-Einlagen bei vermeintlichen Verletzungen Zeit zu schinden.

18.05.2023, Nordrhein-Westfalen, Leverkusen: Roms Lorenzo Pellegrini liegt verletzt auf dem Boden. Foto: Bernd Thissen/dpa

Statt acht hätte man locker 20 Minuten nachspielen lassen müssen, schimpfte der normalerweise eher diplomatische Sportchef Simon Rolfes: „Ansonsten lässt der Schiedsrichter sich verarschen, wenn er das mit sich machen lässt.“ Der Ex-Nationalspieler ärgerte sich, „dass nach jedem Torschuss ein Römer fast mit der Trage runtergetragen werden musste, so schwer waren die ja verletzt“. Und er sagte gar: „Ich glaube, dass alle, die heute im Stadion waren, Sevilla alles Gute fürs Finale wünschen.“

Rekordsieger FC Sevilla ist im Endspiel am 31. Mai in Budapest Gegner der Römer. Auch Bayer-Kapitän Lukas Hradecky versicherte, er werde nach den Erlebnissen vom Donnerstag dabei „fest an der Seite“ der Spanier stehen. „Die Nettospielzeit waren vielleicht 25 oder 30 Minuten, das ist eine Schande“, sagte der Torhüter: „Okay, das ist Mourinho-Fußball. Aber das ist schwer zu akzeptieren.“

18.05.2023, Nordrhein-Westfalen, Leverkusen: Simon Rolfes, Geschäftsführer Sport Bayer 04 Leverkusen, reagiert nach dem Spiel. Foto: Bernd Thissen/dpa

Das war es auch für Nadiem Amiri. Die Römer seien eine Mannschaft, „die mit Fußball nix tun hat“, erklärte der Offensivspieler: „Was die heute gespielt haben und auch schon in Rom, das war wirklich eine Frechheit. Bei jeder Aktion fallen sie hin, jeden Ball schießen die lang. Das ist kein Fußball. Dass so eine Mannschaft im Finale ist, ist Wahnsinn.“ Und Kerem Demirbay konstatierte: „Es ist schade, dass so eine Spielweise auf so einem Niveau im Halbfinale belohnt wird. Das ist schon sehr, sehr bitter für den Fußball. Sie haben es am Ende sehr ekelhaft gemacht, das muss man so auf den Punkt bringen.“

„The Special One“ Mourinho ärgerten diese Aussage allesamt nicht. Man hatte eher das Gefühl, sie bereiteten ihm eine ähnlich diebische Freude wie das vergebliche Anrennen der Leverkusen, die trotz 23:1 Torschüssen das 0:1 aus dem Hinspiel nicht wettmachen konnten.

„Ich denke, es ist die alte Geschichte: Das Team, das verliert, sieht es immer als Entschuldigung. Aber umgekehrt würden sie immer das Gleiche machen“, sagte der Portugiese, der im Falle eines sechsten Titels in seinem sechsten Europacup-Finale zum alleinigen Rekordtrainer aufsteigen könnte.

18.05.2023, Nordrhein-Westfalen, Leverkusen: Roms Trainer José Mourinho jubelt nach dem Spiel. Foto: Federico Gambarini/dpa

Dann lobte er demonstrativ und genüsslich Schiedsrichter Slavko Vincic aus Slowenien. „Das war ein fast schon episches Spiel gegen einen guten Gegner mit einem tollen Schiedsrichter“, sagte er: „Ohne solch einen Schiedsrichter hätte das Spiel chaotisch werden können.“

Doch auch die drei Ex-Nationalspieler als Experten bei RTL ärgerten sich über das Auftreten der Römer. „Das ist natürlich keine schöne Art, in ein Finale einzuziehen. Für den Fußball war es schade“, sagte Karl-Heinz Riedle, der einst für Lazio Rom stürmte: „Lothar und ich haben auch in Italien gespielt. Da man hat mal provoziert, aber das hier war absolut über Maß.“

Das bestätigte Lothar Matthäus: „Rom war nur auf das eine Aus. Verzögerungen, Unterbrechungen und ihre Defensivleistung. Das war kein schöner Fußball.“ Und Steffen Freund erklärte: „Es ist die Art und Weise, die einen zermürbt und verrückt macht. Das ist wirklich aber so was von an der Grenze.“

Bei Bayer vergaßen sie aber auch nicht, nach zwei Spielen ohne Tor Selbstkritik zu üben. „Wir müssen einfach abgewichster und erwachsener werden“, sagte Amiri. Und das am besten schon in den letzten beiden Bundesliga-Spielen. Denn sonst droht Bayer ausgerechnet nach dieser emotionalen Europacup-Reise ins Halbfinale eine Saison ohne Europacup-Teilnahme. Und das gab es in den vergangenen zwölf Jahren nur einmal. (dpa)

Leverkusens Titel-Traum zerplatzt an Roms Abwehr-Bollwerk – Europa-League-Spezialist FC Sevilla im Finale

Bayer Leverkusens Traum vom Europa-League-Triumph ist am römischen Abwehr-Bollwerk von Meister-Taktiker José Mourinho zerplatzt. Im Finale in Budapest trifft der AS Rom auf den FC Sevilla.

Im Halbfinal-Rückspiel rannte der Fußball-Bundesligist leidenschaftlich und beherzt, aber auch erfolglos an und schied durch das 0:0 gegen die AS Rom aus. Das Hinspiel hatte Leverkusen in der Vorwoche 0:1 verloren.

Damit verpasste Bayer ausgerechnet am 35. Jahrestag des größten Vereinserfolgs im UEFA-Cup die dritte Endspiel-Teilnahme in einem Europacup nach eben 1988 und 2002.

18.05.2023, Nordrhein-Westfalen, Leverkusen: Roms Nicola Zalewski und Leverkusens Exequiel Palacios (r) kämpfen um den Ball. Foto: Bernd Thissen/dpa

Zudem wird die Bundesliga in diesem Jahr in keinem der Endspiele vertreten sein. Bayer war der letzte deutsche Club in einem der internationalen Wettbewerbe.

Leverkusen muss nun hoffen, sich wenigstens über die Liga für Europa in der neuen Saison zu qualifizieren. Der aktuell siebte Platz zwei Spieltage vor dem Saisonende würde nur für die Conference League reichen. Und auch nur dann, wenn RB Leipzig das Pokalfinale gegen Eintracht Frankfurt gewinnt.

Mourinho dagegen setzte sich im Trainer-Duell gegen seinen ehemaligen Spieler Xabi Alonso durch und kann im Endspiel am 31. Mai in Budapest alleiniger Rekordhalter in Bezug auf Europacup-Siege werden. Bisher führt er die Rangliste mit fünf Titeln in den verschiedenen Wettbewerben gemeinsam mit dem früheren Bayern-Trainer Giovanni Trapattoni an.

Sevilla verhindert rein italienisches Europa-League-Finale

Rekordsieger FC Sevilla greift zum siebten Mal nach dem Titel in der Fußball-Europa-League. Die Spanier setzten sich am Donnerstagabend mit 2:1 nach Verlängerung gegen Juventus Turin durch und buchten damit ihr Ticket für das Endspiel in Budapest am 31. Mai.

18.05.2023, Spanien, Sevilla: Suso (r) von Sevilla erzielt den Führungstreffer. Foto: Jose Breton/AP/dpa

Nach der regulären Spielzeit hatte es 1:1 gestanden. Schon im Halbfinal-Hinspiel vor einer Woche hatten sich beide Teams 1:1 getrennt. Im Endspiel trifft Sevilla nun auf die AS Rom.

Dusan Vlahovic (65. Minute) brachte Juve bei den Spaniern zunächst in Führung. Doch die insgesamt überlegenen Gastgeber kamen dank des Tores von Suso (72.) schnell zurück. Auch in der Verlängerung war Sevilla das bessere Team und versuchte es wie schon zuvor immer wieder mit Flanken von den Außenbahnen. Nach einer Hereingabe von Bryan war es dann so weit: Erik Lamela (95.) erzielte per Kopf und zur großen Freude der meisten Zuschauer im Estadio Ramón Sánchez Pizjuán den Siegtreffer.

Juventus versuchte danach noch, ins Elfmeterschießen zu kommen, doch das Aufbäumen kam auch nach dem Platzverweis von Sevillas Marcos Acuña (115.) zu spät. (dpa)

West Ham und Florenz im Finale der Conference League

West Ham United und die AC Florenz stehen im Finale der Conference League. Die Engländer gewannen ihr Halbfinal-Rückspiel bei AZ Alkmaar am Donnerstagabend mit 1:0 (0:0) und spielen damit am 7. Juni in Prag um den Titel.

Pablo Fornals erzielte in der vierten Minute der Nachspielzeit den Treffer für West Ham. Schon das Hinspiel hatte das Fußball-Team von Trainer David Moyes mit 2:1 gegen die Niederländer gewonnen.

Florenz setzte sich mit 3:1 nach Verlängerung beim FC Basel durch. Antonín Barák erzielte in der neunten Minute der Nachspielzeit den Final-Treffer für die Italiener.

Nach der regulären Spielzeit hatte Florenz dank des Doppelpacks des Ex-Stuttgarters Nicolás González (35./72.) 2:1 geführt. Zeki Amdouni (55.) traf für die Schweizer. Das Hinspiel hatte Basel 2:1 gewonnen. (dpa)

9 Antworten auf “Leverkusen sauer auf die Mauer-Taktik von AS Rom: „Das ist kein Fußball“ – „Wünschen Sevilla alles Gute“”

  1. FC-Bayern-Fan

    warum sollte Jose Mourinho so spielen, dass Bayer Leverkusen gewinnt ?
    Also ein sehr guter und erfahrener Trainer, welcher seine Mannschaft auf Sieg eingestellt hat.
    Ob Bayer Leverkusen wirklich gut sind, stelle ich infrage, denn wenn man so viele Torchancen und Torschüsse hat und kein Tor erzielt, ist man dann wirklich gut.
    Durch die Rom Taktik war es natürlich auch kein schönes Spiel für die Zuseher, aber das
    ist dann leider so.

  2. Die Kritik von Leverkusen ist natürlich übertrieben. Trotzdem wäre es an der Zeit, dass die Regeln über die Nachspielzeit angepasst werden, damit die Spieler lernen, dass es keinen Sinn macht, Zeit zu schinden. Bei der WM hat man das gemacht, weshalb also nicht auch in den nationalen Ligen und im Europapokal?

  3. Schlechter Verlierer!
    Sagen wir mal so, 23 Schüsse auf’s Tor ohne den Ball rein zu schiessen ist ein Armutszeugnis.
    Nächstes Jahr weiss Leverkusen dass man das Toreschiessen üben muss.
    Dann mal ran an die Bouletten

    • Torschützen-Legastheniker

      @jan absolut richtig! Wer das Tor nicht treffen kann, kann im Fußball nicht gewinnen… dass Italiener „mauern“ und Mourinho ein sportliches „Ekel“ ist, war ja wohl auch vorher bekannt. Selbst schuld…

  4. Regeländerung

    Es handelt sich doch meist um die südländischen Klubs, die auf Zeit spielen. Im Spiel Manchester gegen Real gab es praktisch keinen Grund zum Nachspielen – daher war das Spiel auch attraktiv und spannend.
    Weshalb nicht einfach die Zeit „anhalten“ (bei Verletzungen, Diskussionen, VAR, Karten,…) wie beispielsweise beim Basketball. Dann braucht man dieses sehr „subjektiv“ wirkende Nachspielzeiten-Gehabe nicht mehr.

    Der RTL-Experte Steffen Freund – zu seiner aktiven Zeit sicherlich auch kein Kind von Traurigkeit und mit allen Wassern gewaschen – forderte eine 2stellige Nachspielzeit. Natürlich tendiert man in diesem Fall als Leverkusener/Deutscher Fan zu solchen Aussagen, doch glaube ich, dass die gewährten 8 Minuten der Wirklichkeit entsprechen.

    Der Spielfluss leidet ungemein darunter, so dass vielleicht andere Regeln kommen müssten… die Spieler sind ja nicht so verletzt, dass sie nicht mehr alleine vom Platz kommen, oder? Denn meistens genügt ein nasser Lappen und ein Schluck aus der Flasche und schon sprinten die Millionäre wieder los.

    Beispiel: wenn ein Spieler vom Platz „humpelt“ = keine Zeit anhalten / wenn ein Spieler auf dem Platz behandelt werden muss = Zeit anhalten und zusätzlich eine 2 minütige Zeitstrafe wegen „Verzögerung“ – dann würde es endlich aufhören, dass sich Spieler während des Spiels einfach mal so auf den Hinter setzen und den „eingebildeten Kranken“ mimen.

  5. Peter Müller

    Die Länge eines Fussballspiels auf zweimal 30 Minuten verkürzen. Dann wie bei anderen Sportarten sofort bei jeder Unterbrechung , Eckball, Freistoss oder Auswechslung die Zeit anhalten. So kommt man auch locker auf 45 Minuten pro Halbzeit.

  6. Wenn ich den Anspruch erhebe, den Titel holen zu wollen, muss ich in der Lage sein, eine ‚Betonmsurt‘ zu knacken. Wenn nicht, dann waren die anderen taktisch überlegen und raffinierter. Schade für den Zuschauer, aber am Ende zählt das Resultat.

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